Captain Jack |
Episodennummer: 4x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 21. April 1997 Erstausstrahlung D: 25. Juli 1998 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: Jesus Trevino Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar. Gastdarsteller: Donovan Scott als Captain Jack, Marjorie Monaghan als Number One, Clayton Landey als Number Two, Jeff Griggs als Dan Randall, Mark Schneider als Wade, Geoff Meed als Smuggler #1, Brian Tahash als Smuggler #2, Carrie Dobro als Brakiri, Timothy Starks als Guard u.a. Kurzinhalt: Franklin und Marcus sind nach einer strapaziösen zweiwöchigen Reise nun endlich kurz davor, den Mars zu erreichen. Im Frachtbereich jenes Transporters mit dem sie reisen treffen sie dann schließlich auf Captain Jack, ihren Kontakt vom Mars, der sie zur lokalen Widerstandsbewegung führen soll. Doch als sie dort ankommen, begegnen ihnen die Anführer des Widerstands mit Misstrauen, da sie vor einem Anschlag auf ihre Nummer Eins gewarnt wurden. Als dann auch noch die Identität der beiden nicht bestätigt werden kann, droht die Lage zu eskalieren. Währenddessen trifft sich Ivanova auf Babylon 5 mit einigen Schmugglern, um das Versorgungsproblem der Station zu lösen. Sheridan wird von Delenn zu einem weiteren Minbari-Ritual eingeladen. In diesem sollen sie ausgiebig erforschen, was dem jeweils anderen Freude und Lust bereitet. Ehe es soweit ist, unternimmt Sheridan jedoch einen Versuch, das angespannte Verhältnis zu Garibaldi zu kitten. Doch statt die Wogen zu glätten, eskaliert ihr Streit vielmehr – was Garibaldi dazu veranlasst, eine folgenschwere Entscheidung zu treffen… Denkwürdige Zitate: "And that's when I shot him, your honor." (Franklin legt sich schon seine Verteidigung für die Mordanklage bereit.) "Lyta had a little Vorlon, her skin was pale as snow. And everywhere that Lyta went, the Vorlon was sure to go." (Das eigenwillige Erkennungssignal des Kontaktmanns vom marsianischen Widerstand.) "So, who won?" (Captain Jack fragt seine erstaunten Begleiter, wie der Schattenkrieg ausgegangen ist.) "Just my luck. The first time in my life I'm a war hero, and nobody knows about it." (Marcus fühlt sich von Universum wieder einmal unfair behandelt.) "Woo hoo?" (Lennier ist über Sheridans Jubelschrei etwas verwundert.) Review: Nach dem kurzen Zwischenspiel auf Minbar rückt in "Captain Jack" nun der Kampf gegen Präsident Clark wieder in den Mittelpunkt. Im Zuge dessen wird vor allem auch endlich mal wieder ein Blick auf den Mars geworfen, der ja in einer ähnlichen Lage ist wie Babylon 5, und für seine Unabhängigkeit kämpft. Dementsprechend rücken hier die Widerstandsbemühungen auf dem Roten Planeten nach langer Zeit wieder einmal in den Fokus. Die Folge profitiert dabei – wie schon "Die Hüter des Wissens" vor ihr – enorm von der ungleichen und bisher auch eher ungewöhnlichen Paarung Marcus & Franklin. Die beiden sind einfach nur großartig miteinander, und tragen mit ihrem amüsanten Geplänkel viel zum Unterhaltungswert der Folge bei. Das Zusammenspiel zwischen Richard Biggs und Jason Carter ist einfach nur wunderbar, die beiden ergänzen sich vor der Kamera absolut perfekt, und es macht deutlich, wie viel Spaß sie gemeinsam hatten. Jedenfalls war die Dynamik zwischen den beiden eine der zentralen Stärken der Episode, von der diese in meinen Augen enorm profitierte. Nicht ganz so gelungen, aber immer noch nett, ist alles rund um Captain Jack. Am positivsten finde ich daran wohl, dass wir hier