Mit: Elijah Wood, Nora Arnezeder, Liane Balaban, America Olivo, Sammi Rotibi, Megan Duffy, Genevieve Alexandra Jan Broberg u.a.
Kurzinhalt:
Nach dem Tod seiner Mutter hat Frank ihr Geschäft zur Restauration von Mannequins übernommen. Doch er verbirgt ein schreckliches Geheimnis: Er ist ein psychisch gestörter Serienkiller. In der Nacht lauert er jungen Frauen auf, verfolgt und tötet sie, um sie anschließend zu skalpieren. Mit ihrer Kopfhaut bedeckt er schließlich die Mannequins in seinem Schlafzimmer, wo seine "Freundinnen" für ihn wieder lebendig werden. Selbst wenn er sich zu einem ganz gewöhnlichen Date trifft, gelingt es ihm nicht, die Bestie in ihm unter Kontrolle zu halten, und führt dies unweigerlich zum Tod seiner Begleiterin. Doch eines Tages tritt die bezaubernde Anna in sein Geschäft und damit auch sein Leben. Von der ersten Minute an ist er von ihr fasziniert, und davon überzeugt, in ihr seine Gefährtin fürs Leben gefunden zu haben – jene Person, die er bedingungslos lieben kann, ohne den Drang zu verspüren, sie ermorden zu müssen. Anna ahnt indes nicht, mit wem sie es zu tun hat – und in welcher großen Gefahr sie schwebt. Denn die Bestie in Frank ruht niemals…
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Review:
Lasst mich zu Beginn gleich festhalten, dass ich das Original aus dem Jahr 1980 noch nicht kenne, und daher keinen Vergleich der beiden anstellen kann. "Maniac" (2012) ist aber sicherlich ein in vielerlei Hinsicht verstörender und gelungener Horror-Film, wenn auch mit vereinzelten Schwachpunkten. Seine größte Stärke ist zweifellos die Perspektive, die gewählt wurde, um den überwiegenden Teil des Films zu erzählen. So verfolgen wir das Geschehen fast ausschließlich aus Sicht des Killers, was zumindest ich als sehr beunruhigend empfand. Zugegeben, sonderlich neu ist dieser Zugang nicht. Der erste mir bekannte Einsatz einer solchen Killer-Perspektive ist John Carpenters "Halloween" (weshalb ich dies auch als "Myers-Cam" bezeichne), ich schließe aber nicht aus, dass sie auch bereits früher eingesetzt wurde. Mir ist jedoch kein Film bekannt, der diese so ausgiebig nutzen würde wie "Maniac". Wo z.B. bei "Halloween" wir kurz in Myers Schuhe geschlüpft sind, danach aber wieder das Geschehen aus gewohnter Erzählperspektive verfolgten, erleben wir "Maniac" fast ausschließlich mit Franks Augen, was uns in gewisser Weise dazu zwingt, uns mit ihm zu identifizieren – ob wir wollen oder nicht.
Die Kameratricks, die angewendet wurden, um uns quasi in seine Haut schlüpfen zu lassen, zeichnen "Maniac" ebenfalls aus. Zugegeben, in der einen oder anderen Szene, z.B. bei Reflexionen im Spiegel, ist deutlich dass wir nicht genau gerade auf Elijah Woods Gesicht sehen, und die Kamera ganz leicht zur Seite versetzt ist – damit sie nicht im Spiegel aufscheint. In gewisser Weise ist aber selbst dies der Identifikation förderlich, passt es doch zum "entrückten" Gefühl, dass Frank vermittelt. Auch jene Momente, wo wir seine Perspektive verlassen, scheinen sehr bewusst gesetzt – hier lässt sich definitiv die eine oder andere interessante Interpretation finden, wenn man gewillt ist, näher darüber nachzudenken. Jedenfalls fand ich es durchaus beunruhigend bis verstörend, die Ereignisse aus seiner Sicht verfolgen zu müssen. Einerseits natürlich die Morde, wobei ich vor allem den zweiten sehr erschreckend fand, andererseits aber auch schon, wie Frank seine Opfer verfolgt und/oder ihnen auflauert. Vor allem eine Szene in der U-Bahn empfand ich diesbezüglich als ungemein effektiv, aber in Wahrheit sind all diese Momente – auf grauenerregende Weise – phantastisch. Und: Wir verfolgen das Geschehen nicht einfach nur mit seinen Augen, sondern werden auch Teil seiner Wahnvorstellungen. Dies ist zwar nicht immer ganz so effektiv wie die Szenen in der Realität, hilft aber auch dabei, uns quasi in seinen Kopf hineinzuversetzen. Eine weitere wesentliche Stärke war für mich der atmosphärische, an die 80er erinnernde Synthesizer-Soundtrack von "Rob". Und auch die Besetzung spielt hervorragend, wobei vor allem Elijah Wood überrascht. Wer diesen bisher in erster Linie als gutmütigen Hobbit kannte, sollte sich auf einen Schock gefasst machen. Hier nutzt er jene blauen Augen, die es so leicht gemacht haben, mit Frodo zu sympathisieren, für einen ungemein stechenden, erschreckenden Blick. Jedenfalls ist Frank in etwa so weit von Frodo entfernt, wie das nur möglich ist.
