Mit: Gong Yoo, Ma Dong-seok, Jung Yu-mi, Kim Su-an, Kim Eui-sung, Choi Woo-shik, Ahn So-hee u.a.
Kurzinhalt:
Aufgrund seiner stressigen und zeitraubenden Arbeit als Fondsmanager hat sich Seok-Woo in letzter Zeit zunehmend von seiner kleinen Tochter Su-an entfernt. Nun, zu ihrem Geburtstag, wünscht sie sich, unbedingt ihre Mutter besuchen zu können, von der sich Seok-Woo schon seit längerem getrennt hat. Da er sie jedoch nicht einfach so allein in einen Zug setzen kann, beschließt Seok-Woo widerwillig, sie zu begleiten. Auf dem Weg zum Bahnhof bricht in Seoul eine Zombie-Epidemie aus. So wie einige andere Passagiere können sie sich in den Zug retten, doch auch dort breitet sich die Seuche weiter aus. Man verschanzt sich daher in einigen Abteilen, und tut das Beste, um die an Bord des Zuges befindlichen Zombies abzuwehren. Doch der Weg nach Busan ist mit zahlreichen Gefahren gepflastert – und nicht alle davon sind untot…
Review:
Auch nach unzähligen Filmen und mittlerweile ja selbst TV-Serien ist die Popularität des Zombie-Genres ungebrochen. Mit "Train to Busan" liefert nun Südkorea einen weiteren überaus gelungenen und empfehlenswerten Vertreter des Genres ab (das später entstandene, animierte Prequel "Seoul Station" darf man indes geflissentlich ignorieren, ist dieser doch weder für das Verständnis erforderlich, noch würde er "Train to Busan" irgendwie aufwerten; wobei er als unabhängiges Begleitstück nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es jetzt noch nicht so viele Zombie-Animationsfilme gab, durchaus seine Daseinsberechtigung hat). Puristen müssen sich dabei darauf einstellen, dass auch hier wieder die Rage-Zombies der "28 Days Later"-Variante ihr Unwesen treiben, und somit – so sehr dies dem Urvater des Genres, George A. Romero, auch ein Dorn im Auge sein mag – wieder einmal fleißig gerannt wird. Als jemand, der die langsam dahinschlurfenden Zombies eh noch nie übermäßig bedrohlich fand (einen entsprechenden Effekt erreichen sie maximal durch ihre Masse), habe ich diese Entscheidung durchaus begrüßt – sorgten doch gerade die rasanten Zombies für manch packenden Moment. Ich verstehe aber auch alle Traditionalisten, die das anders sehen.
"Train to Busan" profitiert dabei unter anderem vom interessanten Setting eines von Zombies belagerten Zuges, was automatisch für ein klaustrophobisches Gefühl sorgt, und durch den beengten Raum der keine Möglichkeit zur Flucht bietet die Spannung sofort erhöht. Selbst wenn man sich in einem Haus oder einem Supermarkt verschanzt, gibt es theoretisch darum herum eine große weite Welt, in die man flüchten könnte – immer mal vorausgesetzt es gelingt einem, an den Zombie-Horden vorbeizukommen. In einem fahrenden Zug tut man sich damit ungleich schwerer. Was mir an "Train to Busan" auch sehr gut gefallen konnte ist seine Rückbesinnung auf die sozial- und gesellschaftskritischen Tugenden des Genres. So wirft der Film einen kritischen Blick auf das Verhalten der Menschen in solchen Stresssituationen, und hat dabei nicht nur Lob für uns übrig, sondern spart auch die negativen Tendenzen nicht aus, wobei insbesondere eine ganz bestimmte, starke Szene hervorsticht (ihr werden wohl wissen, was ich meine, wenn ihr sie seht). "Train to Busan" ist dabei eindeutig ein Plädoyer an die Menschlichkeit, was vor allem auch an der Wandlung deutlich wird, die Seok-Woo hier durchmacht, der als selbstsüchtiges Arschloch beginnt, und im Verlauf des Films eine Läuterung widerfährt, die von Yoo Gong auch sehr überzeugend gespielt wurde. Ein weiterer Höhepunkt war der große, bärige Typ im Zug (der Name seiner Figur lässt sich auf IMDB leider schwer herausfinden), der sich rasch als einer der Haupt-Sympathieträger hervorstach. Sie alle werden jedoch letztendlich vom kleinen Mädchen Soo-an Kim an die Wand gespielt, die einfach ungemein süß ist, und darüber hinaus auch wirklich eine phantastische Leistung zeigt, die mich an die großartige Performance von Dakota Fanning in Spielbergs "Krieg der Welten" erinnert hat.
