Mit: Ethan Hawke, Sarah Snook, Christopher Kirby, Christopher Sommers, Kuni Hashimoto u.a.
Kurzinhalt:
Bevor er sich in den Ruhestand zurückzieht, muss ein temporaler Agent einen Zeitterroristen aufhalten, den er bereits seit einer Ewigkeit verfolgt. Um ihn zu schnappen, begibt er sich in die Vergangenheit, wo er sich als gewöhnlicher Barkeeper ausgibt, und dort auf einen transsexuellen Kolumnisten trifft. Ist dieser etwa der Schlüssel, um seine letzte Mission zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen? Zuerst hört der Barkeeper ihm nur zu, als dieser seine verrückte Lebensgeschichte erzählt. Dann schickt er ihn jedoch auf eine Reise durch die Zeit, und gibt ihm die Gelegenheit, sich an jenem Mann zu rächen, der sein Leben ruiniert hat. Doch welche Rolle spielt dieses Ereignis im größeren Ganzen? Und wird es des temporalen Agenten doch noch gelingen, den Bombenleger aufzuhalten?
Review:
Da habe ich mir ja ganz schön was eingebrockt. Zwar erfüllt "Predestination" auf der einen Seite eine jener zentralen Absichten, die ich mit meinem Advents-SPECiAL verfolge – nämlich euch auf die eine oder andere Genre-Perle aufmerksam zu machen, die euch vielleicht bislang entgangen ist – und ist somit eigentlich der perfekte Film, um das heurige Special einzuläuten. Das Problem ist nur: "Predestination" ist ein echter Mindfuck von einem Film, der in erster Linie von den zahlreichen Twists, Offenbarungen und Wendungen lebt, die er in petto hat – und die ich hier natürlich nicht vorwegnehmen will. Immerhin macht eben die Tatsache, mit dem Film mitzurätseln und sich zu fragen, wo er einen wohl als nächstes hinführen und wie das ganze ausgehen wird, einen großen Teil des Reizes des Films aus (weshalb ich mir – und das ist so ziemlich der einzige Haken an der Sache – auch nicht sicher bin, inwiefern er sich für wiederholtes Anschauen eignet; da ich noch keinen diesbezüglichen Selbstversuch gestartet habe kann ich dazu nämlich vorerst noch keine Aussage treffen). Eben dies macht ein Review zum Film jedoch zu einer ziemlichen Herausforderung. Ich werde mein bestes versuchen tun (es gibt ja bekanntlich kein versuchen, wie wir von Yoda gelernt haben).
Eine der größten Stärken von "Predestination" ist zweifellos die wendungsreiche Handlung. Ich kenne die Kurzgeschichte nicht, auf die der Film basiert, war jedoch sehr überrascht zu lesen, dass diese aus der Feder von Robert A. Heinlein stammt – denn angesichts der bizarren Handlung und der zahlreichen Twists hätte ich schwören können, dass wir hier eine Philip K. Dick-Verfilmung vor uns haben. Unabhängig vom Autor hat "Predestination" jedenfalls ganz klar für mich den Flair seiner Geschichten, und zumindest mir hat es viel Spaß gemacht, mich von den Filmemachern – die hier so souverän agieren wie nie zuvor in ihrer Karriere, und mit Abstand ihre bisher beste Leistung abliefern – durch die Handlung führen zu lassen. Dass ich die eine oder andere Entwicklung dabei vor ihrer Offenbarung im Film schon habe kommen sehen, tat zumindest meinem Filmgenuss keinen Abbruch. Zusätzlich aufgewertet wird der Film von einigen bizarren Ideen, wie z.B. dem "Frauen für Astronauten"-Programm, die ihn auch ganz klar nicht in der Wirklichkeit, sondern in einer phantastischen, alternativen Realität verankern. Zudem hat "Predestination" einige – teilweise auch durchaus – emotionale Höhepunkte zu bieten, deren Wirkung von Peter Spierigs Musik noch zusätzlich verstärkt wird. Die letzte wesentliche Stärke sind die schauspielerischen Leistungen. Ethan Hawke ist hier so gut wie schon lange nicht mehr, letztendlich gehört der Film aber in erster Linie Sarah Snook, die mir bereits letztes Jahr beim – nach wie vor empfehlenswerten – "These Final Hours" aufgefallen ist, und die hier mit einer ungemein beeindruckenden und vielschichtigen Performance aufhorchen lässt.
