Mit: Robert de Hoog, Derek de Lint, Jan Decleir, Semmy Schilt, Doutzen Kroes, Victor Reinier u.a.
Kurzinhalt:
Amsterdam, 1596. Während Holland unter der spanischen Seeblockade leidet, bricht eine gefährliche Schiffsexpedition unter dem Kommando von Willem Barents und Kapitän Jacob von Heemskerk auf, um eine neue Seeroute nach China zu finden. Mit an Bord ist der junge Gerrit de Veer, der in die Tochter des berühmten Astronoms Petrus Plancius verliebt ist. Gerrit will sich auf der Expedition beweisen, um Catherina endlich heiraten zu dürfen. Die Bedingungen auf dem Schiff sind schwierig für Gerrit, der Ton innerhalb der Crew ist rau. Auf ihrem Weg durch das Polarmeer versuchen Barents und Heemskerk die Insel Nova Zembla nördlich zu umfahren, doch dann bleibt das Schiff im Eis stecken. Die Crew muss fortan im arktischen Winter um ihr Überleben kämpfen…
Spoilerwarnung!
Die nachfolgende Kritik beinhaltet auch eine ausführliche Synopsis, welche die Handlung des Films beschreibt. Wer "Nova Zembla" so unvorbereitet wie möglich sehen will, sollte daher nur erst beim Fazit weiterlesen.
Synopsis & Review:
Viel erfährt man über die Hauptfigur nicht, die uns durch Nova Zembla führen wird. Gerrit de Veer, ein junger Holländer, der als Assistent des Astronoms Peter Plancius arbeitet, ist ein eher zurückhaltender Zeitgenosse, der auf der bevorstehenden Abenteuerreise jedoch zum Mann reifen wird. Er ist verliebt in die schöne Catharina, verkörpert von dem holländischen Model Doutzen Kroes. Ihre Rolle geht dabei beinahe naturgemäß nicht über die des hübschen love interest hinaus. Sie ist die Tochter von Peter Plancius, der die Beziehung jedoch nicht gut heißt. Da kommt es für ihn nur gelegen, dass Gerrit bei der Entdeckungsreise Willem Barents' dabei sein möchte. Er erlaubt ihm die Teilnahme und gibt ihm einen Brief für den Kapitän Johann van Heemskerck mit. Darin gibt Plancius preis, er wolle Gerrit mithilfe der Reise von seiner Tochter fernhalten. Gerrit solle entweder zum Mann gemacht, oder aber an die Eisbären verfüttert werden. Damit ist der grundlegende Plot auch schon geklärt: Junger Mann stürzt sich ins Abenteuer, um den Vater der Geliebten maßgeblich zu beeindrucken und folglich dessen Segen für die Beziehung zu erhalten. Soweit, so bekannt.
Gerrit De Veer, auf dessen real existierendes Reisetagebuch der Film beruht, trifft kurz vor der Reise auf die Schiffscrew und deren Kapitän van Heemskerck, die einen erwartungsgemäß rauen Ton pflegen. Auch der Entdecker und Expeditionsführer Willem Barents gibt sich kein Stück weicher, was auf dem ersten Teil der Fahrt deutlich wird. Das Crewmitglied Claes vergreift sich an den persönlichen Gegenständen Gerrits, was in der holländischen Marine in der Regel schwer bestraft wird. Gerrit wird Zeuge, wie Claes mit einem Seil an den Füßen in die kalte See geworfen wird und es der Kraft und Schnelligkeit der übrigen Crewmitglieder obliegt, ihn rechtzeitig wieder herauszuziehen. Als sich das Seil am Schiff verkeilt, stürzt sich Gerrit ins Wasser und befreit Claes gerade noch rechtzeitig. Dieser Moment stellt einen ersten Wendepunkt dar, denn als mit Claes der stärkste Seefahrer der Crew Gerrit akzeptiert, tut es ihm der Rest gleich.
