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Ein Film über - und teilweise auch wie - Episode I Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 06 Juli 2012
 
35 Jahre Star Wars - SPECiAL

Fanboys
(Fanboys, USA 2009)
 
Fanboys
Bewertung:
Studio/Verleih: Picture Machine/The Weinstein Company/Capelight Pictures
Regie: Kyle Newman
Produzenten: U.a. Evan Astrowsky, Dana Brunetti, Matthew Perniciaro, Kevin Spacey, Bob & Harvey Weinstein
Drehbuch: Ernest Cline, Adam F. Goldberg & Dan Pulick
Filmmusik: Mark Mothersbaugh
Kamera: Lukas Ettlin
Schnitt: Seth Flaum & James M. Thomas
Genre: Komödie
Kinostart Deutschland: 30. Juli 2009
Kinostart USA: 06. Februar 2009
Laufzeit: 90 Minuten
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Trailer: YouTube (Achtung, spoilert alle Gastauftritte!)
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Sam Huntington, Chris Marquette, Dan Fogler, Jay Baruchel, Kristen Bell, David Denman, Christopher McDonald, Seth Rogen u.a.


Kurzinhalt: Die Fanboys schwören sich auf ihre Mission einHalloween 1998: Die drei langjährigen Freunde Linus, Hutch und Windows haben wieder einmal ihre "Star Wars"-Kostüme herausgekramt, und machen damit die Party eines Freundes unsicher. Mit von der Partie ist auch Zoe, die im Comic-Laden von Hutch und Windows arbeitet. Völlig unerwartet treffen die Freunde bei der Party auf Eric, einen Jugendfreund von Linus, der sich jedoch nach ihrem High School-Abschluss zunehmend vom Rest der Clique entfernt hat, und im Autogeschäft seines Vaters arbeitet. Nach diesem Wiedersehen, das nicht ganz reibungslos verläuft, besuchen Hutch und Windows ihn am nächsten Tag in der Arbeit, um ihm eine traurige Nachricht mitzuteilen: Linus leidet an Krebs, und hat nur mehr wenige Wochen zu leben. Eric ist zutiefst erschüttert, und gemeinsam schmiedet man einen Plan: In ihrer Jugend hatten Eric und Linus des Öfteren darüber nachgedacht, in die Skywalker Ranch einzubrechen. Eine Internet-Freundin von Windows, Rogue Leader, behauptet zudem, die Pläne der Ranch besorgen zu können. Warum also das Hirngespinst von einst nicht in die Tat umsetzen, und die Rohfassung von "Episode I" stehlen, damit ihn auch Linus vor seinem Tod noch sehen kann. Gesagt, getan: Am darauffolgenden Wochenende begeben sich die vier Freunde auf einen abenteuerlichen Road Trip quer durch die USA…

Review: "Fanboys" hat eine lange und problemgebeutelte Produktionsgeschichte hinter sich. So fanden die Dreharbeiten zwar Anfang 2006 an und wurden noch im Frühjahr desselben Jahres abgeschlossen – trotzdem dauerte es noch bis Frühjahr 2009, ehe der Film in den USA in die Kinos kam. Die Hauptschuld daran dürfte bei den Brüdern Weinstein liegen, welche die Verleihrechte für den Film gekauft hatten, und dann nicht so recht wussten, was sie mit ihm anfangen sollten. Der erste Release-Termin war Herbst 2006, doch wurde man ob des ausgeprägten Nerd-Faktors zunehmend nervös. Die Weinsteins wünschten sich eine Komödie, welche die Massen anspricht. Vor allem die Krebs-Geschichte war ihnen ein Dorn im Auge. Und so ordneten sie, nachdem der Kinostart zuvor schon mehrere Male verschoben wurde (und der Film bei der "Star Wars Celebration Europe" im Juli 2007 in London Weltpremiere gefeiert hat) , im Sommer 2007 Nachdrehs an, bei denen statt des ursprünglichen Regisseurs Kyle Newman nun Steven Brill hinter der Kamera stand. Es wurden viele neue, vulgäre Szenen gedreht, und ein neuer Releasetermin für das Frühjahr 2008 angesetzt. Jedoch: Fan-Seiten wie Aint It Cool News bekamen Wind davon, und die Fans liefen – vor allem gegen die Streichung des Krebs-Subplots – Sturm. Nach heftigen Fanprotesten gaben die Weinsteins schließlich nach, und Kyle Newman wurde engagiert, um aus dem neuen Material sowie seinem ursprünglichen Film eine finale Schnittfassung – inklusive Krebs-Story – zu erstellen. Diese war zwar im Frühjahr 2008 fertig, und die neue Version wurde u.a. auch bei der Comic Con gezeigt, dennoch sollte es letztendlich eben noch bis Februar 2009 dauern, ehe der Film regulär in (wenigen) amerikanischen Kinos zu sehen war. Im deutschsprachigen Raum musste man sogar noch länger warten: In Deutschland startete er am 30. Juli 2009 in den Kinos, in Österreich dauerte es gar bis zum 25. September desselben Jahren.

