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Only Lovers Left Alive Drucken E-Mail
Zwei Vampire leben den Traum der ewigen Liebe Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 23 Dezember 2013
 
 
Only Lovers Left Alive
Originaltitel: Only Lovers Left Alive
Produktionsland/jahr: UK/D/F/USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Snow Wolf Produktion/Pandora Film Verleih
Regie: Jim Jarmusch
Produzenten: U.a. Reinhard Brundig & Jeremy Thomas
Drehbuch: Jim Jarmusch
Filmmusik: Jozef van Wissem
Kamera: Yorick Le Saux
Schnitt: Affonso Gonçalves
Genre: Drama/Fantasy
Kinostart Deutschland: 25. Dezember 2013
Kinostart USA: 11. April 2014
Laufzeit: 123 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: noch nicht verfügbar
Mit: Tom Hiddleston, Tilda Swinton, Anton Yelchin, Mia Wasikowska, John Hurt, Jeffrey Wright, Slimane Dazi, Carter Logan, Wayne Brinston u.a.


Kurzinhalt: Adam und Eve sind Vampire, und schon seit Jahrhunderten ein Paar, das mal gemeinsam und dann mal wieder für einige Zeit getrennt lebt. Als sich Adam wieder einmal in einer sehr depressiven Stimmung befindet und sogar darüber nachdenkt, sein Leben zu beenden, reist Eve zu ihm, um ihm beizustehen und ihn aufzumuntern. Doch die beiden bleiben nicht lange allein, stattet ihnen doch schon bald Eves eigenwillige und problemgebeutelte Schwester Ava einen Besuch ab. Diese bringt ihr beschaulich-romantisches Leben schon bald gehörig durcheinander…

Review: Die lethargisch-melancholische Grundstimmung ist die größte Stärke des Films. Für einen selbsternannten Cineasten wie mich ist es zwar eigentlich eine Schande, aber… ich muss gestehen, bisher von Jim Jarmusch nur "Broken Flowers" gekannt zu haben. Und, um das ganze noch schlimmer zu machen, hat mir dieser noch nicht einmal sonderlich gut gefallen, fand ich ihn doch völlig sinnlos und überwiegend langweilig. Es passierte einfach nichts, die Figuren standen am Ende des Films immer noch genau dort wo sie auch zu Beginn standen, und künstlerische Entscheidungen wie die ständigen, bedeutungsschwangeren Schwarzblenden haben mir den Film zusätzlich verdorben. Insgesamt führte dies dazu, dass sich "Broken Flowers" bei mir über die Auszeichnung als drittenttäuschendster Film des Kinojahres 2005 freuen durfte. "Only Lovers Left Alive", der als Überraschungsfilm der diesjährigen Viennale auserkoren wurde, sah ich jedoch dank eines stimmungsvollen Trailers und der vielversprechenden und interessanten Prämisse trotzdem durchaus hoffnungsfroh entgegen – und wurde alles in allem nicht enttäuscht.

