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1984 Drucken E-Mail
George Orwells deprimierend-verstörende Dystopie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 22 Dezember 2014
 
Advents-SPECiAL

 
1984
Originaltitel: 1984
Produktionsland/jahr: UK 1984
Bewertung:
Studio/Verleih: Virgin/Senator Film
Regie: Michael Radford
Produzenten: U.a. Simon Perry, Al Clark & Robert Devereux
Drehbuch: Michael Radford, nach dem Roman von George Orwell
Filmmusik: Dominic Muldowney
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Tom Priestley
Genre: Science Fiction/Drama
Kinostart Deutschland: 09. November 1984
Kinostart UK: 10. Oktober 1984
Laufzeit: 113 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen:DVD
Mit: John Hurt, Richard Burton, Suzanna Hamilton, Cyril Cusack, Gregor Fisher u.a.


Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 1984: Die Großmacht Ozeanien befindet sich im Krieg mit Eurasien. Die Demokratie wurde abgeschafft und durch ein totalitäres Regime abgelöst. Dessen Bewohner werden fast ständig überwacht, und in öffentlichen Ansprachen gegen den Feind aufgehetzt. Wer die Wahrheit der Worte des Führers auch nur anzweifelt oder sich nicht an die Regeln hält, begeht ein Gedankenverbrechen und wird zur Unperson erklärt, verhaftet, als Verräter gebrandmarkt und öffentlich hingerichtet. In diesem Umfeld der Unterdrückung und Angst lernt Winston Smith die verführerische Julia kennen. Gemeinsam schleichen sie sich in den Wald, um fern von allen Augen des "großen Bruders" der Liebe und Leidenschaft zu frönen. Danach mietet Winston in einem elitären Viertel der Stadt ein Zimmer, in dem sie sich in unregelmäßigen Abständen treffen können. Doch wie lange wird es ihnen gelingen, den immer wachsamen Augen des großen Bruders zu entgehen? Hat ihre Liebe eine Zukunft?

Review: Szenenbild. George Orwells "1984" ist für mich einer der besten und vor allem auch wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts. Nachdem das Buch bereits 1956 verfilmt wurde, legte man im Titeljahr eine mit John Hurt, Suzanna Hamilton und Richard Burton (in seiner letzten Filmrolle) hochkarätig besetzte Neuinterpretation nach. Das Ergebnis ist einer der wichtigsten, aber auch trostlosesten, düstersten und deprimierendsten des SF-Genres. Die Darstellung eines parallelen 1984 dient dabei – wie auch George Orwells Roman – zugleich als Mahnmal früherer totalitärer Regime wie auch als aufrüttelnde Warnung vor einer möglichen schrecklichen Zukunft. Sowohl Roman als auch Film sind dabei in erster Linie für den Überwachungsaspekt – Stichwort "Big Brother is watching you" – bekannt; in Wahrheit ist dies jedoch nur ein (wenn auch zweifellos wichtiger und großer) Teilaspekt der hier vorgestellten Dystopie. Vielmehr präsentiert man uns hier eine bis ins kleinste Detail durchdachte – und erschreckende – Welt, in der die Bevölkerung nicht nur überwacht und kontrolliert, sondern auch angelogen, manipuliert, unterdrückt und gegen den Feind aufgehetzt wird.

Ich muss gestehen, dass ich diese Aspekte teilweise auch interessanter und erschreckender fand. Natürlich hat der Gedanke, ständig und vor allem auch zu Hause überwacht zu werden, etwas enorm beunruhigendes an sich, aber schlimmer fand ich die Unterdrückung der Massen, die Darstellung der Propaganda-Maschinerie, die Aufwiegelung der Massen und das Einschwören auf einen gemeinsamen Feind, und vor allem auch das Verwenden von Angst um die Bevölkerung zu unterdrücken, ihre persönliche Freiheit einzuschränken und/oder gefügig zu machen. Letzteres ist unserer Gegenwart teilweise näher, als uns allen lieb sein kann. Und auch die Szenen mit den Versammlungen wo sich alle anwesenden in ihrem Hass gegenüber dem Feind gegenseitig aufstacheln fand ich enorm beunruhigend. Großartig auch so Zitate wie "Krieg ist Frieden. Sklaverei ist Freiheit. Unwissen ist Stärke" oder auch das unvergessliche "Freiheit bedeutet, sagen zu können, dass zwei plus zwei gleich vier ist". Regisseur und Drehbuchautor Michael Radford ist dabei für "1984" gleich in zweifacher Hinsicht zu loben. Einerseits gelingt es ihm, die wesentlichen Eckpunkte der Handlung sowie seine zahlreichen verstörenden Ideen und Momente perfekt auf die Leinwand übertragen, ohne dabei wesentliches zu verlieren. Andererseits beschränkt er sich nicht nur darauf, den Inhalt möglichst werksgetreu wiederzugeben, sondern stellt der darin geschilderten trostlosen Welt eine ebenso trostlose optische Gestaltung zur Seite. Angefangen von den grauen Kostümen über die teils zerstörten Städte bis hin zur den ganzen Film über verwendeten eintönigen Farbpalette, bei denen triste Grau- und Brauntöne dominieren, wird uns die Freudlosigkeit dieser Welt auch visuell anschaulich vermittelt.

