The Sacrament |
Schummel-Found Footage-Film von Ti West
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Dienstag, 21 Oktober 2014 |
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Kurzinhalt: Vor ein paar Monaten ist Patricks Schwester Caroline, die jahrelang mit Drogen zu kämpfen hatte, abgehauen, um sich der religiösen Gemeinde "Eden Parish" anzuschließen. Seitdem hat er nichts mehr von ihr gehört. Nun schreibt sie ihm einen Brief und lädt ihn dazu ein, der Gemeinde einen Besuch abzustatten. Patrick wendet sich daraufhin an seine Kollegen beim Online-Magazin Vice, und fragt sie, ob sie ihn nicht für eine Reportage begleiten wollen. Kurz darauf bricht er zusammen mit dem Reporter Sam und dem Kameramann Jake zur von der Außenwelt abgeschnittenen Gemeinde auf, die nur mittels Helikopter zu erreichen ist. Anfangs macht die Gemeinde einen friedlichen und freundlichen Eindruck. Ihr Anführer, von allen nur "Vater" genannt, stimmt sogar einem Interview zu. Doch dann werden die drei Besucher Zeugen einer unvorstellbaren Tragödie… Review: ![]() Auftritt "The Sacrament", der leider ein Paradebeispiel für einen Film des Genres ist, bei dem sich die Macher leider nicht an die damit einhergehenden Spielregeln gezwungen sahen. Dass sie ihrem Film eine Hintergrundmusik verpasst haben, um die bedrohliche Atmosphäre zu verstärken, mag dabei als mit als erstes auffallen, ist aber eigentlich noch das geringste Problem. Was mich aber sobald es mir bewusst wurde – und offen gestanden, da es praktisch die ganze Zeit vorkommt, fällt es mir schwer, zu verstehen, wie einem das nicht auffallen kann – völlig aus dem Film gerissen hat, sind die ständigen Schnitte. Hier sind wir schon mal bei einer wesentlichen Unterscheidung angelangt: "Echte" Found Footage-Filme dürften eigentlich überhaupt nicht mehr nachbearbeitet worden sein (Beispiele: "Cloverfield", "Willow Creek"), Mockumentaries hingegen schon ("Blair Witch Project" fällt für mich in diese Kategorie, da das Material beider Kameras offensichtlich zusammengeschnitten wurde). Doch egal ob ich "The Sacrament" nun als ersteres oder letzteres ansehen will, es funktioniert insofern nicht, als das ein Großteil des Films mit einer Kamera gedreht wurde, es aber nichtsdestotrotz ständig Schnitte mit Perspektivwechseln gibt. Wir kennen das aus klassischen Filmen: Bei einem Dialog hüpft die Kamera zwischen den beiden Gesprächspartnern ständig hin und her; weil die Szene entweder mit zwei Kameras gedreht oder zwei Klappen aus unterschiedlichen Perspektiven zusammengeschnitten wurden. Bei "The Sacrament" sind die den überwiegenden Teil des Films mit einer Kamera unterwegs, und dennoch gibt es ständig solche Schnitte. Beim Interview drehen sie dann immerhin mit zwei Kameras, aber auch da schwenkt die Kamera ständig zwischen Sam, dem Pater sowie Reaktionen aus dem Publikum hin- und her. Egal ob Found Footage oder Mockumentary, es waren einfach nicht genug Kameras da, als das dies – ausgehend von der vom Film aufgebauten Illusion, dies hätte sich tatsächlich so zugetragen –so hätte gedreht werden können. Womit jegliche vermeintliche Authentizität bei mir flöten ging. ![]() Diese Kritikpunkte – insbesondere natürlich die Schummeleien bei der Inszenierung, die für mich jeglichen Anstrich von Authentizität im Keim erstickten, und mich im Gegenteil auf die Künstlichkeit des Films noch stärker aufmerksam gemacht haben, als dies bei einem ganz gewöhnlich inszenierten Film der Fall ist – sind vor allem auch deshalb so ärgerlich, als der Film das Potential zu einem großartigen, grausamen Horror-Schocker gehabt hätte. So nimmt er sich ein tatsächlich stattfindendes Massaker eines solchen Kults zur Vorlage, und setzt die entsprechenden Szenen dann auch mit kompromissloser Härte durch. Die letzten 20-30 Minuten waren, abseits meiner Probleme mit der Inszenierung, ungemein stark, und boten einige eindringliche, schockierende und erschütternde Momente, die mir unter die Haut gingen. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls überwiegend sehr gut, wobei für mich vor allem die wieder einmal ungemein charmante Amy Seimetz sowie Gene Jones hervorstachen. Letzterer hat eine derart eindrucksvolle, beherrschende und magnetisierende Leinwandpräsenz, dass man durchaus verstehen kann, warum sich diese Menschen von ihm angezogen fühlen, und bereit sind, ihm zu folgen. Umso bedauerlicher ist es eben, wie mir dieser an und für sich vielversprechende Film durch den Inszenierungsstil verdorben wurde. Hätte man sich den Found Footage-Zugang gespart und hätte einfach einen ganz gewöhnlichen Film daraus gemacht (gerne auch trotzdem über ein Kamerateam, das die Gemeinde besucht), hätte "The Sacrament" eines der Highlights des Jahres für mich werden können. So hat er mich leider vielmehr sehr früh verloren, und konnte mich danach nie mehr so recht zurückgewinnen. Fazit: ![]() Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Highlight)
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