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Dallas Buyers Club Drucken E-Mail
AIDS-Drama mit brillanten Darstellerleistungen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 28 Februar 2014
 
Oscar-SPECiAL


 
Dallas Buyers Club
Originaltitel: Dallas Buyers Club
Produktionsland/jahr: USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Voltage Pictures/Ascot Elite
Regie: Jean-Marc Vallée
Produzenten: U.a. Robbie Brenner & Rachel Winter
Drehbuch: Craig Borten & Melisa Wallack
Filmmusik: -
Kamera: Yves Bélanger
Schnitt: Martin Pensa & Jean-Marc Vallée
Genre: Drama
Kinostart Deutschland: 06. Februar 2014
Kinostart USA: 22. November 2013
Laufzeit: 117 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Matthew McConaughey, Jared Leto, Jennifer Garner, Denis O'Hare, Steve Zahn, Michael O'Neill, Dallas Roberts, Griffin Dunne, Kevin Rankin, Donna Duplantier, Deneen Tyler u.a.


Kurzinhalt: Dallas 1985: Neben seiner Tätigkeit als Elektriker verdient sich der Gauner Ron Woodroof mit Rodeo-Wetten ein kleines Zubrot. Auf der Flucht vor verärgerten Betrugsopfern bricht er auf offener Straße zusammen. Im Krankenhaus wird er mit AIDS diagnostiziert. Die Krankheit ist zudem schon weit fortgeschritten – mehr als ein paar Wochen werden Woodroof kaum bleiben, um seine Angelegenheiten zu regeln. Zuerst weigert sich Ron, diese Diagnose zu akzeptieren – zumal AIDS ja nur etwas ist, an dem "Schwuchteln" erkranken. Erst als er bei seinen Nachforschungen herausfindet, dass HIV auch bei ungeschütztem heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen werden kann, beginnt er seinen Zustand langsam aber sicher zu akzeptieren. Zudem stößt er bei seinen Nachforschungen auf Berichten zu experimentellen Medikamenten. Als er nicht in die Testreihe aufgenommen wird, macht er sich auf die Suche nach Alternativen. Bei einem in Mexico praktizierenden Arzt findet er schließlich Medikamente, welche die Symptome von AIDS bekämpfen – doch diese sind bislang in den USA noch nicht zugelassen. Daraufhin beginnt er, Medizin nach Amerika zu schmuggeln und dort zu verkaufen. Mit Hilfe der Transsexuellen Rayon wird so der Dallas Buyers Club gegründet…

Review: Szenenbild. Ich bin 1980 geboren, und in meinem Teenager-Alter waren HIV und AIDS in aller Munde. Die Zeiten, in denen sie als "Schwuchtel-Krankheit" angesehen wurde, waren zu diesem Zeitpunkt zum Glück schon vorbei; dank wichtiger Aufklärung war die Öffentlichkeit in der Zwischenzeit wesentlich klüger geworden. Dementsprechend habe ich die "Epoche", in der HIV und AIDS mit einem Stigma behaftet waren, verpasst –weshalb ich den Einblick in diese Zeit, den "Dallas Buyers Club", so interessant wie erschütternd fand. Aber selbst jene, die etwas älter sind als ich und sich demnach an die betreffenden Vorurteile noch gut erinnern können, dürften in diesem Film Einblick in etwas gewinnen, von dem man hierzulande wohl damals noch wenig bis gar nichts mitbekommen hat. Nämlich den organisierten Medikamentenschmuggel, die "Buyers Clubs", um AIDS-Kranken zu helfen, die ohne diese Medizin mangels einer für die Anwendung in den USA zugelassenen Alternative in kürzester Zeit gestorben wären.