wieder einmal einen Keeper zu Gesicht bekommen, und unser Wissen über diese Wesen und ihre Fähigkeiten erneut vertieft wird. Damit verband man diesen Handlungsstrang auch schön mit dem großen Ganzen, bzw. auch mit dem Krieg gegen die Schatten (und ihre Verbündete). Der dramatische Ausgang des Geschehens war dann grundsätzlich auch sehr gut inszeniert (und mit der Explosion in der Röhre auch anständig getrickst), die – vermeintlich – gewünschte emotionale Wirkung verfehlte es bei mir allerdings; wohl auch, da wir mit Captain Jack letztendlich doch ein bisschen zu wenig Zeit verbracht haben, um so wirklich mit ihm mitzufühlen. Gut fand ich allerdings die Offenbarung, dass man auf dem Mars vom Krieg gegen die Schatten gar nichts mitbekommen hat. Denn irgendwie macht man Sheridan & Co. damit zu tragischen Helden, da einem Großteil der Bevölkerung auf der Erde und dem Mars gar nicht bewusst ist, dass sie praktisch die gesamte Galaxis gerettet haben. Wovon die Episode ebenfalls profitiert, sind die zahlreichen parallel verlaufenden Nebenhandlungen, welche die Folge einerseits sehr abwechslungsreich machen und andererseits teilweise ebenfalls einiges zur humoristischen Auflockerung beitragen, wie z.B. Ivanovas Gespräch mit den Schmugglern, oder auch das Minbari-Ritual zur gegenseitigen Erforschung der Lustzentren (was in der deutschen Synchronfassung ja leider ziemlich abgeschwächt wurde). Vor allem die Szene im Fahrstuhl zwischen Sheridan und Lennier war einfach nur köstlich. Trotz des hohen Humoranteils gibt es bei "Captain Jack" aber durchaus auch ernstere Momente. Neben dessen Tod stechen in erster Linie die gemeinsamen Szenen von Garibaldi und Sheridan heraus, wo letzterer einen Schritt zur Versöhnung übernimmt, und dies letztendlich erst recht dazu führt, dass ihr Streit eskaliert. Was mir dabei so besonders gut gefällt ist, dass zwar deutlich wird, dass mit Garibaldi etwas nicht stimmt, er in der Sache aber durchaus recht hat. Natürlich ist um Sheridan – gerade auch nach seiner Rückkehr von Z'ha'dum bzw. von den Toten – eine Art Personenkult gestartet, den er ja auch ausgenutzt hat, um die Völker hinter sich im Kampf gegen die Schatten und die Vorlonen zu vereinen. Selbst Jason bezeichnete ihn in "Der Alleingang" ja schon als Nexus. Insofern ist an Garibaldis Worten durchaus etwas Wahres dran. Hier zeigt sich wieder einmal eine der wesentlichen Stärken von "Babylon 5", nämlich der Verzicht auf eine klare Schwarz/Weiß-Zeichnung. Und die Tatsache, dass Garibaldi grundsätzlich ja nicht unrecht macht, lässt ihren Konflikt auch deutlich plausibler und nachvollziehbarer erscheinen, als so manchen konstruierten Streit bei anderen Serien. Last but not least tut es einem als Zuschauer, der beide Figuren schätzt, natürlich auch irgendwie weh, zu sehen, wie sie sich hier langsam aber sicher entzweien. Und man beginnt sich bei der Erstsichtung – gerade auch angesichts der Szenen mit Wade – unweigerlich zu fragen, wo dies noch hinführen wird… Fazit: "Captain Jack" war dank gleich dreier paralleler Handlungsstränge sehr abwechslungsreich. Auf dem Mars gab es einiges an Spannung, mit dem geheimnisvollen Captain Jack, der sich schließlich als unfreiwilliger Verräter entpuppt. Damit bekamen wir nicht nur den mysteriösen Wächter zum dritten Mal zu Gesicht, sondern erfuhren auch wieder ein bisschen mehr über dessen Funktionsweise. Der Ausgang dieser Handlung war dann durchaus dramatisch, mit Captain Jack, der sich gerade noch rechtzeitig opfert ehe