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Science Fiction-Nahrung für Herz und Hirn Kategorie: Filme - Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum: Donnerstag, 24 November 2016
 
Oscar-SPECiAL

 
Arrival
Originaltitel: Arrival
Produktionsland/jahr: USA 2016
Bewertung:
Studio/Verleih: Lava Bear Films/Sony Pictures
Regie: Denis Villeneuve
Produzenten: U.a. Dan Levine, Shawn Levy, David Linde & Aaron Ryder
Drehbuch: Eric Heisserer, nach einer Geschichte von Ted Chiang
Filmmusik: Jóhann Jóhannsson
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Joe Walker
Genre: Science Fiction
Kinostart Deutschland: 24. November 2016
Kinostart USA: 11. November 2016
Laufzeit: 116 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Sangita Patel, Tzi Ma, Mark O'Brian, Abigail Pniowsky u.a.


Kurzinhalt: An zwölf scheinbar willkürlich rund um die Erdkugel verteilten Standorten erscheinen plötzlich mysteriöse Artefakte, die außerirdischen Ursprungs zu sein scheinen. Nachdem die ersten Versuche des Militärs, mit den Aliens in Kontakt zu treten, erfolglos verlaufen, wendet sich Colonel Weber an die Linguistin Dr. Louise Banks, um ihre Sprache zu entschlüsseln und eine Kommunikation zu ermöglichen. Besonders interessiert ist man natürlich an der Frage, wieso die Außerirdischen auf unseren Planeten gekommen sind, und was genau sie von uns wollen. Zu Beginn verlaufen die Arbeiten eher schleppend; dann jedoch gelingt Louise der Durchbruch. Doch die übersetzte Nachricht der Außerirdischen klingt unheilverkündend…

Review von Christian Siegel: Szenenbild. Das mit Dennis Villeneuve und mir war jetzt nicht unbedingt cineastische Liebe auf den ersten Blick. Der erste Film den ich von ihm gesehen habe, "Prisoners", kam (so zumindest mein Eindruck) auf der ganzen Welt super an – nur nicht bei mir. "Enemy" war so überhaupt nicht meins, und zählte für mich zu den schlechtesten Filmen des betreffenden Kinojahres. Dann kam jedoch "Sicario", und zum ersten Mal konnte ich mich den allgemeinen Lobeshymnen anschließen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an "Arrival", der einfach so klang, als wäre er genau mein Ding. Bis auf einzelne Promo-Bilder und einen Einzeiler zur Handlung wusste ich im Vorfeld nichts über den Film – nicht einmal die Trailer hatte ich mir angeschaut. In freudiger Erwartung, jedoch ohne Idee, was genau mich wohl erwarten würde, setzte ich mich während der Viennale in die Österreich-Premiere des Films – und wurde überwältigt. Zugegebenermaßen bin ich als Verehrer des SF-Genres nun einmal genau die Hauptzielgruppe des Films. Zudem halte ich es für wichtig, mit den richtigen Erwartungen in den Film zu gehen, wobei vor allem der Trailer teilweise einen falschen Eindruck vermittelt. Als Science Fiction-Fan bekommt man aus meiner Sicht mit "Arrival" aber ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk spendiert.

Entgegen des Eindrucks, den der irreführende Trailer erweckt, handelt es sich bei "Arrival" um intelligente Hard-SF, die weniger mit "Independence Day" gemein hat als mit z.B. "Contact" (zu dem sich auch inhaltlich ein paar Überschneidungen ergeben) und "Interstellar". Diesen dreien ist nicht nur eine etwas bodenständigere, nachdenklichere und wissenschaftlichere Herangehensweise an das Science Fiction-Genre gemein, sondern auch, dass sie sich trotz allem nicht damit begnügen, nur das Hirn anzusprechen, sondern auch ordentlich Futter fürs Herz bieten – und dabei (eine interessante Parallele!) jeweils eine Eltern-Kind-Beziehung in den Mittelpunkt stellen. Genauer möchte ich dann aber auf die Handlung eigentlich auch nicht mehr eingehen. Ich selbst sah ihn wie gesagt sehr unvorbereitet, und möchte auch allen Lesern meines Reviews die gleiche Möglichkeit geben. Neben dieser Familiengeschichte steht aber natürlich in erster Linie der Erstkontakt mit Außerirdischen im Fokus. Ähnlich wie "Contact" fußt das ganze dabei auf einem festeren wissenschaftlichen Fundament, als das im Bereich des Genres sonst oft der Fall ist. So steht hier dann auch mit einer Linguistin eine eher ungewöhnliche Filmheldin im Mittelpunkt des Geschehens. Schon allein das lässt "Arrival" aus der Masse an SF-Filmen hervorstechen. Zudem hat sich auch eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik eingeschlichen, was unseren Umgang mit dem Unbekannten und Fremden betrifft. Generell fand ich die Story phantastisch, und ungemein fesselnd. Lange Zeit hatte ich keine Ahnung, wohin sich das Ganze bewegen wird – bis zur grandiosen, gänsehauterzeugenden und bewegenden Wendung, die für einen ungemein emotionalen Abschluss sorgte. Zumindest für mich; ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass es einigen – wie schon bei "Interstellar" – etwas zu phantastisch und metaphysisch sein könnte (wobei man in einem Gespräch zuvor den Grundstein legt; mir persönlich reichte das). Mich hat das Finale jedenfalls umgehauen, und emotional sehr berührt.