'Star Wars'-Fans sollte diese Szeen bekannt vorkommenAls ich ihn dann endlich gesehen hatte, kam ich nicht umhin, anzumerken, dass er mich ironischerweise just an jenen Film erinnert, um den sich bei "Fanboys" alles dreht, nämlich "Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung". Denn während der langen Wartezeit auf die Veröffentlichung des Films (hatte ich doch bereits 2006 das erste Mal von ihm gehört) baute sich eine nicht unwesentliche Vorfreude und Erwartungshaltung auf, welcher der Film letztendlich –wie eben auch "Episode I" – nicht gerecht werden konnte. Am besten ist Fanboys immer dann, wenn man "Star Wars" oder andere bekannte Genrefilme zitiert oder parodiert. Dementsprechend ist "Fanboys" meines Erachtens in erster Linie ein Film über Fanboys, von Fanboys, für Fanboys. Wer mit Science Fiction generell bzw. "Star Wars" im Speziellen wenig bis gar nichts anfangen kann, wird hier nicht viel für sich finden, doch wer die klassische "Star Wars"-Trilogie mag und sich halbwegs mit ihr auskennt, wird einige lustige Szenen und Anspielungen entdecken. Genial z.B. der Einfall, immer wieder Geräusche aus der Trilogie einzubauen. Der Van, mit dem die Jungs herumfahren, klingt z.B. stellenweise verdächtig nach dem Millenium Falken.

Die im Zentrum der Handlung stehenden Geeks sind recht sympathisch (bis auf einen großen Fehler – dazu gleich), und werden überwiegend positiv dargestellt. Das eine oder andere Klischee – wie um die mangelnde sexuelle Erfahrung – hätte man sich zwar in meinen Augen schenken können, dennoch werden die Fans bzw. auch das Fan-Sein hier grundsätzlich als etwas Positives dargestellt. Nett auch alle Themen rund ums Erwachsenwerden, dass man alte Freunde aus dem Auge verliert, und wie uns die Gesellschaft dazu zwingen will, die Träume aus unserer Kindheit und Jugend, sowie generell jene Dinge, die uns damals wichtig waren, hinter uns zu lassen. Hier nimmt "Fanboys" einen angenehm ausgewogenen Standpunkt ein: Denn natürlich kann man nicht ewig an seiner Kindheit und Jugend festhalten und sich auch mit 30 noch so aufführen wie mit 10 – das heißt jedoch noch lange nicht, dass man alles, was man in dieser Phase seines Lebens mochte, aufgeben muss. Auch die Handlung rund um die Krebserkrankung von Linus bringt einen angenehmen Hauch von Anspruch und Tiefgang in den Film ein, und ist auch wichtig, um den Geeks eine richtige Motivation auf ihren Road Trip mitzugeben. Wären es einfach nur 4 Fans die den Film früher sehen wollen als alle anderen, würde man mit ihnen wohl längst nicht so mitfiebern. Doch dass sie ihrem Freund dabei helfen wollen, die langersehnte Fortsetzung der "Star Wars"-Saga vor seinem Tod noch sehen zu können, ist ein Ziel mit dem man sich identifizieren und das man unterstützen kann. Das niedrige Budget merkt man "Fanboys" zwar stellenweise an – insbesondere der Synthie-Soundtrack wirkt leider etwas billig – dennoch inszeniert Kyle Newman offensichtlich mit viel Herzblut. Auch die Schauspieler sind mit viel Elan bei der Sache, und füllen ihre Rollen sehr gut aus. Und Kristen Bell im Leia-Sklaven-Outfit sollte für jeden "Fanboy" eigentlich schon Grund genug sein, sich die DVD (oder besser gleich Blu Ray, da hochauflösend!) zu besorgen. Die letzte nennenswerte Stärke sind dann die eingestreuten überraschenden Gastauftritte von aus dem Genre wohlbekannten Stars.

Die Freunde machen Windows vor seinem ersten Date mit seiner Online-Flamme MutLeider schleicht sich trotz aller gelungener Gags – die sich auch nicht nur auf Anspielungen auf "Star Wars", sondern oftmals auch den Dialogen und/oder der Situation ergeben – und der genannten Stärken zwischendurch auch immer wieder die dunkle Seite der Macht ins Geschehen ein. So gibt es leider auch viele Gags, die zumindest bei mir nicht zünden konnten (fast alle davon der derberen Sorte, die hier völlig unangebracht und fehl am Platz erscheinen – Nachdreh-Fluch, ick hör dir trapsen…). Auch die bereits kurz angesprochene Bedienung einiger unnötiger Fan-Klischees hielt ich für unnötig und entbehrlich. Und so wichtig die Krebs-Handlung an sich genommen auch sein mag, der Stimmungswechsel zwischen ernsthaft und humorvoll gelingt "Fanboys" leider nicht immer. Insgesamt ist beim Film im zweiten Drittel leider etwas die Luft raus. Der Einstieg auf der Party ist noch großartig, und alles ab dem Einbruch in die Skywalker-Ranch finde ich persönlich grandios; vor allem das Ende ist klasse. Dazwischen gibt es zwar ebenfalls zahlreiche gelungene Gags, aber eben leider auch die eine oder andere Durststrecke dank humoristischer Rohrkrepierer.

