Mit: Brad Pitt, Jonah Hill, Philip Seymour Hoffman, Robin Wright, Kerris Dorsey u.a.
Kurzinhalt:
Die Saison 2001/2002 ist für die Oakland A's recht frustrierend verlaufen, hat man doch den Aufstieg in die Play-Offs im letzten Spiel verpasst. Zudem wechseln einige Schlüsselspieler zu anderen Vereinen, weshalb sich Billy Beane mit der Herausforderung konfrontiert sieht, mit vergleichsweise geringem Budget, welches teilweise nicht einmal ein Viertel dessen ausmacht, dass größeren Klubs zur Verfügung steht, ein neues Team auf die Beine zu stellen. Während eines Verhandlungstermins trifft er zufällig auf den Yale-Absolventen Peter Brand, der ein neues System zur Bewertung von Spielern ausgearbeitet hat, dass basierend auf sein Wirtschaftsstudium das perfekte – leistbare – Team nach rein wissenschaftlichen und statistischen Methoden zusammenstellt. Dass dabei auch ein paar Spieler mit wesentlichen Schwächen zum Zug kommen, die von den meisten anderen Teams gescheut werden, stößt vor allem seinen bisherigen Beratern sauer auf, die glauben, dass ein Computer niemals ähnlich gute, fundierte Entscheidungen treffen kann wie ein Mensch, und wesentliche wichtige Faktoren außer Acht lässt. Auch sein Trainer macht ihm zunehmend Probleme, sperrt er sich doch partout gegen die von Billy und Peter ausgearbeitete Aufstellung. Doch nach einem schwierigen Start mit mehreren Niederlagen in Folge, scheint sich die neue Methode langsam aber sicher zu bewähren…
Review:
Solide. Das ist das erste Wort, dass mir zu "Moneyball – Die Kunst zu gewinnen" einfällt. Den großen Erfolg und die Beliebtheit dieses Films in den USA kann ich hingegen nur mit der Popularität des Sports sowie der Tatsache erklären, dass der Film auf wahren Tatsachen beruht, welche den meisten sportbegeisterten Amerikanern wohl auch noch in guter Erinnerung sein dürften. Mich hingegen hat "Moneyball" leider nie so richtig gepackt, wobei ich grundsätzlich nicht der größte Fan von Sportfilmen bin. Einerseits verlaufen mir diese oftmals viel zu formelhaft, andererseits erscheinen mir sportliche Erfolge im Vergleich zu anderen Themen, die in Filmen oft behandelt werden, doch vergleichsweise unwichtig zu sein, weshalb mich die Frage, ob ein Team das alles entscheidende Spiel nun gewinnt oder nicht, eben nicht so packt wie vielleicht manch anderen. Immerhin, was das betrifft umschifft "Moneyball" gekonnt einige typische Klischees und Formeln, an die sich Filme des Genres sonst recht sklavisch halten, und macht dadurch einen unverbrauchteren Eindruck als so mancher Vertreter vor ihm.
