X-Men: Erste Entscheidung |
Matthew Vaughn revitalisiert das Franchise
Kategorie:
Filme -
Autor: M. Spieler | C. Siegel - Datum:
Sonntag, 12 Juni 2011 |
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Kurzinhalt: In den frühen 60ern wird die CIA auf einen Mann namens Sebastian Shaw aufmerksam, der offenbar Verknüpfungen zu zahlreichen hochrangigen Männern innerhalb der US-Regierung besitzt. Als es der Agentin Moira MacTaggert gelingt, sich in eines seiner geheimen Treffen einzuschleichen, sieht sie, wie die Haut eine seiner Mitarbeiterinnen plötzlich wie von Diamanten überzogen zu sein scheint. Außerdem verschwindet eine weitere Person plötzlich vor ihren Augen. Bei ihren Nachforschungen wird sie auf eine Arbeit des soeben als Professor auf der Universität von Cambridge ausgezeichneten Charles X. Xavier über Mutationen aufmerksam. Gemeinsam mit seiner "Schwester" Raven hilft er daraufhin der CIA, Shaw aufzuspüren. Diesem gelingt zwar dank seiner Mutanten-Helfer die Flucht, doch bei dem Einsatz wird man auf einen weiteren mächtigen Mutanten aufmerksam: Erik Lehnsherr, der Shaw aus persönlichen Gründen ebenfalls verfolgt. Er schließt sich ihnen an, und gemeinsam macht man sich daran, weitere Mutanten für eine Spezialeinheit der CIA zu rekrutieren – um Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Schon bald wird klar, dass die Bedrohung, die durch Sebastian Shaw ausgeht, weitaus größer ist als erwartet: Denn am Ziel seiner Pläne steht ein verheerender Atomkrieg zwischen Russland und den USA…
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: ![]() In einem Fall bringt für mich das Auslassen einer bestimmten Begegnung, wie wir sie in Teil 3 der ursprünglichen Trilogie gesehen haben, ein Kontinuitätsproblem mit sich, was aber eher daran liegt, wie "X-Men: Der letzte Widerstand" diese dargestellt hat. Ihr werdet wissen, was ich meine, wenn ihr ins Kino geht - denn das solltet ihr unbedingt! Diese Geschichte ist um einiges spannender, persönlicher und vielschichtiger als "The Last Stand". Der Film war bei uns (bei knapp über 2h unverständlicherweise) mit Pause. Zeit, die ich lieber noch im Film gehabt hätte, weil er extrem viel Handlung, Schauplätze und zwei Zeitperioden umspannt um die Brücke zum ersten "X-Men" mit allen möglichen dort schon beginnenden, erahnbaren Handlungssträngen zu schlagen. Leider wirkt er dadurch doch etwas gehetzt, vermutlich wäre ein Kurz-Serienformat für diese Art Geschichte echt von Vorteil. Kennern der Filme werden all die kleinen Verknüpfungen und Hinweise, die dieser Film wie Brotkrumen auf den Weg der Zuschauer streut lieben. Kenner der Comic(buch-)reihe werden vermutlich wie schon vorher Diskrepanzen feststellen, aber diese kann ich nicht wiedergeben. Neben einigen bekannten Figuren setzt sich diese "1. Klasse" auch aus mir vorher unbekannten Mutanten zusammen. Auch gibt es Beziehungen der Figuren untereinander, die mir so nicht bekannt waren und auch hier kann ich leider nicht sagen wie viele Freiheiten sich die Macher herausgenommen haben. Abseits der Mutantengeschichten spielt der Film zeitlich zur Kubakrise/im Kalten Krieg und bedient sich ihrer und integriert sie in das X-Men-Universum, ähnlich wie die Nixonära in "Watchmen - Die Wächter" angepasst wurde. ![]() Fazit: Alles in Allem finde ich dieses Prequel extrem gut gelungen, natürlich sind auch die Effekte gut und das Fehlen von 3D war eine willkommene Abwechslung. Einzig ein Moment von deutlich als animiert erkennbaren Palmenbäumen sprang mir ins Auge. Als Ursprungsgeschichte kann ich "X-Men: Erste Entscheidung" nur wärmstens empfehlen. Wertung:8 von 10 mutierten Genen
Michael Spieler
