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Lost River Drucken E-Mail
Ryan Goslings kontroverses Regie-Debüt Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 28 Mai 2015
 
 
Lost River
Originaltitel: Lost River
Produktionsland/jahr: USA 2014
Bewertung:
Studio/Verleih: Bold Films/Tiberius Film
Regie: Ryan Gosling
Produzenten: U.a. Ryan Gosling, David Lancaster, Michel Litvak, Marc Platt, Adam Siegel & Jeffrey Stott
Drehbuch: Ryan Gosling
Filmmusik: Johnny Jewel
Kamera: Benoît Debie
Schnitt: Nico Leunen & Valdís Óskarsdóttir
Genre: Drama/Thriller/Mystery
Kinostart Deutschland: 28. Mai 2015
Kinostart USA: 10. April 2015
Laufzeit: 95 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, Blu-Ray 3D, DVD, Soundtrack
Mit: Christina Hendricks, Iain De Caestecker, Saorise Ronan, Matt Smith, Ben Mendelsohn, Eva Mendes, Reda Kateb, Barbara Steele u.a.


Kurzinhalt: Die heruntergekommene Stadt Lost River ist auf dem besten Weg, zu einer Geisterstadt zu werden. Nur jene, die es sich nicht leisten können oder sie aus anderen Gründen partout nicht verlassen wollen, bleiben zurück. So wie die alleinerziehende Mutter Billy, die mit ihrem jugendlichen Sohn Bones und einem kleinen Baby in ihrem Haus zurückbleibt, während alle aus ihrer Nachbarschaft weiterziehen. Doch Lost River und das Haus sind ihr Heim, und sie kann sich nicht vorstellen, es zu verlassen. Als sie mit den Raten für die Hypothek zunehmend in Rückstand gerät, schlägt ihr der neue Chef der Bank vor, in einem exklusiven, geheimnisvollen Nachtclub anzuheuern. Gesagt, getan – und so wird Billy zunehmend in eine finstere Unterwelt hineingezogen…

Review: Szenenbild. Zu sagen, dass Ryan Goslings Regiedebüt umstritten war, ist in etwa so als würde man behaupten, dass es auf der Oberfläche der Sonne ein bisschen warm sei. Nach der Premiere des Films letztes Jahr in Cannes wurde "Lost River" von den Kritikern weitestgehend verrissen, und auch danach hielt sich die Gegenliebe für sein erstes Werk als Regisseur in argen Grenzen. Aktuell steht der Film auf einem schwachen Rotten Tomatoes-Rating von gerade einmal 29%. Die Meinung des Publikums – zumindest jenem, mit dem ich "Lost River" vor einem knappen Monat auf dem "/slash einhalb"-Filmfestival gesehen habe – scheint sich durchaus mit den Kritikerstimmen zu decken. Die überwiegende Mehrheit schien mit dem Film wenig bis gar nichts anfangen zu können. "Hochtrabender Müll", "Da hatten die Kritiker ausnahmsweise mal recht" und "Was für ein Haufen Scheiße" waren da noch die nettesten Kommentare, die zuerst während des Abspanns und danach im Foyer zu hören waren. Nun ist es natürlich möglich, dass diese Reaktion weniger die überwiegende Meinung darstellte, als diese Stimmen halt einfach nur besonders laut waren. Dennoch hatte zumindest ich nach dem Screening den Eindruck, mit meiner Begeisterung ziemlich allein dazustehen…

Ihr merkt es schon: Bei "Lost River" schwimme ich wieder einmal gegen den Strom – weshalb ich euch auch ausdrücklich davor warnen würde, lediglich aufgrund meiner Empfehlung hin ins Kino zu stürmen. Dafür ist "Lost River" einfach zu speziell. Er ist ein Film, der einige wenige – so wie mich – begeistert, jedoch den überwiegenden Teil der Kinobesucher wohl bestenfalls kalt lassen und schlechtestenfalls ordentlich langweilen bis hin zu richtiggehend nerven dürfte. Eure Meinung zu den Filmen von Nicholas Winding Refn – mit dem Ryan Gosling bei "Drive" und "Only God Forgives" zusammengearbeitet hat, und der sich als eine der offenkundigsten Inspirationsquellen für sein Regiedebüt offenbart – könnte euch dabei zumindest als Indikator dienen, auf welcher Seite des Spektrums ihr bezüglich "Lost River" landen könntet. Denn so wie dessen Filme wird auch "Lost River" von einer traumartigen, meditativen Stimmung sowie einer bestechenden Optik dominiert. Wobei ich auch gleich dazusagen muss, dass ich selbst nicht der beste Beleg für diese Regel bin, stehe ich Refn's Filmen doch selbst eher durchwachsen gegenüber. So fand ich "Walhalla Rising" in erster Linie einschläfernd. "Drive" hat mich dann bekanntermaßen begeistert, und ist in meinen Augen – auch heute noch – der beste Film des Jahres 2012. Und mit "Only God Forgives" konnte ich dann wiederum wenig bis gar nichts anfangen, weshalb er es bei mir auf die Liste der größten Enttäuschungen aus dem Kinojahr 2013 geschafft hat.