Generell muss man "Moneyball" zugestehen, dass er gute Unterhaltung bietet, und die etwas mehr als zwei Stunden zügig vergehen. Vor allem wenn man, so wie wohl die meisten hierzulande, die Geschichte der Oakland A's bzw. Billy Beane noch nicht kennt, ist es durchaus interessant, die Entwicklung des Teams mit zu verfolgen, und wie er gemeinsam mit dem Analytiker Peter Brand – trotz einiger Rückschläge zu Beginn – langsam aber sicher den Sport revolutioniert. Das Drehbuch, an dem unter anderem Aaron Sorkin mitgewirkt hat, konzentriert sich mehr auf das Management denn das Team bzw. die Spiele an sich, was wohl ein Hauptgrund für den vergleichsweise frischen Eindruck sein dürfte, den "Moneyball" hinterlässt. Regisseur Bennett Miller schmückt dieses Sportlerdrama zudem mit einigen schönen Bildern und Einstellungen, verlegt sich jedoch zugleich bei den Spielszenen überwiegend auf (gestellte) Fernsehbilder, bzw. manchmal überhaupt nur auf die Kommentare der Fernseh- und/oder Radiosprecher, was den Realismus des Geschehens verstärkt bzw. unterstreicht, dass es sich hierbei um die Nacherzählung realer Begebenheiten handelt. Und auch die schauspielerischen Leistungen sind durchaus gelungen. Brad Pitt zeigt hier erneut eine sehr gute Performance zwischen cholerisch und apathisch, und auch der ansonsten oft hyperaktive Jonah Hill überrascht mit einer angenehm zurückhaltenden Performance, bei der sich viel über seine Mimik abspielt. Abseits der beiden ist jedoch festzuhalten, dass kaum einer der weiteren Darsteller wirklich etwas zu tun bekommt; vor allem Philip Seymour Hoffman wirkt in der Rolle des widerspenstigen Trainers doch etwas verschwendet.
Generell ergibt sich aus dem sowohl beim Drehbuch als auch der Inszenierung teilweise etwas distanzierten Zugang auch eine wesentliche Schwäche: Denn von wenigen Schlüsselspielen abgesehen fühlt man sich sowohl von den Erfolgen als auch den Misserfolgen des Teams, und damit auch der neuen Methode, ausgeschlossen, weshalb ich vergleichsweise noch weniger mitgefiebert und –gezittert habe, als dies sonst schon bei Filmen des Genres der Fall ist. Vor allem gegen Ende hin werden einige Entwicklungen für meinen Geschmack etwas zu beiläufig abgehandelt, weshalb ich auch die Bedeutung einiger Dialoge und Szenen in den letzten 10-15 Minuten nur bedingt nachvollziehen konnte – u.a. auch die wohl Schlüsselszene des Films, als sich Billy Beane aufs Spielfeld begibt, wo ich genau gar nichts gespürt habe. Generell finde ich, dass auf einige Entwicklungen und Szenen zu viel wert gelegt wurde, während ich anderes schmerzlich vermisste. So bin ich mir sicher, dass es wohl früher oder später eine Aussprache zwischen Billy und seinem Trainer gegeben haben muss – doch falls ja, wird sie uns in "Moneyball" nicht gezeigt. Es ist nur ein kleines, exemplarisches Beispiel dafür, dass ich mich bei "Die Kunst zu gewinnen" zu oft wie ein Zuschauer auf der Tribüne gefühlt habe, statt mittendrin auf dem Spielfeld zu stehen…
Fazit:
Was "Moneyball – Die Kunst zu gewinnen" trotz meines mangelnden Interesses für diese Sportart gelungen ist, war mich durchgehend gut zu unterhalten. Die Geschichte ist flott erzählt und überwiegend auf die wesentlichen Highlights heruntergebrochen, die schauspielerischen Leistungen durch die Bank gut, und sowohl die Inszenierung von Bennett Miller als auch die Kameraarbeit von Wally Pfister sorgen für einige gelungene Einstellungen und Bilder, zumindest in jenen Momenten, wo man nicht – um den Realismus der Handlung zu verstärken – auf (gestellte) Fernsehübertragungs-Bilder zurückgreift. Wirklich packen konnte mich das Geschehen jedoch leider nie, und vor allem gegen Ende hin waren einige Entwicklungen doch etwas sprunghaft und/oder beiläufig, weshalb manche Momente nicht die gewünschte Wirkung entfalten konnten. Auch das Ende hinterließ bei mir einen fahlen Beigeschmack, schien es doch etwas willkürlich platziert zu sein. Insgesamt ist "Moneyball – Die Kunst zu gewinnen" wohl vor allem für Baseball-Freunde bzw. Fans des Sportfilm-Genres empfehlenswert. Alle anderen dürfen zwar auch gerne einen Blick riskieren, sollten jedoch keinen Home Run erwarten.