Mit: Aaron Taylor-Johnson, Chloe Grace Moretz, Christopher Mintz-Plasse, Jim Carrey, Lyndsy Fonseca, Morris Chestnut, Claudia Lee, Lindy Booth, Yancy Butler, Garrett M. Brown u.a.
Kurzinhalt:
Während Mindy Mcready immer noch als Hit-Girl die Straßen unsicher macht und Verbrecher bekämpft, hat Dave Lizewski den Neoprenanzug an den Nagel gehängt. Nun beginnt er sich aber wieder nach etwas Abenteuer und Aufregung zu sehnen – und bittet Mindy darum, ihn zu trainieren. Doch gerade als Dave wieder auf den Geschmack kommt und als Kick-Ass gemeinsam mit Hit-Girl ein Superhelden-Team gründen will, muss Mindy ihrem Ziehvater versprechen, die Verbrechensbekämpfung sein zu lassen und in Zukunft ein normales Leben zu führen. Während Mindy versucht, in der High School zurechtzukommen, Freundschaften zu schließen, und zu sich selbst zu finden, schließt sich Kick-Ass der Superheldentruppe Justice Forever an, die von Colonel Stars and Stripes angeführt wird. Währenddessen bildet Chris D'Amico seine eigene Gruppe an Superschurken, um sich an Kick-Ass für den Tod seines Vaters zu rächen…
Review:Bei einer Fortsetzung halte ich es immer für hilfreich, wenn der Leser weiß, was der Rezensent denn vom Vorgänger hält – einfach, um dessen Meinung besser einschätzen zu können. Erlaubt mir daher, kurz zu rekapitulieren: Als "Kick-Ass" 2010 – mit einigen Vorschusslorbeeren – in die Kinos kam, hat er mich umgehauen. So sehr, dass ich als es Zeit wurde meinen FilmRückblick zu verfassen nicht umhin kam, ihn zum besten Film des Jahres zu küren. War ich damals ob dieser Wahl noch etwas unsicher und fragte ich mich, ob ich vielleicht eines Tages zurückschauen und über mich selbst nur den Kopf schütteln würde, hat sich meine Meinung in den darauffolgenden Jahren vielmehr gefestigt. Von allen Filmen 2010 war "Kick-Ass" mit dem, was er sein sollte, meines Erachtens am erfolgreichsten. Ich verstehe, dass es viele gibt, die mit ihm – aus verschiedensten Gründen – nichts anfangen können. Aber meinen Geschmack hatte Matthew Vaughn halt einfach genau getroffen. Ich halte "Kick-Ass" jedenfalls nach wie vor für ein kleines Meisterwerk. Ich habe an ihm auch heute immer noch nichts auszusetzen, halte jede Sekunde für absolut perfekt.
Dementsprechend gefreut habe ich mich natürlich über die Ankündigung einer Fortsetzung – zumal diese für mich doch ziemlich überraschend kam. Denn sooo erfolgreich lief "Kick-Ass" im Kino ja leider nicht unbedingt. Die guten Verkäufe auf dem DVD- und Blu-Ray-Markt, das überschaubare Budget sowie der Kultcharakter des Films haben es aus Sicht von Universal aber dann doch noch lohnenswert gemacht, nochmal die gleiche Summe in eine Fortsetzung zu investieren. Doch mindestens so sehr wie ich mich gefreut habe, so sehr war ich auch skeptisch. Ich war einfach davon überzeugt, dass "Kick-Ass" ein kleines filmisches Wunder ist, bei dem unzählige Dinge zusammengespielt haben, nicht nur damit der Film so gut wurde, sondern auch, damit er mich so begeistern kann. Man nehme nur eine der Stärken des Films her, die grandios Struktur: Als sehr bodenständige Superhelden-Parodie beginnen, nur um dann erst recht ein völlig übertriebener, eigenständiger und vollwertiger Vertreter des Genres zu werden – und in vielerlei Hinsicht genau jene Elemente erfolgreich einzubinden (wie den Rache-Plot rund um Big Daddy und Hit-Girl), über die man sich zuvor noch lustig gemacht hat. Noch viel schwerer wog die Tatsache, dass ich Matthew Vaughn für den (qualitativen) Erfolg von "Kick-Ass" für hauptverantwortlich hielt, dieser jedoch für die Fortsetzung nicht zur Verfügung stehen würde (da er damals noch mit "X-Men: Days of Future Past" beschäftigt war; umso größer war meine Enttäuschung, als er diese Produktion wenige Wochen später dann ohnehin verließ). Zwar wurde Jeff Wadlow als sein Nachfolger von ihm eigenhändig ausgesucht, doch dieser war für mich ein unbeschriebenes Blatt. Würde es ihm wirklich gelingen, eine ähnlich inszenatorische Brillanz was Bilder, Musik und einzelne Höhepunkte betrifft, abzuliefern wie Matthew Vaughn?