Womit wir bei einem weiteren wesentlichen Aspekt von "Dallas Buyers Club" wären. Natürlich spielen AIDS, Homosexualität und die damaligen Vorurteile und das entsprechende kulturelle Stigma hier eine wichtige, wesentliche Rolle. Aber alles, was den amerikanischen Pharmakonzern sowie die Lebensmittel- und Medikamentenzulassungsbehörde FDA betrifft, ist allgemeingültig, und praktisch unabhängig von dieser zentralen Thematik. Hier zeichnet "Dallas Buyers Club" ein deprimierendes, erschütterndes Bild von Geschäftemacherei. Sowohl dem Konzern als auch der Behörde scheint es in erster Linie darum zu gehen, dass die AIDS-Kranken Geld für amerikanische Medikamente ausgeben – und dieses somit auch wieder in die amerikanische Wirtschaft fließt. Das Wohl der Patienten scheint dabei zweitrangig zu sein. Dementsprechend wird auch die Genehmigung von Medikamenten, die in anderen Ländern längst zugelassen sind und erfolgreich zur Behandlung eingesetzt werden, so lange als möglich hinausgezögert. Stattdessen werden AIDS-Patienten für Tests eines Medikaments herangezogen, dass ihnen – zumindest in der verordneten Dosierung – mehr schadet als hilft. Statt Ron Woodroof im Stillen machen zu lassen und seinen Dallas Buyers Club zu tolerieren, setzt man zudem alles daran, um seinem Geschäft den Garaus zu machen. Zuletzt greift sogar der Gesetzgeber selbst ein und verabschiedet ein Gesetz, dass den Interessen der großen Pharmakonzerne entgegenkommt. Ich würde gerne glauben, dass sich dies in den 25+ Jahren seitdem gebessert hat, fürchte aber, dass die Kritik die "Dallas Buyers Club" hier anbringt nach wie vor ihre Gültigkeit (und damit Relevanz) besitzt.

Szenenbild. Davon abgesehen beschäftigt sich "Dallas Buyers Club" aber natürlich in erster Linie mit dem AIDS-Stigma der damaligen Zeit. Woodroof ist hier keine Ausnahme. Als ihm der Arzt sagt, dass er AIDS hat, antwortet er energisch mit "I'm not a faggot!" – und spiegelt damit die damaligen (hoffentlich, will ich doch glauben, dass sich dies seither gebessert hat) Vorurteile gegenüber der Krankheit wieder. Doch dadurch, dass er selbst erkrankt – und damit auch zunehmend mit homosexuellen Personen zu tun hat – wird er gleich in zweierlei Hinsicht geläutert. Einerseits verliert er seine Ignoranz gegenüber HIV, und andererseits seine Vorurteile gegenüber Homo- und Transsexuellen. Einen wesentlichen Anteil daran hat Rayon, die er im Krankenhaus kennenlernt. Anfangs schreckt er vor ihr zurück, ja scheint richtiggehend angewidert zu sein. Doch über sein Geschäft lernt er sie immer näher kennen – und schätzen. Am Ende sind sie nicht einfach nur Geschäftspartner, sondern enge Freunde. Eben dieser Freundschaft verdankt der Film nicht nur viel von seinem Charme – ist Rayne doch eine ungemein sympathische Figur – sondern auch einige der berührendsten Szenen des Films.

Für "Dallas Buyers Club" wurde eine hochkarätige Darstellerriege verpflichtet. Dennoch wird der Film in erster Linie von der Performance zweier Schauspieler dominiert. Einerseits Jared Leto, der schon seit einigen Jahren aufgrund der Erfolge seiner Rockband "30 Seconds to Mars" nur mehr sporadisch auf der großen oder auch kleinen Leinwand zu sehen ist, und sich hier nach vierjähriger Abstinenz mit einem Paukenschlag zurückmeldet. So wie beim zweiten großen Star des Films ist es dabei nicht einfach "nur" die physische Transformation. Als ich Rayon sah, sah ich auch wirklich nur Rayon, und nicht Jared Leto, der diese transsexuelle Figur verkörpert. Mit einem anderen Schauspieler hätte Rayon eine Karikatur und ein wandelndes Klischee sein können, doch Leto findet den Charakter, der unter diesen Klischees verborgen ist, und bringt ihn in den Vordergrund. Besonders wunderbar ist auch eine spätere Szene, in der Rayon sich in ganz normale Kleidung zwängt – und Leto uns spüren lässt, was für eine Überwindung es für die Figur ist, sich selbst derart zu verleugnen. Die zweite bestimmende Leistung kommt dann natürlich von Matthew McConaughey, der mit "Dallas Buyers Club" seine späte Karriere-Renaissance auf bestechende Art und Weise fortsetzt. Lange Zeit als Schönling in belanglosen Filmen verheizt und von einer romantischen Komödie in die nächste gedrängt, ist es ihm in den letzten Jahren endlich zunehmend gelungen, aus diesem Korsett auszubrechen. Beginnend mit "Killer Joe", über "Mud", "Magic Mike", "The Wolf of Wall Street" und zuletzt auch "True Detective" ist es ihm gelungen, sich zu einem der interessantesten Charakterdarsteller unserer Zeit zu mausern. Ein Anspruch, den er auch in "Dallas Buyers Club" bestätigt, wo die Klasse seiner Performance wie bei seinem Co-Star weit über die (erschreckende) physische Transformation hinausgeht. Eine phantastische Leistung, mit der er möglicherweise in der Oscar-Nacht selbst so Konkurrenten wie Leonardo DiCaprio, Christian Bale, Bruce Dern und Chiwetel Ejiofor ausstechen wird – und das nicht zu unrecht.

