Kurzinhalt:
John Wick hat seinen Rachefeldzug, nachdem man sein Auto geklaut und seinen Hund getötet hat, erfolgreich abgeschlossen. Er möchte nichts weiter, als wieder in den Ruhestand zurückzukehren, doch sein kurzer Ausflug zurück ins Geschäft hat Folgen: Santino D'Antonio, ein Mitglied der Gomorrha, steht vor seiner Tür. Einst half er John Wick bei jenem unmöglichen Auftrag, der seinen Ausstieg ermöglichte. Seither steht er mit einer Blutmünze bei Santino in der Schuld. Nun ist er gekommen, um sie einzulösen. Gemäß den Regeln bleibt John keine andere Wahl, als Santinos Auftrag zu erfüllen. Dieser weist ihn an, seine Schwester Gianna zu ermorden, die statt ihm den Sitz ihres verstorbenen Vaters in der Kammer übernommen hat. Widerwillig führt John Wick den Auftrag aus – und gerät damit in die Schusslinie so ziemlich jeder größeren internationalen Verbrecherorganisation…
Review:
Der Anfang 2015 hierzulande in den Kinos gestartete "John Wick" war ein herrlich klassischer, altmodischer und schnörkelloser Actionthriller mit einem Keanu Reeves in Bestform, einem schön geradlinigen Plot, sowie toll inszenierter Action, die sich dem Trend zu bis zur Unkenntlichkeit zerschnittenen und gezoomten Actionszenen lobenswerterweise entgegenstellte. Vor allem aber ist Regisseur Chad Stahelski und Drehbuchautor Derek Kolstad nicht nur ein Achtungs-, sondern insbesondere auch ein Überraschungserfolg gelungen (denn nach ein paar Halb-Flops hatten wohl die wenigstens an den nächsten Actionfilm mit Keanu Reeves noch sonderlich hohe Erwartungen gehabt). An einen eben solchen anzuknüpfen, ist immer schwer, da die Fortsetzung eben nicht mehr aus dem heiteren Himmel kommt, und man schon mit einer ganz anderen Erwartungshaltung an sie herangeht. Insofern mischte sich in meine Vorfreude doch auch ein bisschen Rest-Skepsis, fürchtete ich doch, dass der Blitz nicht zwei Mal an der gleichen Stelle einschlagen würde. Letztendlich hat man bei "John Wick 2" aber praktisch alles richtig gemacht.
Der wichtigste Faktor für den neuerlichen Erfolg ist wohl, dass es gelungen ist, sowohl vor als auch hinter der Kamera das Team aus den ersten Teil wieder zu vereinen. Keanu Reeves ist zwar zweifellos – vorsichtig ausgedrückt – nicht der ausdrucksstärkste Schauspieler seiner Generation, aber in den richtigen Rollen kann er absolut überzeugen. Wie eben auch als John Wick, der ihm dank dessen Stoizismus, der ihn somit auch nicht dazu zwingt, allzu viel Gefühl zu zeigen, wie auf den Leib geschrieben scheint. Zumal er auch in den Actionzenen, sei es den Schießereien oder dem Nahkampf, voll und ganz überzeugt. Regisseur Chad Stahelski bleibt seinem Stil aus dem ersten Teil dankenswerterweise ebenfalls treu. Er inszeniert den Film einerseits wieder sehr stylisch, mit ein paar knallig-bunten Farben, und achtet bei der Action darauf, dass diese zwar einerseits rasant und packend ist, man ihr jedoch als Zuschauer immer gut folgen kann (mit der ersten Verfolgungsjagd gleich zu Beginn als für seine Verhältnisse ungewöhnlich verwackelte Ausnahme, die ihm jedoch verziehen sei). Darüber hinaus ist die Action wieder einmal sehr gut choreographiert, kann mit der einen oder anderen schönen, längeren Einstellung aufwarten, und ist vor allem auch wieder absolut kompromisslos und knallhart; kein Wunder, dass die FSK hier das "Ab 18"-Siegel vergab (dass sich der erste in Wahrheit auch schon verdient gehabt hätte). Und damit die Action im weiteren Verlauf des Films nicht zu eintönig wird (eine Gefahr, die vielleicht mit Ausnahme des ersten Teils der Schießerei beim Showdown erfolgreich umschifft wurde), wechselt man nicht nur immer wieder zwischen Faustkämpfen, Schießereien sowie der gelegentlichen Verfolgungsjagd, sondern reichert sie auch immer wieder um ein paar coole, originelle Einfälle an; so kurze Momente, die hervorstechen und in Erinnerung bleiben. Und auch die kills sind wieder einmal absolut schonungslos und brutal.