Szenenbild. Die aufgrund vieler ihr Talent nicht immer vollends ausschöpfender Rollen sträflich unterschätzte Amy Adams glänzt in der Hauptrolle, und bildet als Dr. Louise Banks das Herz und die Seele des Films. Ihr zur Seite stehen Jeremy Renner und Forest Whitaker (der derart nuschelt, dass ich mir bei meiner OV-Vorstellung eine Übersetzung gewünscht hätte – was nicht einer gewissen Ironie entbehrt), die ebenfalls gefallen – wenn auch nicht begeistern – konnten. Neben Adams und der Story ist der Star des Films Dennis Villeneuve. Nicht nur beschert er uns ein paar wunderschöne Bilder – wie z.B. den Anflug zum Artefakt (wo ich unweigerlich "Also sprach Zarathustra" im Ohr hatte – und ja, das ist als Kompliment zu verstehen), auch der Erzählfluss des Films ist meines Erachtens perfekt, und das von der ersten bis zur letzten Sekunde. Gelobt werden müssen zudem die Set-Designer, die Effektleute (insbesondere was die Aliens betrifft; wenn diese auch nicht die ersten tentakeligen Außerirdischen der Filmgeschichte sein mögen), sowie originelle Einfälle wie z.B. rund um die Gravitation im Monolithen. Und Johann Johannsson steuert einen ungewöhnlichen Score bei – wobei das bestimmende Stück nicht von ihm stammt, sondern vielmehr von Max Richter, dessen "On the Nature of Daylight" bereits in "Shutter Island" prominent vertreten war. Ein Fall von Temp-Track-Liebe? Davon sollte man sich jedoch nicht ablenken lassen, und vielmehr genießen…

Fazit: Meine ohnehin schon hohen Erwartungen wurden von "Arrival" letztendlich sogar noch einmal übertroffen. Dabei ist zu erwähnen, dass Dennis Villeneuves jüngster Film halt nun mal genau auf meiner Wellenlänge liegt: Intelligente Science Fiction, die jedoch nicht nur den Kopf, sondern auch sehr stark das Herz anspricht. Angefangen vom wissenschaftlich plausible Zugang zum schwierigen Erstkontakt mit außerirdischen Lebewesen, über den kritischen Blick auf bestimmte negative Tendenzen der Menschheit, bis hin zum grandiosen und berührenden Finale, das mir Gänsehaut bescherte, konnte mich die Handlung des Films absolut begeistern. Darüber hinaus ist diese visuell überaus bestechend erzählt, und phantastisch geschauspielert, wobei vor allem Amy Adams mit einer phänomenalen Performance besticht, die ihrem großen schauspielerischen Talent endlich einmal wieder gerecht wird. Der ungewöhnliche Score von Johann Johannsson sowie der phantastische Einsatz des großartigen "On the Nature of Daylight" runden das überaus positive Gesamtbild dann schließlich ab. Insgesamt halte ich "Arrival" für ein moderndes Meisterwerk der Science Fiction-Unterhaltung, dass man sich als Fan des Genres nicht entgehen lassen darf. Unglaublich fesselnd, absolut atemberaubend und einfach nur umwerfend, ist "Arrival" für mich als SF-Geek nicht weniger als der Film des Jahres.

Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel


Review von Michael Spieler: Szenenbild. "Arrival" ist einer der Filme, die man als "Hard SciFi" bezeichnen kann. Ein außergewöhnliches Ereignis, oder eine futuristische Umgebung, dienen der Geschichte eher als Ausgangspunkt und Hintergrund, als dass sie ihr tatsächliches Thema wären. So ist es auch hier. Rund um die Welt tauchen 12 muschelförmige Objekte auf, die Wesen beherbergen, die komplett anders kommunizieren und deren Wahrnehmung ganz anders funktioniert. Banks, gespielt von Amy Adams, soll nun zusammen mit einem Physiker, gespielt von Jeremy Renner, die Aliens in der Muschel über amerikanischen Boden dazu bewegen, die Frage zu beantworten, warum die Fremden hier sind. Was sie von den Menschen wollen. Doch darum geht es tatsächlich nicht in erster Linie. Wer beispielsweise den letzten "Godzilla" nicht mochte, weil man "nicht so viel sieht", wird auch hier nicht so viel Freude haben. Die Kamera folgt sehr deutlich von Anfang an Adams' Figur und so geht es um sie und sie allein. Wie sie mit dieser außergewöhnlichen Situation umgeht, wie sie gleichsam über sich hinauswächst und die Menschheit mit ihr. Im Grunde hat man hier ein Kammerspiel vor sich. Begrenzte Räumlichkeiten und einen stark eingegrenzten Personenkreis. Sprache wird zum Katalysator für eine zutiefst persönliche Geschichte um Mutter und Tochter.

"Arrival" basiert auf der Science-Fiction-Kurzgeschichte "Story of Your Life" von Ted Chiang. Er beschäftigt sich in ihr mit der Hypothese zu linguistischer Relativität, die besagt, dass allein die Struktur einer Sprache die Wahrnehmung, oder Weltanschauung, formt und sie sich somit von Sprache zu Sprache stark unterscheidet. Was genau seine erfundene Konzeptsprache in jemandem auslöst, der sie versteht und schreiben kann, ist zentraler Punkt der Geschichte und des Films. Denis Villeneuve ist der Regisseur von "Arrival". Er hat zuletzt "Sicario" mit Emily Blunt verfilmt und wird uns nächstes Jahr mit "Blade Runner 2049" hoffentlich wieder positiv überraschen. In "Arrival" channelt er ein wenig Gareth Edwards ("Godzilla") und Mike Cahill ("Another Earth"). Obwohl mir das schon alles sehr gefällt, werde ich das Gefühl nicht los, dass sich der Film zu sehr in seiner eigenen Cleverness suhlt. Er ist introvertiert und wirklich "alien" im eigentlichen Wortsinne, aber ich kann verstehen, wenn er seine Zuschauer auf halber Strecke verliert. Dies ist keine leichte Actionkost, wie der etwas absichtlich schnell geschnittene Trailer vermuten lassen könnte. Er ist das genaue Gegenteil. In gewisser Weise ist er wie "Interstellar", nur mit weniger Budget. In "Interstellar" ging es nicht vordergründig um Raumfahrt, die war nur das Vehikel für die Geschichte. Es ging um Väter und Töchter.

Szenenbild. Amy Adams, Ladies und Gentleman, stellt hier alle anderen in den Schatten und kann nach der eher eindimensionalen Lois Lane in den aktuellen "Superman"-Filmen, wieder zeigen was sie kann. Ihre beiden männlichen Nebencharaktere erfüllen ihre Rollen, aber weder Forest Whitaker, noch Jeremy Renner kommen an sie heran. Sie schafft es, die doch recht komplexen Themen über ihre Figur und deren Perspektive mit Gefühl zu verbinden. Konflikt zwischen den Parteien ist nicht der Antrieb von "Arrvial", obwohl dessen Anbahnung eine gewisse Dringlichkeit injiziert, die für ausreichend Adrenalin sorgt. Was überall sonst auf der Welt geschieht, wie die anderen Länder auf die Besucher reagieren, erfahren wir durch Medienberichte. Niemand ist hier ein Abziehbild eines bestimmten Charakterzuges. Whitaker als General z.B. hat zwar eine klare Aufgabe, ist aber auch besonnen und nicht darauf erpicht, die Aliens platt zu machen. "Arrival" zeigt auch, wie schnell und leicht wir Menschen uns Angst einreden, sobald wir etwas nicht sofort verstehen können, oder falsch interpretieren. Dennoch wählt "Arrival" einen positiven Ausblick auf unsere Zukunft – auch für Villeneuve eine andere Sichtweise auf die Menschheit.

Fazit: Für alle Genrefans ist "Arrival" sicher ein Muss in diesem Winter. Obwohl ich nach wie vor gegen einen weiteren "Blade Runner"-Film bin, glaube ich inzwischen, dass Villeneuve – wie kein anderer – das Zeug dazu hat, das gut umzusetzen.

Wertung:8 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2016 Sony Pictures)


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