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The Hateful 8 Drucken E-Mail
Review zum 8. Film von Quentin Tarantino Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 12 Februar 2016
 
 
The Hateful 8
Originaltitel: The Hateful Eight
Produktionsland/jahr: USA 2015
Bewertung:
Studio/Verleih: Paramount Animation/Paramount Pictures
Regie: Quentin Tarantino
Produzenten: U.a. Richard N. Gladstein, Shannon McIntosh & Stacey Sher
Drehbuch: Quentin Tarantino
Filmmusik: Ennio Morricone
Kamera: Robert Richardson
Schnitt: Fred Raskin
Genre: Western/Thriller
Kinostart Deutschland: 28. Januar 2016
Kinostart USA: 30. Dezember 2015
Laufzeit: 187 Minuten (70mm-Fassung)
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Kurt Russell, Samuel L. Jackson, Jennifer Jason Leigh, Walton Goggins, Demián Bichir, Tim Roth, Michael Madsen, Bruce Dern, James Parks, Dana Gourrier, Zoe Bell u.a.


Kurzinhalt: Der Kopfgeldjäger John Ruth wird von allen "Der Henker" genannt, da er im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen seine Beute lebend abliefert. So auch Daisy Domergue, die er nach Red Rock bringt, wo der Galgen auf sie wartet. Auf der Fahrt dorthin in einer Kutsche nehmen sie zuerst den konkurrierenden Kopfgeldjäger Major Marquis Warren und danach den angeblichen neuen Sheriff von Red Rock, Chris Mannix, mit. Ein herannahender Schneesturm zwingt sie jedoch dazu, bei Minnie's Miederwarenladen halt zu machen, um diesen dort auszusitzen. Dort werden sie bereits von vier weiteren Männern erwartet, die ebenfalls alle auf ihrem Weg nach Red Rock sind, und vor dem Sturm geflüchtet sind: Oswaldo Mobray, der Henker von Red Rock, Joe Gage, ein Cowboy, der Mexikaner Bob, der den Laden in Minnie's Abwesenheit am Laufen hält, sowie General Sandy Smithers, der früher für die Konföderation der Südstaaten gekämpft hat. Schon bald beginnt John Ruth zu vermuten, dass zumindest einer von ihnen nicht das ist, was er vorgibt zu sein, und vielmehr mit Daisy Domergue unter einer Decke steckt. Doch wird er den Verräter rechtzeitig entlarven, ehe dieser seinen Zug macht?

Review: Szenenbild. Auch heuer bin ich meiner 2011 begründeten Tradition, zu meinem Geburtstag ins Kino zu gehen, treu geblieben. Diesmal habe ich mir dafür "The Hateful 8" ausgesucht – und das, dank des Wiener Gartenbaukinos – in der von Quentin Tarantino bevorzugten 70mm-Fassung. Hierzu sei gleich mal festgehalten, dass sich a) wenn man Berichten im Internet Glauben schenken darf die inhaltlichen Unterschiede im Wesentlichen auf die Overtüre und die Intermission beschränken, und b) ich im Vergleich zu gewöhnlicher digitaler Projektion keinen Qualitätsvorteil bemerkt hätte. Im Gegenteil, vor allem bei hellen Szenen stach mir das teils starke Projektorflimmern ins Auge, welches man heutzutage halt einfach nicht mehr gewohnt ist. Und gerade auch angesichts der Tatsache, dass ein Großteil des Films ohnehin in einer Hütte spielt und sich die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen in Grenzen halten, halte ich 70mm in diesem Fall doch eher für ein Gimmick. Und dennoch bin ich froh, der Roadshow-Fassung den Vorzug gegeben zu haben; einerseits wegen des netten Programmheft, das einen erwartete, in erster Linie aber, da das Screening aufgrund des 70mm-Films einen unbestreitbaren Retro-Charme hatte, der gerade auch bei "The Hateful 8" wie die Faust aufs Auge gepasst hat, und den Film für mich doch ein wenig aufwertete.

Doch genug über 70mm und allfällige Vor- und Nachteile gegenüber der digitalen Fassungen geplaudert – kommen wir zum Film an sich. Dieser ist in den ersten drei Kapitel wohl so ziemlich alles, was man sich als Tarantino-Fan von "The Hateful 8" erhoffen konnte. Bereits der Einstieg begeistert mit ein paar visuell beeindruckenden Szenen der im Schnee fahrenden Kutsche, dem großartigen neuen (und doch ungemein altmodischen und in Tradition seiner besten Werke stehenden) Score von Ennio Morricone, der netten Mischung aus Anspannung und Humor, welche die ersten Begegnungen zwischen John Ruth und seinen Mitfahrern dominiert, sowie den für Tarantino so typischen, großartigen Dialogen. Für mich war jedenfalls irgendwie das erste Kapitel zugleich auch das Beste, auch wenn es vorerst noch stark weitergeht. Denn auch die Begegnung mit Chris Mannix weiß zu gefallen, und bringt vor allem auch die Dynamik innerhalb der Kutsche noch einmal gehörig durcheinander. Und auch wenn sie im dritten Kapitel dann endlich Minnies Miederwarenladen erreichen, wird es mit der Vorstellung der weiteren Figuren noch einmal richtig interessant. Denn so manche von ihnen verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, deren daraus resultierende Anspannungen sich in weiterer Folge auch auf teils explosive Art und Weise entladen. Darüber hinaus gelingt es Tarantino, hier eine gehörige Spannung aufzubauen, während man sich fragt, wer von ihnen es auf John Ruth abgesehen haben könnte. Insgesamt bietet "The Hateful 8" in den ersten drei Kapiteln, die wenn mich mein Eindruck nicht trügte mehr als die Hälfte der Spielzeit ausmachten, jedenfalls einen großartigen Mix aus Spannung, Mystery, und Humor, der mich bestens unterhielt.

