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Philomena Drucken E-Mail
Berührender Film mit einer überragenden Judi Dench Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 01 März 2014
 
Oscar-SPECiAL


 
Philomena
Originaltitel: Philomena
Produktionsland/jahr: UK 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Magnolia Mae Films/Square One Entertainment
Regie: Stephen Frears
Produzenten: U.a. Steve Coogan, Tracey Seaward & Gabrielle Tana
Drehbuch: Steve Coogan & Jeff Pope, nach dem Buch von Martin Sixsmith
Filmmusik: Alexandre Desplat
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Valerio Bonelli
Genre: Drama
Kinostart Deutschland: 27. Februar 2014
Kinostart UK: 24. Januar 2014
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: Ab 6 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Buchvorlage
Mit: Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark, Mare Winningham, Barbara Jefford, Ruth McCabe, Peter Hermann, Sean Mahon, Anna Maxwell Martin, Michelle Failrey u.a.


Kurzinhalt: Als Philomena schwanger wird, schickt sie ihr Vater in ein Kloster. Dort bringt sie den kleinen Anthony zur Welt – muss jedoch als Gegenleistung für die nächsten vier Jahre Dienst im Kloster verrichten, um ihre Schuld abzuarbeiten. Ein Schicksal, dass sie mit vielen anderen jungen Frauen teilt. Die Kinder selbst werden zur Adoption freigegeben, und eines Tages ist es soweit, und ihr Anthony wird von einer reichen Familie ausgewählt. Sie sieht ihn nie wieder, und erhält von den Nonnen auch keine Informationen über seinen Verbleib, oder auch, wer ihn adoptiert hat. Jahrzehntelang hütet sie dieses Geheimnis, und versucht nur bei gelegentlichen Besuchen im Kloster, vielleicht doch noch mehr über ihren Sohn herauszufinden. Doch die meisten Unterlagen sind bei einem großen Brand verloren gegangen. Zum 50. Geburtstag von Anthony weiht Philomena schließlich ihre Tochter in ihr Geheimnis ein. Diese trifft kurz darauf zufällig den Journalisten Martin Sixsmith, der kürzlich von der BBC gefeuert wurde, und sich nun als Schriftsteller versuchen möchte. Anfangs lehnt er ab, doch irgendetwas an der Geschichte weckt sein Interesse. Und so willigt er ein, Philomena bei ihrer Suche zu helfen. Die Spur führt sie schließlich in die USA…

Review: Szenenbild. Der Trailer wird diesem Film in meinen Augen nicht wirklich gerecht. Ich sah ihn vor rund zwei Wochen, und wenn "Philomena" nicht bei den diesjährigen Oscars als bester Film nominiert wäre, hätte ich ihn mir, rein nach dem Trailer, nicht angesehen – zumindest nicht im Kino (ev. hätte ich ihn im Laufe des Jahres mal auf Leih-DVD nachgeholt). Tatsächlich ist "Philomena" aber deutlich besser als der Trailer vermuten lässt. Zur Geschichte selbst will ich ganz bewusst nicht viel sagen. Ich kannte sie vor dem Film nicht, und denke, dass dies meinem Filmgenuss sehr zuträglich war, da ich zu Beginn genauso wenig über den Verbleib von Anthony wusste wie Philomena und Martin. Somit war mein Interesse schnell geweckt. Interessant fand ich, dass hier die irischen Magdalenenheime thematisiert wurden. Entweder hatte ich da bis zuletzt einen historischen blinden Fleck, oder aber das ist hierzulande wirklich kaum geläufig. Daher fand ich es schon irgendwie witzig, nur wenige Wochen nachdem ich durch die Krimireihe "Jack Taylor" zum ersten Mal darauf aufmerksam wurde hier neuerlich darauf zu stoßen. Wer davon – so wie ich vor "Jack Taylor" – noch nichts gehört hatte, den erwartet jedenfalls eine berührende und teilweise erschütternde "Geschichtsstunde".

