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Die zwei Gesichter des Januars Drucken E-Mail
Ein fantastischer Retro-Thriller Kategorie: Filme - Autor: Björn Flügel - Datum: Donnerstag, 30 Oktober 2014
 
 
Die zwei Gesichter des Januars
Originaltitel: The Two Faces of January
Produktionsland/jahr: UK/F/USA 2014
Bewertung:
Studio/Verleih: Working Title Films/StudioCanal
Regie: Hossein Amini
Produzenten: U.a. Tim Bevan, Eric Fellner, Robyn Slovo & Tom Sternberg
Drehbuch: Hossein Amini, nach dem Roman von Patricia Highsmith
Filmmusik: Alberto Iglesias
Kamera: Marcel Zyskind
Schnitt: Nicolas Chaudeurge & Jon Harris
Genre: Thriller
Kinostart Deutschland: 29. Mai 2014
Kinostart UK: 16. Mai 2014
Laufzeit: 96 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen:Blu-Ray, DVD, Romanvorlage
Mit: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac, Daisy Bevan, David Warshofsky u.a.



Kurzinhalt: Athen, Januar 1962: Der Fremdenführer Rydal begegnet dem wohlhabenden Ehepaar Chester und Colette MacFarland und ist sofort fasziniert. Nicht zuletzt, da Chester dem kürzlich verstorbenen Vater Rydals stark ähnelt, gegen den er bis zuletzt einen Groll hegte. Doch den MacFarlands ist ein Privatdetektiv auf der Spur. Dieser kommt während einer Auseinandersetzung ums Leben. Als Chester die Leiche gerade über den Hotelflur schleift, wird er von Rydal überrascht. Die MacFarlands verlassen sofort das Hotel. Rydal erklärt sich bereit, ihnen zur Flucht zu verhelfen. Er beschafft ihnen gefälschte Ausweisdokumente und führt sie nach Kreta. Dort erwacht Chesters Eifersucht, als sich seine Frau zunehmend besser mit Rydal versteht…

Review: Szenenbild. Man könnte versucht sein, Patricias Highsmiths Werk in die Nähe eines Alfred Hitchcock zu rücken. Nicht zufällig adaptierte dieser 1951 Highsmiths ersten Roman "Strangers on a Train" ("Der Fremde im Zug", a.k.a. "Verschwörung im Nordexpress"). Und tatsächlich behandeln sowohl Hitchcock als auch Highsmith in ihren Werken oftmals identische Themen, wenn auch auf verschiedene Weise. Die Gemeinsamkeit besteht in der bevorzugten Auseinandersetzung mit der Psyche der Protagonisten. Es geht selten um das "Whodunit", sondern vielmehr um das "Whydunit". Was bringt die Figuren dazu, so zu handeln? Angesichts der vielen gelungenen und erfolgreichen Highsmith-Verfilmungen (z.B. "Der talentierte Mr. Ripley") verwundert es schon, dass man den Regie-Neuling Hossein Amini damit betraut hat, "Die zwei Gesichter des Januars" zu realisieren. Auch für das Drehbuch zeichnet er sich verantwortlich. In diesem Bereich hat er sich jedoch schon einige Lorbeeren verdient, sein Skript zu "Wings of the Dove – Die Flügel der Taube" war 1997 u.a. für den Oscar nominiert. Die Entscheidung, Amini den Film auch inszenieren zu lassen, war jedenfalls goldrichtig.

"Die zwei Gesichter des Januars" ist ein wunderschöner Film. Vor traumhaften Kulissen in Athen, Istanbul und auf Kreta, zurückversetzt ins Jahr 1962, ergründet Amini Abgründe der menschlichen Seele. Es geht um Betrug, Lügen, Misstrauen, Gier, Eifersucht und Rivalität. Trotz allem sind die (männlichen) Protagonisten, Rydal und Chester, aufeinander angewiesen, auch wenn sie völlig unterschiedliche Ziele verfolgen. Ein Aspekt, den Amini exzellent herausarbeitet und darauf die Spannung im Wesentlichen aufbaut. Die zahlreichen unvorhersehbaren Wendungen tragen weiterhin dazu bei, dass "Die zwei Gesichter des Januars" bis zum Schluss fesselt. So kommt es beispielsweise auf Kreta zu einer folgenreichen Begebenheit, woraufhin die Handlung einen Haken schlägt und sich in eine gänzlich andere Richtung entwickelt. Mit Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac weist der Film einen exquisiten Cast auf, wobei sich die Handlung voll und ganz auf die männlichen Protagonisten konzentriert. Kirsten Dunsts Beitrag zum Geschehen mag auf den ersten Blick zwar geringfügig erscheinen und lediglich dem Frauenbild der 1960er entsprechen, was durchaus auch der Entstehungszeit der Romanvorlage geschuldet sein mag, jedoch sei ihr Part nicht unterschätzt. Colette wird für Rydal und ihren Mann Chester zum Verhängnis, womit sich der Film auch inhaltlich an Motive aus der römischen und griechischen Mythologie anlehnt. Der Titel "Die zwei Gesichter des Januars" bezieht sich schließlich auf den römischen Gott Janus, was diese Einordnung noch einmal verdeutlicht. Wenn also Kirsten Dunst zu Beginn des Films als Colette die Akropolis besteigt, gibt Regisseur Amini einen Ausblick auf das große Drama, das "Die zwei Gesichter des Januars" zum Inhalt hat. Auch wenn die Protagonisten des Films praktisch immer unterwegs sind und die Story unvorhersehbar bleibt, schleichen sich gerade im Mittelteil ein paar Längen ein. Einzelne Szenen geraten zu lang und drosseln dadurch das Erzähltempo. Exemplarisch sei die Szene in dem Fischerdorf genannt, in der im Grunde genommen nicht viel geschieht, die sich aber eine gefühlte Ewigkeit hinzieht. Nicht, dass der Film dadurch langweilig würde, jedoch bleiben diese langen Sequenzen als Manko in Erinnerung.

Fazit: Es ist unverkennbar, dass Regisseur und Drehbuchautor seine Hausaufgaben gründlich gemacht hat. Auch wenn sich der Film zum Teil signifikant von der Romanvorlage unterscheidet, bleibt er dessen Geist im Wesentlichen doch treu. Nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch begibt er sich stilsicher in die 1960er Jahre, denn bei der Inszenierung setzt Amini mehr auf klassischen Thrill und Suspense denn auf moderne Taschenspielertricks. Damit orientiert er sich stärker an der Hitchcock-Ära als an früheren Highsmith-Verfilmungen - eine ideale Koppelung. So ist "Die zwei Gesichter des Januars" ein fantastischer und auch authentischer Retro-Thriller. Bitte mehr davon!

Wertung:8 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2014 StudioCanal)


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