Mit: Rebecca de Mornay, Jamie King, Patrick John Flueger, Warren Kole, Deborah Ann Woll, Matt O'Leary, Frank Grillo, Shawn Ashmore u.a.
Kurzinhalt:
Die Koffin-Geschwister haben gerade eine Bank überfallen – leider ist dabei jedoch nicht alles so verlaufen wie geplant. Einer von ihnen wurde angeschossen und ist schwer verletzt, ihr familienfremder Komplize hat sich mit der Beute vom Acker gemacht, und zu allem Überfluss ist auch noch die Polizei hinter ihnen her. Was macht man in Situationen, in denen man nicht mehr weiter weiß? Richtig, man geht zur Mama. Genau das haben auch Izaak, Addley und Lydia vor – was sie jedoch nicht wissen: Ihre Mutter ist vor wenigen Wochen umgezogen, und in dem Haus, in das sie flüchten, ist mittlerweile ein junges Paar eingezogen. Dieses musste zuletzt einen schweren Schicksalsschlag verkraften, und versucht gemeinsam mit Freunden während einer Party auf andere, glücklichere Gedanken zu kommen, als ihr unerwarteter – und unwillkommener – Besuch eintrifft. Die Geschwister sehen keine andere Möglichkeit, als die Anwesenden als Geiseln zu nehmen, und ihre Mutter zur Hilfe zu rufen. Als diese schließlich in ihrem alten Haus einlangt, beginnt für alle eine Nacht des Terrors…
Review:
"Mother's Day" macht so vieles richtig, dass jene Dinge, die er falsch macht – und die macht er dafür richtig falsch – ungemein frustrierend sind. Zumal sie so leicht zu vermeiden gewesen wären. Aber kommen wir zuerst zu den positiven Aspekten: Der Einstieg ist noch angenehm ruhig und gemächlich, und nimmt sich kurz Zeit, um die Figuren vorzustellen. Sofort wird dabei deutlich, dass wir in Beth und Daniel Sohapi kein makelloses Vorzeigepärchen vor uns haben, sondern ein junges Ehepaar mit Problemen und Konflikten, sowie einer schrecklichen Tragödie in der unmittelbaren Vergangenheit. Dadurch schafft man es schnell, Sympathien für sie aufzubauen. Ihre Freunde erhalten zwar erst im weiteren Verlauf des Films Profil und fallen eher in die Kategorie "Kanonenfutter", sind aber wenigstens nie lästig, wie es bei anderen Horrorfilmen schon mal vorkommen kann. Als die Räuberbande in ihr Haus einfällt, ist dies für beide Seiten ein Schock: Die neuen Bewohner genauso wie die Gangsterfamilie, die sich eigentlich zurückziehen und verstecken wollte, und sich nun mitten in einer unfreiwilligen Geiselnahme wiederfindet.
Kurzfristig droht die Angelegenheit außer Kontrolle zu geraten – doch dann betrifft ihre Mutter Natalie das Haus. Rebecca de Mornay's Darstellung in diesem Film ist einfach nur grandios. Vor allem zu Beginn spielt sie ihre "Mutter" noch ganz ruhig, ja fast sanftmütig – und doch ist von der ersten Sekunde an klar, dass sie die gefährlichste Person im Haus ist. Wo ihre Söhne teilweise die Kontrolle zu verlieren drohen und nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen, ist sie die Ruhe in Person – und strahlt doch eine ungemeine Bedrohlichkeit aus, die deutlich macht, das man dieser "Mutter" besser gehorchen sollte, da die Konsequenzen sonst wenig erfreulich wären. Und eigentlich könnte ja alles soweit glatt und reibungslos verlaufen – sofern wir jetzt mal davon ausgehen wollen, dass "Mutter" jemals vorhatte, die neuen Hausbesitzer und ihre Freunde obwohl sie sie jederzeit identifizieren könnten einfach so gehen zu lassen. Von den Anwesenden werden die Bankomatkarten inklusive Codes eingesammelt, um so viel Geld wie möglich zu erbeuten und damit die Flucht der Familie zu sichern. Während Izaak mit Beth aufbricht, um das Geld zu besorgen, soll sich George, der Arzthelfer ist, um den verletzten Johnny kümmern, der zu verbluten droht. Doch mit der Zeit gerät die Situation an allen Fronten außer Kontrolle, und "Mutter" zieht sich dazu gezwungen, ihre "Kinder" für ihren Ungehorsam zu bestrafen. Ich werde hier nichts vorwegnehmen, aber so viel sei verraten: Die Nacht nimmt einen äußerst brutalen und blutigen Verlauf, der auf beiden Seiten Verluste fordert…
Der Aufbau ist für mich eine der größten Stärken des Films. Alles beginnt vergleichsweise harmlos und steigert sich dann kontinuierlich, bis zum grundsätzlich gelungenen (wenn auch nicht perfekten; [Achtung, Spoiler!] so toll es auch war, die beiden leading ladies gegeneinander kämpfen zu sehen, das genretypische Vergehen, nicht auf Nummer sicher zu gehen, ob der Bösewicht auch wirklich tot ist, hat doch ordentlich an meinen Nerven gezehrt [Spoiler Ende]) Showdown. Auch eine Offenbarung gegen Ende hin fand ich klasse, da sie die Nachmieter in einem neuen Licht erscheinen lässt und deutlich macht, dass die Grenze zwischen Gut und Böse nicht so deutlich verläuft, wie man das zu Beginn vielleicht glauben mag. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls über dem Genre-Durchschnitt einzuordnen. Rebecca de Mornay habe ich ja bereits lobend erwähnt, darüber hinaus fallen vor allem noch Jamie King und Deborah Ann Woll positiv auf. Und Darren Lynn Bousman (Regisseur von Saw II – IV) inszeniert "Mother's Day" mit sicherer Hand, wenn auch ohne je sonderlich zu glänzen.