der Wächter wieder von ihm Besitz ergreifen konnte. Wirklich packen oder gar berührend konnte mich diese Szene indes leider nicht. In erster Linie profitierte die Handlung auf dem Mars für mich somit vom gelungenen Zusammenspiel zwischen Dr. Franklin und Marcus, dass für einige amüsante Momente sorgte. Gut gefallen hat mir auch, wie die Geschichte rund um das angespannte Verhältnis zwischen Sheridan und Garibaldi fortgeführt wird, deren Auseinandersetzung hier nun vorläufig eskaliert. Besonders gut gefiel mir dabei, dass Garibaldi in der Sache ja nicht Unrecht hat – was den Streit zwischen den beiden glaubwürdiger und nachvollziehbarer macht. Und generell tut es einem irgendwie weh, zu sehen, wie Garibaldi und Sheridan, die man grundsätzlich ja beide schätzt, hier derart aneinandergeraten. Für den nötigen Humor sorgen dann schließlich Ivanovas Treffen mit den Piraten, sowie das minbarische Lust-Ritual, welches im englischen Original mit "Woo Hoo" auch einen wunderschönen – humoristischen! – Höhepunkt findet, der in der deutschen Synchronfassung leider eher verloren geht. Insgesamt ist "Captain Jack" zwar sicherlich eher damit beschäftigt, spätere Entwicklungen vorzubereiten, aufgrund der abwechslungsreichen Handlung und den zahlreichen amüsanten Momenten hat mich die Episode aber trotzdem gut unterhalten. Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Captain Jack" im SpacePub! Vom Skript zur Folge: Von Kleinigkeiten abgesehen (so fehlt eine Mini-Szene, als Franklin mit den Worten "Es ist manchmal ganz hilfreich, ein Arzt zu sein" offenbart, dass er die Nachricht von Sheridan in seinem Körper geschmuggelt hat; und das letzte Gespräch mit Captain Jack wurde im Drehbuch noch von Nummer zwei geführt) sind mir keine Unterschiede zwischen dem Drehbuch und der fertigen Folge aufgefallen. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 9" Stimmen zur Episode: Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat" Kommentare von JMS Das ist auch eine sehr subtile – fast so subtil dass es vermutlich gar nicht mehr ankommt – Anspielung auf die amerikanische Kurzsichtigkeit. Jason Carter pflegte, darüber Witze zu machen, in dem er seine Version der Abendnachrichten einsprach, so in der Art: "Heute gab es ein großes Problem in Deutschland, aber es waren keine Amerikaner involviert, also weiter im Text…" Wenn wir nicht persönlich involviert sind, kümmert es uns recht wenig. Und da der Mars dicht direkt involviert war, kümmerte es auch sie kaum. Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat" Im Falle von Franklin und Marcus als frisch verheiratetes Paar, wird diese Tatsache somit von niemandem groß erwähnt. Niemand denkt dass es auch nur irgendwie seltsam wäre. Was eben genau der Sinn der Übung war. Nun, das uns Richard und Jason in eine amüsante Situation zu bringen, welche sie beide immens genossen. Sie umarmten diese Rollen förmlich. Und auch sich gegenseitig. Was auch der Grund ist warum es einige Outtakes von dieser Episode gibt die nie das Licht der Welt erblickten, und das aus gutem Grund. Jede Kirche die Veränderungen überleben will, passt sich ändernden Umständen an, und trotz gegenteiliger Behauptungen, gilt das auch für die katholische Kirche. Während ich dies schreibe, zum Beispiel, ist es Priestern nicht erlaubt, zu heiraten. Aber das war nicht immer so. Bis ins tiefste Mittelalter heirateten Priester und hatten Kinder, so wie alle anderen auch. Dies änderte sich jedoch, als die erwachsenen Erben der Priester