FilmRückblick 2018 - Die besten Filme des Jahres: Die Top 10 |
Countdown zum besten Film des Jahres
Kategorie:
DVD & Kino -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 21 Januar 2019 |
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Die besten Filme des Jahres 2018 – Die Top 10 So, nachdem ich mich durch die meines Erachtens schlechtesten Filmleistungen des vergangenen Jahres gekämpft, die elf besten Momente gefeiert und die Plätze 30-11 gekürt habe, geht es nun ans Eingemachte. Wie jedes Jahr sei dabei darauf hingewiesen, dass solche Listen immer Momentaufnahmen sind. Es kann sich einerseits der Eindruck zu einem Film im Zeitverlauf (oder bei wiederholter Sichtung) verändern, und andererseits werde ich in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren vielleicht den einen oder anderen Film aus 2018 sehen, wo ich sage, der hätte hier eigentlich berücksichtigt gehört. Nach aktuellem Stand sind die nachfolgenden zehn Filme aber die besten, die mir im abgelaufenen Filmjahr untergekommen sind: Platz 10: A Quiet Place "A Quiet Place" ist ein ungemein effektiver Horrorfilm, dessen Grundkonzept mich doch ordentlich verstört und noch lange nach dem Abspann beschäftigt hat. Denn zumindest mir wurde eigentlich erst durch den Film so richtig bewusst, wie sehr Ton – auch abseits von Sprache – zum Leben gehört. Eine Welt, in der man jedwedes Geräusch vermeiden und selbst die kleinste reflexartige Reaktion wie bei Schmerzen, Wut, Freude usw. unterdrücken muss, stelle ich mir absolut schrecklich vor. Die Idee selbst verstörte mich mehr als die meisten Dystopien, die man uns im Medium Film bislang präsentiert hat. Doch es ist nicht nur das Konzept, auch die Umsetzung ist großartig. John Krasinski inszeniert mit sicherer Hand, und verleiht dem Film einerseits eine sich aus der Idee ergebenden Grundspannung, präsentiert jedoch andererseits ein paar wirklich effektive Spannungsmomente. Es ist nun wirklich schon sehr lange her, dass ich ähnlich angespannt im Kinosaal gesessen bin, wie hier. Kleine – auch logische – Ungereimtheiten trüben den Gesamteindruck zwar ein wenig. Und vor allem eine Entscheidung der Protagonisten, mit der sie sich ihr Leben selbst ungemein erschweren, muss man halt schlucken können. Davon abgesehen zählt "A Quiet Place" für mich aber ganz klar zu den besten, spannendsten, effektivsten, originellsten und nachhallendsten Horrorfilme der letzten Jahre. 9/10 >> Zum Review Platz 9: Love, Simon Wie schon bei "Alex Strangelove" erwähnt, finde ich es – obwohl hetero – überaus positiv, dass man sich bei Filmen generell und im Bereich der romantischen Komödien im Besonderen nun auch zunehmend homosexuellen Beziehungen zuwendet – und entsprechenden Paaren, die sonst allzu oft vom "Bury your gays"-Klischee heimgesucht werden (dem sich ja sogar "Star Trek: Discovery" schuldig machte, was ich überaus bedauerlich fand), ebenfalls ihr Happy End gönnt. "Love, Simon" zeichnet sich zusätzlich noch durch eine ansprechende "Coming of Age" und zugleich "Coming Out"-Geschichte aus, und macht deutlich, dass es selbst in unserer heutigen Zeit immer noch schwer ist, zu sich und seiner/ihrer sexuellen Orientierung zu stehen – nicht zuletzt halt auch, weil die entsprechende Entdeckung meist mit der Pubertät zusammenfällt, die ohnehin bei jedem von uns von Unsicherheit geprägt ist. Eben deshalb fand ich die positive, aufmunternde und erhebende Message, die "Love, Simon" verbreitet, so wichtig – und hoffe, dass diese all jenen, die sich in einer ähnlichen Situation wiederfinden wie Simon, Mut machen wird, zu sich und ihrer eigenen Sexualität zu stehen. Aber auch für alle, die dieses entweder schon hinter sich haben, oder aber aufgrund ihrer Heterosexualität keinen Bedarf an einem eben solchen hatten, sollten von diesem gleichermaßen witzigen, charmanten und berührenden Film bestens unterhalten werden. 