Szenenbild. Groß etwas zu kritisieren habe ich an "Dallas Buyers Club" nicht. Im Vergleich zu anderen Oscar-Kandidaten fehlt es ihm allerdings irgendwie an diesem Hauch an Beeindruckendem. An Szenen, Momenten oder Elementen, die noch lange nachhallen würden. Ich halte diesen Film auch in der heutigen Zeit für wichtig und relevant, und insgesamt sehr gelungen. Aber es fehlte mir – auf die Handlung des Films bzw. seine Szenen bezogen – irgendwie das Begeisternde. Ja, die schauspielerischen Leistungen sind teilweise phänomenal, und ja, es gibt durchaus die eine oder andere gelungene Szene, wie z.B. als sich Ron von den Schmetterlingen umschwirren lässt. Dennoch liegt über dem Ganzen irgendwie ein Hauch des gewöhnlichen. Vor allem das Drehbuch – wobei man damit natürlich zumindest bis zu einem gewissen Grad an die realen Vorkommnisse gebunden war – fällt im Vergleich zu den anderen Aspekten der Produktion ein wenig ab, und lässt es an den ganz großen dramaturgischen Höhepunkten vermissen. Wenn ich mir "Dallas Buyers Club" in Zukunft noch einmal anschaue, wird dies jedenfalls fast ausschließlich den schauspielerischen Leistungen von Matthew McConaughey und Jared Leto zu verdanken sein. Der Rest ist zwar auch gut, aber nichts Besonderes.

Fazit: Inhaltlich überzeugte mich "Dallas Buyers Club" einerseits mit der kritischen Betrachtung von a) der Politik von Pharmakonzernen sowie der FDA, die hier an den Pranger gestellt wird, b) den damals vorherrschenden Vorurteilen gegenüber AIDS, sowie c) der Intoleranz gegenüber Homosexuellen. Darüber hinaus stachen für mich in erster Linie die schauspielerischen Leistungen von Matthey McConaughey und Jared Leto und hervor. Die langsam entstehende Freundschaft zwischen ihrer beider Figuren – zwingen die Umstände Ron doch praktisch dazu, seine Vorurteile gegenüber Homosexuellen abzulegen – empfand ich als weitere wesentliche Stärke des Films. Und auch einzelne Szenen und gelungene Momente stachen hervor. Für eine noch bessere Wertung fehlten mir allerdings die ganz großen dramaturgischen Höhepunkte. Zwar finde ich es grundsätzlich gut, dass Regisseur Jean-Marc Vallée diesen Stoff recht "matter of factly" umsetzt und sich nie in melodramatische Untiefen begibt. Aber für eine höhere Wertung fehlte mir irgendwie – abseits der Darstellerleistungen – das Begeisternde. Ein sehr guter, empfehlenswerter Film über eine wichtige Thematik ist er aber auch so.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Ascot Elite)


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Weiterführende Links:
Oscar-SPECiAL 2014





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