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The Road Drucken E-Mail
Ein eindringliches, nachhallendes modernes Meisterwerk Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 11 Dezember 2010
 
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The Road
(The Road, USA 2009)
 
The Road
Bewertung:
Studio/Verleih: Dimension Films/Senator Film
Regie: John Hillcoat
Produzenten: U.a. Steve Schwartz, Paula Mae Schwartz & Nick Wechsler
Drehbuch: Joe Penhall, nach dem Roman von Cormac McCarthy
Filmmusik: Nick Cave & Warren Ellis
Kamera: Javier Aguirresarobe
Schnitt: Jon Gregory
Genre: Science Fiction
Kinostart (Deutschland): 07. Oktober 2010
Kinostart (USA): 25. November 2009
Laufzeit: 111 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Blu Ray (UK ohne deutschen Ton), DVD (UK ohne deutschen Ton), Soundtrack, Roman
Mit: Viggo Mortensen, Kodi Smith-McPhee, Charlize Theron, Robert Duvall, Guy Pearce u.a.


Kurzinhalt: Einige Jahre nach der Apokalypse, die den Großteil der Menschheit dahingerafft hat, ist die Erde ein toter, verkümmerter Ort. Tiere und Pflanzen sind schon lange verendet, die Welt ist von Asche bedeckt, die Bäume morsch und brüchig, und die Erde wird immer wieder von Feuersbrünsten und heftigen Beben erschüttert. Inmitten dieser Trostlosigkeit wandert ein Mann mit seinem Sohn quer durch die USA, über eine Straße, die sie zum Strand führen soll. Doch auf dem Weg lauern zahlreiche Gefahren: Brutale Gangs, Diebe, Kannibalen… die größte Bedrohung sind jedoch die Kälte, der Hunger und die Hoffnungslosigkeit. Fest dazu entschlossen, auch weiter ihren Prinzipien treu und „die Guten“ zu bleiben, setzen die beiden unentwegt ihre Reise über die Straße fort…

Review: ImageDas SF-Genre hat schon einige düstere, postapokalyptische Zukunftsvisionen gesehen – ich könnte mich aber an keine erinnern, die so trostlos, düster, schonungslos und wohl leider auch realistisch gewesen wäre wie "The Road". Der – namenlose – Mann und sein – ebensolcher – Sohn ziehen über die aschebedeckten, leblosen Straßen, mit ihren wichtigsten Habseligkeiten und dem wenigen an Essen, dass sie finden können, in einem Rucksack und ihrem ramponierten Einkaufswagen. Ständig sind sie auf der Suche nach etwas zu Essen, doch da alle Tiere bereits längst gestorben sind und Kannibalismus für sie – im Gegensatz zu einigen anderen Überlebenden – nicht in Frage kommt, sind sie auf das wenige angewiesen, was sie in verlassenen Häusern, Einkaufszentren etc. finden können. Außerdem müssen sie sich vor plündernden Banden und den Kannibalen hüten. Es ist eine absolut trostlose, hoffnungslose Welt, in der es nicht mehr ums Leben, sondern nur mehr ums Überleben geht.

"The Road" ist ein sehr ruhiger, gemächlicher Film; das große Spektakel liegt ihm nicht. Er erzählt stattdessen eine sehr persönliche Geschichte über zwei Figuren in einer fast unerträglichen Welt. Dennoch wird der Film nie langweilig – dafür sorgen vor allem einige grandiose Momente, die noch lange im Gedächtnis bleiben. Einige davon akzentuieren, wie abgehärtet die beiden mittlerweile sind – z.B., als der Mann den Fund zweier Menschen, die das Elend nicht mehr ertragen und sich in ihrer Scheune erhängt haben, mit den Worten „Nichts, dass wir nicht schon gesehen hätten“ quittiert. Andere Szenen sorgen kurzfristig für Hochspannung, z.B. als die beiden auf Plünderer treffen, oder auch sich im oberen Stockwerk eines Hauses vor einer zurückkehrenden Bande verstecken. Am meisten bleiben jedoch jene absolut schonungslosen Momente in Erinnerung, welche die Grausamkeit der hier vorgestellten Zukunftsvision verdeutlichen: Wie der Mann einen Dieb, der sie bestehlen wollte, bestraft. Das blutüberströmte Feld, über das ein paar Wilde jene glücklosen Überlebenden, die ihren Weg kreuzen, jagen. Und vermutlich am erschreckendsten: Der kurze Blick in den Keller des Hauses, der bei mir noch lange nachgehallt hat und mich selbst jetzt noch Erschaudern lässt…

ImageIn all dieser Trostlosigkeit gibt es aber doch auch immer kurze Momente der Hoffnung und der Menschlichkeit, z.B. als man eine bis zum Bersten gefüllte Vorratskammer findet und kurzzeitig Hunger und Kälte hinter sich lassen kann. Ein weiterer Schlüsselmoment ist das Zusammentreffen mit einem alten Mann (dargestellt von einem kaum erkennbaren Robert Duvall), oder auch die bereits angesprochene Szene mit dem Dieb – wo sich der Sohn zum ersten Mal gegen den Vater auflehnt. In diesen Momenten wird deutlich, dass "The Road" trotz des post-apokalyptischen Horrorszenarios auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden erzählt. Vor allem aber geht es um die unerschütterliche Liebe zwischen Vater und Sohn, die das Einzige zu sein scheint, das sie noch an ihrem Leben festhalten lässt.