Szenenbild. Bedauerlicherweise gelingt es dem Film nach der Pause dann nicht mehr so recht, daran anzuknüpfen. Normalerweise mag ich ja keine Pausen bei Filmen, hier fand ich es aber insofern praktisch, als so wenigstens die gelungene erste Hälfte rückwirkend nicht befleckt wurde. Vor allem aber gibt es mit dem im vierten Kapitel plötzlich einsetzenden Voice Over-Kommentar einen ziemlich starken Stilbruch, den ich zwar insgesamt absolut nicht gebraucht hätte, der jedoch immerhin nach der Pause irgendwie leichter zu schlucken war, als er dies wohl ohne gewesen wäre. Während das vierte Kapitel noch in Ordnung war (wenn es mir auch dort des Gores fast schon wieder ein bisschen zu viel war, und Tarantino meiner Ansicht nach was das betrifft übers Ziel hinausschoss), fand ich vor allem auch Kapitel fünf ungemein enttäuschend. Dort gibt es nämlich einen Flashback, der die Ereignisse des Vormittags aufrollt. In diesem Ausmaß war das für mich aber viel zu viel. Mit zwei bis drei kurzen Flashbacks oder auch nur Kommentaren hätte sich das gleiche Ergebnis in deutlich weniger Laufzeit erzielen lassen. Das wenige an Informationsgewinn, dass das fünfte Kapitel einbrachte, war jedenfalls in meinen Augen die darin investierte Laufzeit nicht wert. Nach dieser Vollbremsung versucht Tarantino dann im sechsten und letzten Kapitel noch einmal, an die früheren Ereignisse anzuknüpfen, aber zumindest ich für meinen Teil fand nach dieser viel zu ausgedehnten Rückblende (sowie dem Stilbruch mit dem Voice Over-Kommentar) leider nie wieder so recht in den Film hinein.

Insgesamt war das letzte Kapitel zwar ok, und bot auch den einen oder anderen netten und teils auch spannenden Moment. Aber an die großartigen ersten drei Kapitel konnte auch dieses in meinen Augen nicht mal auch nur ansatzweise anknüpfen. Damit hinterließ mich der Film letztendlich leider, gerade auch angesichts des grandiosen Einstiegs, doch ein wenig enttäuscht. Was hingegen den ganzen Film hinweg überzeugen kann, sind die Bildgestaltung, die bereits zuvor erwähnte Filmmusik von Ennio Morricone (allein dafür, ihn aus der Pension zurückgeholt zu haben, verneige ich mich vor Tarantino in dankbarer Ehrfurcht), sowie die schauspielerischen Leistungen (sowie die, soweit ich das ohne Kenntnis der Originalfassung sagen kann, außerordentlich gelungene Synchronisation; die Sprecher machen wirklich einen großartigen Job). Kurt Russell war lange (und meines Erachtens nicht mal in "Death Proof") so gut wie hier, und auch Samuel L. Jackson gibt hier für Tarantino eine seiner bemühten – und nicht gelangweilten – Performances. Besonders positiv stach für mich auch Walton Goggins hervor, der meines Erachtens noch nie besser war als hier. Jennifer Jason Leigh spielte ihre Figur ebenfalls phantastisch. Tim Roth mag zwar ein bisschen darunter leiden, dass dem Zuschauer jede Sekunde in der er zu sehen ist bewusst ist, dass die Rolle eigentlich für Waltz gedacht war (was mich zugegebenermaßen auch etwas irritierte), spielt seinen Henker aber nichtsdestotrotz sehr gut, und liefert eine gelungene Waltz-Imitation ab. Vom Rest der Besetzung fand ich dann insbesondere noch Bruce Dern phantastisch; der Rest (u.a. Demian Bichir, Michael Madsen und James Parks) war zwar ebenfalls gut (ev. mit Ausnahme von Zoe Bell, die zwar ok ist, aber hier wieder einmal eindrucksvoll beweist, dass sie nun mal in erster Linie eine Stuntfrau und keine Schauspielerin ist), fiel aber nicht sonderlich auf. An den schauspielerischen Leistungen lag es jedenfalls nicht, dass "The Hateful 8" insgesamt für mich leider doch ein bisschen zu wünschen übrig ließ. Besser als mein letztjähriger Geburtstagsfilm ("Jupiter Ascending" – Autsch!) war er aber allemal (aber gut, das ist zugegebenermaßen auch nicht schwer).

