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American Hustle Drucken E-Mail
Doppelreview zu einem der großen Oscar-Favoriten Kategorie: Filme - Autor: C. Siegel | B. Schwarzkopf - Datum: Mittwoch, 26 Februar 2014
 
Oscar-SPECiAL


 
American Hustle
Originaltitel: American Hustle
Produktionsland/jahr: USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Annapurna Pictures/TOBIS Film
Regie: David O. Russell
Produzenten: U.a. Megan Ellison, Jonathan Gordon, Charles Roven & Richard Suckle
Drehbuch: David O. Russell & Eric Warren Singer
Filmmusik: Danny Elfman
Kamera: Linus Sandgren
Schnitt: Alan Baumgarten, Jay Cassidy & Crispin Struthers
Genre: Drama
Kinostart Deutschland: 13. Februar 2014
Kinostart USA: 20. Dezember 2013
Laufzeit: 138 Minuten
Altersfreigabe: Ab 6 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Christian Bale, Bradley Cooper, Amy Adams, Jeremy Renner, Jennifer Lawrence, Louis C.K., Jack Huston, Michael Pena u.a.



Kurzinhalt: 1978 ist Irving Rosenfeld für die Außenwelt stolzer Vater, glücklich verheiratet mit Rosalyn und Besitzer einer Wäschereikette. Doch sein eigentliches Geld verdient er mit Trickbetrügerei: hier ein gefälschtes Gemälde, da ein fauler Kredit. Auf einer seiner umschweifigen Partys trifft er die Ex-Stripperin Sydney Prosser. Durch äußerlichen Schein und kleineren Lügen hat sie es mittlerweile geschafft ganz oben in der Redaktion des Cosmopolitan Magazin mitzumischen. Nach ein bisschen Tête-à-tête hier und wenig Ei, Ei, Ei da, vertraut sich Irving mit seinen Geschäften Sydney an. Sie ist sofort begeistert und schlägt Irving vor als Partner bei seinen Betrügereien mitzuwirken. Dabei gibt sich Sydney als Lady Edith Greenslay aus, eine britische Aristokratin im Besitz von zig Millionen Pfund, die sie investieren möchte. Und die Leute fallen drauf rein - bis an dem Tag, als die beiden Geschäfte mit dem getarnten FBI-Agenten Richard DiMaso machen. Um einer höheren Strafe zu entgehen, unterbreitet DiMaso den beiden das Angebot für ihn und mit ihm während der Operation Abscam zu arbeiten. Natürlich nehmen Irving und Sydney das Angebot an, denn was können sie besser als die großen Fische, z.B. den Bürgermeister Carmine Polito, zu betrügen?

Review von Christian Siegel: Szenenbild Möglicherweise das hervorstechendste Merkmal – und zugleich eine der größten Stärken – von "American Hustle" ist, wie es ihm gelingt, die 70er Jahre wieder aufleben zu lassen. Zugegebenermaßen waren diese zwar vor meiner Zeit, aber ich habe genug Bilder, Videos und Filme aus dieser Epoche gesehen um zu wissen, dass es David O. Russell und seinem Team gelungen ist, sie in der Kleidung, den Frisuren (dass es keine Oscar-Nominierung in der Kategorie "Make-Up & Hairstyling" gab, ist ein Witz), den Sets usw. authentisch wiederzugeben. Eben dies verleiht "American Hustle" einen ganz eigenen Flair. Die zweite wesentliche Stärke ist die Besetzung, bzw. die schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten. Christian Bale zeigt mal wieder seine – äußerliche – Wandlungsfähigkeit; nachdem er sich für die eine oder andere Rolle abgemagert hat, macht er hier nun das genaue Gegenteil – hat für "American Hustle" doch vielmehr einige Kilo zugenommen. Trotz seiner jetzt nicht unbedingt verführerischen äußeren Erscheinung, mit Bäuchlein und über die Halbglatze frisierten Haare, verleiht er mit seinem Charisma und seiner Überzeugungskraft Irving einen gewissen Charme, der verständlich macht, was Sydney an ihm so anziehend findet.

