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Remake/Neuverfilmung des Stieg Larsson-Thrillers Kategorie: Filme - Autor: C. Siegel | M. Wetzel - Datum: Montag, 16 Januar 2012
 
Verblendung
(The Girl with the Dragon Tattoo, USA/S/UK/D 2011)
 
Verblendung
Bewertung:
Studio/Verleih: Columbia Pictures/MGM/Sony Pictures
Regie: David Fincher
Produzenten: Ceán Chaffin, Scott Rudin, Søren Stærmose & Ole Søndberg
Drehbuch: Steven Zaillian, nach dem Roman von Stieg Larsson
Filmmusik: Trent Reznor & Atticus Ross
Kamera: Jeff Cronenweth
Schnitt: Kirk Baxter & Angus Wall
Genre: Thriller
Kinostart Deutschland: 12. Januar 2012
Kinostart USA: 20. Dezember 2011
Laufzeit: 158 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Romanvorlage
Mit: Daniel Craig, Rooney Mara, Christopher Plummer, Stellan Skarsgard, Steven Berkoff, Robin Wright, Joely Richardson, Geraldine James, Donald Sumptner u.a.


Kurzinhalt: Ein ungleiches PaarMikael Blomkvist ist ein Journalist, dessen Ruf nach einer Verurteilung wegen übler Nachrede stark beschädigt ist und die Zeitung, für die er arbeitet, kurz vor dem Aus steht. In dieser Situation wird er von einem Mann kontaktiert, der verspricht seinen Ruf wiederherzustellen und die Zeitung zu retten, wenn er ihm dabei hilft, das Verschwinden seiner Nichte aufzuklären. Zur Unterstützung sucht Blomkvist die Hilfe der ungewöhnlichen, aber zugleich genialen Detektivin Lisbeth Salander. Während Blomkvist die Verdächtigen unter die Lupe nimmt, setzt Lisbeth mithilfe ihres Lieblingsinstruments, dem Computer, die gesammelten Informationen zusammen. So stoßen die beiden auf eine Mordserie, die tief in der Vergangenheit ihren Anfang nahm und sich bis in die Gegenwart fortsetzt, bis sie selbst in Lebensgefahr geraten…
Marcel Wetzel


Review von Marcel Wetzel: Eine der Szenen, die von diesem Film im Gedächtnis bleibt, befindet sich noch vor dem Anfang des eigentlichen Films: der Vorspann. Die Lichter gehen aus und sofort wummern düstere Industrialklänge von Trent Reznor (Nine Inch Nails) auf den Zuschauer ein, zu denen sich sogleich eine Frau aus einer schwarzen öligen Masse windet. Irgendwie beeindruckend und die richtige Einstimmung auf die von Regisseur David Fincher ("Sieben", "Fight Club") geschaffene Atmosphäre der allgegenwärtigen latenten Gefahr, in der sich die Charaktere die nächsten 158 Minuten befinden werden. Und da komme ich auch direkt zu dem eigentlich einzigen wirklichen Kritikpunkt an diesem Film: Er ist ein wenig zu lang. Die Figuren, allen voran Mikael Blomkvist (Daniel Craig), sowie Lisbeth Salander (Rooney Mara), werden hier mehr als nur vorgestellt, ihre halbe Lebensgeschichte wird in die aus Haupt- und Nebensträngen bestehende Handlung verwoben. Das ist durchaus nicht uninteressant und vor allem Lisbeths Erfahrungen, die sie zu dem machen, was sie nun ist, sind für das Verständnis dieser Figur absolut notwendig, hätten aber ein wenig kürzer erzählt werden können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wäre es andersherum gewesen, hätte ich wahrscheinlich den fehlenden Tiefgang der Charaktere angeprangert.

