Mit: Alex Essoe, Amanda Fuller, Noah Segan, Fabianne Therese, Shane Coffey, Natalie Castillo, Pat Healy, Nick Simmons, Maria Olsen, Marc Senter, Louis Deszeran, Danny Minnick u.a.
Kurzinhalt:
So wie viele andere Schauspielerinnen auch hält sich Sarah mit einem Fast Food-Job über Wasser, während sie auf den großen Durchbruch in Hollywood hofft. Da flattert auf einmal eine neue Casting-Einladung in ihre Mailbox: Eine legendäre Produktionsfirma, die seit Jahren keinen Film produziert hat, möchte nun mit einem Horrorfilm ein Comeback starten. Doch das Casting verläuft erstmal recht frustrierend – bis eine der Casting-Direktorinnen Zeuge wird, wie Sarah ihren Frust in der Damentoilette auslässt. Daraufhin meint sie, dass sie ja vielleicht doch genau das mitbringt, was sie in ihrer Hauptdarstellerin suchen. Weitere, zunehmend seltsame Casting-Termine folgen, und die Rolle ihres Lebens scheint immer näher zu rücken. Schließlich trifft sie den Produzenten des Films, der sie vor die Frage stellt, wieweit sie für ihre Ambitionen zu gehen, und was sie tun würde, um ihr Ziel zu erreichen. "Alles", antwortet Sarah. Doch erst in weiterer Folge wird ihr der schreckliche Preis bewusst, den sie für ihren Traum zu zahlen hat…
Review:
So wie bei den meisten Filmen die ich mir beim heurigen /slash Filmfestival angeschaut habe, wusste ich im Vorfeld wenig bis gar nichts über ihn. Ich hatte nur die kurze Inhaltsangabe aus dem Programm gelesen, aber noch nicht mal einen Trailer angeschaut. Ich wusste daher auch nur, dass es um eine junge Schauspielerin geht, die versucht, ihren Durchbruch zu schaffen, dabei jedoch in die Abgründe Hollywoods gerät – was für mich sehr vielversprechend klang. So vielversprechend sogar, dass ich im Vorfeld davon ausgegangen bin, dass "Starry Eyes" eines meiner Highlights des heurigen Festivals sein könnte. Und in der ersten halben Stunde schien es auch tatsächlich so, als würde es ihm gelingen, dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden. Bedauerlicherweise schlug der Film in seiner zweiten Hälfte eine übernatürliche und von mir überhaupt nicht erwartete Richtung ein (auf die ich im dritten Absatz des Reviews näher eingehen werde; wer davon im Vorfeld nichts wissen will, sollte diesen daher besser überspringen!), die so gar nicht nach einem Geschmack war. An diesem Punkt hat mich der Film verloren, und konnte mich danach, trotz einiger starker nachfolgender Szenen, auch nie mehr so wirklich zurückgewinnen.
Was ich wirklich enorm schade finde, denn der Einstieg war soooo vielversprechend! "Starry Eyes" beginnt mit einem unschmeichelhaften und schonungslosen Blick hinter die Kulissen Hollywoods, und den verzweifelten Versuchen einer jungen Schauspielerin, den Durchbruch zu schaffen. Sie rennt von einem Casting zum nächsten, während sie unter Tags in einem Fast Food-Restaurant schuftet, um sich den Unterhalt zu verdienen. Klischee? Vielleicht. Andererseits habe ich mittlerweile einige (Kurz-)Biographien von SchauspielerInnen gelesen, um zu wissen, dass die Darstellung hier nicht so weit von der Wahrheit – zumindest wie sie sich für viele aufstrebende JungdarstellerInnen zeigt – entfernt ist. Nach der Szene mit dem Casting, wo man sie nachdem man ihren Wutausbruch im Damenklo beobachtet, dachte ich dann, ich wüsste, wo die Reise hingeht. Meine Vermutung war, dass die Produzenten nur behaupten, einen Horrorfilm zu drehen, und sie vielmehr insgeheim eine Dokumentation drehen, über Ambition, und wie weit Menschen dazu bereit sind zu gehen, um ihr Ziel zu erreichen. Was ich grandios gefunden hätte. Leider war das so überhaupt nicht die Richtung, die der Film schließlich einschlug, aber dazu gleich. Jedenfalls fand ich die erste Hälfte des Films wirklich klasse. Es steckt einfach so viel – teils auch subtile – Kritik an Hollywood drin. Oftmals sind es auch die ganz kleinen Momente, hinter denen sich eine große Bedeutung verbirgt. Man nehme die Szene vor dem Spiegel, wo sich Sarah extrem kritisch beäugt, ob auch ja kein Gramm Fett an ihrem Körper ist – was die Doppelmoral in Hollywood perfekt auf den Punkt bringt. Natürlich hilft es einem als Schauspieler auch, wenn man fit und durchtrainiert ist – aber wenn nicht, wird man halt Charakterdarsteller oder der komödiantische Sidekick. Aber bei Frauen? Die Rollen in Hollywood, die nicht eine Schauspielerin mit Modelmaßen erfordert, kann man an einer Hand abzählen. Dies ist jedoch nur ein Punkt, "Starry Eyes" widmet sich generell den Abgründen Hollywoods, und in der ersten Hälfte, wo man noch auf dem Boden der Tatsachen geblieben ist, fand ich den Film einfach nur wunderbar.
