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Are sweet dreams made of this? Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 01 April 2011
 
Sucker Punch
(Sucker Punch, USA 2011)
 
Sucker Punch
Bewertung:
Studio/Verleih: Warner Bros.
Regie: Zack Snyder
Produzenten: U.a. Deborah & Zack Snyder
Drehbuch: Zack Snyder & Steve Shibuya
Filmmusik: Tyler Bates & Marius de Vries
Kamera: Larry Fong
Schnitt: William Hoy
Genre: Action/Fantasy
Kinostart (Deutschland): 31. März 2011
Kinostart (USA): 25. März 2011
Laufzeit: 110 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray (noch nicht verfügbar), DVD (noch nicht verfügbar), Soundtrack
Mit: Emily Browning, Abbie Cornish, Jena Malone, Vanessa Hudgens, Jamie Chung, Carla Gugino, Oscar Isaac, Gerard Plunkett, Jon Hamm, Scott Glenn u.a.


Kurzinhalt: Nachdem ihre Mutter gestorben ist, hat ihr Stiefvater es auf Baby Doll abgesehen, weshalb er dafür sorgt, dass sie in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird. Dort bezahlt er einen der Wärter dafür, dass dieser dafür sorgt, dass sobald der zuständige Arzt in 5 Tagen in die Anstalt zurückkehrt, an Baby Doll eine Lobotomie durchgeführt wird. Schon bald flüchtet sich Baby Doll in eine Phantasiewelt, in der sie statt in einem Irrenhaus in einem Bordell gelandet ist, und in fünf Tagen ihre Unschuld an einem reichen Mann verlieren soll. Schon bald freundet sie sich mit 4 anderen im Bordell arbeitenden Frauen an: Sweet Pea, Rocket, Blondie und Amber. Sie lernt, für Männer aufreizend zu tanzen – und bei jedem dieser Tänze versetzt sie sich selbst in eine weitere Traumwelt, in der sie von einem geheimnisvollen Mann erfährt, dass die fünf Gegenstände sammeln muss, um so die Freiheit zu erlangen. Gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen macht sie sich daran, diese zu besorgen – doch ihre Taten bleiben nicht unbemerkt…

Review: ImageGleich zu Beginn des Reviews sei folgendes festgehalten: Wenn ihr bisher mit Zack Snyder’s Filmen schon wenig bis gar nichts anfangen konntet, euch sein Inszenierungsstil mit zahlreichen Zeitlupen und ausführlich zelebrierten Actionszenen sowie opulenten Bildern zuwider war – dann wird euch auch "Sucker Punch" nicht bekehren können. Ganz im Gegenteil, denn noch nie waren viele Dinge, die von manchen an ihm als Regisseur wiederholt kritisiert wurden, so präsent wie hier. Ich für meinen Teil mochte jedoch alle seine bisherigen Filme; und "Watchmen" halte ich überhaupt für ein Meisterwerk. Da der Trailer zu "Sucker Punch" optisch ungemein opulent war, habe ich mir von Zack Snyder’s neuestem Film – dem ersten, wo er keine bereits existierende Vorlage verarbeitet hat, sondern 100%ig seiner Vision gefolgt ist – viel erwartet. Zumindest bis vor ca. einer Woche, als die ersten Kritiken einzutrudeln begannen, die von verhalten bis vernichtend reichten, und meine Vorfreude in Besorgnis umschlugen ließen. Das Schlimmste befürchtend, setzte ich mich gestern Abend in die Vorpremiere, und fand ihn schließlich besser als befürchtet, aber schlechter als erhofft…