Rooney Mara als Lisbeth SalanderRooney Mara ("The Social Network") war für die Rolle der Lisbeth auf jeden Fall ein Glücksgriff. Sie schafft es, die innere Zerrissenheit ihres Charakters in jeder Hinsicht zu zeigen und wird den vielen Facetten von Salander mehr als gerecht. Daniel Craig ("James Bond", "Cowboys & Aliens") verblasst neben ihr zwar ein bisschen, verkörpert den Journalisten Blomkvist aber nicht weniger überzeugend, obwohl manche Szenen mit ihm vor allem zum Ende hin aus einem neuen Bondstreifen stammen könnten. Herrlich ist auch die von Fincher verwendete Bildsprache. Im Gegensatz zur schwedischen Verfilmung von 2009, die nicht zuletzt aufgrund des kleineren Budgets auf mich den Eindruck eines besseren Fernsehfilms machte, kann Fincher in typischer Hollywoodmanier tief in die Geldkiste greifen und tut dies auch. So tragen nicht nur die überzeugenden Schauspieler zur stimmigen Umsetzung des Stoffes bei, sondern auch die schön in Szene gesetzten eisigen Landschaften Schwedens oder die allgegenwärtig kühle Farbgebung der Umwelt. Die immer wieder im richtigen Moment einsetzenden schweren Industrialklänge Reznors sorgen für das fehlende letzte Quäntchen an beklemmender Stimmung.

Fazit: "Verblendung" ist ein guter Film. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Problematisch dabei ist, dass sich viele von einem David Fincher Film etwas Besonderes versprechen, was hier aber nicht eingelöst wird. Es ist schlicht ein guter Film und es bleibt zu hoffen, dass Fincher auch für die Verfilmung der beiden noch folgenden Teile ("Verdammnis", "Vergebung") zur Verfügung stehen wird. Wer weder die Bücher gelesen, noch die schwedische Verfilmung von 2009 gesehen hat und nun zum ersten Mal mit Stieg Larssons Millennium-Trilogie in Berührung kommt, dem sei dieser Psychothriller deshalb wärmstens ans Herz gelegt. Selten hat es ein Film mit so langer Spieldauer geschafft, den Zuschauer die ganze Zeit über mitzunehmen und nach der Auflösung des Falles fiebern zu lassen. Fincher ist einfach ein großartiger Regisseur und versteht es, eine Umgebung der allgegenwärtigen Bedrohung zu schaffen. Für Fans der Reihe sei gesagt, dass die Neuverfilmung leider zu oft einfach nur der schwedischen Version von 2009 folgt, und zwar auch dort, wo diese von der Romanvorlage abgewichen ist. Somit bietet Finchers Werk nicht sehr viele eigene Ideen, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss.

Wertung:7 von 10 Punkten


Marcel Wetzel


Review von Christian Siegel: Dem Frauenmörder auf der SpurDass zeitnahe US-Remakes fremdsprachiger Stoffe nicht immer schlecht und/oder überflüssig sein müssen, haben zuletzt "Departed - Unter Feinden" und "Let Me In" eindrucksvoll bewiesen. Positive Beispiele, an die David Fincher mit seinem Remake zum ersten Teil der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson leider nur bedingt anknüpfen kann. Denn von einer stylischen (wenn auch etwas gar an die typischen Bond-Vorspänne gemahnenden) Intro-Sequenz einmal abgesehen, handelt es sich bei "Verblendung 2.0" fast um eine 1:1-Kopie des Originals – was zur Folge hat, dass es jenen, welche den schwedischen Film bereits kennen, nur mehr sehr wenig zu bieten hat, und sich für diese wohl auch die Spannung in engen Grenzen halten wird. Leider kann ich diese Neuinterpretation selbst "Millennium"-Jungfrauen nur bedingt empfehlen, drohen doch aufgrund eines in erster Linie aus amerikanischen TV-Krimis bekannten Phänomens, einige Wendungen vorhersehbarer zu sein als im Original. (Achtung, Spoiler!) Die Rede ist vom Gaststar-Syndrom. Wenn so Kaliber wie Stellan Skarsgard und Joely Richardson in Nebenrollen besetzt werden, weiß man schon, dass diese für die Geschichte von essentieller Bedeutung sein werden, und nicht einfach nur für eine vergleichsweise unwichtige Rolle vor der Kamera stehen. An das schwedische Original konnte man diesbezüglich, da die Darsteller hierzulande allesamt unbekannt waren, unbedarfter herangehen (Spoiler Ende).