9/10 >> Zum Review Platz 8: Anna und die Apokalypse "Shaun of the Dead" trifft auf "High School Musical". So in etwa lässt sich "Anna und die Apokalypse" beschreiben. Mit seinem Horror-Musical, dass bei mir auch Erinnerungen an den ebenfalls empfehlenswerten "Stage Fright" weckte, fügt Regisseur John McPhail dem stetig wachsenden Subgenre der Zombie-Komödien einen weiteren phantastischen Eintrag hinzu, der sowohl durch die beschwingten und wirklich eingängigen und mitreißenden Musical-Nummern als auch das Weihnachts-Setting zusätzlichen Reiz erhält. Auch die DarstellerInnen sind phantastisch, und schaffen es, ihre Figuren rasch sympathisch zu machen, wobei es mir vor allem die ungemein bezaubernde Ella Hunt angetan hatte. Und vor allem in der ersten Hälfte ist der Film noch irrsinnig lustig – so viel wie in den ersten 45 Minuten hier habe ich glaube ich im gesamten bisherigen Kinojahr noch nicht gelacht. Allerdings: Die Erwähnung von "Shaun of the Dead" ist nicht zufällig, denn ähnlich wie Edgar Wrights Genre-Klassiker bricht auch "Anna und die Apokalypse" im zweiten Teil, und wird zu einem durchaus ernsten Vertreter des Genres. Und auch wenn ich persönlich nichts dagegen gehabt hätte, wenn der Film bis zuletzt locker und heiter geblieben wäre, zeichnet ihn eben dieser Bruch dann doch auch irgendwie aus, und gibt ihm einen eigenen Reiz. Insgesamt ist "Anna und die Apokalypse" ein wunderbarer, mitreißender, sehr amüsanter und zum Ende hin eben durchaus auch berührender Film. 9/10 >> Zum Review Platz 7: The Tale "The Tale" hatte ich jetzt Monate auf meiner Watchlist, den Sky-Start hab ich aber trotzdem völlig verpeilt – weshalb ich letztendlich bei amazon zugegriffen habe. Und wie an der Platzierung zu sehen ist, konnte er meine Erwartungen voll und ganz erfüllen (und habe ich somit den Kauf definitiv nicht bereut). In erster Linie sticht natürlich positiv hervor, dass er sich eines ungemein wichtigen Themas annimmt, und das auf respekt- und würdevolle Art und Weise. Jene Szenen, die den Kindesmissbrauch "zeigen", sind mir wirklich nahegegangen. Und doch ist der Film so viel mehr als das. Er geht einerseits insofern in eine ähnliche Richtung als der zuvor besprochene "Alles ist gut", als sich Jennifer konsequent dagegen wehrt, als Opfer wahrgenommen zu werden – auch von sich selbst. Das Tüpfelchen auf dem "i" war dann die Art und Weise, wie der Film Erinnerungen thematisiert. Dass unsere Erinnerung und die tatsächliche Vergangenheit nicht immer übereinstimmen muss, und wir uns manchmal auch einfach selbst belügen. Vor allem Jennifers Selbstbild von sich als Dreizehnjährige, und danach dann das Photo (wo sie deutlich kindlicher aussieht), waren diesbezüglich offenbarend. Zusammen mit beeindruckenden schauspielerischen Leistungen von – insbesondere – Laura Dern und Isabelle Nélisse, ergibt dies das Portrait eines Kindesmissbrauchs, dass gerade auch aufgrund seiner Sachlichkeit ungemein eindringlich ist. 9/10 Platz 6: Ready Player One Ich habe mir im Vorfeld zugegebenermaßen von "Ready Player One" (da ich die Vorlage damals noch nicht kannte) trotz der Beteiligung von Steven Spielberg nicht so viel erwartet – letztendlich dann aber doch sehr viel bekommen. Nämlich den meines Erachtens besten Blockbuster des Jahres, mit dem Spielberg auch wieder einmal unter Beweis stellte, warum er– nach wie vor – der König des Unterhaltungskinos ist. Keinem anderen Regisseur ist es über mittlerweile mehr als vier Jahrzehnte gelungen, ähnlich relevant und am Puls der Zeit zu bleiben, und eine Generation nach der anderen zu verzaubern. Im Falle von "Ready Player One" schafft er dies u.a. mit einem Drehbuch, dass das Beste aus der Vorlage übernimmt, und zugleich ein paar Schwächen ausmerzt, einer charmanten (und gewohnt gut ausgewählten) Darstellerriege, makelloser Tricktechnik, aber vor allem auch seinem eigenen Gespür für packende Actionszenen, sowie auch der nötigen (und für ihn so typischen) Portion Herz. Und als wäre all das nicht schon genug, bietet er dann auch noch einiges an Tiefgang bzw. Interpretationsspielraum, einerseits im Hinblick auf böse Großkonzerne, die beliebte Marken aufkaufen (ein Meta-Aspekt, der dadurch, dass Disney die Verwendung jeglicher "Star Wars"-Inhalte untersagte, nur umso deutlicher – und prägnanter – wird), und andererseits in der Art und Weise, wie er einerseits die Möglichkeiten guter Unterhaltungsprogramme, der trist-bedrückenden Realität zu entfliehen, zelebriert, zugleich jedoch auch ein Plädoyer dafür abgibt, ob der eigenen Faszination mit fantasievollen (künstlichen) Universen die echte Welt nicht aus den Augen zu verlieren. 