"Only Lovers Left Alive" lebt in erster Linie von seiner herrlichen, melancholischen Grundstimmung. Ja, Adam und Eve sind Vampire, und dementsprechend ist ihnen das ewige Leben vergönnt. Sie hatten sogar das Glück, sich zu finden, und müssen die Ewigkeit deshalb nicht allein bestreiten. Dennoch lässt uns Jim Jarmusch den Preis ihrer Unsterblichkeit nicht vergessen. Wie z.B., dass sie sie in ständiger, vollkommener Dunkelheit durchleben müssen. Oder auch, dass sie immer wieder frisches Blut brauchen. Oder aber der Stupidität der "Zombies", wie sie normale Menschen nennen, zunehmend müde werden. Es ist eine zwar endlose, aber doch irgendwie triste Existenz, die Jim Jarmusch in kalten Bildern wundervoll vermittelt. Zudem gibt es auch für Vampire Gefahren, vor denen sie sich in acht nehmen müssen. Wie z.B. verdorbene Blutkonserven, durch die sie sich mit Krankheiten anstecken können – dann werden sie nämlich sehr wohl sterblich. Zudem stellt sie ihre Existenz als Kreaturen der Nacht immer wieder vor Herausforderungen, z.B. was das Reisen angeht – müssen sie doch darauf achten, einen Nachtflug zu buchen, um dann nicht im Flugzeug eine böse Überraschung zu erleben. All dies arbeitet Jim Jarmusch wunderbar aus. Sehr gut gefällt mir auch, wie er die Beziehung der beiden Hauptfiguren darstellt. Ja, sie lieben sich, nach wie vor – aber wenn dir die Ewigkeit offensteht, gibt es auch keinen Grund, jede freie Sekunde miteinander zu verbringen. So lebt Eve in Ägypten, und Adam in Los Angeles. Was macht es schon, mal ein paar Tage, Wochen, Monate oder auch Jahre getrennt zu leben – was ist das schon im Vergleich zur Ewigkeit? Und doch verbindet sie eine tief empfundene Liebe, die jedoch trotz aller Leidenschaft mehr geistiger als körperlicher Natur ist.

Mia Wasikowska beweist wieder einmal ihre Wandlungsfähigkeit. Wunderbar sind auch die schauspielerischen Leistungen. Tom Hiddleston ist dem Kinopublikum ja spätestens seit "Thor" bestens bekannt. Er schafft es mühelos, uns Adams Lethargie und Melancholie nachfühlen zu lassen. Tilda Swinton ist als Eve nicht minder berauschend. Mit ihrer ungewöhnlichen Schönheit und der Faszination, die sie dadurch ausstrahlt, scheint sie fast wie dazu geboren, eine unsterbliche Vampir-Lady zu spielen. John Hurt bekommt in seiner kleinen Nebenrolle leider vergleichsweise wenig zu tun, dennoch freue ich mich über jedes Wiedersehen mit ihm. Und auch Anton Yelchin spielt seine Figur sehr gelungen. Die bestechendste Leistung kam für mich aber von Mia Wasikowska. Dieses junge Mädel ist ein echtes Phänomen. Wie ein Chamäleon schlüpft sie in eine unterschiedliche Rolle nach der anderen. Ich habe sie mittlerweile in sieben verschiedenen Filmen gesehen, und bisher waren alle ihre Figuren sehr unterschiedlich. Man braucht sich ja nur ihre beiden Auftritte im Kinojahr 2013 anschauen. Die abgedrehte, lebenslustige Ava ist von ihrer depressiv-verstörten India aus "Stoker" in etwa so weit entfernt, wie dies nur möglich ist. Und dennoch gelingt es ihr in jeder Rolle einerseits, ihre Figur überzeugend darzustellen, und andererseits die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich zu ziehen wie ein Magnet. Wirklich eine talentierte junge Dame.