Über jeden Zweifel erhaben sind allerdings die Schauspieler in diesem Remake, die vereinzelt ihre schwedischen KollegInnen hinter sich lassen. Vor allem Rooney Mara erweist sich dabei als absoluter Glücksgriff. Ihre Lisbeth ist noch kleiner, dünner und zierlicher als im Original, was nicht nur ihre Verletzlichkeit unterstreicht, sondern auch jene Momente, in denen sie schließlich zurückschlägt, überraschender, aussagekräftiger und triumphaler macht. Eine bestechende, mutige Performance, die ich zwar nicht unbedingt als besser, aber zumindest als ebenbürtig einstufen würde. Daniel Craig leidet vor allem zu Beginn ein wenig darunter, dass er aufgrund seiner Erfahrung als Doppelnull-Agent als passiv-hilfloser Journalist nicht gerade glücklich gecastet ist, bringt aber die "schwächliche" Seite seiner Figur sehr überzeugend zur Geltung, so dass man im weiteren Verlauf nicht mehr James Bond, sondern tatsächlich Mikael Blomkvist vor sich sieht. Besonders gelungen ist auch das Zusammenspiel zwischen den beiden, wobei das Remake durch das ins Spiel bringen einer – im Original noch nicht vorhandenen – Tochter, die nicht viel jünger ist als Lisbeth, den fragwürdigen Charakter dieser Liebesbeziehung noch einmal unterstreicht. Eine der wenigen Änderungen dieses Remakes, und ein wirklich gelungener Einfall. Vom Rest der Besetzung stechen dann insbesondere noch Stellan Skarsgard sowie Christopher Plummer hervor. Die Handlung bewegt sich, wie bereits erwähnt, in aus dem Original bekannten Bahnen, und weicht kaum von der (filmischen; vom Roman kann ich es mangels Kenntnis nicht behaupten) Vorlage ab. Die Ermittlungen gestalten sich teilweise ein wenig anders (wobei mir vor allem der Einfall mit dem Ablauf der Bilder hintereinander sehr gut gefallen hat), und auch das Aufeinandertreffen zwischen Lisbeth und Mikael verläuft unterschiedlich, wobei ich beide Versionen hier als gleichwertig erachte.

Daniel Craig als Mikael BlomkvistEin Aspekt, der mich enorm enttäuscht hat, ist die Filmmusik von Trent Reznor und Atticus Ross. Ihre Kompositionen für "The Social Network" hätte ich, wie im damaligen Review erwähnt, für solch einen Thriller wie "Verblendung" ja als perfekt erachtet (während es dort zu übertrieben dramatisch und düster war und nicht wirklich zur Handlung passen wollte). Mit ihrem Score zu "Verblendung" haben sie aber zumindest mit keinen Gefallen getan. Es gab zahlreiche Stellen, wo mich ihre disharmonische Musik richtiggehend gestört hat. Sie war oftmals viel zu aufdringlich, hat zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und dadurch vom Geschehen auf der Leinwand abgelenkt. Ich will ihren Soundtrack jetzt nicht gänzlich schlecht reden – es gab zweifellos auch gute Momente. Aber meinen Geschmack haben sie hier nicht getroffen. Gerade angesichts der düsteren Handlung und Lisbeth als "Punk-Lady" hätte ich einen klassisch-eleganten Score vorgezogen. Stattdessen setzte ihre Komposition einfach nochmal eins drauf, so dass es für mich teilweise schon zur Selbstparodie verkam. Hier hätte ich mir definitiv mehr erwartet.

