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Moonlight Drucken E-Mail
Gute Mischung aus Jugenddrama und Milieustudie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 21 Februar 2017
 
Oscar-SPECiAL

 
Moonlight
Originaltitel: Moonlight
Produktionsland/jahr: USA 2016
Bewertung:
Studio/Verleih: Plan B Entertainment/A24/DCM Film Distribution
Regie: Barry Jenkins
Produzenten: U.a. Dede Gardner, Jeremy Kleiner & Adele Romanski
Drehbuch: Barry Jenkins & Tarell Alvin McCraney
Filmmusik: Nicholas Britell
Kamera: James Laxton
Schnitt: Joi McMillon & Nat Sanders
Genre: Drama
Kinostart Deutschland: 09. März 2017
Kinostart USA: 21. Oktober 2016
Laufzeit: 111 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Alex Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, Naomie Harris, Mahershala Ali, Janelle Monáe, André Holland u.a.


Kurzinhalt: Chiron, von allen aufgrund seiner Körpergröße und seines schmächtigen Aussehens nur Little genannt, wird in der Schule gehänselt und schikaniert. Auch zu Hause erwartet ihn kein sicherer Hafen, ist seine drogensüchtige Mutter doch sehr launenhaft, und insgesamt auch damit überfordert, einen kleinen Jungen großzuziehen. So verwundert es auch nicht, dass er immer wieder Reißaus nimmt. Eines Tages trifft er während er durch die Straßen Miamis streift auf den Drogendealer Juan, der sich des Jungen annimmt. Juan und seine Freundin Teresa werden für Little schon bald so etwas wie eine Ersatzfamilie. Einige Jahre später ist aus dem Jungen ein Teenager geworden. Doch nach wie vor wird er an der High School von anderen drangsaliert. Zudem plagt ihn sein sexuelles Erwachen, im Zuge dessen er sich seiner eigenen Homosexualität stellen muss. Einige Jahre nach einem schweren Zwischenfall an der Schule, der ihn in den Jugendknast brachte, ist aus dem einstigen Zniachtl ein stattlicher, muskulöser Mann geworden, der sich als Gangster Black neu erfunden hat. Doch als sein ehemaliger bester Freund mit ihm Kontakt aufnimmt, bringt dies seine alten, seither verdrängten Gefühle wieder an die Oberfläche…

Review: Szenenbild. Kennt ihr das? Ihr hört von einem Film, und denkt, dass der eigentlich genau auf eurer Wellenlänge sein müsste – ertappt euch dann aber dabei, dass ihr ihn deutlich mehr mögen würdet, als ihr das tut? Genau so erging es mir bei "Moonlight". Auf dem Papier hätte das eigentlich genau mein Film sein müssen. Ich bin ein großer Verfechter davon, zunehmend Filme aus einem Nicht-weißen Umfeld zu erzählen, da ich die filmische Repräsentation anderer Ethnien für elementar halte. Und auch wenn sich im Bereich der Akzeptanz von Homosexualität in den letzten Jahrzehnten erfreulich viel getan hat (wenn ich auch momentan meine, eher wieder Rückschritte zu erleben), sind diese trotzdem auch heute immer noch Ziel von Gespött, Hass und Gewalt. Ein Film, der nun beides vereint, klang für mich sehr verheißungsvoll. Und damit wir uns nicht falsch verstehen, "Moonlight" ist beileibe kein schlechter Film. Zumindest für mich war er aber halt leider auch nicht jenes Highlight, auf das ich eigentlich gehofft hatte.