Szenenbild. John Hurt war dem Genrefan damals wohl in erster Linie als erstes Opfer des "Alien" ein Begriff. Mit der Verwundbarkeit, Zärtlichkeit, Verzweiflung und zuletzt dann fast völligen Apathie, die er Winston hier verleiht, zeigt er in meinen Augen eine der besten Leistungen seiner – Jahrzehnte überspannenden – Schauspielkarriere, und dominiert er den Film von der ersten bis zur letzten Minute. Aber auch die Leistung von Suzanna Hamilton darf nicht übersehen werden. Sie zeigt als Julia eine sehr charmante Performance und zieht unsere Blicke unweigerlich auf sich – dementsprechend fällt es leicht, nachzuvollziehen, warum Winston von ihr so fasziniert ist. Sie ist ein Freigeist und eine sehr leidenschaftliche Person – was die Szene als die beiden geschnappt und gefangen genommen werden nur noch tragischer macht (ein Ausgang, an dem übrigens zumindest bei mir selbst bei der Erstsichtung und ohne Kenntnis des Romans kein Zweifel bestand). Und Richard Burton spielt seinen Inquisitor mit einer erschütternden Sachlichkeit, so als wäre all dies nichts Besonderes und reinste Routine, die ich persönlich erschreckender finde, als wenn er z.B. ständig herumgeschrien hätte, und trägt somit ebenso viel zum Gelingen des Films bei.

Was "1984" von ähnlichen Werken abhebt, ist der düstere Ausgang des Geschehens. Allen, die weder Roman noch Film bislang kennen sei an dieser Stelle empfohlen, erst wieder beim Fazit weiterzulesen. Ähnliche dystopische Gesellschaftsstrukturen gibt es zwar auch in vielen anderen Erzählungen, diese schildern aber üblicherweise, wie sich eine kleine Gruppe oder vielleicht auch nur ein einziger Mensch gegen diese – erfolgreich – auflehnt und sie schließlich stürzt. Als nur ein Beispiel von vielen sei "Equilibrium" genannt (der generell viele Elemente mit "1984" teilt). Nicht so "1984", der die Trostlosigkeit der hier dargestellten Dystopie konsequent und bis zum letzten Atemzug durchzieht. In der Welt von "1984" gibt es kein Entkommen und keine Hoffnung. Während ihrer gemeinsamen glückseligen Stunden meint Julia, dass letztendlich jeder bricht und redet – aber was sie ihnen niemals nehmen können, ist ihre Liebe. Doch selbst diese romantische Überzeugung stellt sich letztendlich als falsch heraus, denn nach all der Folter und Gehirnwäsche bricht man Winston Smith endgültig, und im Anblick seines größten Alptraums begeht er dann schließlich den ultimativen Verrat: "Don't do it to me, do it to her!". Zugegeben, absolut unverbesserliche Romantiker mögen das "Ich liebe dich" am Ende so interpretieren, dass es nicht dem Big Brother, sondern vielmehr Julia gewidmet ist – allerdings halte ich das für eine überaus optimistische Ansicht, und teile sie nicht. Für mich ist vielmehr klar, dass Winston am Ende völlig gebrochen ist, und das Regime den totalen Sieg über ihn als Individuum davongetragen hat. Damit ist "1984" die Antithese zu all den Erzählungen, die uns versichern wollen, dass ein einzelner Mensch die Welt verändern kann. Die damit einhergehende Aussage mag zwar ungemein deprimierend sein – macht jedoch die hier mitschwingende Warnung erst so wirkungsvoll, sehe ich "1984" doch nicht als Aufruf, sich der Obrigkeit ohnmächtig zu ergeben, sondern vielmehr als Aufschrei, den Anfängen zu wehren, und sicherzustellen, dass es erst gar nicht so weit kommt.

Fazit: Szenenbild. "1984" ist absolut kein angenehmer, aber dafür umso bedeutsamerer Film. Schonungslos überträgt Michael Radford die Düsternis der Vorlage auf die Leinwand, und reichert die düstere Handlung um eine bewusst eintönig und farblos gehaltene Farbpalette an, bei der in erster Linie Grautöne dominieren, und durch die er die Trostlosigkeit dieser Welt auch visuell vermittelt. Was sowohl Film als auch Erzählung ebenfalls auszeichnet, ist der deprimierende Ausgang des Geschehens. "1984" schildert uns eine Welt ohne Liebe, ohne Freude, ohne Freiheit und vor allem auch ohne Hoffnung; und dadurch, dass er uns die Methodik totalitärer Regime durch bewusste Überzeichnung verdeutlicht, scheint er uns dazu animieren zu wollen, nach entsprechenden Anzeichen Ausschau zu halten und einzuschreiten, und so zu verhindern, dass diese Dystopie unsere Zukunft wird. Dies allein macht ihn zweifellos zu den wichtigsten Filmen, die das Science Fiction-Genre je hervorgebracht hat.

Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Senator Film)


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