Review von Christian Siegel: ![]() Zu keinem Zeitpunkt wird das so deutlich wie gleich zu Beginn, ist doch die erste Szene – mal abgesehen davon, dass man die Einstellungen mit dem jungen Magneto neu drehen musste – mit jener aus dem ersten "X-Men" Film identisch, und zeigt uns Erik Lensherr als kleiner Junge in einem Konzentrationslager in Polen. Diesmal sehen wir aber auch, wie der Anstaltsleiter – Sebastian Shaw – auf ihn aufmerksam wird. In der darauffolgenden, durchaus drastischen Szene – einer der besten des gesamten Films – wird uns Magneto’s Hass auf Shaw, der den restlichen Film antreibt und ihn bestimmt, verständlich gemacht. Auch nach diesem grandiosen Einstieg gibt es noch zahlreiche weitere Anspielungen auf die "späteren" Filme (u.a. zwei höchst gelungene und willkommene Cameos, die ich hier nicht vorwegnehmen will). Doch "X-Men: Erste Entscheidung" ist nicht einfach "nur" ein Prequel, er ist sogar so ziemlich die beste Art von Prequel, die man sich vorstellen kann. So wird nicht nur das Fundament für die weiteren Filme gelegt und die Figuren vorgestellt, sondern – dank einiger neuer Erkenntnisse – diese sogar rückwirkend aufgewertet. So mag zwar Comic-Kennern bewusst gewesen sein, dass Nightcrawler Mystique’s Sohn ist, doch ohne dieses Hintergrundwissen war es aus "X-Men 2", zumindest für mich, nicht herauszulesen. Zwar auch in "Erste Entscheidung" nur ganz zaghaft angedeutet, kann man es aber mit ein bisschen kombinieren bereits erahnen, was die Szene am Lagerfeuer zwischen ihr und Nightcrawler deutlich aufwertet. ![]() Im Mittelpunkt steht aber natürlich die Freundschaft zwischen Magneto und Professor X, welche die früheren Filme ebenfalls deutlich aufwertet. Zwar haben Patrick Stewart und Ian McKellen in den "Vorgängern" gute Arbeit dabei geleistet, uns ihre frühere Freundschaft und tiefe Verbindung – trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten – spürbar zu machen, dennoch ist es etwas anderes, ihre Freundschaft erahnen zu können bzw. darüber zu erfahren, und sie auch wirklich zu sehen. Die Dynamik zwischen den beiden Figuren erinnert dabei etwas an Luke Skywalker und Darth Vader in "Rückkehr der Jedi-Ritter": Charles erkennt all den Zorn und Hass in Erik, und wie dieser ihn förmlich aufzufressen scheint, bemerkt aber auch das Gute in ihm. Er versucht, ihm zu helfen und ihn zu retten – nur dass dieses Bestreben hier von weniger Erfolg gekrönt ist als bei "Star Wars". Eine der Schlüsselszenen – und zugleich wohl das emotionale Highlight des Films – ist jene, als Erik versucht eine große Satellitenschüssel zu bewegen, und Charles ihn dazu bringt, sich an das schönste Erlebnis aus seiner Kindheit zu erinnern. James McAvoy und Michael Fassbender gelingt es absolut perfekt, die Emotionen dieser Szene zu vermitteln, und welch tiefgreifende Verbindung zwischen den beiden Männern durch dieses Erlebnis entsteht. Jedenfalls war es schön, nach dem sehr zielorientierten "X-Men: Der letzte Widerstand", dem es in erster Linie darum ging seine Geschichte zu erzählen und von A nach B zu kommen, sowie dem hohlen, actionorientierten "X-Men Origins: Wolverine" endlich wieder einen X-Men Film zu bekommen, bei dem – wie bei den ersten beiden – die Figuren im Mittelpunkt stehen. ![]() Die für ihre Leistung in "Winter's Bone" zu recht oscarnominierte Jennifer Lawrence verleiht Raven/Mystique eine angenehme Tiefe. Das Drehbuch gibt ihr einen wundervollen Arc und einige tolle Szenen, und sie genießt es sichtlich, dies auch zu nutzen. Der aus "About a Boy" bekannte Nicholas Hoult wiederum überzeugt als ihr potentieller "love interest" Hank McCoy aka "Beast". Einzig January Jones bleibt etwas blass – wobei ihre unterkühlte Performance zur Figur durchaus passt – und Rose Byrne bekommt leider (zu) wenig zu tun. Die mit Abstand beste Performance des Films kommt jedoch ganz klar von Michael Fassbender. Zugegeben, im Vergleich zu McAvoy hat er auch die deutlich interessantere und komplexere Rolle, dennoch drückt er mit seiner charismatischen Performance dem Film eindeutig seinen Stempel auf und verfügt – unabhängig von der Figur – über eine stärkere (bzw. die stärkste) Leinwandpräsenz. In "X-Men" war Hugh Jackman die große Entdeckung des Films. Das gleiche kann hier nun über Fassbender gesagt werden. Dass