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Sherlock: Die Hunde von Baskerville Drucken E-Mail
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Originaltitel: The Hounds of Baskerville
Episodennummer: 2x02
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 08.01.2012
Erstausstrahlung D: 27.05.2012 (ARD)
Drehbuch: Mark Gatiss
Regie: Paul McGuigan
Kamera: Fabian Wagner
Musik: David Arnold und Michael Price
Hauptdarsteller: Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes, Martin Freeman als Dr. John Watson
Gastdarsteller: Rossell Tovey als Henry Knight, Amelia Bullmore als Dr. Stapleton, Clive Mantle als Dr. Frankland, Una Stubbs als Mrs. Hudson, Rupert Graves als Detective Inspector Lestrade, Mark Gatiss als Mycroft Holmes, Andrew Scott als Jim Moriarty.

Kurzinhalt: Nur mit knapper Not sind Sherlock Holmes und Doktor Watson bei ihrer Vor zwanzig Jahren wurde Henry Knights Vater in den Sümpfen von Dartmoor von einer Bestie ermordet – ein Ereignis, dass ihn schwer traumatisiert hat. Immer wieder wird er von Angstzuständen geplagt, denen er mit einer Therapie beizukommen hofft. Außerdem nagt die Ungewissheit an ihm, ob der Höllenhund vielleicht immer noch existiert, und nach wie vor im Dartmoor sein Unwesen treibt. Hat er es vielleicht als nächstes auf ihn abgesehen? In seiner Verzweiflung wendet er sich an Sherlock Holmes, der den Fall zuerst nicht annehmen will, ehe Henrys Bekunden, dass es sich bei dem Monster um einen "Hound" handelt, sein Interesse weckt. Holmes und Watson reisen nach Dartmoor, um den mysteriösen Vorfällen auf den Grund zu gehen. Sherlock glaubt selbstverständlich nicht an die Existenz einer derartigen Bestie, sondern ist sich sicher, dass es eine plausible, wissenschaftliche Erklärung für die Erscheinung gibt – weshalb er in seinen Grundfesten erschüttert wird, als er während eines nächtlichen Ausflugs dem Höllenhund Auge in Auge gegenübersteht…

Review: ImageBei "Der Hund der Baskervilles" (so die korrekte Übersetzung des Titels, handelt es sich bei den Baskervilles doch um eine Familie, und nicht um einen Ort, wie man angesichts des zumeist falschen deutschen Übersetzung annehmen könnte) handelt es sich um das wohl bekannteste und meistverfilmte Abenteuer von Sherlock Holmes. Oftmals wird fälschlicherweise angenommen, dass es sich dabei um eine Geschichte mit übersinnlichen Mystery-Elementen handeln würde; stattdessen war sowohl in der Romanvorlage sowie allen mir bekannten Verfilmungen die Erklärung für das Auftauchen des dämonischen "Höllenhundes" immer eine wissenschaftliche, rationale. Ich muss gestehen, dass ich die Faszination für gerade diese Geschichte des Holmes-Kanons nie so recht nachvollziehen konnte. Im Vergleich zu vielen anderen Fällen ist die Auflösung hier vergleichsweise banal – den größten Reiz bezieht die Geschichte für mich aus der Vielzahl an interessanten Nebenfiguren und ihrer Dynamik untereinander, während Holmes ja leider die meiste Zeit abwesend ist. Jedenfalls finde ich an "Der Hund der Baskervilles" nichts sonderlich Bemerkenswertes.

Nun hat man sich auch im Zuge dieser modernen Neuinterpretation dem "Hund der Baskervilles" angenommen – und liefert damit in meinen Augen leider die bisher schwächste Episode der Serie ab. Was im vorliegenden Fall aber sicherlich zumindest teilweise in der Herausforderung begründet liegt, diese Geschichte mit ihrer doch leicht unglaubwürdigen Auflösung bzw. einem etwas weit hergeholten Tathergang nicht nur in die Gegenwart zu transferieren – wo eine derartige Geschichte noch viel schwerer ernst zu nehmen wäre – sondern sich noch dazu stimmig in diese spezifische Interpretation von Sherlock Holmes einfügen soll. Ein Anspruch, mit dem Mark Gatiss nur teilweise erfolgreich ist. Grundsätzlich gut gefallen konnte mir die Auflösung rund um die Erscheinung dieses Höllenhundes; sie mag zwar nicht originell sein, wirkt aber wie eine konsequente Fortführung und Modernisierung der Grundidee von Sir Arthur Conan Doyle, welche das Ganze auch gleich ein bisschen plausibler macht. Doch der Teufel steckt wie so oft im Detail. Eine flüchtige Referenz auf die Vorlage – ein entflohener Sträfling – wird leider im weiteren Verlauf der Episode nicht mehr aufgegriffen; die Auflösung rund um den in der Vorlage damit in Verbindung stehenden Morsecode ist leider schon ein wenig lächerlich, und hat leider auch die gewünschte humoristische Wirkung auf mich verfehlt. Jedenfalls hätte man auf diese Nebenhandlung gut und gerne verzichten können, ohne etwas Wesentliches zu verlieren. In Wahrheit ist dies aber eh vergleichsweise eine Lappalie; viel schlimmer finde ich da schon die wenig überzeugende und etwas verkrampft und konstruiert wirkende Auflösung rund um "H.O.U.N.D." (wo ich übrigens schon sehr gespannt bin, wie man dies sinnvoll in die deutsche Fassung retten will), sowie das Kindheitstrauma von Henry Knight.

