Star Wreck: In the Pirkinning |
"Star Trek" und "Babylon 5"-Persiflage aus Finnland
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 04 April 2012 |
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Kurzinhalt: Nach den Ereignissen aus "Star Wreck V: Lost Contact" sind Captain Pirk, Commander Dwarf und der Androide Info auf der Erde des 20. Jahrhunderts gestrandet. Sehnsüchtig erwartet man die Erfindung des Twist-Antriebs, um wieder ins All zu kommen und nach einem Weg suchen zu können, in die eigene Zeit zurückzukehren. Als die erwartete Ankündigung an jenem Tag, als diese eigentlich hätte erfolgen sollen, ausbleibt, sieht sich Pirk zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Er beschließt, in die Entwicklung der Erde einzugreifen und selbst für die Erfindung des Antriebs zu sorgen. Dafür erobert er ein Kernkraftwerk in Russland und schwingt sich kurz darauf zum Imperator auf. Nachdem sein Flaggschiff, die C.P.P. Kickstart, fertig gestellt ist, übernimmt er Europa, um sich schließlich dem großen Feind, den kapitalistischen USA zuzuwenden. Doch seine Untertanten werden zunehmend unzufrieden mit der Situation auf der Erde. Armut und Hungersnöte sorgen immer wieder für Proteste, weshalb sich Pirk schließlich in seine Raumstation zurückzieht. Er beginnt daraufhin, nach neuen lebensfähigen Planeten zu suchen, doch im Sonnensystem erweist sich keiner als geeignet. Als eines seiner Schiffe auf ein Madenloch stößt, beschließt er, mit seine Flotte hindurchzufliegen – in der Hoffnung, dort fündig zu werden. Das Madenloch bringt ihn jedoch in ein Paralleluniversum, welches sich über weite Strecken anders entwickelt hat. Er beschließt, die dortige Erde aufzusuchen und zu erobern – doch als Sherrypie, der Captain der Raumstation Babel 13, davon Wind bekommt, stellt er sich mit seinen Streitkräften den Eindringlingen… Review: ![]() Das mit Abstand hervorstechendste und beeindruckendste Merkmal sind zweifelsfrei die Spezialeffekte. Denn diese sind nicht nur für einen Fan-Film sensationell, sondern bewegen sich – mit Ausnahme der geringeren Auflösung – auf dem damaligen Niveau von ILM, und lassen z.B. die Effekte aus der ursprünglichen "Babylon 5"-Serie hinter sich. Hierzu sei erwähnt, dass es von "In the Pirkinning" zwei Versionen gibt. Die erste, die ursprünglich auch als Gratis-Download angeboten wurde, verwendet die Original-Raumschiffmodelle aus den Serien und Filmen. Für die auf DVD veröffentlichte "Imperial Edition" wurde das Design – wohl in erster Linie aus lizenzrechtlichen Gründen – noch einmal überarbeitet. Dort sehen die Effekte zwar aufgrund der höheren Auflösung noch einmal besser aus, allerdings fehlt dieser Filmfassung aufgrund der veränderten Modelle im Vergleich zur Original-Version doch etwas der Kult-Faktor. Jedenfalls sind die Weltraumschlachten in beiden Versionen sensationell, und müssen sich vor großen Hollywood-Produktionen nicht verstecken. Von anderen Bereichen kann man dies leider nicht mehr behaupten. Vor allem bei der Ausstattung und den Sets offenbart "In the Pirkinning" seinen Ursprung als Fan-Film. Während die digitalen Hintergründe sogar noch recht beachtlich gelungen sind (und sich in etwa auf dem Niveau des PC-Spiels "Wing Commander III" bewegen), stechen vor allem die Szenen die unmittelbar am jeweiligen Drehort entstanden sind doch etwas heraus. Vor allem die Szenen auf Babel 13 leiden darunter, dass hintereinander mehrere Locations gezeigt werden, die 1. nicht wirklich wie eine Raumstation ausstehen und 2. sich auch nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen. Auch die schauspielerischen Leistungen schwanken teilweise sehr stark. Während einige von ihnen durchaus überzeugen können und annähernd professionelle Leistungen