9/10 >> Zum Review Platz 5: Lady Bird "Lady Bird" ist ein wundervolles Portrait einer jungen Frau an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Dabei erfindet er zugegebenermaßen das Rad jetzt nicht unbedingt neu, allerdings ist das Ganze von Greta Gerwig derart stimmig, kompetent und vor allem charmant erzählt, dass man sich von ihr gerne an der Hand nehmen und durch diese Coming of Age-Geschichte führen lässt. Der zarte Nostalgie-Charakter hilft dem Film dabei ebenso, wie die bestechende Leistung der wieder einmal großartigen Saoirse Ronan in der Titelrolle. Und auch die so schwierige Gratwanderung, einerseits eine eigenständige und individuelle Geschichte zu erzählen (um in der Masse solcher Filme nicht unterzugehen und dem Zuschauer das Gefühl zu vermitteln, ihn schon zig Mal gesehen zu haben) und andererseits universell genug zu bleiben, um den Zuschauer abzuholen und an einzelne Momente oder auch einfach das allgemeine Gefühl in diesem so schwierigen wie interessanten Lebensabschnitt zu erinnern, gelingt "Lady Bird" mit Bravour. Und so schön zurückhaltend und unaufgeregt der Film größtenteils auch inszeniert war, am Ende hätte er mich trotzdem fast nochmal zu Tränen gerührt. Wie gesagt, sonderlich revolutionär ist "Lady Bird" nicht – aber was macht das schon, wenn ein derart wundervoller und einfach nur durch und durch schöner Film dabei herauskommt?! 9/10 >> Zum Review Platz 4: Utoya 22. Juli Netflix hat sechs der dreißig hier besprochenen Filme beigesteuert – Paul Greengrass Behandlung des Terroranschlags auf der Ferieninsel Utoya zieht allerdings im direkten Vergleich mit der norwegischen Variante klar den Kürzeren. Denn wo Greengrass dem Täter bis zu einem gewissen Grad eine Bühne bieten, wird dessen Name selbst im Abspann mit keinem Wort erwähnt wird. "Ein Mann, der kalblütig 77 junge Menschen ermordet, hat es nicht verdient, dass man sich an ihn erinnert, und ihm damit genau jene Aufmerksamkeit gibt, die er mit seiner grauenhaften Tat erhaschen wollte" scheint uns Erik Poppe sagen zu wollen – und hat damit natürlich absolut recht. Und so stellt er vielmehr einzig und allein die Opfer in den Mittelpunkt. Er versetzt den Zuschauer direkt auf die Insel, und macht – am Beispiel von Kaja (grandios gespielt von Andrea Berntzen), die wir den ganzen Film über begleiten – das Grauen, dass diese Jugendliche beim Anschlag empfunden haben müssen, schon fast körperlich spürbar. Dies gelingt ihm durch den von mir immer wieder gern gesehenen, in diesem Fall jedoch ganz besonders effektiven (da es den dokumentarischen Eindruck des Films verstärkt) inszenatorischen Kniffs, dass sich das Geschehen ohne (erkennbaren) Schnitt abspielt. Sobald wir nach einer kurzen Einleitung auf Utoya landen, erwartet den Zuschauer somit mehr als eine Stunde unerbittlicher Terror, sinnloses Gemetzel, und blankes Entsetzen – bis zum bedrückenden Schlusspunkt. 9/10 Platz 3: Der Affront "Der Affront" beginnt das ganze eigentlich recht harmlos, was sich dann jedoch aus dieser von beiden Seiten empfundenen Beleidigung entspinnt, grenzt an Irrsinn – und bringt letztendlich die Problematik des Nahostkonflikts prägnant auf den Punkt. Wobei "Der Affront" nicht nur für diesen bezeichnend ist, sondern sich auch auf viele andere, ähnliche Konflikte – auch in unserer eigenen Gesellschaft – übertragen lässt. Besonders interessant ist dabei nicht nur die Eskalation der Ereignisse, sondern auch, wie bestimmte Gruppierungen diesen individuellen Zwischenfall heranziehen, um ihn – bzw. die