er ein guter Schauspieler ist, war vor allem Cineasten spätestens seit "Hunger" bereits bekannt und bewusst – doch hier beweist er, dass er darüber hinaus das Zeug zu einem Filmstar hat. Er ist der geborene "leading man". Merkt euch meine Worte: Wann auch immer Daniel Craig genug davon hat, Martinis zu schlürfen und in die Rolle des wohl bekanntesten Geheimagenten der Filmgeschichte zu schlüpfen, wird es an Michael Fassbender sein, die Lizenz zum Töten entweder anzunehmen oder abzulehnen. Jedenfalls wird er der erste sein, den man fragen wird – und ich freue mich jetzt schon auf sein erstes Bond-Abenteuer mehr als auf das nächste (und letzte?) mit Craig. ![]() Die Action mag zwar nicht so beeindruckend, originell und gewieft inszeniert sein wie bei "Kick-Ass", weiß aber nichtsdestotrotz durchaus zu gefallen – vor allem natürlich der spektakuläre Showdown. Trotz der über knapp 2 Stunden liegenden Laufzeit und den zahlreichen Charaktermomenten vermittelt "X-Men: Erste Entscheidung" nie einen sonderlich langsamen Eindruck; zugleich wirkt er aber dadurch, dass Matthew Vaughn den Entwicklungen etc. ausreichend Zeit gibt, um ihre Wirkung beim Zuschauer zu entfalten, auch nie gehetzt. Ich persönlich empfand das Tempo des Films jedenfalls als ziemlich perfekt; Adrenalinjunkies mögen hier anderer Meinung sein. Jedenfalls blieb für mich dank der interessanten Handlung, der stellenweise durchaus vorhandenen Spannung sowie dem immer wieder eingestreuten, gelungenen Humor (hier wäre vor allem Cameo-Auftritt Nr. 1 zu nennen) der Unterhaltungswert immer auf angenehm hohen Niveau – wenn mich „X-Men: Erste Entscheidung“ zugegebenermaßen auch nie zu ähnlichen Begeisterungsstürmen hingerissen haben mag wie "Kick-Ass". Die Effekte sind ordentlich und geben sich – im Vergleich zu "Wolverine", der diesbezüglich einige geradezu peinliche Momente zu bieten hatte – keine Blöße. Lediglich die Diamantenhaut von Emma Frost fand ich nicht immer überzeugend, aber dies dürfte eher am Design bzw. der Wahl der optischen Gestaltung denn an den Effekten selbst liegen, und mag auch damit zu tun haben, dass ich nach dem Kurzauftritt einer Mutantin mit ähnlichen Fähigkeiten in "X-Men Origins: Wolverine" einfach etwas anderes erwartet hatte, nämlich – so wie dort gezeigt – kleinere funkelnde Diamanten statt eine Art Riesendiamant-Kokon. ![]() Am schwersten wiegt für mich aber, dass die Fülle an für den weiteren Verlauf der Handlung wichtigen Ereignissen, die sich hier nur in wenigen Tagen abspielt, etwas unglaubwürdig wirkt. Mir ist bewusst, dass niemand vorher wissen konnte, ob der Film ein Erfolg wird und ein oder zwei Fortsetzungen rechtfertigen würde, und man daher einige wichtige Entwicklungen hier schon unbedingt unterbringen wollte, aber meines Erachtens hat man es damit dann doch ein wenig übertrieben. Ohne zu viel verraten zu wollen: Mit Ausnahme von einigen Figuren, die in weiterer Folge mit ihrer Abwesenheit glänzen, scheinen alle im Großen und Ganzen am Ende von "X-Men: Erste Entscheidung" genau dort zu stehen, wo sie auch am Anfang von "X-Men" sind. Und auch wenn dies von den Machern wohl genau so gedacht war, finde ich, dass man sich mit der einen oder anderen Entwicklung – allen voran dem Zerwürfnis zwischen Xavier und Magneto – vielleicht doch etwas mehr Zeit hätte lassen sollen. Die bisherigen Filme haben mir den Eindruck vermittelt, als hätten sie sich schon seit Ewigkeiten gekannt und wären auch lange bevor sich ihre Wege getrennt haben enge Freunde gewesen. Das "eng" kann man nach "First Class" nachvollziehen - das "lang" leider nicht. Zudem entsteht hier ein eklatanter Kontinuitätsfehler mit der Trilogie, was den Besuch bei Jean Grey betrifft. Hier konzentriert man sich meines Erachtens dann doch zu sehr darauf, direkt in den ersten Film überzuleiten, so als wäre dazwischen nichts (wichtiges) geschehen. Fazit: ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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