zeigen, offenbaren andere ihre Amateurherkunft etwas deutlicher, und verdienen maximal noch das Prädikat "bemüht". ![]() Dies zeigt sich auch beim Einsatz der Effekte, wo man ebenfalls viel Gespür bewiesen hat wenn es darum geht, die Raumschiffe in Szene zu setzen. So bekommen die Schiffe auf der Star Trek-Seite zahlreiche typische "Fly by"'s spendiert (vor allem die erste davon nach dem Start der U.S.S. Kickstarter spiegelt perfekt die übliche Inszenierung dieser Szenen in "Star Trek"-Filmen wieder), während die Action auf "Babylon 5"-Seite deutlich dynamischer (z.B. mit Zooms etc.) inszeniert ist. In die gleiche Kerbe schlagen Details wie die Tatsache, dass Fukov (Chekov) und Festerbester (Bester) vom selben Schauspieler dargestellt werden. Mein absoluter Lieblingsgag des Films, der es mit den besten Momenten aller Science Fiction-Persiflagen aufnehmen kann, ist jedoch die kongeniale "Kosh"-Parodie, wo man sich in einer Minute nicht nur über das Mysteriums ihres Aussehens unter dem Schutzanzug lustig macht, sondern die Quintessenz seiner typischen rätselhaften Kommentare mit einer einzigen köstlichen Dialogzeile – die trotz ihres Humors genau wie etwas klingt, dass Kosh in der Serie sagen würde – gekonnt aufs Korn nimmt. Gelegentlich kommen dann auch "Star Trek"-Fans auf ihre Kosten, z.B. wenn Dwarf für seine taktische Station keinen Sessel spendiert bekommt, man versucht, Info mit eine Fernbedienung auszuschalten, oder wenn sich Pirk darüber wundert, dass Sherrypie um einen gewöhnlichen, soeben gestorbenen Sicherheitsmann trauert. Davon abgesehen kamen mir persönlich die parodistischen Elemente im "Star Trek"-Teil aber doch etwas zu kurz. Die meisten Figuren haben mit ihren "Star Trek"-Pendants nichts mehr gemein. Der ahnungslos-trottelige Pirk sowie vor allem noch Fukov mögen zwar für einige Lacher sorgen, lassen es aber an cleverer ironischer Kommentierung ihrer Vorlagen vermissen. ![]() Nun mögen manche einwenden, dass es für derartige Parodien und/oder Komödien nicht erforderlich sei, dass uns die Figuren ans Herz wachsen. Allerdings gibt es zahlreiche Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Wie die oben soeben genannten von Michael Herbig. Oder "Galaxy Quest". "Dark Star". "Mars Attacks". "Spaceballs". Vor allem letzterer ist teilweise sehr albern, dennoch fiebert man mit Lone Starr und seinem treuen Möter durchaus mit. All die zuvor genannten, die man durchaus zu den gelungeneren SF-Parodien zählen darf – "Spaceballs" ist für mich ohnehin bisher der ungeschlagene Klassenprimus – erzählen trotz aller Gags und parodistischer Elemente doch auch eine eigenständige, gelungene Geschichte. Eine solche findet sich zwar grundsätzlich auch in "In the Pirkinning", und vor allem das Ende ist wundervoll gelungen; in diesem Moment muss man sich erzähltechnisch nicht vor der großen Konkurrenz verstecken. Doch den überwiegenden Teil des Films muss die Geschichte gegenüber den Gags, den trotteligen Figuren, sowie den beeindruckenden Effekten zurückstehen. Das Ergebnis davon ist der eine oder andere Leerlauf zwischendurch, wenn die Gags mal nicht am laufenden Band kommen und/oder nicht zünden. Vor allem die ersten 15 Minuten sind doch noch etwas zäh, und auch später schleichen sich Phasen ein, in denen "In the Pirkinning" nicht so recht unterhalten kann. Und spannend wird das Geschehen – trotz imposanter Schlachtszenen – ohnehin nie, da einem aufgrund der hier als Protagonisten dargebrachten Karikaturen der Ausgang der Schlacht leider egal ist. Ein Manko, dass auch von den Stärken des Films nicht mehr gänzlich ausgeglichen werden kann. Fazit: ![]() Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2005 Tuotantoyhtiö Energia)
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