ImageGenerell ergibt sich diesmal die eine oder andere logische Schwäche – gerade auch bezüglich des Verhaltens bzw. der Vorgehensweise des Täters, die rückwirkend betrachtet nicht immer Sinn zu ergeben scheint. Generell wirkt die Idee rund um eine geheime militärische Forschungseinrichtung und darin stattfindende Genexperimente wie ein Störfaktor; in "Akte X" wäre es gut aufgehoben, zu "Sherlock" will es aber nur bedingt passen. Zumal man damit für das Auftauchen einer solchen Bestie eine derart plausible, wissenschaftliche Erklärung darbietet, dass es danach schwer fällt, Holmes' Verzweiflung nachzuvollziehen, als er dem Biest dann tatsächlich ansichtig wird. Auch mit der Darstellung von Russell Tovey als Henry Knight war ich leider nicht immer glücklich. Einige Szenen hat er phänomenal gespielt – wie z.B. die Panik als er glaubt, der Hund würde ihm vor seinem eigenen Haus auflauern – in anderen (gerade auch während des Showdowns) verfiel er hingegen in überzogen-theatralisches Overacting. Last but not least: Nachdem man die ganze Episode lang davon abgesehen hat, uns die Bestie zu zeigen, präsentiert man uns am Ende einen CGI-Hund, der einfach nur peinlich und billig – aber keinesfalls bedrohlich – wirkt. Da hätte man das Aussehen der Bestie doch besser der Vorstellungskraft des Zuschauers überlassen sollen…

Dass "Die Hunde von Baskerville" dennoch kein gänzlicher Reinfall sind, verdankt man in erster Linie den gewohnten Stärken, wie dem immer wieder eingestreuten, zumeist zündenden Humor (besonders köstlich fand ich Sherlocks knappe Antwort auf Watsons Frage, warum er Henrys Therapeutin befragen soll), den gewohnt großartigen Darstellerleistungen von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman, sowie der wieder einmal erstklassigen Inszenierung. Vor allem letztere erweise sich als wesentliche Stärke der Episode, gelingt es Paul McGuigan doch, einige für TV-Verhältnisse atmosphärisch ungemein dichte und wirklich spannende Szenen zu präsentieren; allen voran der "Angriff" im Labor, sowie jener Szene, als der Höllenhund offenbar Henry Knight vor seinem eigenen Haus auflauert. Die Spannung war in diesen Momenten förmlich greifbar. Hier zeigt sich wieder einmal, wie ein guter Regisseur bzw. eine gelungene Inszenierung über Drehbuchschwächen zumindest ansatzweise hinwegtrösten kann. Darüber hinaus gefielen mir vor allem einige Einzelszenen; allen voran das Gespräch von Sherlock Holmes und John Watson am Kamin, wo auch eines der berühmtesten Holmes-Zitate ("Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, muss das, was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch ist, die Wahrheit sein") zu hören ist, und der Meisterdetektiv wieder einmal mit einer blitzschnellen, messerscharfen Deduktion begeistert. Am besten gefällt mir an dieser Szene jedoch, wie aufgebracht, ja richtiggehend verängstigt und verunsichert, Holmes hier wirkt. Damit wird seiner kühlen, selbstsicheren Fassade zum zweiten Mal innerhalb der Staffel – nach seinen offenkundigen Gefühlen für Irene Adler in "Ein Skandal in Belgravia" – tiefe Risse zugefügt, und er erneut ein wenig menschlicher gemacht.

Fazit: ImageBereits in der ersten Staffel konnte die mittlere Episode ja leider mit dem Einstieg und dem Finale der Season nicht mithalten, und in der 2. Staffel setzt sich dieser Trend mit "Die Hunde von Baskerville" nun leider fort. Zwar können Humor, darstellerische Leistungen und vor allem die Inszenierung durch Paul McGuigan erneut gefallen, und gibt es zwischendurch ein paar wirklich gelungene Szenen, jedoch sind diese in einem nur wenig überzeugenden Grundgerüst eingebettet. Trotz einiger interessanter Ideen, wie der Auflösung rund um die Erscheinungen des Höllenhundes, gelingt es Mark Gatiss leider nur teilweise, die bereits in der literarischen Vorlage nicht 100%ig überzeugende Geschichte erfolgreich in die Gegenwart zu verlagern und stimmig in die Identität der Serie einzubetten. An "Akte X" gemahnende Elemente wie Verschwörungstheorien rund um geheime Experimente in militärischen Forschungseinrichtungen wirken doch eher deplatziert, und einzelne Aspekte der Auflösung (wie das Passwort des Generals, das Verhalten des Täters, insbesondere aber die Erklärung rund um den im Original titelspendenden "Hound") können ebenfalls nur bedingt überzeugen. "Die Hunde von Baskerville" ist sicherlich kein völliger Reinfall, und dank der vorhandenen Stärken durchaus noch unterhaltsam, aber vor allem nach dem verheißungsvollen, nahezu perfekten Staffeleinstieg ist diese durchwachsene Episode doch eine herbe Enttäuschung.


Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © BBC One / ARD)




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