Der meines Erachtens mit Abstand größte Fehler und Schwachpunkt des Films ist jedoch die Darstellung der Trekkies, bzw. der angeblich ach-so-großen Fehde zwischen "Star Trek" und "Star Wars". Dieses Thema war ich schon Ende der 90er leid, wo es immer wieder in diversen Medien aufgebauscht wurde – nur dass zumindest ich es in meinem persönlichen Umfeld niemals auch nur ansatzweise so stark beobachten konnte, wenn überhaupt. Selbst im Internet, auch in internationalen Foren, bin ich nur selten auf einen Streit zwischen beiden Fan-Gruppen getroffen. Die meisten Leute, die ich kenne, mögen – so wie auch ich – beides. Dass sich die Medien natürlich auf jeden kleinsten Bericht stürzen und diesen aufbauschen, um sich wieder mal über derartige Fandoms lustig machen zu können, ist man ja gewohnt. An einen Film, der sich "Fanboys" nennt (und eben nicht nur "Star Wars-Fanboys"), stelle ich aber höhere Ansprüche. Doch so lästig und entbehrlich ich die Darstellung dieser Fehde auch fand, sie ist nichts im Vergleich dazu, wie man "Star Trek"-Fans hier portraitiert. Damit schießt man nämlich endgültig den großen Vogel der Galaxis ab. Denn während die "Warsler" natürlich supercool sind, sind die "Trekkies" oder "Trekker" lächerliche Weicheier. Meine Empörung über diese Darstellung kommt weniger daraus, dass ich mich persönlich angegriffen fühlen würde, sondern weil es der Grundaussage, die "Fanboys" vermitteln will (wobei ich mir hier erneut erlaubt, auf die "Allgemeingültigkeit" des Filmtitels zu verweisen; sind "Trekkies" nicht genauso "Fanboys"?!), völlig entgegenläuft. "Fanboys" versucht, Fandom und Geeksein zu erklären, zu feiern, zu huldigen, und auch ein wenig romantisch zu verklären, und dadurch vielleicht auch dem einen oder anderen "Normalo" die Augen öffnen, dass wir eben nicht allesamt ein Rad abhaben. Mit der Darstellung der Trekkies torpediert man diese, und zieht ein bestimmtes Fandom und damit in gewisser Weise auch Fandom und Fanboys generell erst recht wieder ins Lächerliche. Das – sowie die mangelnde Toleranz zwischen den Fangruppen, die hier gezeigt wird – kann der Toleranz und dem Verständnis der Allgemeinbevölkerung gegenüber Fanboys nicht zuträglich sein.

Fazit: Die Fanboys und -girls feiern die Rückkehr der 'Star Wars'-Saga - noch?"Fanboys" ist jenem Film, um den sich alles dreht – nämlich "Episode I", in Qualität und meiner Reaktion ähnlicher, als sich das die Filmemacher wohl gewünscht hätten. Denn nach der jahrelangen Warterei war ich nach meinem Kinobesuch doch etwas enttäuscht, und meine Zweitsichtung tat nichts, um diesen Eindruck zu entkräften. Zwar stellenweise saukomisch, gab es leider auch zahlreiche Gags die bei mir leider nicht so recht zünden wollten. Der größte Schwachpunkt ist jedoch die absolut entbehrliche "Star Wars" gegen "Star Trek"-Fanfehde, sowie die fragwürdige Darstellung der "Trekkies", mit der man meines Erachtens vieles von dem, was der Film aussagen will und zu erreichen versucht, konsequent torpediert. Trotz dieser Kritikpunkte ist "Fanboys" ein mit viel Liebe zum Detail gedrehter Film, der sowohl das Fan-sein als auch das "Star Wars"-Phänomen huldigt, und an die gute alte Zeit von vor mittlerweile 13 Jahren erinnert, als wir alle den neuen "Star Wars"-Film mit Begeisterung und unbändiger Vorfreude erwartet haben. Vor allem die parodistischen Gags und Anspielungen auf die "Star Wars"-Saga inklusiver einiger gelungener Gastauftritte treffen zielsicher ins Fanherz, und in diesen Momenten vermag es "Fanboys" allen voran eben solche wirklich glänzend zu unterhalten. Vor allem die letzten, wirklich tollen 15 Minuten sowie das unmittelbare Ende stimmten mich wieder durchaus versöhnlich. Jedenfalls: Trotz aller Schwächen ist es sich meines Erachtens jeder Fanboy schuldig, sich diesen Film mindestens 1x im Leben anzusehen, und gemeinsam mit den fünf Freunden jene Kameraderie zu feiern, die durch die geteilte Begeisterung ein und desselben Phänomens zu entstehen vermag - und sich an die gute alte Zeit zu erinnern, als die "Star Wars"-Fans in ihrem Enthusiasmus für die Sternensaga noch geeint waren.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2009 Capelight Pictures)


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Weiterführende Links:
35 Jahre "Star Wars" - SPECiAL






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