Die Antwort lautet wie erwartet leider: "Nein". Na ja, oder sagen wir besser: "Nicht ganz". Jeff Wadlow leistet grundsätzlich gute Arbeit wenn es darum geht, in Matthew Vaughns Fußstapfen zu treten und beide Filme wie aus einem Guss wirken zu lassen. Er kopiert dessen inszenatorischen Stil, egal ob nun die Art und Weise, wie er die Action in Szene setzt, einzelne Momente mit Zeitlupen akzentuiert, einige Szenen mit einer ungewöhnlichen Musikauswahl zu unterlegen, und so weiter. Leider bleibt es dabei aber letztendlich beim Nachahmen, denn so sehr er sich auch bemüht, er ist kein Matthew Vaughn. Dieser Hauch von Genialität, der "Kick-Ass" inszenatorisch für mich so einzigartig gemacht hat, bleibt Jeff Wadlow leider verwehrt. Bitte, damit wir uns nicht falsch verstehen: Seine Inszenierung ist immer noch wirklich wirklich gut, und insgesamt deutlich besser als der Großteil dessen, was man uns bislang in diesem Kinosommer präsentiert hat (hier schaue ich insbesondere James "Wolverine – Weg des Kriegers" Mangold und Zack "Man of Steel" Snyder an). Aber das letzte Quentchen, dieser Hauch von Besonderem, hat mir diesmal halt einfach gefehlt.
So positiv es auch zu sehen ist, dass er sich so nah als möglich an Matthew Vaughn orientiert – damit, teilweise einzelne Moment förmlich zu kopieren tut er sich in meinen Augen auch nur bedingt einen gefallen. Während der "Schießtest" aufgrund der umgekehrten Vorzeichnen noch funktioniert und die gewünschte Wirkung (wenn er diese auch fast ausschließlich der Kenntnis des ersten Teils verdankt) erzielt, empfand ich vor allem den Angriff auf die Poker-Partie als müden Abklatsch des ersten Auftritts von Hit-Girl in "Kick-Ass". Erschwerend kommt hinzu, dass im Vorgänger jede Actionszene anders, jede etwas Besonderes war, sich Matthew Vaughn für jede etwas ausgedacht hat, dass sie vom Rest abgehoben und innerhalb des Films einzigartig gemacht hat. Jeff Wadlow zeigt leider keinen ähnlichen Einfallsreichtum, sondern gibt sich damit zufrieden, sich an der Action des Vorgängers zu orientieren. Das heißt nicht, dass diese deshalb langweilig, uninteressant und schlecht wäre. Einige davon, allen voran der Kampf auf und rund um den Van, zähle ich zu den besten des Kinosommers. Aber insgesamt finde ich, dass "Kick-Ass 2" gerade auch was die Action betrifft dem Vorgänger nicht das Wasser reichen kann. Dieses Gefühl, immer noch wirklich gut, aber nur halt nicht mehr so grandios zu sein wie "Kick-Ass" durchzieht für mich den ganzen Film, und ich denke, Fans des ersten Teils (alle anderen können sich den Kinobesuch ohnehin gleich sparen) sollten sich eben darauf einstellen, um den Kinosaal nicht enttäuscht zu verlassen. Denn schafft man es, die eigene aufgrund des Vorgängers überhöhte Erwartungshaltung auszuschalten, vermag es "Kick-Ass 2" definitiv, zu unterhalten, und offenbart sich als einer der besseren Filme dieses insgesamt doch eher enttäuschenden Kinosommers.