Bradley Cooper hat die vergleichsweise unscheinbarere Rolle, und sticht daher nicht ganz so stark hervor, bekommt aber die eine oder andere Szene, um zu glänzen – vor allem bei seiner Jubelfeier nach dem letzten Einsatz. Dennoch würde ich seine Leistung in "Silver Linings" doch eine Ecke stärker einschätzen, als hier. Jeremy Renner ergeht es ähnlich: Von seiner letzten Konfrontation mit Irving abgesehen bleibt er doch eher unscheinbar. Den beiden Hauptdarstellerinnen ergeht es da ungleich besser. Jennifer Lawrence ist wie immer großartig, wobei vor allem die WC-Szene (ihr Dialog mit Sydney) sowie der Streit mit Irving hervorstechen. Vor allem die großen, emotionalen Momente gelingen ihr mit Bravour, aber auch davon abgesehen versprüht sie ungemein viel Charme und Anziehungskraft. Doch trotz all dieser guter Leistungen – "American Hustle" gehört meines Erachtens in erster Linie Amy Adams – und das nicht nur wegen des Ausschnitts mit dem sie die meiste Zeit über herumläuft. Ihre Sydney trägt den Film bis zu einem gewissen Grad, und ist hauptverantwortlich dafür, den Plot in Bewegung zu bringen. Auch wenn Irving genau genommen im Zentrum des Geschehens steht, ist es für mich doch Sydney, die den Film bestimmt, und Amy Adams zeigt in dieser Rolle die möglicherweise beste Leistung ihrer Karriere. Von diesen Leistungen abgesehen möchte ich zudem noch einen überraschenden Cameo-Autritt hervorheben, den man in meinen Augen gar nicht besser hätte auswählen können. Mehr sage ich dazu nicht – lasst euch einfach überraschen. Abseits der Besetzung waren es für mich dann in erster Linie einzelne Szenen, die mich begeistert haben, wie z.B. das besagte Streitgespräch im WC, der Streit zwischen Irving und Rosalyn gegen Ende des Films, und so weiter. Darüber hinaus bestach "American Hustle" für mich vor allem mit seinem Humor, und dem damit einhergehenden hohen Unterhaltungswert. Insgesamt wurde ich von ihm jedenfalls bestens unterhalten.

Szenenbild. Sieht man von der mir zuletzt immer mehr auf den Wecker gehenden Angewohnheit ab, einen Film mit einer späteren Szenen zu beginnen und dann wieder "zurückzuspulen", kann ich an "American Hustle", im Gegensatz zu einigen anderen Oscar-Kandidaten, nicht viel kritisieren. Der Einstieg hätte vielleicht etwas flotter sein können. Meines Erachtens dreht der Film erst nachdem Sydney verhaftet wurde so richtig auf. Davon abgesehen machen David O. Russell und sein Team bei diesem Film eigentlich ziemlich alles richtig. Das einzige, was man an ihm im Vergleich zu anderen Oscar-Kandidaten wie z.B. "12 Years A Slave", "Dallas Buyers Club" und "The Wolf of Wall Street" kritisieren könnte, ist dass er dann doch vergleichsweise seicht ist, und im Gegensatz zu diesen dem Zuschauer nichts zu sagen und keine Aussage zu vermitteln hat. Das allein muss – insbesondere für eine Komödie – natürlich kein Beinbruch sein, aber angesichts der Tatsache, dass "American Hustle" seine Zehen auch in den Thriller- und den Drama-Teich eintunkt, wäre etwas mehr Substanz doch wünschenswert gewesen. Der hohe Unterhaltungswert machte dies für mich allerdings locker wieder wett.

Fazit: Mit "American Hustle" legt David O. Russell nach dem letztjährigen "Silver Linings" meines Erachtens sogar noch einmal eins drauf. Sein jüngster Film hat mich dabei vor allem mit dem 70er-Jahre-Flair, zahlreichen großartigen Szenen, den unzähligen amüsanten Momenten sowie dem durchgängig hohen Unterhaltungswert begeistert. Auch die schauspielerischen Leistungen stechen wieder einmal positiv hervor. Christian Bale verleiht Irving Rosenfeld viel Charisma und Charme, Jennifer Lawrence brilliert vor allem in den emotional aufgeladenen Szenen, und auch Bradley Cooper und Jeremy Renner, die rollenbedingt nicht ganz so glänzen können, machen ihre Sache sehr gut. Die beste Leistung kam für mich aber von Amy Adams, deren Sydney das Geschehen in vielerlei Hinsicht antreibt, und die den Film für mich über weite Strecken bestimmt hat. Zudem war ich mir bis zuletzt nicht sicher, wem ihre Loyalität gilt. Kritisieren könnte man hingegen, dass "American Hustle" doch eine eher seichte Angelegenheit ist. Trotz sanfter Thriller- und Drama-Elemente dominierten für mich die komödiantischen Aspekte doch recht deutlich; etwas ausgewogener hätte die eine oder andere Szene vielleicht noch einen Tick mehr Wirkung gehabt. Generell hätte etwas mehr Substanz nicht geschadet. Und auch der unchronologische Einstieg hat mich wieder einmal nicht überzeugt – zudem brauchte der Film danach ein wenig, um so richtig in Schwung zu kommen. Nachdem es dann aber mal soweit war, gelang es "American Hustle" über die restliche Laufzeit hinweg, mich glänzend zu unterhalten.

Wertung: 9 von 10 Punkten
Christian Siegel


Review von Bettina Schwarzkopf: Szenenbild "American Hustle" ist der neue Film von David O'Russell. Und weil der Streifen 10 Mal für einen Oscar nominiert wurde, muss der ja auch wirklich super sein. Oberflächlich betrachtet kann man das durchaus behaupten. Schaut man aber hinter die Fassade bekannter, talentierter und erfolgreicher Namen und natürlich dem glorifizierten 70er-Jahre-Flair, so ist "American Hustle" nur noch okay. Mit dem Hinweis, dass der grobe Rahmen der Handlung auf wahren Gegebenheiten beruht, beginnt der Film. Gemeint ist damit die FBI-Operation namens ABSCAM in den 70er und 80er Jahren, wo Politiker der Korruption überführt werden sollten. Die Grundvoraussetzung für eine unterhaltsame Geschichte ist also gegeben. Und vielleicht dachte David O'Russell, dass das bereits genug sei und er nur noch die Rollen mit großen Namen besetzen muss. Die sieht man auch letzten Endes talentiert durch die wirklich wunderschöne und realistische 70er-Jahre-Kulisse huschen, ja selbst die Banner von Columbia Pictures und Annapurna Pictures sind extra in diesem Style gehalten, aber das war es dann irgendwie auch schon.