Dementsprechend zählten für mich die Rückblenden auch zu den emotionalsten und effektivsten Szenen des Films. Aber auch danach gibt es noch zahlreiche großartige Szenen. Der dramaturgische Höhepunkt ist natürlich, als Michael und Philomena Anthony endlich finden. Ein wundervoller Moment, der mich zutiefst bewegt hat. Eine weitere wesentliche Stärke ist Judi Dench in der Haupt- und Titelrolle. Philomena ist keine einfache Figur, hat sie doch ein paar irritierende Eigenschaften. So hat sie z.B., trotz ihrer Erlebnisse im Kloster, ihren Glauben nie verloren. Auch zeigt sie sich – selbst gegenüber jenen, die ihr Unrecht getan haben – stets demütig und verständnisvoll. Zudem hat sie eine gewisse Schlichtheit und Naivität an sich. Und von ihrer Vorliebe für kitschige Liebesromane wollen wir erst gar nicht reden. Und dennoch macht Judi Dench sie mit ihrem exquisiten Schauspiel zu einer Person, mit der man sich unweigerlich identifiziert, und für die man viel Sympathie empfindet. Denn neben diesen – vermeintlichen – Schwächen hat sie auch viele positive und oftmals überraschende Seiten an sich. Martin Sixsmith ist in vielerlei Hinsicht ihr Gegenpart. Ein gottloser Zyniker, forsch, aufbrausend, oftmals unhöflich, und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg haltend, ob sie die anderen hören wollen oder nicht. Gemeinsam ergeben sie ein ungewöhnliches Team, das sich allerdings eben deshalb so gut ergänzt. Steve Coogan kann zwar schon allein aufgrund der Rolle nicht ganz so glänzen wie Judi Dench, zeigt aber ebenfalls eine sehr gute Leistung. Inszenatorisch stechen in erster Linie die Rückblenden sowie die zwischendurch eingestreuten Heimvideo-Aufnahmen positiv hervor. Aber auch in der Gegenwart gibt es ein paar nette (in erster Linie Landschafts-)Aufnahmen, wobei vor allem eine Winterlandschaft gegen Ende des Films besticht.

Szenenbild. Weniger gut gefiel mir, dass uns "Philomena" mehrmals bewusst macht, dass wir hier eine Dramatisierung (Film) einer Dramatisierung (Artikel/Buch) sehen; was die Frage aufwirft, wie viel von dem was wir zu Gesicht bekommen denn überhaupt noch der Wahrheit entspricht. Die grundlegenden Fakten werden schon stimmen, aber es gab doch einige Szenen, die irgendwie "überdramatisiert" wirken. Hätte man uns in den Szenen mit der Verlegerin (die Martin dazu anhält, zu übertreiben und auch ja auf die Tränendrüse zu drücken) nicht immer wieder mit der Nase darauf gestoßen, wäre es mir vielleicht nicht ganz so stark aufgefallen. Das fand ich schon etwas seltsam und unklug. Denn so sticht doch die eine oder andere Szene hervor, die nach Film riecht, bzw. Gespräche, die sich irgendwie falsch und unecht anfühlen. Zudem fällt rückwirkend betrachtet auf, dass Martin und Philomena mehr als eine (Film-)Viertelstunde lang einer Information hinterherjagen, die sie eigentlich schon davor erhalten hätten müssen. Jedenfalls hatte ich bei "Philomena" doch teilweise den Eindruck, dass die Wahrheit zugunsten der emotionalen Wirkung etwas verbogen wurde; und das öfters bzw. stärker als bei ähnlichen "True Story"-Oscarkandidaten wie z.B. "12 Years A Slave" oder "Dallas Buyers Club", die auf mich insgesamt authentischer wirkten. Da mir dies allerdings erst rückwirkend so richtig bewusst wurde, hat es meinen Filmgenuss nicht wirklich beeinträchtigt.

Fazit: Einige Szenen machten auf mich irgendwie einen falschen, geschwindelten und inszenierten Eindruck. Gerade auch angesichts der Tatsache, dass wir hier die Dramatisierung der Dramatisierung von realen Ereignissen miterleben, stellt sich teilweise die Frage, wie authentisch – abseits von den unumstößlichen Fakten – der Film ist; etwas, woran man uns zudem ungeschickterweise mit den Kommentaren der Verlegerin auch mehrmals erinnert. Damit ging für mich eine der größten potentiellen Stärken von Filmen, die auf einer wahren Geschichte basieren, zumindest ansatzweise flöten. Von diesem Kritikpunkt abgesehen fand ich "Philomena" aber deutlich besser, als ich das nach dem Trailer erwartet hatte. Vieles an dieser Geschichte ist einfach nur schockierend, und machte mich wütend. Vor allem die Rückblenden ließen mir mehrmals einen kalten Schauer der Verstörung über den Rücken jagen. Auch danach gab es noch zahlreiche großartige, emotionale Szenen. Die Inszenierung besticht vor allem in den Rückblenden und Einblendungen von (nachgestellten) Amateurvideos, sowie der einen oder anderen schönen Landschaftsaufnahme. Abseits der zentralen Geschichte war die größte Stärke für mich aber die schauspielerische Leistung von Judi Dench, die Philomena mit all ihren Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten und manchmal irritierenden und dann wieder bewundernswerten Charaktereigenschaften zum Dreh- und Angelpunkt des Films macht. Zudem war ich teilweise überrascht, wie viel es – trotz der rührenden und in den Rückblenden auch ungemein traurigen Geschichte – zu lachen gab. Insgesamt halte ich "Philomena" jedenfalls für einen sehr unterhaltsamen und bewegenden Film, der eine unfassbare, berührende Geschichte erzählt.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Square One Entertainment)


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Weiterführende Links:
Oscar-SPECiAL 2014





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