Bei meiner Ursachenforschung drängt sich für mich in erster Linie der ungewöhnliche Aufbau auf. Wie die Inhaltsangabe schon verrät, wird "Moonlight" in drei voneinander recht unabhängigen Kapitel erzählt, die jeweils nur wenige Tage aus Chirons Leben schildern, und uns somit auch wirklich nur einen kleinen Einblick in sein Leben geben. Zudem sind die Sprünge zwischen den Kapiteln teils heftig, wobei ich vor allem den Übergang von Teil 2 zu 3 sehr heftig fand. Die dort gezeigte Entwicklung war mir dann doch irgendwie zu drastisch, weshalb ich doch einige Zeit gebraucht habe, um wieder in den Film hineinzufinden. Natürlich ist die Entwicklung letztendlich überaus schlüssig. Mangels einer Vaterfigur in seinem Leben hat Chiron zu Juan aufgesehen. So gesehen ist es auch kein Wunder, dass er als Erwachsener in seine Fußstapfen tritt. Genauso wenig überrascht es, dass dieser sensible, zarte Junge, der ständig gehänselt und drangsaliert wurde, mittlerweile aus Selbstschutz abgehärtet ist, und sich nach seinem Gefängnisaufenthalt quasi neu erfunden hat. Und doch dauerte es lange, ehe ich Little bzw. Chiron in Black wiedererkannt habe. Dass der Protagonist sehr still und verschlossen ist, und sich von seiner Umgebung – und damit auch uns, dem Zuschauer – distanziert, half wohl auch nicht gerade dabei, mich zu ihm eine Verbindung aufbauen zu lassen. Und so verfehlten leider manche Momente die vom Film gewünschte emotionale Wirkung bei mir.

Szenenbild. Positiv stechen in erster Linie die schauspielerischen Leistungen hervor. Alle drei Darsteller von Chiron konnten auf ihre Art und Weise überzeugen, wobei es mir vor allem Alex Hibbert als Little angetan hatte. Aber auch seine letzte Inkarnation Trevante Rhodes bekam ein paar starke Momente, und durfte ein paar nette Emotionen zeigen. In erster Linie gehört der Film aus meiner Sicht aber Naomie Harris, die als seine Mutter eine bestechende Leistung zeigt – wobei mich Mahershala Ali als Juan ebenfalls beeindrucken konnte (beide dürfen sich ja berechtigte Hoffnungen auf die Nebendarsteller-Oscars machen). Zudem fand ich es sehr interessant, in dieses Milieu, mit dem ich im echten Leben wenig bis gar nichts zu tun habe, einzutauchen, und einen Einblick in das Leben junger afroamerikanischer Menschen in den USA zu gewinnen. Und ein paar wirklich starke Szenen waren dann ja doch noch darunter, wobei für mich vor allem die Aussprache mit seiner Mutter sowie das Finale bei seinem Jugendfreund (und sein "Geständnis") hervorstachen. Letzten Endes führt aber leider kein Weg daran vorbei, dass ich die Idee hinter dem Film schlussendlich besser gefällt, als der Film an sich.

Fazit: "Moonlight" hat mich leider doch ein wenig enttäuscht. Zwar beileibe kein schlechter Film, bin ich irgendwie nie so recht in die Geschichte hineingekommen, hat mich das Geschehen nie wirklich mitgerissen, und habe ich mit Chiron nur bedingt mitgefühlt. Vielleicht lag's an der episodenhaften Struktur, die uns immer nur kurze Auszüge seines Lebens zeigte – wobei mir vor allem der Sprung vom zweiten zum dritten Kapitel irgendwie zu drastisch war und mir da zu viel ausgelassen wurde. Oder vielleicht lag's auch an Chirons distanzierter Art, die – so verständlich und schlüssig sie grundsätzlich auch sein mag – doch eine gewisse, entsprechende Distanz auch zu mir aufgebaut hat. Denn grundsätzlich mochte ich die Thematik ja eigentlich, gab es einige starke, einzelne Momente, und die schauspielerischen Leistungen waren ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Zudem liegt in dieser Geschichte zweifellos eine gewisse, inheränte Tragik, was die sich vor unseren Augen abspielende Entwicklung des Protagonisten betrifft. Aber eine große emotionale Wirkung auf mich, wie sie andere Jugend- und/oder Homosexualitäts-Dramen in der Vergangenheit bei mir schon hatten, ließ "Moonlight" zumindest in meinem Fall leider vermissen.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 DCM Film Distribution)


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