Kurzinhalt:
Jay ist 19 Jahre alt, und genießt das überwiegend unbeschwerte Leben einer Teenagerin. Seit kurzem trifft sie sich mit einem netten Jungen; nach ihrem jüngsten Date schlafen sie in seinem Auto miteinander. Doch danach nimmt die Nacht eine erschütternde Wendung: Jay wird von ihm betäubt, und wacht an einen Stuhl gefesselt in einem verlassenen Parkhaus wieder auf. Er weist sie auf eine unbekannte Frau hin, die langsam auf sie zukommt, und behauptet, dabei würde es sich um ein gefährliches Wesen handeln, dass sie ab sofort verfolgen wird. Das Wesen kann dabei jede beliebige Gestalt annehmen, von einer völlig fremden Person bis hin zu Freunden, Bekannten und Verwandten. Jay soll sich keinesfalls von der Gestalt berühren lassen, sonst wird sie sterben. Die einzige Möglichkeit, den Fluch wieder loszuwerden ist, ihn, so wie er es getan hat, an eine andere Person weiterzugeben – in dem man mit ihr schläft. Völlig verstört kehrt Jay daraufhin nach Hause zurück. Anfangs glaubt sie die Geschichte natürlich nicht – doch dann sieht sie in der Schule auf einmal, wie sich eine ihr unbekannte alte Frau langsam aber unaufhörlich auf sie zubewegt…
Review:
Die Grundidee hinter "It Follows" hat mich ein bisschen an "The Ring" (bzw. "Ringu") erinnert; nur, dass die Gefahr hier nicht auf einem Videoband lauert dass man sich ansieht, sondern sich vielmehr wie eine Geschlechtskrankheit überträgt. Auf dem ersten Blick scheint sich der Film damit einem der ältesten Horrorfilm-Klischees – wenn du Sex hast, stirbst du – zu bedienen; durch die Tatsache, dass der Fluch aber auch wieder über Sex an eine andere Person weitergegeben werden kann, erhält der Film einen netten Twist, und verhindert es auch erfolgreich, dass man ihn in die Klischeeschublade stecken muss. Denn im vorliegenden Fall ist Sex eben nicht nur Fluch, sondern auch Segen – bzw. Erlösung. Eines der Probleme des Films wiederum ist, dass der Junge mit dem Jay zu Beginn des Films schläft sich eigentlich recht verantwortungsbewusst verhält, und sie gleich von Anfang an in den Fluch einweiht. Damit entfällt, um den Vergleich mit "The Ring" zu bedienen, jener Aspekt, der den Mittelteil dort so spannend und interessant gemacht hat, galt es doch, vor Ablauf der 7-Tage-Frist die Hintergründe des Fluchs aufzudecken und einen Weg zu finden, diesen aufzuheben. Hier ist hingegen von Anfang an klar, was Jay tun muss, um den Fluch wieder loszuwerden.
Womit wir beim meines Erachtens größten Problem des Films sind: Die Art und Weise, wie man den Fluch wieder los wird, ist dann vielleicht doch etwas zu einfach. Gerade auch bei der Hauptprotagonistin Jay, bei der es sich um eine attraktive junge Frau handelt, kommt man nicht umhin, sich zu denken, dass es für sie doch eigentlich ein leichtes sein sollte, den Fluch weiterzugeben und sich somit der Bedrohung durch das unbenannte Etwas zu entledigen. Eben dies drückte für mich maßgeblich auf die Spannung, da Jay mit ihrer "Weiterung", halt einfach mit einer anderen Person zu schlafen, für die Gefahr in der sie schwebt letztendlich hauptverantwortlich schien. Nun ist mir schon bewusst, dass die Tatsache, dass man den Fluch und damit eine lebensgefährliche Bedrohung nicht einfach aufhebt, sondern vielmehr weitergibt, moralische Fragen aufwirft. Leider aber setzte sich "It Follows" in meinen Augen mit diesen nicht ausreichend auseinander. Damit wir uns bitte nicht falsch verstehen: Mein Problem ist letztendlich auch weniger, dass Jay sich nicht gleich, einfach nur um auf Nummer sicher zu gehen, in der nächsten Nacht auf den nächstbesten Kerl gestürzt hat. Aber "It Follows" verabsäumte es, mir ihre Beweggründe für ihr Zögern verständlich zu machen. Sie macht es einfach nicht, aber das warum und wieso wird nicht näher thematisiert. Es hilft dem Film auch nicht, dass sich eine zu Beginn aufgestellte Regel in weiterer Folge als falsch herausstellt: Das sich schleichend dahinbewegende Etwas erscheint ohnehin eher unheimlich als beängstigend, aber der Gedanke, dass eine Berührung allein reicht – sowie die Tatsache, dass Es unverwundbar ist, und einen unerbittlich verfolgt – verschafft ihm nichtsdestotrotz eine gewisse Bedrohlichkeit. Und dann kommt die Szene, in der Es Jays Haare berührt, und sie es überlebt, und ich fragte mich unweigerlich: Zählen Haare vielleicht nicht? Muss Es direkt die Haut berühren? Mit dieser zuvor etablierten Regel hier zu brechen, hielt ich jedenfalls für einen schweren Fehler.