beteiligten Personen – für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Vor allem aber liefert "Der Affront" nicht nur einen hoffnungsvollen Ausgang, sondern vor allem auch einen Lösungsansatz, eben diese Spirale zu durchbrechen – in dem er deutlich macht, dass dies nur bzw. erst in dem Moment möglich ist, wenn wir einerseits die Vergangenheit verarbeitet haben, und vor allem auch, wenn wir den anderen nicht mehr als den "Christen", den "Moslem", den "Libanesen", den "Palästinenser", oder unter welchem Label auch immer wahrnehmen, sondern als Individuum, als Menschen. Zweifellos nicht einfach nur einer der besten, sondern vor allem auch einer der wichtigsten Filme des letzten Jahres. Ganz große Empfehlung! 10/10 Platz 2: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri Eine Frau plakatiert drei leerstehende Plakatwände auf einer wenig befahrenen Straße Richtung Ebbing, Missouri, um nach einem tragischen Verlust den Stillstand der polizeilichen Ermittlungen anzuprangern. Was Martin McDonagh auf diesem schlichten (wenn auch bereits höchst gefälligem) Konzept in weiterer Folge rausholt, ist einfach nur phänomenal. "Three Billboards" erzählt eine mitreißende und berührende Geschichte über Trauer, Schuld, Zorn und Hilflosigkeit (unter anderem). In einen Moment hält man sich dabei den Bauch vor Lachen, und im nächsten bleibt es einem dann schon wieder im Hals stecken. Von den zahlreichen berührenden Momenten ganz zu schweigen. Die Figuren sind allesamt wunderbar vielschichtig und komplex; hier hat niemand die moralische Hoheit für sich gepachtet (nein, auch Mildred nicht). Die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank großartig: Frances McDormand, Sam Rockwell, Woody Harrelson, Caleb Landry Jones, Abbie Cornish… allesamt wunderbar. Und schön inszeniert ist das Ganze auch. Wenn das Einzige, was du zu kritisieren hast, die Szenenfolge am Ende ist (die ich persönlich leicht umgestellt hätte), dann weiß man, dass man einen herausragenden Film gesehen hat. 10/10 >> Zum Review Platz 1: Bohemian Rhapsody Als ich es Anfang November endlich geschafft habe, mir "Bohemian Rhapsody" anzusehen, ging ich mit einem riesigen Grinser und einem Gefühl vollkommener Zufriedenheit aus dem Kinossal – und hatte nicht nur den Drang, ihn mir so rasch als möglich wieder anzusehen (was zu zwei weiteren Kinobesuchen innerhalb von nur neun Tagen führte), sondern war mir zudem sehr sicher, hier gerade den – für mich – besten Film des Jahres gesehen zu haben. Und in der Tat sollte sich daran in den darauffolgenden Wochen nichts mehr ändern. "Bohemian Rhapsody" ist dabei sowohl Verbeugung vor als auch Zelebrierung von Queen: Ihrer Musik, ihrer Geschichte, und dabei insbesondere natürlich auch dem Leben von Freddie Mercury. Perfekt gecastet, toll inszeniert, super geschauspielert, mit Queens größten Hits angereichert, und in ein unglaubliches Finale mündend, dass mir fast eine Viertelstunde hinweg Gänsehaut bescherte, ist "Bohemian Rhapsody" eine grandiose Mischung aus Biopic, Musikfilm und Drama. Die künstlerische Freiheit, die man sich dabei nimmt, hat zumindest mich nie gestört. Immerhin basiert "Bohemian Rhapsody" zwar auf einer wahren Geschichte, aber er ist nun mal keine wahre Geschichte. Vielmehr wird aus zeitlichen und dramaturgischen Gründen verschoben, komprimiert, überdramatisiert, und da und dort auch schon mal ein wenig übertrieben bis richtiggehend geflunkert. Aber, wie sagte Gandalf in "Der Herr der Ringe" doch so schön: Jede gute Geschichte hat es verdient, ausgeschmückt zu werden – und das trifft auf die Geschichte von Freddie Mercury und Queen unbestreitbar zu. Für mich ist "Bohemian Rhapsody" jedenfalls – so wie das künstlerische Schaffen jener Band, derer er huldigt – ein Film für die Ewigkeit. 10/10 Und jetzt alle: "Mama, just killed a man…" >> Zum Review Wie sieht eure Top 10 des Filmjahres 2018 aus? Ich freue mich über eure Meinung in den Kommentaren! << Zurück zur Übersicht
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