Mit: Kurt Russell, Steve Buscemi, Peter Fonda, Cliff Robertson, Valeria Golino, Stacy Keach, Pam Grier, Bruce Campbell, Georges Corraface, Michelle Forbes, A.J. Langer, Peter Jason u.a.
Kurzinhalt:
Im Jahr 2000 wird Los Angeles aufgrund eines Erdbebens vom amerikanischen Festland getrennt. Kurz darauf lässt der Präsident die Verfassung ändern, und sichert sich das Amt auf Lebenszeit. Alles, was nicht seinen moralischen Vorstellungen entspricht, wird verboten, und jene, die sich nicht daran halten, werden nach Los Angeles verbannt. Verständlicherweise regt sich schon bald Widerstand gegen den Diktator. Dem Anführer einer Revolutionsgruppe, Cuervo Jones, gelingt es schließlich, die Tochter des Präsidenten, Utopia, für sich einzunehmen. Diese stiehlt daraufhin von ihrem Vater den Kontrollmechanismus für eine neu entwickelte Waffe, die das Potential besitzt, die Welt zu vernichten, und schließt sich Cuervo in Los Angeles an. Snake Plissken soll nun sowohl Utopie als auch die Fernbedienung wiederbeschaffen. Dafür bleiben ihm genau zehn Stunden Zeit – dann wird das Gift dass in seinen Adern fließt seine Wirkung tun, und ihn umbringen…
Review:
Mit Sequels ist das so eine Sache. Als Filmemacher steht man da immer vor der Herausforderung, einerseits nicht einfach nur eine reine Kopie des ersten Teils abzuliefern, andererseits sich aber auch nicht zu weit von diesem fortzubewegen, um nicht zu riskieren, genau das zu verlieren, was die Zuschauer am Vorgänger so geliebt haben. Ein Spagat, der "Flucht aus L.A." nicht wirklich gelingt. Es ist das einzige Sequel, welches John Carpenter je gedreht hat, und rückwirkend fragt man sich irgendwie echt, was ihn just an diesem Filmprojekt so gereizt hat. Denn ähnlich wie "Stirb Langsam 2" erweist sich auch "Flucht aus L.A." eher als ein Remake denn eine Fortsetzung des ersten Teils – nur, und das ist die Krux, deutlich schlechter als alles, was im Original zu sehen war. Dabei vermischt "Flucht aus L.A." den klassischen "more of the same"-Ansatz mit der für Sequels nicht minder typischen "Höher, schneller, weiter"-Regel. So ist hier nun statt Manhattan gleich ganz Los Angeles eine Gefängnisinsel – somit muss Snake ein viel größeres Gebiet durchsuchen. Zugleich stehen ihm dafür diesmal aber nicht mehr 24 Stunden, sondern lediglich 10 zur Verfügung. Eine Verkürzung der Deadline, die letztendlich insofern belanglos ist, als man ein Scheitern eh nie in Betracht zieht.
