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A GEEKs LiFE #23: Harry Potter und das Ende einer Ära Drucken E-Mail
Abschied vom Kino-Phänomen "Harry Potter" Kategorie: Kolumnen - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 13 Juli 2011
 
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A GEEKs LiFE 23Heute vor 10 Jahren: Peking erhält den Zuschlag für Olympia 2008. U2 spielen im Zuge ihrer "Elevation"-Tour zwei Abende hintereinander in der ausverkauften Kölnarena. Das Space Shuttle Atlantis startet, um neue Türen zur internationalen Raumstation ISS zu liefern. Der umstrittene Internet-Service Napster einigt sich außergerichtlich mit der Rockband Metallica. Die UN warnt in einem Bericht vor den Gefahren der Klimaerwärmung. Nach einem Protest von Microsoft stellt Amazon.com die Vorbestellungen für "Windows XP" ein. Greenpeace Deutschland fordert ein Importverbot für Atomstrom. "Im Netz der Spinne", "Original Sin" und "All die schönen Pferde" (u.a.) starten in den deutschen Kinos. In weniger als zwei Monaten werden in New York die beiden Türme des World Trade Centers fallen…

10 Jahre sind eine lange Zeit. Erinnert euch einmal zurück, wo ihr vor 10 Jahren wart, was ihr gerade getan habt. Und dann lasst eure Gedanken über die folgenden 10 Jahre schweifen und ruft euch in Erinnerung, was ihr alles während dieser Zeit erlebt habt.

Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson müssen nicht lange überlegen: Sie waren 10 Jahre lang Harry Potter, Ron Weasley und Hermine Granger. Darüber hinaus blieb kaum Zeit für etwas anderes.

Knapp 10 Jahre ist es nun her, dass der erste "Harry Potter"-Film in den deutschen Kinos gestartet ist. Über 10 Jahre lang haben verschiedenste Personen an dieser letztendlich 8 Teile umfassenden Filmreihe gearbeitet. Das Ergebnis ist eines der beachtlichsten Leistungen der Filmgeschichte…

ImageIch gebe unumwunden zu: Harry Potter und ich, das war weder cineastische noch literarische Liebe auf dem ersten Blick. In Zuge meines ersten Jahres an der Fachhochschule (von 2000-2001) kam ich zum ersten Mal indirekt mit dem Zauberschüler in Kontakt. Eines Tages, möglicherweise ausgelöst durch einen der ersten Trailer, begann eine Diskussion über Harry Potter. Erstaunlich viele offenbarten sich als Fans, welche – überwiegend die englischen Ausgaben – verschlungen hatten. Wir reden hier nicht über Kinder, sondern (gerade Mal) erwachsene Menschen im Alter von rund 20 Jahren. Ob Harry Potter denn nicht Kinderbücher wären, fragte ich. Nein, versicherte man mir. Es wären einfach wunderschöne, phantastische Geschichten, welche eine faszinierende, magische Welt mit dem Erwachsenwerden eines Waisenjungen verknüpften. Ich blieb skeptisch.

Die Trailer zum ersten Film taten nichts, um mich von meinem Irrglauben abzubringen. Viel zu sehr auf Kinder schienen sie mir zugeschnitten zu sein. In jenem Jahr, wo "Der Herr der Ringe" endlich auf die große Leinwand kam, konnte "Harry Potter" maximal als Aperitif gut sein. Ich verzichtete sogar auf das, und konzentrierte mein Fan-Interesse ausschließlich auf die Ankunft der Gefährten auf der großen Leinwand. Als ich "Der Herr der Ringe" dann endlich im Kino sah, wurde ich überwältigt, und die nächsten beiden Jahre hinweg duldete mein Fantasy-Fanherz keine Konkurrenz: Mittelerde wurde zu meiner zweiten Heimat.