Was folgt, ist ein Streit zwischen Berents und van Heemskerck über die weitere Route. Sie einigen sich darauf, die Insel Nova Zembla nördlich zu umfahren, bleiben mit dem Schiff jedoch im Eis stecken. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auf der Insel zu überwintern, was den Climax des Films darstellen soll. Die insgesamt dreizehnköpfige Crew baut sich eine Hütte und verliert im Laufe des Winters aufgrund der Kälte und wilder Tiere drei Mitglieder. Als sich die Sonne erstmals nach zahllosen Wochen wieder zeigt, überzeugt Gerrit die Crew davon, mit den Beibooten des Schiffs den Heimweg einzuschlagen, da ein Verbleib auf der Insel Irrsinn wäre. Sie erreichen tatsächlich die Halbinsel Kola, wo ein holländisches Schiff vor Anker liegt und sie aufnimmt. Für Willem Barents endet die Reise jedoch auf Kola. Er bittet Gerrit, ihn zurückzulassen und stirbt nur kurze Zeit darauf an Entkräftung. Als Gerrit nochmals den Leichnam Barents' aufsucht, trifft er auf das Crewmitglied Pieter Vos, der Barents' Habseligkeiten durchsucht. Es kommt zum Kampf zwischen Gerrit und Vos, welcher Gerrit mehrere Male während der Reise als Spion der Spanier beschuldigt und bedroht hatte. Am Ende der Auseinandersetzung stürzt Vos von einer Klippe in den Tod. Der Film endet mit der Rückkehr der Seefahrer nach Amsterdam, wo sie von einer größeren Menschenmenge empfangen werden. Sie erfahren unter anderem, dass einem anderen holländischen Schiff die Passage geglückt war. Plancius, der ebenfalls anwesend ist, spricht Gerrit seine Anerkennung aus und teilt ihm mit, dass seine früheren Bedenken nun Vergangenheit seien.
Was als bildgewaltiges Abenteuer begann, endete als müde Geschichte ohne größeren Spannungsbogen. Für eine holländische Produktion, dazu der erste 3D-Film aus den Niederlanden überhaupt, ist Nova Zembla optisch auf jeden Fall mehr als gelungen. Regisseur Reinout Oerlemans braucht sich damit nicht vor großen Hollywood-Produktionen zu verstecken. Die große Schwäche des Films bleibt aber die Handlung an sich. Bis zu dem Punkt, an dem das Schiff im Eis stecken bleibt, wird dem Zuschauer ein durchschnittlicher Abenteuer-Handlungsstrang vorgesetzt. Wer aber danach einen Höhepunkt erwartet, muss schon sehr geringe Ansprüche haben. Die Bärenangriffe, so gut sie visuell auch umgesetzt sein mögen (in Anbetracht der Tatsache, dass sie ohne großes Special-Effects-Budget entstanden sind), hauen niemanden vom Hocker, und ansonsten passiert genaugenommen schlichtweg nichts. Lediglich auf der Heimreise kommt es noch zum Kampf zwischen Gerrit und Vos, wobei Vos zu keinem Zeitpunkt als Hauptantagonist des Films gelten kann. Die Schauspieler machen ihre Sache durch die Bank gut und überzeugend, bekommen aber oft nur wenige Chancen, ihren Figuren mehr Tiefe zu geben. Einzig Robert de Hoog als Gerrit de Veer wandelt sich für den Zuschauer nachvollziehbar vom vorsichtigen, ruhigen Schreiberling zum hartgesottenen Abenteurer.
Fazit:
Ein solider Abenteuerfilm aus den Niederlanden, der keine Balance zwischen optisch sehr ansprechender Qualität und schwacher Handlung findet. Die auf wahren Begebenheiten beruhende Entdeckungsreise kann nur zur ersten Hälfte überzeugen, ehe sie leider nahezu ereignislos dem Ende entgegen schippert. Drehbuchautor Hugo Heinen legt einem der Crewmitglieder vor dem Aufbruch zur Fahrt dieses Bonmot in den Mund: "Es geht nicht um die Reise. Es geht darum zurückzukehren." Genau andersherum wäre daraus vielleicht ein fesselnderer Film geworden.