Das beeindruckendste an "Train to Busan" waren aber die Zombie-Massenszenen. In diesen Momenten hat er mich an "World War Z" erinnert, nur dass er deutlich beeindruckender war, da hier soweit ich das erkennen konnte auf den Einsatz von CGI verzichtet wurde. Dies macht die Horden an hereinstürmenden Zombies ungemein imposant, wobei für mich u.a. die über die Sitze krabbelnden Zombies, die vom Helikopter herabstürzenden Untoten, die durch die Scheibe am Bahnhof brechenden Horden, oder auch die sich an einen fahrenden Zug heftende Zombie-Traube hervorstachen. Da waren wirklich ein paar ungemein beeindruckende Augenöffner darunter. Ganz perfekt ist "Train to Busan" aber zugegebenermaßen nicht. Do dauert es ein bisschen, bis der Film so richtig in Fahrt kommt (wobei der gemächliche Einstieg aus meiner Sicht insofern wichtig und richtig war, als man sich ausreichend Zeit nimmt, die Figuren vorzustellen, wovon viele spätere Szenen dann profitieren). Der Film ist insgesamt eine Spur zu lang (wobei es sich dennoch für mich kürzer anfühlte als "Seoul Station", obwohl er eigentlich eine halbe Stunde länger ist), einige Entwicklungen sind etwas gar vorhersehbar, und auch wenn er insgesamt ruhiger und nicht so übertrieben ist wie "Seoul Station" gab es auch hier einzelne Momente, wo mir die Figuren einen Hauch zu hysterisch agierten; aber das ist halt eine kulturelle Geschichte.
Fazit:
"Train to Busan" ist der Film, der "World War Z" wohl gern gewesen wäre, und zählt für mich ganz klar zu den besten Zombie-Filmen der letzten Jahre. Vor allem die Zombie-Massenszenen waren einfach ungemein beeindruckend, und fesselten meine Augen teilweise ungläubig an die Kinoleinwand. Sehr gut gefallen konnten mir auch die gesellschaftskritischen Töne, wobei insbesondere die Wandlung der Hauptfigur hervorstach. Die schauspielerischen Leistungen reichen allesamt von gut bis sehr gut, wobei neben Yoo Gong vor allem auch Soo-an Kim hervorstach, die in jungem Alter bereits großes schauspielerisches Talent erkennen lässt. Da ich mir bis zuletzt nicht ganz – oder zumindest nicht bei allen – sicher war, wer überleben und wer sterben würde, war der Film auch überaus spannend. Und auch vom netten Setting in einem abgeschlossenen Raum, der keine Möglichkeit zur Flucht bietet, hat "Train to Busan" zweifellos profitiert. Der Einstieg mag noch etwas gemächlich und der Film insgesamt zu lang, die eine oder andere Entwicklung vorhersehbar und vereinzelte Momente einen Hauch zu hysterisch sein. Aufgrund seiner zahlreichen starken Momente, den tollen Figuren, den sehr guten schauspielerischen Leistungen, und ein paar wirklich beeindruckenden Momenten kann ich aber allen Zombie-Fans nur wärmstens empfehlen, auf diesen Zug aufzuspringen.