2004 sollte sich dies jedoch ändern. "Mein Schatz" hatte sich mit der "Rückkehr des Königs" endgültig aus dem Kino verabschiedet – als Fan blieb einem lediglich das sehnsüchtige Warten auf die erweiterte Fassung, sowie die vage Hoffnung, dass wir eines Tages mit einem Hobbit "Hin und wieder zurück" gehen würden. Nachdem "Der Herr der Ringe" zwei Jahre lang mein Privatleben bestimmt hatte, sehnte sich mein Fan-Herz nach neuer Fantasy-Nahrung, welche die durch den Abschied von "Herr der Ringe" entstandene Lücke ausfüllen könnte. Just zu diesem Zeitpunkt stolperte ich zum ersten Mal über den Trailer zu "Harry Potter und der Gefangene von Askaban", der deutlich vielversprechender aussah als jene zu den ersten beiden Teilen. Ernster. Düsterer. Erwachsener. Und so beschloss ich, diesem jungen Zauberlehrling doch einmal eine Chance zu geben…

ImageNatürlich galt es nun, sich noch rechtzeitig vor dem Kinostart auf den aktuellen Stand zu bringen und bisher versäumtes nachzuholen. Also wurden die ersten beiden Filme aus der Videothek geholt und im damals bereits recht anständigen Heimkino angesehen. Meine Begeisterung hielt sich offen gestanden noch in Grenzen – warum und wieso, ist in den Reviews nachzulesen und soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Trotzdem wollte ich die Hoffnung auf einen würdigen "Herr der Ringe"-Ersatz nicht aufgeben, und in der Tat: "Der Gefangene von Askaban" hat endlich geschafft, woran meine Kommilitonen von der FH, die positiven Buch-Rezensionen, die Trailer sowie die Film-Reviews gescheitert waren. Als Harry Potter mit den Worten "Missetat begangen" die Karte des Herumtreibers schloss und damit den Abspann beendete, wusste ich: Ich hatte mich geirrt. Quasi über Nacht zählte auch ich mich zu den Fans des jungen Zauberlehrlings mit der blitzförmigen Narbe auf der Stirn. Die ersten drei Bände wurden gekauft und gelesen, und sehnsüchtig auf das nächste Leinwand-Abenteuer gewartet. Das Fantasy-Herz in mir hatte endlich einen neuen "Schwarm" gefunden.

Zugegeben: Ein so großer Harry Potter-Fan wie Herr der Ringe-Fan wurde ich nie. Dies liegt sicherlich zu einem nicht unwesentlichen Teil an den nachfolgenden Filmen, die meines Erachtens alle an den Erfolg vom "Gefangenen von Askaban" nicht mehr anschließen konnten. Trotzdem war jeder neuer Harry Potter-Film ein Fixpunkt, den ich mir im Kino ansehen musste – und ich wurde immer gut unterhalten. Über insgesamt 7 Filme hinweg. Wer auch immer dies nicht für eine beachtliche Leistung hält, sollte sich jede x-beliebige Filmreihe herauspicken und sich die (ersten) sieben Teile ansehen. Meistens werden schon drei reichen, um euch klar zu machen, wie außergewöhnlich diese Leistung ist. Doch nicht nur, dass jeder der Filme im schlechtesten Fall gute Unterhaltung bot und im besten Fall als kleines Meisterwerk des Genres angesehen werden musste: Was dabei vor allem auch so beachtlich ist, ist die Tatsache, dass vor der Kamera – von wenigen, unfreiwilligen Ausnahmen abgesehen – die komplette Besetzung über alle 8 Filme hinweg gleich geblieben ist. Sowohl bei den erwachsenen Rollen, als auch den Kindern. So etwas hat es vor "Harry Potter" nicht gegeben, und wird es wohl auch danach – zumindest so bald – nicht mehr geben.

ImageEben dies führt dazu, dass Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson und all die anderen Darsteller/innen, die im "Stein der Weisen" gerade mal Kinder waren, vor unseren Augen aufgewachsen sind. Wir sahen nicht nur Harry Potter, Ron Weasley und Hermine Granger dabei zu, wie sie langsam erwachsen werden, sondern auch ihren Darstellern. Wir konnten nicht nur die Triumphe der von ihnen dargestellten Figuren feiern, sondern auch miterleben, wie diese Kinder zu ernsthaften Schauspielern wurden. Wie sie langsam aber sicher in die Rolle hineinwuchsen und sich von Film zu Film gesteigert haben. Wahrlich ein einmaliges Erlebnis. Doch nicht nur mit den Kindern, auch mit den anderen Figuren und Darstellern haben wir mitgelebt und –gelitten. Albus Dumbledore, Sirius Black, Severus Snape, Remus Lupin, Minerva McGonagall, Hagrid, Mad-Eye Moody, die Weasley-Familie und und und. Einige der Figuren sind uns ans Herz gewachsen, andere, wie Dolores Umbridge, Beatrix Lestrange und natürlich Lord Voldemort, haben wir zu hassen gelernt.

