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Der Medicus Drucken E-Mail
Eine fesselnde Literaturverfilmung Kategorie: Filme - Autor: Michael Spieler - Datum: Donnerstag, 19 Dezember 2013
 
 
Der Medicus
Originaltitel: Der Medicus
Produktionsland/jahr: USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: UFA Cinema/Universal Pictures
Regie: Philipp Stölzl
Produzenten: U.a. Wolf Bauer & Nico Hofmann
Drehbuch: Jan Berger, nach dem Roman von Noah Gordon
Filmmusik: Ingo Ludwig Frenzel
Kamera: Hagen Bogdanski
Schnitt: Sven Budelmann
Genre: Drama/Abenteuer
Kinostart Deutschland: 25. Dezember 2013
Kinostart USA: noch nicht bekannt
Laufzeit: 150 Minuten
Altersfreigabe: Ab 6 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Romanvorlage
Mit: Tom Payne, Ben Kingsley, Stellan Skarsgard, Emma Rigby, Olivier Martinez, Elyas M'Barek, Michael Jibson, Stanley Townsend u.a.



Kurzinhalt: Rob Cole ist ein einfacher Bauernjunge aus einem englischen Dorf im 11. Jahrhundert. Als er seine Mutter an Seitenkrankheit (akute Blinddarmentzündung) verliert. Er und seine Geschwister werden von der Kirche getrennt und er findet Unterschlupf bei einem reisenden Barbier. Die nächsten Jahre lernt er von diesem reisenden Heilpraktiker oder "Baderchirurg", was es zu lernen gibt und sie fahren kreuz und quer durch England. Eines Tages begibt sich sein Meister, in London, in die Hände eines jüdischen Augenarztes, dessen Gehilfe Rob Cole von einer Schule in Isfahan, tief im - für Christen unerreichbar gewordenen – Orient (heutiges Iran), berichtet, an der der größte Arzt dieser Zeit unterrichten soll – Ibn Sina. Fasziniert von dem Gedanken, macht er sich auf die lange, beschwerliche Reise nach Persien und gibt sich als Jude aus, um an der Schule aufgenommen zu werden. Dabei kommen sich sein Eifer um medizinisches Wissen und die religiös-politische Lage in die Haare…

Review: Szenenbild.Ich war sofort an einen anderen, wunderbaren, tragischen Film erinnert – "Agora – Die Säulen des Himmels". Das Thema ist im Grunde das Selbe, denn auch hier sucht eine nach Wissen strebende Person den Weg der Vernunft, in einer Welt, die keine Vernunft kennt. Zerrissen zwischen weltlichen, grausamen Herrschern und Glaubensfanatikern, die ihren Anspruch - auf alleinige Hoheit über das Erklären der Welt - am Schwinden sehen, eilt alles auf den Ausbruch eines lange schon schwelenden Konfliktes hin. In "Agora" waren es noch die Christen, die in Alexandria alles niederbrannten, während es in "Der Medicus" nun die Islamisten sind, die Ränke gegen den Shah der Stadt (Olivier Martinez, "S.W.A.T.") und die Schule schmieden. Als ein feindliches Heer die Stadt durch einen Ausbruch der Pest zu schwächen sucht, ist es an den Medizinern, zu zeigen, was sie können. Rob Cole (Tom Payne, "My Funny Valentine") stößt bald auch an die Grenzen dessen, was er von Ibn Sina lernen kann, da es als Leichenschändung gilt, einen toten Körper zu öffnen. Außerdem wäre ein Film ohne tragische Liebesgeschichte undenkbar, so dass er schließlich an zwei Fronten kämpfen muss, als alles eskaliert.