All dies sind jene Aspekte, wo Teil 2 erfolgreich in die Fußstapfen des ersten tritt. Wo man jedoch meines Erachtens im Vergleich zu Vorgänger sogar noch ein bisschen eins draufsetzt, ist beim Drehbuch von Derek Kolstad. Das äußerst schlichte – und selbstironische (statt der Frau wird der Hund, den die verstorbene Frau ihm geschenkt hat, gefridgt) – Setup des ersten hatten zwar auch etwas, die diesmal einen Hauch komplexere und tiefgründigere Handlung (mit den Schatten der Vergangenheit, die John Wick einholen, statt einfach nur einer klassisch-banalen Rachestory) war dann aber hauptverantwortlich dafür, dass mir die Fortsetzung sogar noch eine Spur besser gefallen konnte als der Vorgänger. Ganz perfekt ist allerdings auch John Wick's zweites Kapitel nicht. So ist der Film insgesamt ein Euzerl zu lang, Riccardo Scamarcio bleibt als Bösewicht leider ziemlich blass und unauffällig, und kann in dieser Rolle weder Alfie Allen noch Michael Nyqvist das Wasser reichen (bzw. wird von seiner Handlangerin Ruby Rose gnadenlos an die Wand gespielt), und im Gegensatz zum in sich (ab)geschlossenen Vorgänger schreit "John Wick 2" förmlich nach einem Sequel – welches nach diesem überaus gefälligen zweiten Kapitel aber auch ruhig kommen darf.
Fazit:
Ich will eure Erwartungen nicht zu hoch Schrauben, da es der Nachfolger zu einem solchen Überraschungsfilm wie "John Wick" diesbezüglich ja ohnehin von vornherein immer schwer hat. Mir persönlich hat das 2. Kapitel der Geschichte aber sogar noch eine Spur besser gefallen als der ohnehin schon gelungene Einstieg. Der wesentliche Erfolgsfaktor, dass die Formel auch beim zweiten Mal noch blendend funktioniert, war dabei sicherlich, dass es nicht nur vor, sondern vor allem auch hinter der Kamera gelungen ist, das gleiche Team zu engagieren. Regisseur Chad Stahelski, bei den Matrix-Filmen noch als Keanu Reeves Stuntdouble im Einsatz, bleibt dabei seinem Stil treu: Die Action ist wieder einmal fantastisch inszeniert, und verzichtet auf zu schnelle Schnitte und/oder zu starke Zooms. Stattdessen ist klar ersichtlich, was passiert, weshalb mich die Action eben auch so richtig hineinzieht. Darüber hinaus hat man sich ein paar coole Ideen einfallen lassen, und auch einige nette Locations für die Kämpfe und Schießereien gefunden. Keanu Reeves erweist sich erneut als genau diese Rollen des stillen-stoisch-knallharten Helden für optimal. Und Derek Kolstadt steuerte ein für meinen Geschmack noch eine Spur besseres, da interessanteres, Drehbuch als beim ersten Teil bei. Einzig der Bösewicht ist wenig auffällig, und fällt im Vergleich zu den anderen Aspekten der Produktion etwas ab. Insgesamt ist "John Wick: Kapitel 2" aber ein (weiterer) cooler, stylischer und vor allem knallharter Actionthriller, der Fans des Genres voll und ganz zufriedenstellen sollte.