Üblicherweise haben TV-Serien gegenüber Filmen einen gravierenden Vorteil: Da sie sich im Idealfall über mehrere Jahre – statt bei Filmen üblicherweise nur zwei Stunden – erstrecken, lernen wir die Figuren besser kennen und hegen mehr Sympathien für sie. Darum ist der Abschied von langjährigen Serien und ihren Protagonisten üblicherweise eine viel emotionalere Angelegenheit als selbst das beste, berührendste – aber eben alleinstehende – Drama. Wir haben einfach viel mehr Zeit mit den Figuren verbracht, sie haben uns über Jahre hinweg begleitet, und nun müssen wir uns von ihnen verabschieden. Nur wenn es gelingt, auch in Filmen eine langjährige, umfassende, epische Geschichte zu erzählen, ist eine ähnlich starke Bindung zum Zuschauer möglich. "Herr der Ringe" hat dies in den zwei Jahren zwischen "Die Gefährten" und "Die Rückkehr des Königs" bravourös geschafft. Harry Potter und seine Freunde haben uns sogar 10 Jahre lang begleitet, und ich bin mir sicher, das Finale wird selbst für jene, welche den Roman bereits kennen, eine sehr emotionale Angelegenheit. Und ist das nicht genau der Grund, warum wir ins Kino gehen oder Bücher lesen – um etwas zu FÜHLEN?!

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass meine Begeisterung für Harry Potter und dieses Universum nun, am Tag des Kinostarts des letzten Teils der Reihe, so groß ist wie nie zuvor. Es hat lange gedauert, bis mich "Harry Potter" so richtig packen und begeistern konnte, doch in den letzten Tagen und Wochen ist ihm dies nun endlich gelungen – habe ich mir doch als Vorbereitung auf das große Finale nicht nur im Abstand von je einer Woche jeweils einen der Filme angesehen, sondern zudem die Romane – teilweise erneut, teilweise zum ersten Mal – gelesen. In gewisser Weise finde ich es schade, dass es so lange gedauert hat, ehe ich ein richtig großer Fan wurde. Die Filme statt im Zeitabstand von 1-2 Jahren innerhalb von nur wenigen Wochen zu sehen, hat hier definitiv geholfen, da die Geschichte so viel intensiver wirkt. Auch merkt man bei der erneuten Sichtung viele kleine Details, die einem beim ersten Mal – vor allem wenn man die Bücher noch nicht kennt – noch nicht aufgefallen sind. Und wenn man weiß, was alles auf die Figuren noch wartet, wachsen sie einem umso mehr ans Herz, und man genießt jede Minute, die man mit ihnen verbringen kann.

ImageNein, Hogwarts ist für mich nach wie vor nicht Mittelerde. Immer noch nicht. Wird es auch nie sein. Trotzdem habe ich in den letzten Wochen eine ungeahnte Wertschätzung für dieses von J.K. Rowling erschaffene und überwiegend gelungen auf die Leinwand gezauberte Universum gewonnen. Ich halte die "Harry Potter"-Filme für eine der größten Leistungen in der Geschichte des Films. Eine epische, über einen Zeitraum von 10 Jahren erzählte Geschichte. Das hat es zuvor noch nicht gegeben. Und das wird es möglicherweise auch nie wieder geben. Nicht zuletzt auch deshalb weiß ich jetzt schon, dass ich am kommenden Freitag das Kino mit Wehmut verlassen werde. Denn 10 Jahre lang haben nicht nur wir Harry Potter und seine Freunde begleitet; vielmehr haben SIE auch UNS begleitet. Nun geht diese Reise zu Ende. Wenn der Abspann von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2" über die Leinwand geflimmert ist, die Lautsprecher verstummen und das Licht der Projektoren erlischt, dann ist das nicht nur das Ende dieser Geschichte, sondern auch das Ende einer Ära. Wenn diese letzte Schlacht geschlagen, dieses letzte Abenteuer bestritten ist, werden uns Harry Potter und seine Freunde verlassen – und die Kinowelt wird ohne sie um einiges an Magie ärmer sein…







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