Wie nach dem Trailer schon nicht anders zu erwarten, ist seine größte Stärke die Optik. Und das bezieht sich nicht nur auf die Phantasiewelten, die ungemein abwechslungsreich gestaltet sind und einiges auf die Kinoleinwand zaubern, was wir so dort noch nicht zu sehen bekommen haben (doch dazu gleich mehr). Den ganzen Film über zeigt Snyder sein Gespür für grandiose Bilder – und auch eine stilvolle Inszenierung. Ich weiß, dass mir hier viele nicht zustimmen werden, aber mir gefällt seine Art, bestimmte Momente durch gezielten Zeitlupeneinsatz zu akzentuieren, ungemein gut. Generell bevorzuge ich zelebrierte Actionszenen, die mit eher ruhiger Hand und ohne übertriebenen Zoom inszeniert sind, gegenüber dem heutzutage leider Überhand nehmenden verwackelten, extrem hektisch geschnittenen "Paul Greengrass"-Stil. Und so opulent einige der späteren Actionszenen in den diversen Phantasiewelten auch sein mögen, nirgends sonst zeigt sich meines Erachtens wieder einmal Zack Snyders großes inszenatorisches Talent als in den ersten 5 Minuten (dank Warner Bros. könnt ihr euch hier davon übrigens selbst ein Bild machen!), in denen er uns Baby Doll’s düstere Vorgeschichte erzählt – kongenial unterlegt mit dem wie die Faust aufs Auge passenden "Sweet Dreams" in einer für sich genommen schon sehr gefälligen, von Emily Browning höchstselbst gesungenen, Neuinterpretation. Zwar nicht so grandios wie die Intro-Sequenz zu "Watchmen", legt Snyder hier die Messlatte für den Rest des Films dennoch ungemein hoch – und wie schon bei den "Wächtern" scheitert er in den nachfolgenden 100 Minuten daran, diese noch einmal zu erreichen, oder gar zu übertreffen…

ImageNichtsdestotrotz ist auch nach diesen ersten fünf Minuten die Inszenierung noch sehr gefällig. Vor allem die vier verschiedenen Phantasiewelten, die bereist werden, sind ungemein opulent, und zudem mit einigen originellen Ideen gespickt. Hier zeigt uns Zack Snyder so manches, was man bisher auf der großen Leinwand noch nicht erleben durfte. Die erste davon, in der Baby Doll gegen drei übergroße Samurai-Krieger kämpfen muss – und Zack Snyder damit einer der Inspirationsquellen für seinen Film, nämlich Terry Gilliams "Brazil", Tribut zollt – gefällt mir in gewisser Weise sogar am besten. Noch verhältnismäßig schlicht, ist die Action sehr fokussiert und zudem toll in Szene gesetzt. Doch auch die zweite Phantasiewelt überzeugt mit abgefahrenen Ideen und ihrer Originalität: Versetzt man hier doch unsere fünf Heldinnen für ihre erste gemeinsame Mission in einen Kampf aus dem zweiten Weltkrieg, jedoch gleich mit zwei Besonderheiten: So sind die deutschen Soldaten überwiegend "Techno-Zombies", und zudem steht den Mädels ein waschechter Mech (oder Mecha, wie immer ihr dazu zu sagen pflegt) zur Verfügung.

Vom Konzept her gefällt mir diese Phantasiewelt am besten, jedoch fand ich die Actionszenen hier für Snyder-Verhältnisse teilweise untypisch hektisch inszeniert; hier drohten sie kurzfristig fast etwas unübersichtlich zu werden. Trotzdem war auch die zweite Mission sehr packend und opulent in Szene gesetzt. Vor allem der Kampf in der Luft und der Angriff auf den Zeppelin wussten zu gefallen. Die dritte Mission führt die fünf Amazonen schließlich in eine Fantasy-Welt mit einer Burg und Rittern wie aus dem Mittelalter, jedoch auch mit einem Drachen. Auch hier steht ihnen mit einem Jagdbomber ein verhältnismäßig modernes Kriegsgerät zur Verfügung, was diesen Szenen etwas Besonderes verleiht. Vor allem der Kampf zwischen dem Flugzeug und dem Drachen weiß hier zu begeistern. Die letzte bereiste Phantasiewelt geht dann stärker in Richtung Science Fiction: Muss doch ein futuristischer Zug, der sich auf eine Stadt zubewegt und auf dem sich eine Bombe befindet, gestoppt bzw. die Bombe entschärft werden. Vor allem der Saturn im Hintergrund sorgt hier für die nötige optische Imposanz, doch auch die Kampfroboter sind gut designt, und auch der Kampf an sich wieder sehr gut inszeniert.