Szenenbild. Der Knackpunkt, gerade auch bei solchen langsamen, ruhigen, stimmungsvollen, ja fast schon meditativen Filmen, ist letztendlich die Frage: Gelingt es ihm, einen in diese Welt hineinzuziehen? Wenn ja, dann ist man in der Stimmung des Films gefangen, schwelgt in der Atmosphäre und den Bildern, und genießt jede Sekunde davon. Wenn nicht, dürfte der Film hingegen von Minute zu Minute anstrengender werden. Bei "Lost River" war die Antwort auf diese Frage nun zumindest in meinem Fall ein klares "Ja" – und das Problem an der Sache ist, dass ich nicht wirklich einmal groß begründen kann, woran es liegt, dass dieser Film im Vergleich zu z.B. "Only God Forgives" für mich funktioniert hat. Er schafft es entweder, einen in seinen Bann zu ziehen, oder nicht. Dazwischen gibt es nichts. Und ob es ihm bei euch gelingen wird oder nicht, werdet ihr letztendlich erst dann mit Sicherheit sagen und beurteilen können, wenn ihr selbst im Kinosaal (oder später dann mal zu Hause auf der Couch und/oder vor dem Laptop) hockt und ihn euch anseht. Probieren geht in solchen Filmen letztendlich über studieren – wobei ich wegen der kontroversen Reaktionen dazu raten würde, darauf zu achten, das finanzielle Risiko so gering wie möglich zu halten. Auch wenn mir bei dieser Empfehlung als Verfechter des Kinos das Herz blutet.

Und das gerade auch bei diesem Film, denn in einem Aspekt sollten sich hoffentlich selbst die schärfsten Kritiker einig sein: "Lost River" ist ein absoluter Augenschmaus. Es ist lange her, dass ich einen Film gesehen habe, den ich optisch so umwerfend fand. Bei Ryan Goslings Regiedebüt folgt ein wunderschönes Bild und eine beeindruckende Einstellung dem/der nächsten. Visuell ist der Film jedenfalls absolut bestechend. Davon abgesehen war seine größte Stärke in meinen Augen aber die alptraumhafte Stimmung, die er verströmte, und mit der er mich zunehmend in seinen Bann zog. "Lost River" ist kein realistischer, bodenständiger Film, sondern versteht sich eher als überhöhte, surreale Analogie. Ich fand die düstere, trostlose Atmosphäre des Films jedenfalls ungemein mitreißend. Auch die Figuren konnten mir überwiegend gut gefallen, egal ob Billy, ihren Sohn Bones, oder auch dessen Freundin Rat. Einzig mit dem Bandenführer Bully hatte ich so meine Probleme – dieser war mir dann doch etwas zu klischeehaft bzw. überzeichnet. Ohne diesen Kritikpunkt hätte "Lost River" wertungstechnisch vielleicht sogar "Drive" Konkurrenz gemacht – aber auch mit diesem Manko ist es ihm gelungen, mich zu begeistern. Neben den Figuren, der visuellen Gestaltung und der Atmosphäre lag dies in erster Linie an den SchauspielerInnen, die allesamt makellose Leistungen abliefern, sowie insbesondere auch dem wundervollen, an "Drive" erinnernden Synthie-Score von Johnny Jewel. Vereinzelte schräge Einfälle und Szenen, die "Lost River" für mich sehr originell und einzigartig machten, komplettieren den – in meinem Fall – überaus positiven Gesamteindruck dann schließlich.

Fazit: Szenenbild. Bei "Lost River" schwimme ich wieder einmal gegen den Strom – weshalb ich euch nur dazu raten kann, angesichts der sehr gespaltenen Meinungen zum Film meine Lobeshymne mit Vorsicht zu genießen. Denn wie euch der Film gefällt wird maßgeblich davon abhängen, ob es ihm gelingt, euch in seiner alptraumhaften Atmosphäre gefangen zu nehmen und euch in die surreale Welt von Lost River zu ziehen. Eben dies ist ihm bei mir gelungen, weshalb ich ihn ungemein fesselnd und hypnotisch fand. Begeistert war ich zudem von der bestechenden visuellen Gestaltung des Films, die mit zahlreichen beeindruckenden, wunderschönen Bildern aufwarten kann, sowie vom die traumhafte Atmosphäre perfekt unterstützenden Soundtrack von Johnny Jewel. Aber auch die Figuren, die schauspielerischen Leistungen, das Setting sowie die Story fand ich gelungen - einzig Bully hat für mich als Figur nicht 100%ig funktioniert. Davon abgesehen ist es Ryan Goslings Regiedebüt allerdings gelungen, mich voll und ganz in seinen Bann zu ziehen. Letzten Endes ist "Lost River" aber ein sehr schräger und spezieller Film, der mit seiner meditativen Stimmung zweifellos mehr Zuschauer vergraulen als begeistern wird.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Tiberius Film)


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