Die Inszenierung der Spierig-Brüder ist makellos, wobei sich Action- und/oder Adrenalin-Junkies im Vorfeld darüber bewusst sein sollten, dass "Predestination" in erster Linie von seiner wendungsreichen Handlung lebt. Spannung gibt es zwar da und dort auch, sei es beim explosiven Einstieg zu Beginn oder in weiterer Folge bei den Versuchen des Zeitreisenden, den Bombenleger aufzuhalten. Aber im Zentrum stehen definitiv die zahlreichen offenen Fragen und Mysterien, denen es hoffentlich gelingt, den Zuschauer ausreichend zu packen und bis zuletzt gut zu unterhalten. Ein besonderes Lob haben sich darüber hinaus die Setdesigner verdient, die mit einigen interessanten Einfällen aufwarten können und den Look des Films merklich aufwerten. Darüber hinaus muss zudem auch noch die phantastische Leistung der Maskenabteilung hervorgehoben werden, die Sarah Snook auf glaubwürdige Art und Weise in einen Mann verwandelt. Insgesamt ist "Predestination" jedenfalls ein großartiger Genre-Eintrag, über den man jedoch idealerweise im Vorfeld so wenig wie möglich wissen sollte – weshalb ich nur hoffen kann, dass es mir einerseits gelungen ist, euch auf ihn neugierig zu machen, euch andererseits jedoch nicht zu viel verraten zu haben.
Fazit:
"Predestination" ist einer jener Filme, die man so unvorbereitet wie möglich sehen sollte – was dieses Review auch zu einer ziemlichen Herausforderung für mich gemacht hat. Der Film lebt dabei in erster Linie von seiner faszinierenden und wendungsreichen Handlung. Als jemand, dem es (leider) nicht gelingt, solche Filme einfach zu konsumieren ohne sich währenddessen schon den Kopf zu zerbrechen, wo die Reise hingehen könnte, sah ich zwar die eine oder andere Entwicklung schon kommen – meinem Filmgenuss tat dies jedoch keinen Abbruch. Vielmehr erfreute ich mich daran, wie meisterlich die Handlung aufgebaut war. Aber auch abseits der auf einer Kurzgeschichte von Robert A. Heinlein basierenden Story (die mich persönlich jedoch vielmehr an die Arbeiten von Philip K. Dick denken ließ) kann "Predestination" mit einigen positiven Aspekten aufwarten, wie der makellosen Inszenierung, der phantastischen Arbeit der Masken-Abteilung, dem hervorstechenden Set-Design, Peter Spierigs Soundtrack, sowie die gelungenen schauspielerischen Leistungen, wobei was letzteres betrifft vor allem Sarah Snook mit einer ungemein beeindruckenden Performance besticht. Trotz all dieser positiven Aspekte bleibt der Star des Films jedoch die Handlung. Um mit Genregrößen wie "Donnie Darko" vollständig mitziehen zu können, mag zwar der letzte Tick an emotionaler Wirkung gefehlt haben – zumindest in meinem Fall sprach "Predestination" trotz vereinzelten berührender Momente doch mehr das Hirn als das Herz an. Zudem bin ich mir noch nicht sicher, inwiefern er – aufgrund der Tatsache, wie viel von seinem Reiz er von den zahlreichen Twists und Offenbarungen bezieht – sich zum mehrmaligen Anschauen eignet. Von diesen kleinen Mankos sollte sich jedoch niemand entmutigen lassen.
Da ist mir wohl selber etwas zwischen die Finger gerutscht. Der Review ist gerade mal so cool geschrieben, dass ich mir jetzt unbedingt den Film anschauen werde! Verfolge eh schon seit Jahren die Seite und die meisten Reviews stimmen mit meinem Geschmack überein, somit hab ich schon einige wunderschöne Perlen sehen dürfen
( Nur bei Dr. Who und DS9 bist du mir etwas zu überkritisch :P )
Jawohl, Erfolg! Schön, dann habe ich eines meiner Ziele heuer ja gleich beim ersten Film erreicht. Mal sehen, vielleicht sind ja in weiterer Folge auch noch ein paar interessante Tipps dabei - ich hoffe es natürlich .
Doctor Who: Ja, ist halt immer schwierig, wenn man spät in so eine Hype-Serie hineinkippt und diese dann aufrollt. Wobei die letzten Reviews (Ende S4) ja überwiegend sehr positiv waren und - Spoiler - am 11.12. die zweite Höchstwertung (nach "Nicht blinzeln") ins Haus steht.
Und bei DS9 war's eigentlich auch nur in der ersten Staffel (positive Ausnahme: "Der undurchschaubare Marritza") so schlimm. Season 2 finde ich bis jetzt überwiegend ja recht odentlich. Aber ja, Geschmäcker sind halt verschieden .
Hui, noch einer, sehr schön! Freut mich zu hören, dass ihr meiner Empfehlung gefolgt seid, und ich euch mit dieser vor allem auch nicht enttäuscht habe. Zudem danke für das Lob, so etwas geht immer hinunter wie Öl!