ImageSo gut mir diese verschiedenen Missionen, die schon fast Fantasy-Kurzfilm-Charakter hatten, auch gefallen haben mögen, mit der Zeit stellte sich hier bei mir schon fast so etwas wie Übersättigung ein. Zumal die Actionszenen leider – und damit kommen wir auch schon zum größten Kritikpunkt, den ich gegenüber „Sucker Punch“ vorzubringen habe – wenig spannend und dramatisch ausgefallen sind, und daher recht oberflächlich und hohl wirkten. Der Grund dafür liegt im meines Erachtens fehlerbehafteten Konzept des Films. Der Trailer vermittelt den Eindruck, dass "Baby Doll" in die psychiatrische Anstalt eingeliefert wird, dort in wenigen Tagen eine Lobotomie bekommen soll, sich mit anderen Patientinnen zusammentut und sich in ihre Phantasie flüchtet, um den Fluchtplan Schritt für Schritt, Gegenstand für Gegenstand, "Level" für "Level" umzusetzen. Doch wie bereits in der Inhaltsangabe festgehalten, stimmt das so nicht. Stattdessen flüchtet sie von der harschen Realität der psychiatrischen Anstalt in die harsche Traumwelt eines Bordells. Alle Figuren aus der Realität nehmen hier passende, nur halt auf diesen neuen Handlungsort angepasste, Rollen ein. Eben diese Traumwelt dominiert die Handlung des Films. Und von dieser reist sie dann wiederum in die Phantasie-Welten, in denen es nacheinander verschiedene Missionen zu erfüllen gibt. Ein Traum in einem Traum in einem Traum…

Mein Problem daran ist nicht, wie bekannt einem dies nach "Inception" vorkommt, sondern dass hier die Verknüpfung zwischen den Welten nicht klar ist. In "Inception" wusste man: Stirbst du im Traum, drohst du in den Limbus zurückzufallen und daraus möglicherweise nie wieder hervorzukommen. Hier ist uns zwar immer bewusst, welche Auswirkungen die Phantasiewelt (= jene in denen die Missionen ausgefochten werden) auf die Traumwelt (= das Bordell) hat, doch jene auf die Realität bleibt uns viel zu lang verborgen. Dadurch fehlt es den Actionszenen leider gänzlich an Spannung und Dramatik, denn wenn immer einer von ihnen in der Phantasiewelt etwas passiert oder auch sie droht, zu sterben, wissen wir zwar, dass dies dann 1:1 auch in der Traumwelt so passiert – doch die Auswirkungen auf die Realität sind uns zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Eben deshalb fehlt es den entsprechenden Szenen an Spannung und – wenn ein Opfer zu beklagen ist – völlig an emotionaler Wirkung. Snyder hoffte dadurch wohl, unser Interesse zu wecken und uns fragen zu lassen, welche Auswirkungen die Ereignisse aus den Traumebenen wohl auf die Realität haben werden – die wir in "Sucker Punch" nur in den ersten und letzten 10 Minuten zu Gesicht bekommen. Dies vermag jedoch die daraus entstehenden Nachteile nicht einmal ansatzweise aufzuwiegen.

ImageDas allein wäre noch kein Beinbruch, wenn Snyder einen gänzlich oberflächlichen, ironisch überzeichneten und rein auf oberflächliche, aber eben durchgehende Unterhaltung zugeschnittenen Film gemacht hätte. Hat er aber nicht. Die Actionszenen nehmen insgesamt wohl nicht mal 30 Minuten des Films ein. Das mag immer noch nach recht viel klingen, ist jedoch für einen reinen "style over substance"-Film schlicht und ergreifend zu wenig. Generell ist "Sucker Punch" für einen solchen einfach nicht - durchgängig - unterhaltsam und rasant genug. Außerdem zeigt die Inszenierung der dramatischen Szenen, dass Snyder hier mehr liefern wollte als reines "Eye Candy". Aufgrund der angesprochenen Probleme bei der konzeptionellen Umsetzung der verschiedenen Handlungsebenen – Realität, Traumwelt, Phantasiewelt – scheitert er jedoch leider damit.