Neben der eigentlichen Handlung rund um ihre Reise gibt es dann auch noch gelegentlich Rückblenden, die sich – von ganz kurzen Ausschnitten aus dem sorglosen Leben vor der Katastrophe abgesehen (deren genauen Hintergründe uns auch die diesen Rückblicken verborgen bleiben; auch wenn die hier dargestellte post-apokalyptische Welt an düstere Visionen eines nuklearen Winters erinnern) – mit den ersten Jahren nach der Apokalypse befassen, und wie die Frau des Mannes an der Trost- und Hoffnungslosigkeit zunehmend zerbricht. Der Mann tut sein bestes, um sie aufzurichten und seine Familie zusammenzuhalten, doch schließlich sieht seine Frau keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen. Ein Entschluss, der den Mann nach wie vor verfolgt, und ihn innerlich zerreißt – zwischen seiner Liebe für sie, und seiner Enttäuschung und Verzweiflung, dass sie ihn und ihren gemeinsamen Sohn im Stich gelassen hat.

ImageEin derart stiller, charakterorientierter Film kann nur funktionieren, wenn die Schauspieler der Herausforderung gewachsen sind. Von Viggo Mortensen ist man zwar mittlerweile nichts anderes mehr gewohnt, dennoch beeindruckt er erneut mit einer ungemein eindringlichen, berührenden Performance, durch die er Cormac McCarthy’s Worte zum Leben erweckt. Auch Kodi Smit-McPhee ist in der Rolle seines Sohnes eine absolute Entdeckung. Einige mögen – wie schon damals bei Dakota Fanning in "Krieg der Welten" – unken, er sei weinerlich und würde daher auf die Nerven gehen. Ich sage: Er spielt den Jungen in dieser öden, trostlosen Welt absolut glaubwürdig, und genau so, wie ich mir sein Verhalten in dieser Situation vorstellen würde. Charlize Theron und Robert Duvall sind zwar nur recht kurz zu sehen, drücken dem Film aber in diesen kurzen Momenten ebenfalls ihren Stempel auf.

John Hillcoats Inszenierung ist absolut brillant. Durch die ausgewaschenen Farben und das dominierende Grau wird die Trostlosigkeit dieser post-apokalyptischen Welt auch optisch vermittelt. Zahlreiche weite Einstellungen lassen uns die Einsamkeit der Protagonisten nachfühlen, und wie verlassen und verloren sie sich in dieser leb- und reglosen Welt fühlen müssen. Einzig die Flammenmeere sowie vereinzelte Stätten der Zuflucht (wie der unterirdische Bunker) brechen die grau-dominierte Optik kurzfristig auf. Auch in den kurzen Rückblenden dominieren satte, warme Farben – die dort im starken Kontrast zur zunehmend düsteren Handlung stehen. Neben der stimmungsvollen Inszenierung vermag es auch die Filmmusik von Nick Cave und Warren Ellis, die sehr klassisch ausgefallen ist und sich – wie die optische Gestaltung – auf das wesentlichste reduziert (dh. statt eines großen Orchesters sind nur wenige Instrumente, allen voran Klavier und sanfte Streicher – zu hören), zu überzeugen und den schauerlich-nachhallenden Charakter des Films zu unterstützen.

ImageDas einzige, worüber man geteilter Meinung sein kann, sind die Voice Over-Kommentare. Diese sind zwar von Viggo Mortensen eindringlich vorgetragen und sorgen für die eine oder andere Gänsehaut, dies kann jedoch nicht ganz über den Eindruck hinwegtäuschen, dass Hillcoat in Cormac McCarthy’s Prosa vielleicht doch etwas zu sehr verliebt war. Ich sage nicht, dass man auf dieses Stilmittel gänzlich hätte verzichten sollen, doch gelegentlich kommt es vor, dass Dinge ausgesprochen werden, die entweder ohnehin schon klar waren, oder aber sich durch Bilder und die Musik eindringlicher und wirkungsvoller hätten vermitteln lassen. Schade finde ich das insofern, als dass Hillcoat in „The Road“ immer wieder beweist, dass er nicht auf Worte angewiesen ist, um bestimmte Gefühle und Stimmungen zu vermitteln. Weniger wäre hier aus meiner Sicht manchmal mehr gewesen. Nichtsdestotrotz ist ihm mit „The Road“ wohl die neue Referenz des Subgenres der post-apokalyptischen Unterhaltung gelungen…

Fazit: "The Road" ist einer der düstersten und trostlosesten Filme, die ich je gesehen habe – und bewahrt sich, so wie seine beiden Protagonisten, trotz aller schonungslosen und erschreckenden Szenen doch noch einen Funken Hoffnung. Es ist die Hoffnung an das Gute im Menschen, und dass wir selbst in einer unmenschlichen Welt noch unsere Menschlichkeit bewahren können. Trotz einiger ungemein düsterer Szenen – allen voran der kurze Ausflug in den Keller, der mich noch lange verfolgen wird – hinterlässt einen "The Road" mit dem Gefühl von Hoffnung und einer gewissen Erhabenheit in den Abspann, in dem die fröhlichen spielenden Kinder, die im Hintergrund zu hören sind, die Düsternis und Bitterkeit der knapp zwei Stunden zuvor kongenial kontrastieren. Neben John Hillcoats stilvoller Inszenierung, welche die Trostlosigkeit der Welt perfekt vermittelt, sowie der eindringlichen Filmmusik, sind es vor allem die schauspielerischen Leistungen von Viggo Mortensen und Kodi Smit-McPhee, die begeistern, und den Zuschauer teilweise fast zu Tränen rühren. Diese Liebe zwischen Vater und Sohn ist es dann auch, die trotz des post-apokalyptischen Szenarios ganz klar im Zentrum des Films steht. "The Road" ist ein modernes filmisches Meistwerk, ein ungemein eindringlicher, bewegender und stimmungsvoller Film, der bei mir noch lange nachgehallt hat.

Wertung:10 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Senator Film)


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