Natürlich gibt es neben dem eigentlichen vertrackten Coup auch viele Beziehungsdramen zwischen Rosalyn und Irving, zwischen Sydney und Irving oder zwischen Irving und DiMaso, die das Spektakel etwas aufpeppen sollen. Aber letztlich wollen all diese Geschichten in meinen Augen nicht wirklich zusammenfinden und lassen "American Hustle" wie eine Abfolge gut inszenierter und gespielter Szenen wirken (von einigen Logikfehlern mal ganz abgesehen). Ein weiteres Problem, zumindest für meinen Hang zur Gerechtigkeit, ist die Tatsache, dass der Film die korrupten Politiker als Opfer darstellt und man selbst nicht umhin kommt, nach Beendigung des Films Mitleid mit diesen "armen Schweinen" zu hegen. Sicherlich kann man bei einer solchen Art von Film nicht mit der Moralfuchtel umherwedeln, aber hätte man nicht ein bisschen das Skandalöse am Abscam-Skandal hervorheben können, anstatt die Familien und die guten Taten der Politiker zu zeigen, die natürlich Sympathien aufbauen? Ich weiß nicht so recht. Nichtsdestotrotz ist der Film voll von witzigen Bildern und zynischen Dialogen, sodass man die knapp 140 Minuten eigentlich gut unterhalten wird. Und auch das Ende von "American Hustle" ist sehr unterhaltsam und wendungsreich, verdeutlicht aber nur einmal mehr, dass Logik eine untergeordnete Rolle spielt. Stattdessen hat David O'Russell alles auf Spaß gesetzt. Wie ich bereits kurz angerissen habe, ist das Schauspiel das wirklich Großartige an dem Film. Und da haben auch alle eine Oscarnominierung verdient. Na ja vielleicht nicht ganz Amy Adams. Sie spielt Sydney Prosser a.k.a. Lady Edith Greenslay und nutzt dabei in der Originalversion des Films einen ziemlich grausigen britischen Akzent. Für mich stellt sich hier die Frage, ist das Absicht oder kann sie es nicht besser? Ich weiß es nicht. Abgesehen davon spielt sie sehr überzeugend die heiße in Polyester und manchmal auch Pailletten gekleidete Sexbombe, die nicht nur gut ausschaut, sondern auch Köpfchen hat.

Szenenbild. An ihrer Seite steht Christian Bale als übergewichtiger Kleinbetrüger Irving Rosenfeld. Bale hat extra für diese Rolle 20kg zugenommen, um auf diese Weise mit seiner Halbglatze, dem extravaganten Kleidungsstil und der Kombination aus Arroganz, Ehrgeiz und charmanter Unsicherheit schleimiger und realistischer zu wirken als all seine Kollegen zusammen. Bradley Cooper könnte man mit seinen rosafarbenen Lockenwicklern als knuffiges Gimmick zum Film betrachten. Aber auch er überzeugt als übereifriger FBI-Agent, der letzten Endes doch bloß eine kleine Leuchte im großen Ganzen ist. Am meisten glänzt aber Everybody's Darling Jennifer Lawrence, und das obwohl sie nur in einigen Szenen als Rosalyn Roselfeld zu sehen ist. Sie ist ein Feuerwerk an Emotionen, ein Running Gag ohne zur Witzfigur zu werden, sie ist einfach brillant mit nur 23 Jahren. Ich finde ihre Version der infantilen, verbitterten sowie verletzlichen, aber auch gefährlichen Rosalyn einfach nur grandios.

Fazit: "American Hustle" ist ein durchaus unterhaltsamer Film mit vielen Lachern, extravaganter Mode, einem tollen Soundtrack und wirklich talentierten Schauspielern. Doch leider kann das Spektakel nicht die Erwartungen erfüllen, die man im Vorfeld aufgebaut hat. Denn David O'Russell hat mit "American Hustle" bewiesen, dass er zwar eine gewisse Liebe zu außergewöhnlichen Charakteren hegt, aber nur bedingt versteht, diese auch in eine vernünftige Handlung einzubetten. So kommt zwar ein sehenswerter Film bei herum, aber 10 Oscarnominierungen ist er meiner Meinung nach nicht wert.

Wertung: wirklich gut gemeinte 7 von 10 Punkten
Bettina Schwarzkopf
(Bilder © 2014 TOBIS Film)


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Weiterführende Links:
Review zu "Silver Linings"
Oscar-SPECiAL 2014





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