Zugegeben, die letzten 15 Minuten, die nicht nur eine gelungene überraschende Wendung zu bieten haben sondern auch aufklären, inwieweit bzw. ob überhaupt die verschiedenen Traumwelten auch auf die Realität Auswirkungen hatte, relativieren diesen Kritikpunkt rückwirkend betrachtet wieder, das hilft einem aber bei der (Erst-)Sichtung leider auch nicht. Hier zeigt sich für mich ein ähnliches Problem wie bei "Matrix: Reloaded" wo die zahlreichen Dialoge während des Films unsinnig und überflüssig erschienen und auf den Unterhaltungswert gedrückt haben – einfach, da man deren Sinn, Bedeutung und die darin versteckten Andeutungen erst erkennen konnte, wenn man am Ende das Gespräch zwischen Neo und dem Architekten gesehen hat. Bei "Sucker Punch" ist es ähnlich. Die letzten paar Minuten zeigen nicht nur auf, wie stark verknüpft Bordell- und Psychiatrie-Handlung waren, sondern warten auch mit einigen Andeutungen auf, welche den geneigten Kinobesucher dazu einladen, das zuvor aufgrund der hohlen Actionorgie auf Standby geschaltete Hirn wieder zu aktivieren und über ihn nachzudenken. So könnte das Ende nicht nur eine mögliche logische Schwäche des Films (warum sollte sich Baby Doll gleich in zwei Traumwelten flüchten?) entkräften (spricht doch einiges dafür, dass die Bordell-Traumwelt gar nicht jene von Baby Doll war, sondern von einer anderen Figur – welche, soll hier natürlich nicht verraten werden), sondern auch eine logische Erklärung dafür bieten, warum die erste Traumwelt gerade in einem Bordell angesiedelt ist.

ImageIn gewisser Weise ist aber auch genau das ein weiterer Aspekt, wo sich die Schwächen im Konzept des Films offenbaren: "Sucker Punch" kann sich nicht entscheiden, ob er ein faszinierendes Schaustück über die Kraft der Träume und Phantasie sein will, ein psychologisches Drama, ein packender "Gefängnis"-Thriller, ein eher ernster, ernstzunehmender Film, oder eben eine reine, hohle, optisch imposante und rein auf Unterhaltung zugeschnittene Actionorgie. Im Endeffekt ist er leider keines von beidem, und dies dürfte wohl ein Hauptgrund dafür sein, warum die Anzahl jener, die von "Sucker Punch" absolut begeistert sein werden, sehr überschaubar ausfallen dürfte. Immerhin: Synder’s neuester ist einer jener Filme, die bei den meisten Zuschauern eine heftige Reaktion auslösen dürften. Viele werden ihn hassen, einige wenige werden ihn lieben, aber kaum jemanden dürfte er kalt lassen. Und angesichts der zahlreichen faden, langweiligen, unauffälligen und durchschnittlichen Filme, die uns heutzutage zuhauf präsentiert werden, halte ich das für höchst erfrischend…