Kommen wir nun zu den Kritikpunkten. Da wäre zuerst das in letzter Zeit etwas gar inflationär verwendete Stilmittel zu nennen, mit einer Szene abseits der Haupthandlung zu beginnen, deren Bedeutung sich dem Zuschauer erst im Verlauf der Handlung erschließt. Das Problem daran: Früher oder später wird sie sich einem erschließen, und in dem Moment wo das passiert, weißt du leider auch schon ganz genau, wie das ganze ausgehen wird – was enorm auf die Spannung drückt. Rückwirkend betrachtet wirkt auch die Nebenhandlung rund um George, der versucht Zwietracht in der Familie zu säen und Lydia gegen ihre Mutter aufzubringen, negativ auf. Grundsätzlich fand ich ihre gemeinsamen Szenen ja gelungen und auch von beiden sehr gut dargestellt, nur leider führt es zu nichts. Es ist reines Vorspiel, ohne je zur Sache zu kommen – und gerät zudem von einer Szene auf die nächste in Vergessenheit und entlarvt sich rückwirkend betrachtet als sinnlos. Der größte Schwachpunkt war für mich aber eine absolut strunzdämliche Aktion der Gefangenen. Als Horror-Fan entwickelt man ja mit der Zeit eine gewisse Toleranz, was dumme und nicht nachvollziehbare Handlungen der Protagonisten betrifft, aber in "Mother's Day" wurde diesbezüglich wohl der Vogel abgeschossen. Näher kann und will ich darauf aus Spoiler-Gründen nicht eingehen, aber ich vertraue darauf, dass ihr wissen werdet was ich meine, wenn ihr es seht. Diese Szene allein drückt den Film um einen kompletten Wertungspunkt – wie ja leider auch das unmittelbare Ende aufgrund der Vorhersehbarkeit einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, der "Mother's Day" in einem schlechteren Licht erscheinen lässt, als er sich das angesichts der gelungenen 90 Minuten zuvor verdient hätte.
Fazit:
Es ist ein Jammer. Mit etwas mehr Sorgfalt und Cleverness in manchen Bereichen der Filmproduktion hätte aus "Mother's Day" ein kleines Juwel unter den "House Invasion"-Horrorfilmen werden können. Die Vorzeichen standen jedenfalls gut, denn bis auf eine saudumme Aktion der Protagonisten (die jedoch auch auf das Konto des Regisseur gehen könnte) ist das Drehbuch gelungen, und überzeugt mit einer guten Charakterisierung und einem perfekten Aufbau, bei dem sich die (An)Spannung kontinuierlich steigert. Die schauspielerischen Leistungen sind teilweise besser, als er das verdient hat, wobei vor allem die Darstellerinnen positiv hervorstechen – allen voran natürlich Rebecca de Mornay mit einer phantastischen Performance, die vom ersten Auftritt an die Bedrohlichkeit der Figur vermittelt. Und auch eine Offenbarung rund um Daniel und Beth fand ich sehr gelungen. Doch so wie "Mutter" muss auch ich hart sein und "Mother's Day" für seine Fehler – der zu viel vorwegnehmende Einstieg, einige Genreklischees beim Showdown, die rückwirkend betrachtet sinnlos wirkende Nebenhandlung rund um George und Lydia, allen voran aber die Kim Bauer-Gedächtnisaktion nach ca. 2/3 des Films – bestrafen…