Blau ist eine warme Farbe |
Zutiefst berührender Film über die erste große Liebe
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 23 Dezember 2013 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kurzinhalt: Die 15-jährige Adèle ist gerade dabei, erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln, als sie auf der Straße zufällig einer jungen Frau, Emma, begegnet, und von dieser sofort fasziniert und angezogen ist. Als sie Emma wenig später in einer Lesbenbar wiederfindet, ist dies der Beginn einer leidenschaftlichen Liebesbeziehung. In den darauffolgenden Monaten und Jahren, in denen sich vor allem Adèle weiterentwickelt und als sie zu einer Frau heranreift zunehmend zu sich selbst findet, durchleben die beiden zahlreiche Höhen und Tiefen – bis der Bruch zuletzt unausweichlich scheint… Review: ![]() Was vorab wohl am meisten für Aufregung und einige Kontroversen gesorgt hat, sind die expliziten Sexszenen, mit denen "Blau ist eine warme Farbe" aufwartet. Abdellatif Kechiche hält sich hier wirklich nicht zurück, und vor allem eine fast zehnminütige, leidenschaftliche Sexszene dürfte dem Kinobesucher noch länger in Erinnerung bleiben. Ich muss gestehen, diesen Szenen überwiegend ambivalent gegenüberzustehen. Ich kann verstehen, warum der Regisseur sich dazu entschieden hat, sie hineinzunehmen. Letztendlich gehört es zu einem ehrlichen Film über Beziehungen bzw. insbesondere die erste Liebe – und damit das sexuelle Erwachen – einfach dazu. Zumal Sex ein wesentlicher Bestandteil der Beziehung zwischen Adèle und Emma ist. Zugleich muss ich aber auch sagen: Mir hätte auch nichts gefehlt, wenn man diese Szenen gänzlich ausgespart oder zumindest gekürzt hätte. Letztendlich setzt man sich damit einfach immer der Gefahr aus, dass von jemandem der Vorwurf des Voyeurismus erhoben wird, und ich finde den Gedanken schade, dass der Film als Gesamtkunstwerk darunter leiden würde. Und, ganz ehrlich… wenn der Film von einer Frau geschrieben und inszeniert worden wäre, würde ich mich bei diesen Szenen auch wohler fühlen. Dennoch sehe ich diesen Aspekt des Films keinesfalls als Schwäche an. Es ist einfach ein weiteres Element, das ihn aus der Masse hervorstechen lässt und zu etwas besonderem macht. Ergo: Unbedingt notwendig waren sie in meinen Augen nicht, aber ich fand auch nicht, dass sie ihn auf irgendeine Art und Weise abgewertet hätten. Letztendlich gehört es für mich halt einfach zum Film dazu. ![]() Eine der größten Stärken von "Blau ist eine warme Farbe" sind die schauspielerischen Leistungen. Lea Seydoux ist mir, nach einem kurzen Auftritt in "Inglorious Basterds", in erster Linie in "Midnight in Paris" und "Mission Impossible – Ghost Protocol" positiv aufgefallen. Hier zeigt sie aber für mich zum ersten Mal, was sie als Schauspielerin drauf hat. Und doch wird sie von ihrer Kollegin Adèle Exarchopoulos gnadenlos an die Wand gespielt. Ehrlich… das ist eine der besten schauspielerischen Leistungen, egal ob Frau oder Mann, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Was sie hier zeigt, ist wirklich ungemein beeindruckend. Zumal die Rolle keine leichte ist, sondern durchaus vielschichtig, sich ihre Figur zudem im Verlauf des Films entwickelt, und so manche Szenen ihr – und Lea Seydoux – alles abverlangt. Jedenfalls fand ich sie einfach nur umwerfend, atemberaubend und überwältigend. Was dem Film bei mir ebenfalls phantastisch gelang, ist mich in die Handlung hineinzuziehen, und mich die verschiedenen Höhen und Tiefen mit dem Figuren mitfühlen zu lassen. Zumindest bei mir kam auch trotz der Laufzeit von drei Stunden keine Sekunde Langeweile auf. Dafür fand ich das Geschehen viel zu faszinierend, anziehend und interessant. Auch die Entwicklung der Beziehung zwischen Adèle und Emma fand ich phantastisch – mehr möchte ich aber nicht verraten, soll das doch jeder selbst entdecken. Die letzte wesentliche Stärke sind dann zahlreiche grandiose, ungemein emotionale Einzelszenen, wie z.B. – und ich versuche, es vage genug zu halten, um nichts Wesentliches vorwegzunehmen – der Streit im Apartment, und insbesondere natürlich auch das Treffen im Café. Jedenfalls war ich emotional so involviert und den Figuren derart verbunden, dass ich eigentlich gar nicht wollte, dass der Film aufhört. Und das ist bei einer dreistündigen Laufzeit schon eine nicht zu unterschätzende Leistung. Fazit: ![]() Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Wild Bunch)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Review zu "Blue Valentine"
Kommentar schreiben
|