Doch zurück zum Film: So sehr mich die Optik auch überzeugt haben mag, so vergleichsweise enttäuscht war ich leider von der musikalischen Untermalung. Nach dem diesbezüglich kongenialen "Watchmen", wo er sich zahlreichen zur Epoche der Handlung passenden Liedern bediente, und diese perfekt mit den entsprechenden Szenen verknüpft hat (die Intro-Sequenz mit "The Times Are A-changing" ist meines Erachtens jetzt schon legendär; und auch der Einsatz von "All Along the Watchtower" und "Sound of Silence" war genial; selbst "Hallelujah", das einigen weniger gefallen hat, fand ich klasse). Das Intro von "Sucker Punch" schien, sich hier in bester Tradition zu bewegen. Die dort verwendete Cover-Version von "Sweet Dreams" habe ich zuvor ja bereits lobend erwähnt; diese war wirklich genial – zugleich aber leider auch das einzige Stück des Soundtracks, das mir gefallen konnte. Auch den Rest des Films über hört man zahlreiche Cover-Versionen mehr oder weniger bekannter Lieder. Keines davon konnte mir auch nur ansatzweise so gut gefallen wie der Einstieg, und zwar sowohl was die Neuinterpretation generell betrifft, die überwiegend auf rockig und laut getrimmt waren, mit wenig Gespür für eine gelungene musikalische Komposition, vor allem aber im Zusammenspiel mit den Bildern. Statt die Stimmung der Szenen zu unterstützen, riss mich die Musik teilweise sogar aus dem Film, da "Sucker Punch" hier eher den Eindruck einer Zusammenstellung von Musikvideos vermittelte. Auf einen "normalen" Score wurde weitestgehend verzichtet; nur äußerst selten ist die Filmmusik von Tyler Bates und Marius De Vries zu hören – wenn sie das ist, ist sie jedoch genial. Schade, dass Snyder nicht vermehrt auf die beiden Talente gesetzt hat!

ImageÜber jeden Zweifel erhaben sind hingegen die schauspielerischen Leistungen. Emily Browning & Co. geben hier wirklich alles, und liefern bessere, glaubwürdigere Leistungen ab, als man es angesichts der zahlreichen fantastischen, abgefahrenen Elementen des Films erwarten würden. Wo man den SchauspielerInnen bei anderen ähnlichen Effektorgien oftmals ihre Langeweile anmerkt oder erkennt, dass sich angesichts der Oberflächlichkeit der Handlung einfach nicht sonderlich motiviert sind, oder auch einfach mit der ganzen Bluescreen-Arbeit nicht zurande kommen, schaffen sie es allesamt, ihren auf dem Papier hauchdünnen Figuren Leben einzuhauchen und ihnen zumindest eine Spur an Tiefe zu verleihen. Zwar kommen auch sie gegen die konzeptionellen Schwächen nicht an, aber sie geben definitiv alles, um uns ihre Figuren sympathisch zu machen und uns mit ihnen mitfühlen, –fiebern und –leiden zu lassen. Vor allem Emily Browning, Abbie Cornish, Jena Malone und Carla Gugino fand ich grandios. Ihre KollegInnen bleiben zwar ein wenig blass, liefern jedoch ebenfalls bessere schauspielerische Leistungen, als man sich das vielleicht erwarten würde – und teilweise wohl leider auch, als es sich der Film verdient…

Was hingegen gut gelungen ist, ist die Message des Films - finde ich zumindest. Diese wird zwar vor allem gegen Ende hin mit dem Holzhammer eingeprügelt, aber wenigstens ist es Snyder hier gelungen, sie erfolgreich an die Zuschauer zu vermitteln; zudem finde ich sie sehr gefällig. Jedenfalls… was nun die alles entscheidende Frage betrifft, ob ich bezüglich „Sucker Punch“ nun im Lager der "Lover" oder "Hater" gelandet bin… ich finde mich hier wohl ausnahmsweise mal irgendwo in der Mitte wieder. Zwar glaube ich, dass Zack Synder bei "Sucker Punch" nicht mit allem erfolgreich war, was er sich vorgenommen hat, bin aber nichtsdestotrotz dankbar, dass es noch so visionäre Regisseure wie ihn gibt, die bereit sind, Risiken einzugehen und ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Denn mir werden Filme von Regisseuren, die offensichtlich mit Herzblut dabei waren, die über eine deutlich erkennbare Handschrift verfügen und zudem ihre eigene Vision verfolgen, immer lieber sein als solche, deren Regisseure sich damit zufrieden geben, gewöhnliche, unauffällige, ungefährliche und möglichst ja nirgendwo aneckende Dutzendware abzuliefern. Man mag Snyder den Erfolg absprechen und ihn dafür schelten können – nicht jedoch für seine Ambitionen. Ja, „Sucker Punch“ mag eine vergebene Chance und bis zu einem gewissen Grad ein Fehlschlag sein – aber er ist ein interessanter, ambitionierter und faszinierender Fehlschlag. Insofern sei für all jene, die Snyder’s bisherige Filme nicht schon gehasst haben, und die den Trailer zumindest optisch vielversprechend fanden, trotz aller Schwächen eine sanfte Empfehlung für einen Kinobesuch ausgegeben – denn wenn überhaupt, dann wird euch "Sucker Punch" auf der großen Leinwand überzeugen können, wo seine größte Stärke – die grandiose Optik sowie die virtuos in Szene gesetzten Actionszenen – am besten zur Geltung kommen…