Fazit: Szenenbild. "The Hateful 8" ist ein grandios gespieltes Western-Kammerstück, das mich drei Kapitel lang grandios unterhalten hat, und auf dem besten Weg dazu war, mit den allerbesten Filmen von Quentin Tarantino mithalten zu können. Leider konnte die "zweite Hälfte" mit dem großartigen Einstieg nicht mehr ganz mithalten. Der plötzlich auftretende Voice Over-Kommentar ist nicht nur ein irritierender Stilbruch, sondern zudem ziemlich überflüssig. Eine ähnliche Spannung wie ihn der Aufbau der Geschichte erreicht, sucht man zudem in dessen Finale vergeblich. Und vor allem das fünfte Kapitel, in dem vorangegangene Geschehnisse im wahrsten Sinne des Wortes erschöpfend aufgerollt werden, trübt den Gesamteindruck erheblich. Was den ganzen Film über gefallen kann, sind dafür die schauspielerischen Leistungen, die hochwertige Synchronisation, die Filmmusik des Altmeisters Ennio Morricone, die Musikauswahl, sowie vor allem – typisch Tarantino – die großartigen Dialoge. Davon abgesehen waren es eben insbesondere die ersten drei Kapitel, die mich begeistert haben. Insofern ist es schon ein bisschen schade, dass "The Hateful 8" für mich nach der Pause an den grandiosen, vielversprechenden Einstieg nicht mehr ganz anknüpfen konnte.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 Universum Film)


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Kommentare (4)
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1. 17.02.2016 18:40
 
Interessant, ich schätze den Film insgesamt betrachtet ähnlich ein, aber ich fand die erste Filmhälfte deutlich schwächer als die zweite. Die ersten drei Kapitel waren unheimlich langatmig wie ich fand, die Dialoge konnten auch nie ansatzweise mit jenen aus beispielsweise Pulp Fiction oder Inglourious Basterds mithalten. Doch in der zweiten Hälfte wurde das Tempo dann spürbar angezogen und auch die Spannung nahm ab da für mich deutlich zu. Auch die ausgedehnte Rückblende hat mich nicht gestört, wohingegen ich die Kutschenfahrt zu Beginn größtenteils sehr langatmig und ohne Spannungselemente empfunden habe.  
Insgesamt würde ich aber auch zu einer 7/10 kommen.
 
Gabriel
2. 22.02.2016 10:21
 
Das finde ich in der Tat jetzt auch sehr interessant. Ich bin ja sonst niemand, der groß auf andere hört - meine Meinung ist meine Meinung, und ich bin durchaus bekannt dafür, auch mal gegen den Strom zu schwimmen - aber so ziemlich jeder, mit dem ich bislang über den Film gesprochen hatte, stimmte mit meiner Einschätzung überein. Vor der Pause grandios und ganz großes Kino, danach verliert der Film aber irgendwie an Reiz. Ich persönlich fand da jedenfalls nichts langatmig; mich nahm die bedrohliche Stimmung von Anfang an in Beschlag. Dafür zog er sich dann zum Ende hin, wie er fand. Aber immerhin, unterm Strich sind wir uns dann ja eh wieder einig ;).
 
3. 22.02.2016 15:42
 
Ich fand, dass die Story für die ersten 80, 90 Minuten irgendwie nicht genug hergegeben hat, an sich gefällt mir ein langsamer Inszenierungsstil in vielen Filmen (zum Beispiel in der Pate Trilogie oder Drive), aber hier wirkte das alles ein wenig zu viel der Langsamkeit. Als Pluspunkte für die zweite Filmhälfte sehe ich daher das angezogene Tempo, aber auch die Dialoge gefielen mir dann besser und die Action/Splatterszenen, welche ich bei Tarantino immer sehr gut finde, waren ja auch ausschließlich zum Ende hin ;)
 
Gabriel
4. 01.03.2016 13:00
 
Ja, gemächlicher Film ist nicht gleich gemächlicher Film. Es kommt halt immer drauf an, ob man in die Geschichte hineingezogen wird, oder nicht. War bei mir bei "The Hateful Eight" der Fall, gibt aber auch viele Gegenbeispiele, wo's für mich auch nicht geklappt hat. Das lässt sich nicht verallgemeinern und ist von Film zu Film bzw. Person zu Person unterschiedlich. Ich fand den Splatter z.B. - obwohl ich sicher nicht zimperlich bin - dann schon eher wieder übertrieben, das zerstörte mir die schöne Atmosphäre ein bisschen. Aber so hatte wenigstens jeder von uns zumindest einen Teil des Films, mit dem er etwas anfangen konnte :)
 

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