Wo wir schon bei den Regeln des Films sind: Der Sex. Muss er der Clinton-Definition folgen (mit anderen Worten: alles ohne Penetration zählt nicht), oder reicht ein bisschen Vorspiel und/oder Oralverkehr schon aus? Das müsst ihr mir schon sagen, Leute… ich will mir ja nichts einfangen! Scherz beiseite: Die Tatsache, dass ich während der Sichtung des Films über diese und ähnliche Fragen nachgedacht habe, zeigt bereits, dass es ihm leider nicht gelungen ist, mich durchgehend zu packen. Es hilft auch nicht, dass man sich – obwohl die Grundregeln des Films sehr früh vermittelt werden – danach noch einmal ziemlich lange für einen Abschnitt Zeit nimmt, in dem Jay nach dem Jungen (der ihr einen falschen Namen gesagt hat) sucht, um ihn zur Rede zu stellen. Als es soweit ist, werden – von einem wichtigen Detail abgesehen, die man jedoch auch schon zuvor hätte vermitteln können – nur noch mal die ohnehin schon bekannten Informationen wiederholt. Hätte man sich die langwierige Suche nach ihm komplett gespart oder diese zumindest verkürzt, hätte dies den Film schon mal flotter, packender und damit auch unterhaltsamer gemacht.
Doch genug gemeckert; denn trotz dieser ausführlichen Kritik hat mir "It Follows" insgesamt ganz gut gefallen. Wie bereits erwähnt, fand ich die Grundidee durchaus interessant. Zudem mag ich zwar das Es, so wie es umgesetzt wurde, nur bedingt bedrohlich empfunden haben (dafür bewegte es sich einfach zu langsam), aber der Gedanke, unerbittlich von einem Wesen verfolgt zu werden, dass außer dir niemand sehen kann, hat trotzdem etwas beängstigendes an sich. Zudem wurden die Auftritte des Wesens, unter anderem auch wegen seiner verschiedenen Erscheinungsformen, von Regisseur David Robert Mitchell sehr unheimlich umgesetzt. Auch die schauspielerischen Leistungen stechen als eine der wesentlichen Stärken des Films hervor. Vor allem Maika Monroe empfiehlt sich mit ihrer Leistung hier für weitere Filmauftritte – und das nicht zwingend nur im Horrorgenre. Aber auch der Rest der Besetzung, die allesamt als unverbrauchten und mir bislang nicht bekannten SchauspielerInnen besteht, macht ihre Sache sehr ordentlich. Zudem gibt es trotz des einen oder anderen Durchhängers auch immer wieder Phasen der Hochspannung, wie z.B. beim ersten Besuch des Etwas in Jays Haus, oder eine spätere Szene, in der Jay eines ihrer Nachbarhäuser beobachtet. Vor allem im letzten Drittel nimmt die Spannung kontinuierlich zu, wobei mir der "Showdown" im Schwimmbad ganz besonders gut gefallen konnte. Zudem gibt es eine ganz wesentliche, äußerst fiese Zusatzregel die ich ganz bewusst nicht vorwegnehmen will, die mir aber wirklich gut gefallen konnte, und die dafür sorgt, dass man sich über die Weitergabe des Fluchs doch ein bisschen Gedanken machen sollte.
Fazit:
"It Follows" ist ein guter, solider Horrorfilm, der es vor allem im letzten Drittel verstand, micn zu packen. Davor schlich sich allerdings doch die eine oder andere Länge ein; zudem stellt man sich unweigerlich die Frage, warum Jay nicht einfach mit einer anderen Person in die Kiste springt, um den Fluch wieder loszuwerden. Ihre Beweggründe, dies nicht zu tun, wurden mir vom Film jedenfalls zu wenig thematisiert, als dass ich ihre Zurückhaltung hätte nachvollziehen können. Und auch der Bruch einer zuvor etablierten Regel, die hauptverantwortlich dafür war, dass ich das titelspendende Es beängstigend fand, war der Spannung des Films nicht unbedingt zuträglich. Insgesamt ist "It Follows" in meinen Augen nicht ganz so stark, wie er hätte sein können. Dank der interessanten Grundidee, den rundum guten schauspielerischen Leistungen – wobei mich vor allem Maika Monroe in der Hauptrolle begeistern konnte – und einigen packenden Szenen ist er mir aber trotzdem eine leise Empfehlung wert.