Eine der größten Stärken des Films ist die Besetzung, und dabei insbesondere Chloe Grace Moretz. Einige mögen jetzt sagen, dass dies beim Vorgänger ja auch schon so war; ich würde hingegen einwenden, dass das Beste an "Kick-Ass" Hit-Girl als Figur, und nicht notwendigerweise Chloe Moretz selbst, war; ein kleiner aber feiner Unterschied. Natürlich bot sie auch dort schon eine sehr gute Leistung, doch der Reiz lag meines Erachtens doch eher in der Figur selbst. Nun ist es meines Erachtens aber umgekehrt: Das Beste nicht mehr Hit-Girl an sich (auch wenn es natürlich toll ist mit ihr und man jede Szene genießt in der sie zu sehen ist und sich schon auf ihren nächsten Einsatz freut), sondern auch wirklich Chloe Grace Moretz und ihre Performance. Sie ist in den vier Jahren die zwischen den Dreharbeiten liegen sichtlich gewachsen – was ich jetzt natürlich in erster Linie bezogen auf ihre Schauspiel-Tätigkeit meine – und das merkt man. Tatsächlich würde sogar fast sagen, dass die besten Szenen diesmal nicht Hit-Girl, sondern vielmehr Mindy Macready gehören, und dies ist eben meines Erachtens in erster Linie ihrer phantastischen Performance zu verdanken.
Zumal sich "Kick-Ass 2" damit zumindest in einem wesentlichen Punkt vom Vorgänger unterscheidet und ein neues, interessantes Element hinzufügt: Erzählt er doch eine "Coming of Age"-Geschichte. Natürlich ist Mindy Macready aufgrund der Art und Weise, wie sie aufgezogen wurde, ein Sonderfall – und doch ist sie im Kern nur eine Teenagerin, die versucht, durch die High School zu kommen, dazuzugehören, und sich selbst zu finden. Eben ihre Reise empfand ich als das interessanteste an der Handlung von "Kick-Ass 2", und insgesamt finde ich, dass Mindy Macready (und eben nicht Hit-Girl) viele der besten Momente des Films gehören. Wobei ich eine Szene zugegebenermaßen etwas irritierend fand, da sie an "Carrie" erinnert hat – wo Chloe Grace Moretz wiederum in Bälde in der Titelrolle zu sehen sein wird. Trotz dieser Parallele konnte ich die Szene aber durchaus genießen. Besonders gelungen fand ich auch die Dynamik zwischen Mindy und Dave. Letzterer ist in vielerlei Hinsicht ein großer Bruder für sie – auch wenn sie ihm zweifellos in vielen Belangen, allen voran was ihre Superhelden-Einsätze betrifft, überlegen ist. Und doch ist da auch noch der Hauch von etwas mehr, gibt es da ein gewisses Knistern und Funken. Mindy kommt in ein Alter, in dem sie sich für Jungs zu interessieren beginnt – und als sie den mittlerweile durchtrainierten Dave mit nacktem Oberkörper sieht, ist der Blick unverkennbar. Die daraus entstehende Dynamik fand ich sehr interessant. Jedenfalls war diese Freundschaft und Vertrautheit zwischen Mindy und Dave für mich das Herzstück des Films.
Da Mindy versucht ein normales Leben zu führen und das Hit-Girl-Kostüm an den Nagel zu hängen, sucht sich Kick-Ass neue Partner – und trifft auf Colonel Stars and Stripes und dessen Superhelden-Truppe "Justice Forever". Mit diesen teils schrägen Figuren kehrt man auch teilweise wieder zum Grundgedanken des ersten Teils eines ganz "normalen" Typen im Superheldenkostüm zurück. Zwar bleibt der eine oder andere davon etwas blass, dennoch werteten sie insgesamt den Film für mich auf – wobei aufgrund ihrer weiteren Rolle im Verlauf des Films vor allem Night Bitch hervorsticht. Außerdem beschäftigt man sich hier quasi mit dem Erbe von Kick-Ass – hat doch mit ihm alles angefangen. Generell sind Entscheidungen und deren Konsequenzen ein zentrales Thema des Films. Denn die Tatsache, dass Kick-Ass Frank D'Amico getötet hat, löst erst all die teils alles andere als erfreulichen Ereignisse aus, die sich in "Kick-Ass 2" nun zutragen. Eben dies zwingt ihn letztendlich dazu, sich zu fragen: Ist all das seine Schuld? Wäre es besser gewesen, wenn er nie in sein "Superheldenkostüm" geschlüpft wäre?