Fazit: ImageTrotz meiner Enttäuschung muss ich Zack Snyder für "Sucker Punch" doch auch Respekt zollen. Dass er es geschafft hat, diesen irrwitzigen Film so auf die Leinwand zu bringen und damit seine eigene Visionen derart ungefiltert zu präsentieren, ist schon beachtlich. Auch sorgt eben dies dafür, dass "Sucker Punch" vor allem in den Phantasiewelten mit einigen originellen Einfällen überzeugen kann. Generell kann ich den kalten Gegenwind, der Snyder nun vielerorts entgegenschlägt, nur bedingt nachvollziehen. Im Gegensatz zu 98% der heutigen Regisseure Hollywoods verfügt er wenigstens über eine eigene Vision und auch einen erkennbaren Stil; eine eigene Handschrift, sozusagen. Ganz egal was man vom Endprodukt halten mag, "Sucker Punch" ist sicherlich einer der ambitioniertesten Filme des Jahres, und vor allem visuell, wie nicht anders zu erwarten, absolut bestechend und imposant, mit vielen grandiosen, beeindruckenden Bildern und Actionszenen.

Die Musikauswahl hat mich hingegen nach dem dahingehend genialen "Watchmen" mit Ausnahme der "süßen Träume" zu Beginn eher enttäuscht. Das größte Problem liegt jedoch im Konzept des Traums im Traum, wodurch man leider sämtlichen Actionszenen jeglicher Spannung, Dramatik und Bedeutung beraubt – zumindest, ehe sich am Ende der Zusammenhang zwischen Traumwelt und Realität aufklärt. Und auch wenn die letzten paar Minuten mit einigen Wendungen, Offenbarungen und Andeutungen sowie einer gefälligen Message aufwarten, welche diesen Kritikpunkt sowie jenen der Inhaltsarmut rückwirkend betrachtet etwas relativieren, konnte ich mich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass Snyder der Regisseur von Snyder dem Drehbuchautor hier leider etwas im Stich gelassen wurde. Und dennoch… dank seiner erfrischenden Originalität, der bestechenden Kaltschnäuzigkeit und der gelungenen Optik hat mich "Sucker Punch" trotz aller Schwächen besser unterhalten als so manches gewöhnliches 08/15-Machwerk, welches wir sonst nur allzu oft von Hollywood serviert bekommen. "Sucker Punch" wird sicherlich nicht jedem schmecken – ganz im Gegenteil, der überwiegende Teil der Kinobesucher wird ihn wohl angewidert ausspucken – aber zumindest bietet er ein filmisches Geschmackserlebnis, wie es das so zuvor noch nie gegeben hat. Und welcher Film kann das heutzutage schon noch von sich behaupten?!?!

Wertung:6 von 10 Punkten



Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)


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Weiterführende Links:
Review zu "Watchmen"
Review zu "Inception"
Review zu "Matrix: Reloaded"


    



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