Die Opfer leiden zwar natürlich etwas darunter, dass sie in erster Linie nur recht eindimensionale Figuren bleiben, da wir kaum Zeit haben, sie kennenzulernen, dennoch machen sie allesamt ihre Sache sehr gut, wobei mir vor allem Megan Duffy dank ihrer verführerischen Performance positiv in Erinnerung geblieben ist. Da bekommt man ja fast Lust dazu, es wieder mal mit Online-Dating zu versuchen. Wer aus dem Kreis der (möglichen) Opfer aber ganz klar hervorsticht, ist Nora Arnezeder als Anna. Bei ihr fühlte ich mich in gewisser Hinsicht an romantische Komödien erinnert. Nicht falsch verstehen: im Gegensatz zu diesen wünscht man Frank und Anna natürlich zu keinem Zeitpunkt, dass sie zusammenkommen – so sehr sie für ihn auch eine Chance auf Erlösung und Glück sein mag, ist man von seinen Taten zu diesem Zeitpunkt schon viel zu abgestoßen, um ihm etwas ähnliches noch gönnen zu können. Aber Anna selbst wird so in Szene gesetzt und präsentiert, wie man das auch immer mit dem großen "love interest" in romantischen Komödien macht. Die zufällige Begegnung, ihre bezaubernde Ausstrahlung, ein gemeinsames Interesse, sofortige Sympathie… jedenfalls schaffte man es in nur wenigen Augenblicken, dass man sich in Anna "verliebt" – was den Rest des Films so effektiv und spannend macht.
Leider gibt es auch ein paar Aspekte, die ich als weniger gelungen empfand. So sind einige Szenen doch ein wenig unfreiwillig komisch (Stichwort "Mama"). Generell gibt es in jenen Momenten, wo wir Franks Visionen und Wahnvorstellungen beiwohnen, den einen oder anderen nicht ganz so gelungenen Moment; zumal er sich damit als vertrauensunwürdiger Erzähler erweist, was auch über die Erinnerungen an Ereignisse aus seiner Kindheit ein Fragezeichen schweben lässt. Hat sich dies wirklich so zugetragen, und ist es der Grund für seinen Wahnsinn, oder war er einfach schon damals verrückt und hat sich Dinge eingebildet? Generell hätte ich es vorgezogen, wenn man sich diese Momente, die sein Verhalten erklären sollen, gespart hätte – empfand ich doch die Begründung als wenig überzeugend. Hier weckte "Maniac" unliebsame Erinnerungen an ein anderes Horror-Remake, nämlich "Halloween" von Rob Zombie. Fehlt nur noch, dass man in den Rückblenden "Love Hurts" eingespielt hätte. Dass sich der Bösewicht verplappert, ist ebenfalls ein unheimliches Klischee, welches mich nicht wirklich überzeugen konnte – so sehr man sich auch bemüht hat, es als spontanen Ausrutscher durchgehen zu lassen. Der letzte Kritikpunkt ist dann die Tatsache, dass just immer dann, wenn Frank ein potentielles Opfer verfolgt, weit und breit kein Mensch zu sehen ist, was auf die Dauer doch etwas konstruiert, unplausibel und unlogisch erscheint. Vor allem bei der Verfolgung quer durch die U-Bahn-Station fällt dies negativ auf. Selbst wenn es mitten in der Nacht sein sollte, erscheint es einfach nicht sehr glaubwürdig, dass sich weit und breit keine einzige Person finden lässt. Von der Frage, ob denn keiner von den Opfern ein Handy dabei hat, mit dem sie die Polizei rufen könnten, ganz zu schweigen. Auch Pfeffersprays oder ähnliches trägt niemand bei sich. Damit macht man es Frank meines Erachtens doch etwas zu leicht, und es drückte zumindest für mich sehr auf die Plausibilität und den Realismus. Jedenfalls hätte ich lieber auf einen Mord verzichtet und dafür Frank auch mal scheitern gesehen. Wäre glaubwürdig gewesen.
Fazit:
"Maniac" ist in ein vielerlei Hinsicht gelungener Horrorfilm, jedoch auch mit vereinzelten Schwächen. So gibt es die eine oder andere unfreiwillig komische Szene, die Opfer irren immer wieder durch menschenleere Straßen – und das immerhin in New York! –, und die Versuche, sein Verhalten zu erklären, wirken ziemlich verkrampft und konnten mich auch insgesamt nicht überzeugen. Sehr gut gelungen sind dafür Soundtrack, Inszenierung, sowie die Schauspielerischen Leistungen, wobei vor allem Nora Arnezeder als bezaubernder "love interest" sowie Elijah Wood als psychopatischer Killer bestechen. Die mit Abstand größte Stärke von "Maniac" ist aber, dass er fast ausschließlich aus der Perspektive von Frank erzählt wird, und uns damit dazu zwingt, uns in ihn hineinzuversetzen und die Morde so mitzuerleben, als wenn wir sie selbst begehen würden. Was ihn zumindest für mich zu einem sehr beunruhigenden und auch ansatzweise verstörenden Film gemacht hat.