Mit: Ethan Hawke, Juliet Rylance, Fred Dalton Thomas, James Ransone, Michael Hall D'Addario, Clare Foley u.a.
Kurzinhalt:
Ellison Oswalt ist Autor von Sachbüchern, die sich mit echten, nicht aufgeklärten Verbrechen beschäftigen. Sein erstes Buch war ein Hit – dieser liegt jedoch mittlerweile schon fast 10 Jahre zurück. Seither läuft Ellison dem Erfolg hinterher. Nun meint er, in einem besonders grauslichen Verbrechen die nötige Inspiration gefunden zu haben, um an seinen Überraschungshit anknüpfen zu können: Im Garten ihres Hauses wurden die Mitglieder einer fünfköpfigen Familie erhängt – alle, bis auf die jüngste Tochter, die seitdem spurlos verschwunden ist. Um das Verbrechen recherchieren zu können, zieht Oswalt zusammen mit seiner Frau und ihren beiden Kindern nicht einfach nur in die entsprechende Kleinstadt, sondern sogar in das gleiche Haus, dass die ermordete Familie bewohnt hat. Auf dem Dachboden findet er eine Kiste von Super 8-Filmen. Der erste – mit dem morbiden Titel "Family hanging out" – zeigt jenen Mord, den zu untersuchen er gekommen ist. Die weiteren Videobänder offenbaren jedoch noch mehr Morde, die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten erstrecken. Ist Ellison etwa einem Serienmörder und/oder seiner Sekte auf der Spur? Mit Hilfe eines Deputys ermittelt Ellison auf eigene Faust weiter – und bringt sich und seine Familie damit in größte Gefahr…
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Review:
"Sinister" ist ein "found footage"-Film – jedoch nicht so, wie man das Genre normalerweise versteht. Denn statt uns nur das gefundene Filmmaterial zu zeigen, wie in "Blair Witch Project", "Cloverfield" sowie den unzähligen Nachahmern, benutzt "Sinister" dieses vielmehr als Ausgangsposition. Soll heißen: Wir sehen nicht nur das gefundene Filmmaterial, sondern auch, wie dieses entdeckt wird, und welche Auswirkungen dieser Fund hat. Die Idee ist so naheliegend, dass man nicht umhin kommt sich zu fragen, warum erst jetzt jemand auf die Idee gekommen ist. Jedenfalls macht schon allein diese interessante Abwandlung eines zuletzt doch etwas übermäßig präsenten T hemas "Sinister" zu etwas Besonderem. Was ihn jedoch vor allem auszeichnet, ist, wie großartig er funktioniert. "Sinister" ist wohl zweifellos einer der beängstigendsten und furchterregendsten Horrorfilme des Kinojahres 2012. Scott Derickson beschert uns zahlreiche grandios getimte Schockeffekte, die durch Mark und Bein gehen.
Damit sind wir allerdings bereits bei meinem ersten großen – zweifellos sehr subjektivem – Kritikpunkt. Ich bin kein großer Freund von Schockeffekten, und ziehe eine dichte Atmosphäre und gruselige Stimmung vor. Einerseits, weil es aus meiner Sicht viel schwieriger ist, eine solche zu kreieren – während hinter dem Vorhang hervorzuhüpfen und laut "Buh!" zu schreien nicht unbedingt viel Raffinesse erfordert. Vor allem aber verhindern Schockeffekte bei mir, dass ich so richtig in die Handlung eintauchen kann. Ich lauere ständig nur auf den nächsten Schockeffekt, und statt mich auf die Figuren und die Geschichte einzulassen, bleibe ich ständig auf Distanz. Zumal ich mir bei diesen Schockeffekten auch immer der Filmmechanik dahinter bewusst bin – und damit zugleich eben auch, dass es sich "nur" um einen Film handelt. Aber wie gesagt, das ist nur meine ganz persönliche Einstellung – wer Schockeffekten gegenüber nicht so negativ eingestellt ist und/oder trotz ihnen kein Problem damit hat, in eine Handlung einzutauchen, wird mit "Sinister" sicherlich viel "Spaß" haben. Zumal selbst ich objektiv anerkennen muss, dass die Schocks grandios und sehr effektiv platziert sind, und oftmals auch ihre Wirkung nicht ausschließlich der mit ihnen einhergehenden hohen Lautstärke verdanken. Wenn ich aber schon beim Meckern bin, sei auch gleich noch erwähnt, dass es mir leider etwas schwer fiel, mich mit Ellison zu identifizieren. Ich wäre zwar in einer ähnlichen Situation auch skeptisch, ob es sich tatsächlich um übersinnliche Ereignisse handelt, aber angesichts dessen, was er im Haus erlebt, erscheint es mir unverständlich – und grob fahrlässig – dass er dieses nicht gleich wieder verlässt. Vor allem auch die Reaktion seiner Kinder sollten ein Warnzeichen sein. Und jemand, der seinen persönlichen Ruhm vor das Wohl seiner Familie stellt, ist für mich als Identifikationsfigur denkbar ungeeignet. Und warum dreht er eigentlich, wenn er unheimliche Geräusche im Haus hört, nie das Licht auf?!?!
Diese Punkte sollten jedoch keinen Horror-Fan davon abhalten, sich "Sinister" anzusehen. Denn davon abgesehen macht dieser alles richtig. Die Handlung ist durchaus originell, und bietet eine Auflösung, sondern auch zu überzeugen vermag, und bei mir auch etwas nachhallen konnte. Generell sind die letzten 10 Minuten für mich ganz klar das Beste am Film – was nicht heißt, dass die 90 Minuten zuvor nicht auch schon gut gewesen wären. Die schauspielerischen Leistungen müssen ebenfalls positiv hervorgehoben werden, wobei vor allem Ethan Hawke in der Hauptrolle besticht. Sehr gelungen ist auch der Soundtrack von Christopher Young. Nichts, dass man sich mal so zur Entspannung in den CD-Player legt, aber im Kontext des Films sehr effektiv, und die Atmosphäre perfekt unterstützend. Und so problematisch ich Ellison Oswalt als potentielle Identifikationsfigur auch beurteilen mag, sind die Figuren nichtsdestrotrotz sehr gut gezeichnet, und durchaus glaubwürdig - und damit meilenweit von jenen charakterlosen Untiefen entfernt, die uns im Horrorgenre sonst oftmals vorgesetzt werden. Auch ist dies ist dem Film definitiv zu gute zu halten!
Fazit:
"Sinister" ist ein hervorragender Horror-Film – sofern man nichts gegen Schockeffekte hat. Regisseur Scott Derrickson setzt diese zwar sehr gekonnt ein, meinen Geschmack treffen diese nur halt nicht unbedingt – ziehe ich doch Gruselstimmung solchen Schrecksekunden vor. Etwas negativ fiel mir auch noch die Motivation der Hauptfigur auf, mit der ich mich nur bedingt identifizieren können. Davon abgesehen macht "Sinister" aber alles richtig. Schauspielerische Leistungen, Inszenierung, Drehbuch und Soundtrack bewegen sich allesamt auf hohem Niveau. Und das Hauptziel eines jeden Horrorfilms – nämlich den Zuschauer in Angst und Schrecken zu versetzen – meistert der Film mit Bravour. Insgesamt halte ich "Sinister" für einen der furchterregendsten Horrorfilme des heurigen Kinojahres, den man sich als Genre-Fan nicht entgehen lassen sollte.