Die Inszenierung von Jim Jarmusch besticht mit einer geruhsamen Erzählweise, einigen interessanten Kamerafahrten (wie der schwindelerregende Einstieg), sowie der melancholischen Grundstimmung die seine Bilder erzeugen. Unterstützt wird er dabei von einem atmosphärischen Score von Jozef van Wissem, sowie der bestechenden Lichtgebung durch seinen Kameramann Yorick Le Saux. Optisch weiß "Only Lovers Left Alive" jedenfalls absolut zu gefallen und zu überzeugen. Dass sich der Film trotz all dieser Vorzüge letztendlich nicht über eine noch höhere Wertung freuen kann, liegt in erster Linie in seiner Handlung begründet. Wie oben erwähnt: Der Film lebt in erster Linie von seiner Atmosphäre, und die ist auch wirklich bestechend. Inhaltlich betritt er aber einerseits kaum neue Pfade, und erweist er sich andererseits als doch ein wenig mager. Auch echte Spannung vermisst man weitestgehend. Erst zum Ende hin wird die Handlung etwas packender und mitreißender, als sich Adam und Eve in einer misslichen Lage befinden. Davor passt sich der Film aber auch was die Spannung betrifft eher der lethargischen Stimmung von Adam an. Auch, dass Adam und Eve schon vor ihrer Ankunft von Ava träumen, hat mich nicht so recht überzeugt. Es mag bei einem Film über Vampire kleinlich und irgendwie auch unlogisch erscheinen, aber diesen Punkt fand ich irgendwie unglaubwürdig. Zudem darf man sich, obwohl es um Vampire geht, keinen Horrorfilm erwarten. "Only Lovers Left Alive" bewegt sich eher in der Tradition solcher Vampir-Dramen wie "So finster die Nacht" (bzw. dem Remake "Let Me In") und "Durst" – jedoch, ohne ganz deren Qualität zu erreichen. Wem diese Filme zugesagt haben, der sollte den Kinosaal auch nach "Only Lovers Left Alive" durchaus zufrieden verlassen.

Fazit: Tom Hiddleston und Tilda Swinton als unsterbliches Liebespärchen. In seinem jüngsten Film widmet sich Jim Jarmusch einem unsterblichen Vampir-Liebespärchen. Am meisten begeistern konnte mich dabei die melancholische, lethargische Grundstimmung, mit der er deutlich macht, dass ewiges Leben auch seine Schattenseiten hat. Vermittelt wird diese in erster Linie dank den Kamerafahrten, den teils bestechenden Bildern, und der wundervollen Farb- und Lichtgebung. Auch die beiden Hauptfiguren fand ich sehr gut charakterisiert. Zudem werden sie von Tom Hiddleston und Tilda Swinton wunderbar dargestellt. Die beste Leistung des Films vollbrachte für mich aber Mia Wasikowska, die in jeder Einstellung in der sie zu sehen war mit ihrem Charme und ihrer Präsenz meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, und die hier wieder einmal ihre enorme Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt. Das einzige Manko des Films: Inhaltlich darf man sich nicht zu viel und schon gar nichts Innovatives erwarten. "Only Loves Left Alive" lebt in erster Linie von seiner Atmosphäre, lässt es aber weitestgehend an Spannungsmomenten vermissen, und könnte zudem mit seiner gemächlichen Erzählweise die Geduld mancher auf die Probe stellen. Fans von Jim Jarmusch und/oder von den Vampir-Dramen der letzten Jahre sollten sich diesen Film aber jedenfalls vormerken.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Pandora Film Verleih)


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Weiterführende Links:
Review zu "So finster die Nacht"
Review zu "Let Me In"
Review zu "Durst"
Review zu "Stoker"





Kommentare (2)
RSS Kommentare
1. 03.01.2014 13:24
 
Horror Movie Diary
Verstehe deinen Vergleich mit Thirst und Let The Right One In, kann ihn aber nicht vollends nachvollziehen, da der Film doch zu Jarmusch-esk ist, um ihn als reinrassigen Vampir-Film zu sehen. Bin zwar kein kompletter Jarmusch-Freak, kenne sein Schaffen aber gut genug um zu behaupten, daß man nur die Vampir-Thematik weglassen müsste, und schon wären wir in einer Night On Earth episode, oder so :)
 
2. 07.01.2014 16:05
 
Horror Movie Diary
Wie gesagt, ich keine zu wenige seiner Filme um mir in die eine oder die andere Richtung (typisch Jarmusch, oder eben das Gegenteil) eine Meinung bilden zu können. Der Vergleich zu "Thirst" und "Let the Right One In" drängte sich in erster Linie deshalb auf, da es - wie die genannten - eben auch ein düsteres Vampir-Drama mit einer Romanze fernab von "Twilight" ist. Eine gewisse Ähnlichkeit sehe ich jedenfalls durchaus.
 

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