David Finchers Inszenierung ist hingegen, wie es bereits zu vermuten war, grundsätzlich zweifellos zu den Stärken des Remakes zu zählen, wobei er sich mit seinen typischen Stilmitteln wie eleganten Kamerafahrten etc. für meinen Geschmack schon fast wieder etwas zu sehr zurückgehalten hat. Die Schönheit – und zugleich Kargheit und Kälte – der Landschaft fängt er aber perfekt ein; man glaubt fast, die Kälte am eigenen Leib spüren zu können. Auch bewegt er sich angenehm langsam durch die Handlung, und gibt sowohl der Geschichte als auch den Figuren ausreichend Zeit zum Atmen. Ein Aspekt seiner Inszenierung, der mir jedoch nicht wirklich zugesagt hat, ist der Schnitt. Vor allem im ersten Teil des Films, ehe Lisbeth und Mikael ihre Kräfte bündeln um den Frauenmörder zu stellen, ist er mir zu häufig – und oftmals auch zu abrupt – zwischen diesen beiden Hauptschauplätzen hin- und hergeschwenkt. Kaum hat man ein Gefühl für das entwickelt, was sich an Schauplatz A abspielt, und ist dabei, in die Handlung einzutauchen, wird auch schon wieder zu Schauplatz B gewechselt. Exemplarisch sei Mikaels erster Besuch bei Henrik Vagner genannt, währenddessen Lisbeth ihren Betreuer vorfindet, der einen Schlaganfall erlitten hat. Diese oftmaligen Schnitte sollten wohl die Handlung dynamischer machen, ich empfand es jedoch eher als störend. Jedenfalls machte "Verblendung 2.0" dadurch auf mich teilweise einen etwas zerfahrenen und zerhackten Eindruck, und wirkten Handlung und Szenenablauf auf mich nicht wirklich flüssig. Auch kurz vor der Vergewaltigung fand ich die Einstellungen mit der Kamerafahrt von der verschlossenen Tür weg irgendwie seltsam. Sowas macht man doch eher nur dann, wenn man nicht zeigen will, was dahinter passiert, und dies der Phantasie des Zuschauers überlassen will. Stattdessen zeigt er die Tür, schwenkt dann wieder ins Schlafzimmer, und dann wieder raus. Was immer Fincher hiermit bezweckt hat – bei mir hat's jedenfalls nicht funktioniert…

Fazit: Geteiltes Leid ist halbes LeidDavid Finchers Remake des schwedischen Thrillers "Verblendung" hält sich sehr stark an das Original, weshalb sich die Spannung, so man entweder die filmische oder die literarische Vorlage schon kennt, unweigerlich etwas in Grenzen hält. Positiv fällt an seiner Neuinterpretation in erster Linie die für ihn gewohnt bestechende Bildersprache sowie die vor allem in einigen Szenen bestechende atmosphärische Dichte auf. Zudem wurden vor allem die beiden Hauptfiguren mit Daniel Craig und Rooney Mara sehr gut besetzt, wobei vor allem letztere mit einer noch einmal verletzlicheren Performance besticht. Weniger gut gefallen hat mir hingegen der Schnitt, da mir – vor allem so lange die Handlungen von Lisbeth und Mikael noch parallel verlaufen – zu oft zwischen den Schauplätzen hin- und hergewechselt wurde, statt die Szenen sich "ausspielen" zu lassen. Und der Soundtrack hat mir persönlich – sehr zu meiner eigenen Überraschung – überhaupt nicht zugesagt; teilweise empfand ich ihn richtiggehend als störend und stimmungsschädigend. Doch trotz dieser Schwächen ist "Verblendung 2.0" insgesamt betrachtet ein zwar unnötiges, aber durchaus brauchbares und unterhaltsames Remake.

Wertung:7 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Sony Pictures)


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Weiterführende Links:
Review zu "The Social Network"
Review zu "Cowboys & Aliens"
Review zu "James Bond 007 - Ein Quantum Trost"
Review zu "James Bond 007 - Casino Royale"
Review zu "The Departed - Unter Feinden"
Review zu "Let Me In"







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