Ansprüche auf jenes Land stellten auf dem die jeweilige Kirche gebaut war, die üblicherweise auch ihr zu Hause darstellte. Land, dass die Kirche als ihr Eigentum beanspruchte. Daher die neue Regel, denn keine Heirat bedeutet zugleich keine Erben. Es ist in der heutigen katholischen Kirche zudem Doktrin, dass Frauen nicht als Priester vereidigt werden können. Aber auch hierzu gibt es historische Widersprüche. Als die Pest Europa heimsuchte, war jene Klasse die am schwersten betroffen war der Klerus, die eng mit den Opfern arbeiteten um dabei zu helfen, ihr Leid zu lindern. Nach einer Zeit waren ihre Reihen derart dezimiert, dass sie gar keine andere Wahl hatten als Frauen als Priester zu vereidigen, um die Lücken zu füllen. In Kirchendokumenten aus dem fünften Jahrhundert finden sich sogar Beispiele von weiblichen Dekanen in der katholischen Kirche. Angesichts der Tatsache, dass sich die Regeln von Doktrinen sehr wohl verändern können, und es einen gewissen Spielraum gibt, was den Kontext und die historischen Umstände betrifft, blickte ich ein bisschen die Straße entlang und erkannte diese Möglichkeit. Beim zweiten vatikanischen Konzil kündigte die katholische Kirche ihren Wunsch an, einen Weg zu finden um sich mit der orthodoxen, der anglikanischen und protestantischen Kirche zu versöhnen und wieder zu vereinen. Was alles schön und gut ist, ehe man sich daran erinnert dass die letzteren beiden die Priesterweihe von Frauen erlauben. Basierend auf der Annahme, dass im Verlauf der nächsten zweihundert Jahre ein solcher Zusammenschluss tatsächlich stattfinden sollte, und in der weiteren Annahme dass weder die Anglikaner noch die Protestanten ihre Priesterinnen hinauswerfen werden, und in Anbetracht früherer Flexibilität betreffend einiger dieser Themen, gibt es da die Möglichkeit, so gering sie auch sein mag, dass ein Kompromiss erreicht wird der es diesen Priesterinnen, und auch der Weihe von Frauen als Priestern, erlauben würde, in der neu strukturierten katholischen Kirche aufzugehen? Die Antwort, in meinen Augen, war ja, es ist möglich. Und wenn das möglich ist, dann wird die Idee eines weiblichen Papstes zumindest aus theoretischer Sicht vorstellbar. Heißt nicht, dass es auch wahrscheinlich ist. Und auch nicht, dass es passieren wird. Lediglich, dass es möglich ist, und dementsprechend eine ebenso zulässige Spekulation wie die etwaige Entwicklung von Sprungtoren. Unwahrscheinlich, natürlich, aber möglich. Aus diesem Grund, und diesem Grund allein, endete dieser Satz in diesem Drehbuch. Und das ist auch der Grund, warum ich immer noch zu ihm stehe. Da, ich bin froh, dass wir das zwischen uns endlich klären konnten. Wieder Freunde? Gut… "Captain Jack" ist genau so ein Fall. Ich vermute, wäre ich ein besserer Autor gewesen, wäre es mir gelungen, das Schweineohr "Captain Jack" in eine Seidentasche verwandeln können, und hätte es geschafft, die Geschichte irgendwie zu anzuheben, und sie über mehr zu machen als darüber, worüber sie tatsächlich ist… was nicht viel ist… aber das war ich nicht, konnte ich nicht, und da sind wir nun. Was nicht heißen soll dass sie eine schlechte Episode ist, es gibt ein paar nette Momente darin, ein paar Szenen die ich ziemlich genieße, aber das Ganze ist irgendwie eher weniger als die Summe seiner Teile. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 9"
Zusammengestellt und übersetzt von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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