Nun gut, solche MOTS-Sequels sind zwar selten originell, können aber trotzdem noch einiges an Spaß machen – auch dafür kann man den oben erwähnten "Stirb Langsam 2" als Beweisstück heranziehen. "Flucht aus L.A." hingegen leider nicht. Klar, Snake Plissken ist nach wie vor 'ne coole Sau, dennoch hat er mich bei seinem ersten Auftritt deutlich mehr beeindruckt, als hier. Die Besetzung mag mit dem einen oder anderen bekannten Gesicht aufwarten (Stacy Keach, Peter Fonda, Steve Buscemi, Cliff Robertson, Pam Grier, Bruce Campbell, Michelle Forbes, Peter Jason, sowie Valeria Golino, auf die ich damals – u.a. dank "Hot Shots" – 'nen ziemlichen Stand hatte), leider aber hinterließen ihre jeweiligen Rollen bzw. Figuren überwiegend keinen Eindruck. Ein ähnlich sympathischer und/oder denkwürdiger Charakter wie der von Ernest Borgnine dargestellte Taxifahrer oder Lee Van Cleefs Bösewicht war weit und breit nicht auszumachen. Die Action ist ebenfalls sehr enttäuschend. Der Showdown mag sich noch am besten schlagen, dennoch schießt man im verzweifelten Versuch, den ersten diesbezüglich auszustechen, teilweise unweigerlich übers Ziel hinaus. Der absolute Tiefpunkt war zweifellos die Surf-Szene, Spätestens ab diesem Moment konnte ich den Film einfach überhaupt nicht mehr ernst nehmen – was ich gerade auch bei einem Actionthriller für sehr problematisch halte. Aber auch die Basketballszene davor war schon recht grenzwertig. Generell hat man meines Erachtens beim Versuch, die Action spektakulärer zu machen, gerade jene Bodenständigkeit verloren, welche diese im ersten Teil für mich so auszeichnete. Und insgesamt fand ich "Flucht aus L.A." halt einfach nicht spannend. Es besteht von Anfang an kein Zweifel, wie das Ganze ausgehen wird, und mit Ausnahme des von vornherein ungefährdeten Plissken waren mir alle anderen Figuren schlicht und ergreifend egal.
Ein paar Pluspunkte verhindern dann aber immerhin den völligen Absturz. Snake mag hier zwar nicht mehr so beeindruckt haben wie im ersten Teil, trug aber nach wie vor viel zum Gelingen des Films bei – gleiches (nämlich beide Teile der Aussage) gilt dabei gleichermaßen auch für seinen Darsteller Kurt Russell. Überaus positiv fand ich auch die politische Aussage, die meiner persönlichen Einstellung auch näher ist als jene aus dem ersten. Dort hatten sich die Gefangenen in Manhattan ihr Schicksal ja durchaus verdient. Mittlerweile sind die USA jedoch eine Diktatur, und es werden einfach alle unerwünschten nach Los Angeles geschickt – die wiederum den Ort weniger als Gefängnis, denn als das wahre "Land of the Free" feiern. Das hatte für mich schon einen gewissen Charme, bzw. fand ich von der politischen Aussage dahinter sehr interessant. Mit Taslima hatte der Film zudem– abseits von Snake Plissken – immerhin eine einzige wirklich sympathische Figur zu bieten (umso bedauerlicher ihr frühes, plötzliches und sinnloses Abtreten). Und vor allem das Ende des Films konnte mir sehr gut gefallen, und reißt ihn noch einmal ordentlich heraus. Der Weg dorthin ist jedoch leider überaus holprig.
Fazit:
Im Gegensatz zu "Die Klapperschlange" konnte mich "Flucht aus L.A." leider auch bei der Zweitsichtung nicht überzeugen. Am besten gefielen mir noch das Setting, die damit einhergehende politische Message, sowie vor allem auch das Finale. Insgesamt war er mir aber dem ersten viel zu ähnlich, und wirkte wie ein lahmer, müder Abklatsch. Mit Ausnahme von Snake und Taslima konnte ich mit keiner der Figuren etwas anfangen, wobei ich vor allem die Bösewichte diesmal sehr schwach fand. Auch das klaustrophobische Gefühl des ersten fehlte ihm völlig. Zu keinem Zeitpunkt wollte bei mir Spannung aufkommen. Und die Action war mir teilweise viel zu übertrieben, was insbesondere für die peinlich-lächerliche Surfszene gilt. Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen völlig überzogene Over the Top-Action, aber hier wollte es für mich einfach absolut nicht hineinpassen. "Die Klapperschlange" ist ein Action-Klassiker, den man sich immer wieder mal anschauen kann. Ich wünschte, ich könnte über "Flucht aus L.A." das gleiche sagen, aber zumindest in meinen Augen hat sich keine meiner beiden Sichtungen – und bei denen wird es nun wohl auch bleiben – sonderlich gelohnt.