Und dann kommen die Satanisten, und was wir ein großartiger Thriller über die seelischen Abründe Hollywoods begann wird zu einem astreinen Horrorfilm, in dem ein Kult nach einem würdigen Wirt für die Brut aus der Hölle sucht. Und auch wenn mich diese Richtung zugegebenermaßen überrascht haben mag, entwich an dieser Stelle für mich jegliche Spannung. Darauf war ich einfach nicht eingestellt gewesen, und ich fand es enorm schade, dass sich "Starry Eyes" in diese Richtung entwickelt hat, und danach immer absurder und übernatürlicher wurde. Und wenn man von einer Wendung in einem Film überrascht wird, ist das nun mal eben auch nur dann positiv, wenn einem die neue Richtung auch zusagt, und nicht jenem Weg nachweint, von dem man soeben abgebogen ist. Irgendwie war der Film danach für mich vorbei, und ich folgte dem Rest nur mehr mit bescheidenem Interesse. Immerhin: Der komplette Film sieht sehr gut aus und ist super inszeniert. Die Morde sind angenehm blutig und brutal, ohne dabei zu übertreiben. Zudem fand ich den Synthesizer-Soundtrack von Jonathan Snipes (den es leider nur auf Schallplatte! gibt – was zum Teufel?) absolut großartig und sehr stimmungsvoll. Und Alex Essoe ist in der Hauptrolle eine Offenbarung (womit sie ironischerweise dieser Rolle vielleicht jenen Durchbruch verdanken wird, nach der sich ihre Figur so gesehnt hat). Aber all das konnte mich leider nicht mehr so recht über meine Enttäuschung hinwegtrösten.
Fazit:
"Starry Eyes" beginnt so wahnsinnig vielversprechend. Der Einstieg ist großartig und wirft einen finsteren, schonungslosen Blick hinter die Kulissen Hollywoods. Es gibt so viele phantastische Momente, in denen oftmals auch viel an Subtext und Kritik am modernen Hollywood mitschwingt. Zudem wirft der Film in seiner ersten Hälfte einige interessante Fragen auf, und widmet sich gerade auch dem Thema Ambitionen, und was wir bereit sind für unsere Ziele – wie Karriere, Starruhm, Geld – zu tun. Doch ca. zur Halbzeit nahm der Film eine für mich unerwartete und ungemein enttäuschende Wendung, und was als realistisches Thrillerdrama begann, wandelte sich zu einem waschechten Horrorfilm mit übernatürlichen Elementen. Da die erste Hälfte so bodenständig war, hat mich diese Entwicklung eiskalt erwischt, und letztendlich hat mich der Film an dieser Stelle verloren. Der Rest war zwar jetzt nicht unbedingt langweilig, aber ich konnte die weitere Handlung halt einfach nicht mehr ernst nehmen. Was angesichts der großartigen ersten Hälfte wirklich eine Schande ist. Immerhin: Der Film ist sehr gut inszeniert, der Soundtrack ist großartig, und Alex Essoe zeigt in der Hauptrolle eine beeindruckende Leistung. Und insgesamt würde ich ihm, trotz meiner Enttäuschung, durchaus noch eine durchschnittliche Wertung zugestehen – nach dem Motto: erste Hälfte hui, zweite Hälfte pfui. Dennoch… wenn man den realistischen Ton der ersten Hälfte beibehalten hätte, wäre einfach noch sooooo viel mehr drin gewesen. Ewig schade.