Der in Deutschland produzierte Film wurde größtenteils in Marokko gedreht (die Szenen in England hier bei uns), was auch die vielen deutschen Darsteller in den Nebenrollen erklärt. Elyas M'Barek, eben noch mit "Fack ju Göthe" im Kino, gibt beispielsweise Robs Mitstudenten Karim, der so ein bisschen die Rolle des Comic Relief einnimmt. Das ist auch zwingend notwendig, weil der Rest der Zunft kaum Gelegenheit bekommt, den Ernst der Lage abzustreifen. Die Szenen in England mit seinem Barbier-Meister (Stellan Skarsgård, "Thor - The Dark Kingdom") bilden da eher die Ausnahme. Ben Kingsley ("Ender's Game - Das große Spiel") bringt für die Rolle des Lehrers natürlich ausreichend Gravitas mit, schafft es aber auch dem Charakter eine spitzbübische Seite unterzujubeln – er gefiel mir hier wieder weitaus besser als in "Ender's Game". Insgesamt vermittelt "Der Medicus" den Flair eines großen Abenteuerfilms, gemischt mit gesellschaftlichem Kommentar. Er ruht sich nie zu lange an einem Aspekt aus und durchbricht gekonnt die zu kopflastig werdenden Szenen, immer in den richtigen Momenten. Die Macher befolgen hier dennoch ein deutliches Schema, wodurch die Unausweichlichkeit bestimmter Dinge abzusehen ist. Soll heißen: es gibt keine großen Überraschungen. Gerade zum Ende der Handlung in Isfahan, steigert sich der Film zusehends in eine Leidensorgie hinein, ebenso wie "Agora" damals, und gibt einem kaum Gelegenheit sich zu erholen. Die Angst und Gewalt verankern den Film tragischerweise in der Realität - "Der Medicus" will nicht als Märchen, sondern als historisch weitgehend korrekt wahrgenommen werden, obwohl die Geschichte der Medizinerdynastie Cole fiktiv bleibt. Ich habe Noah Gordons Romantrilogie nie gelesen, vielleicht weiß jemand von euch, ob es hier größere Abweichungen von der Vorlage gab.

Szenenbild.Es gibt da noch einen eher mythischen Aspekt, mit dem ich tatsächlich wenig anfangen konnte: Rob Cole hat die 'Gabe' durch Handauflegen zu ermitteln, ob jemand bald stirbt oder nicht. Diese Gabe dient ein wenig als Vehikel der sich selbst erfüllenden Prophezeiung oder Motivation für die Hauptfigur. Er will heilen, weil er die Gabe natürlich als Fluch wahrnimmt, die zum ersten Mal anschlug, als seine Mutter verstarb und er nichts ausrichten konnte. Dabei bleibt jedoch im Dunkeln, in wie weit diese Gabe nun von ihm als von Gott gegeben angesehen wird, wodurch dann auch sein Weg vorgezeichnet wäre. Es gibt mir hier ironischerweise etwas zu viel Schicksal und zu wenig aktive Entscheidung durch die handelnden Personen, wenn man bedenkt, dass es in der Metaebene um den Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft geht. Die Darstellung von Muslimen, Juden und Christen und ihr Verhältnis zueinander, ist vielleicht etwas zu einfach und stereotyp dargestellt, denn es fällt auf, dass gerade die Muslime entweder islamistische Eiferer oder von Reichtum und Macht trunkene Tyrannen sind, wobei der weltliche Tyrann ein paar Bonuspunkte bekommt. Aber ich kann mir da kein Urteil erlauben, dazu weiß ich zu wenig über das 11. Jahrhundert.

Fazit: "Der Medicus" versteht zu fesseln, wenn er auch eine - für meinen Geschmack - etwas zu grafische Schiene wählt, wenn es an die praktischen Effekte geht. Das scheint generell eine Eigenart des deutschen Films zu sein, Operationen in Gänze und möglichst nah mit der Kamera dran aufzunehmen, nur damit das Art Department mal wieder zeigen konnte, was es drauf hat. Uiii, Gedärme! Der Film sieht wirklich gut aus und die Besetzung ist hervorragend gewählt. Man schaut den Darstellern wirklich gerne zu. Gerade der recht unbekannte Tom Payne in der Hauptrolle, muss hier viel schultern und übernimmt sich - entgegen meiner Befürchtungen - nicht. Er hat was vom jungen Ben Whishaw in "Das Parfum", nur mehr Text.

Wertung:7 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2013 Universal Pictures)


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