Womit wir zurück zu den schauspielerischen Leistungen kommen: In "Kick-Ass" hat mich Aaron Taylor-Johnson zugegebenermaßen noch nicht unbedingt umgehauen. Nicht falsch verstehen, er zeigt eine gute Performance und leistet sich keinerlei Schwächen, aber ich hätte mir danach schon vorstellen könnten, dass einem anderen Darsteller die Rolle mindestens ebenso gut gelungen wäre. Doch auch er hat sich in den Jahren seither sichtlich entwickelt, und in "Kick-Ass 2" macht er sich die Rolle nun wirklich zu eigen, und zeigt eine tolle, makellose Leistung. Auch Christopher Mintz-Plasse fand ich erneut sehr gut. Zwar fand ich seine Rolle im ersten Teil etwas vielschichtiger – zumal er kein reiner Bösewicht war, sondern eher im Kampf zwischen seinem Vater und den Superhelden quasi aufgerieben wurde. Dafür gibt er sich aber furchtlos dem Wahnsinn seiner Rolle hin, und macht aus dem Motherfucker einen sowohl durchgeknallten, verabscheuungswürdigen als teilweise auch armselig-bemitleidenswerten Bösewicht. Seine Handlanger bleiben leider überwiegend farblos (was man nun entweder als bedauerliches Versäumnis oder als geniale Meta-Anspielung auf die typischen Kanonenfutter-Handlanger der Superschurken sehen kann); einzig Mother Russia sticht aus der Riege hervor und hinterließ bei mir zweifellos Eindruck, und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Auf der Seite der Superhelden ist es wiederum in erster Linie Jim Carrey als Colonel Stars and Stripes, der hervorsticht, und (ähnlich wie Nicholas Cage bei "Kick-Ass") seine beste Leistung seit Jahren zeigt. Zuletzt sei auch noch die Filmmusik von Matthew Margeson erwähnt, der gekonnt auf die im Vorgänger etablierten Themen aufbaut und damit dafür sorgt, dass trotz des Wechsels des Komponisten die musikalische Identität der Reihe bewahrt bleibt.
Fazit:Ich habe es "Kick-Ass 2" wirklich nicht leicht gemacht – bin ich doch ins Double Feature gegangen, das mir die Brillanz des Vorgängers noch einmal vor Augen geführt hat. Unter diesen verschärften Bedingungen hatte es Jeff Wadlows Fortsetzung natürlich gleich doppelt schwer, mich zu begeistern. Meines Erachtens liefert er insgesamt eine solide, würdige und unterhaltsame Fortsetzung ab – die sich allerdings mit den Vorgänger nicht ganz messen kann. Dafür fehlt es an dem Funken an Genialität, der "Kick-Ass" für mich so ausgezeichnet hat. Auch an Matthew Vaughns Inszenierung kommt er meines Erachtens nicht heran. Und zumindest mir haben bei "Kick-Ass 2" im Vergleich zum Vorgänger die ganz großen Höhepunkte, diese "Ich möchte am liebsten aufstehen und jubeln"-Momente, gefehlt.
Dennoch setzt der Film die Handlung aus "Kick-Ass" auf schlüssige und gelungene Art und Weise fort. Als größte Stärke erweisen sich dabei die schauspielerischen Leistung, allen voran von einer wieder einmal großartigen Chloe Grace Moretz; aber auch Aaron Taylor-Johnson hat mich diesmal überzeugt. Darüber hinaus sind insbesondere Christopher Mintz-Plasse und Jim Carrey positiv hervorzuheben. Die Inszenierung ist zwar nicht ganz so ausgefeilt wie beim Vorgänger, aber dennoch gelungen, wobei Jeff Wadlow vor allem die Action angenehm übersichtlich, aber dennoch packend, in Szene setzt. Wobei er sich insgesamt sehr an Matthew Vaughns Stil orientiert, womit beide Teile inszenatorisch in sich stimmig bleiben. Letzten Endes bleibt ein kleiner Hauch Enttäuschung zurück – aber all jene, denen "Kick-Ass" gefiel, sollte auch die Fortsetzung wieder gut unterhalten können. Der beste Beweis dafür ist wohl, dass ich – auch wenn ich nicht 100%ig zufrieden sein mag – doch schon lange nicht mehr so sehr auf den finanziellen Erfolg eines Films gehofft habe. Mittlerweile sind mir Kick-Ass und Hit-Girl einfach schon ans Herz gewachsen – mehr als so manch andere Helden – weshalb ich hoffe, dass sie in ein paar Jahren noch ein letztes cineastisches Abenteuer erleben dürfen, damit die Geschichte rund um die beiden nicht nur im Comic, sondern auch auf der Kinoleinwand, fertig erzählt wird. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon darauf und drücke ganz fest die Daumen, dass es klappt - ein besseres Kompliment als das kann ich "Kick-Ass 2" wohl nicht machen.