Die Reise nach Eden
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Originaltitel: The Way to Eden
Produktionsnummer: 3x20
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 21.01.1969
Erstausstrahlung D: 30.05.1988
Drehbuch: Arthur Heinemann & Michael Richards
Regie: David Alexander
Hauptdarsteller: William Shatner als Captain James T. Kirk, Leonard Nimoy als Mr. Spock, DeForest Kelley als Dr. Leonard McCoy, James Doohan als Scotty, George Takei als Hikaru Sulu, Walter Koenig als Pavel Chekov, Nichelle Nichols als Lt. Uhura
Gastdarsteller: Skip Homeier als Sevrin, Mary-Linda Rapelye als Irina, Charles Napier als Adam, Victor Brandt als Tongo Rad, Deborah Downey als Mavig, Phyllis Douglas als Sevrin's girl, Majel Barrett als Christine Chapel, Elizabeth Rogers als Lt. Palmer u.a.

Kurzinhalt: Die Enterprise verfolgt einen gestohlenen Raumkreuzer. Als die Diebe versuchen zu entkommen, überhitzen sie dabei die Triebwerke, und das Schiff explodiert. Kurz davor gelingt es Scotty, dessen Passagiere an Bord zu beamen. Es handelt sich um eine sechsköpfige Gruppe von Weltraum-Hippies unter der Führung von Doctor Sevrin. Diese wollen modernen Technologien entsagen, und befinden sich auf der Suche nach dem sagenumwobenen Planeten Eden. Sie bitten Kirk, sie bei der Suche zu unterstützen, doch dieser hat seine Befehle, und setzt Kurs auf eine nahegelegene Sternenbasis. Spock zeigt sich indes von der Hippie-Kultur fasziniert, und freundet sich insbesondere mit Adam, einem der jungen Männer, an. Pavel Chekov wiederum findet unter der eigenwilligen Gruppe eine alte Geliebte, Irina. Als Doktor McCoy beim Routinecheck eine gefährliche Krankheit bei Dr. Sevrin feststellt, und Spock sich kurz darauf mit diesem unterhält, ist sich der Vulkanier sicher, dass dieser wahnsinnig geworden ist. Die Weltall-Hippies folgen demnach einen Verrückten. Sevrin wiederum denkt gar nicht daran, sich einfach so wegsperren zu lassen. Zusammen mit seinen Anhängern gelingt ihm die Flucht. Daraufhin besetzen sie die Ersatzbrücke und übernehmen das Kommando über die Enterprise…

Denkwürdige Zitate: "They regard themselves as aliens in their own worlds, a condition with which I am somewhat familiar."
(Spock über die an Bord geholten "Hippies".)

"There is nothing wrong in doing what you want."
(Irina zu Checkov, kurz bevor sie ihn küsst.)

"I don't understand why a young mind has to be an undisciplined one."
(Scotty über die Besucher.)

"Be incorrect, occasionally."
"And you be correct."
"Occasionally."
(Irina und Pavel sagen sich auf Wiedersehen.)


Review: ImageWenn es nicht ein paar positive, rettende Aspekte gäbe, hätten wir hier eine weitere Katastrophe á la "Spocks Gehirn" vor uns. Allerdings bringe ich es aufgrund einiger Stärken trotz aller teils abgrundtief schlechten Szenen und Elementen nicht übers Herz, die Episode derart abzustrafen. Einer dieser positiven Aspekte ist für mich die Romanze zwischen Chekov und Irina. Hin und wieder kommt es vor, dass man einen alten Bekannten/Freund/Partner (oder das jeweilige -in) nach Jahren wiedersieht, und völlig überrascht ist, welchen Weg dieser eingeschlagen hat, und was aus ihm/ihr geworden ist. Eben dieses Gefühl fängt die Episode meines Erachtens zwischen den beiden sehr gut ein. Zudem wird deutlich, dass sie sich nach wie vor zueinander hingezogen fühlen. Vor allem Mary-Linda Rapelye spielt die verführerische Ex-Freundin mit ihrem anhimmelnden Blick (insbesondere in der Szene auf der Ersatzbrücke) phantastisch. Da hätte ich auch nicht widerstehen können! Auch der Abschied der beiden wurde dann sehr schön umgesetzt. Jedenfalls hat mir die Darstellung dieses Wiedersehens zweier früherer Geliebter sehr gut gefallen…

Auch in der Haupthandlung rund um die das Paradies suchenden Hippies verstecken sich, gaaaanz tief unter all den Klischees und katastrophalen Elementen begraben, einige positive Elemente. Oder zumindest: potentielle positive Elemente. So lässt sich mit viel gutem Willen eine warnende Message finden, dahingehend, dass sich gute Absichten von charismatischen Anführern leicht ausnutzen lassen. Dr. Sevrin ist, zumindest laut Spocks Diagnose, wahnsinnig – doch seine "Jünger" können oder wollen dies nicht erkennen, und scheinen ihm fast blind zu vertrauen. Letztendlich lassen sich diese eigentlich friedliebenden Menschen von ihm dazu bringen, sich gegen die Crew der Enterprise zu wenden, und das Schiff zu übernehmen. Als er ihnen von seinem Plan erzählt, die Crew mit hohen Schallwellen auszuschalten, regt sich zwar kurz Widerstand, doch ein paar beruhigende Worte von ihm reichen, damit sie wieder hinter ihm stehen und ihm bereitwillig helfen. Als "Dank" für ihre Treue führt er sie – unbeabsichtigt – letztendlich nicht ins erhoffte Paradies, sondern die Hölle: Einen zwar wunderschön aussehenden Planeten, auf dem jedoch alle Pflanzen mit Säure durchsetzt und damit tödlich sind. Auch eine Message gegen Fanatismus lässt sich finden. So will Dr. Sevrin selbst am Ende und trotz seiner geschundenen Füße nicht einsehen, dass er sich geirrt hat. Fast scheint er sich selbst davon überzeugen zu müssen, dass Kirk & Co. mit ihren Worten Unrecht haben, weshalb er in eine Frucht beißt und daraufhin stirbt. Auch Adam, mit dem sich Spock zuvor angefreundet hat, findet auf "Eden" den Tod. Neben der Beziehung zwischen Pavel und Irina ist es letztendlich vor allem diese tragische Wendung, die "Die Reise nach Eden" für mich zumindest ansatzweise rettet.

ImageWas mich eher ratlos zurückgelassen hat, ist die Darstellung der Hippies. Auf der einen Seite schien man ihrer Kultur und ihrer Lebensweise grundsätzlich nicht negativ gegenüber eingestellt zu sein. So darf Spock z.B. sein offenkundiges Interesse für ihre Ziele und ihren Lebensstil kund tun, sich mit ihnen anfreunden, und in weiterer Folge sogar gemeinsam mit ihnen eine Jam-Session hinlegen. Hier scheint man sich der damaligen Jugendbewegung also durchaus respektvoll und aufgeschlossen zu nähern. Auf der anderen Seite gibt es aber die kritischen Reaktionen von Scotty und Kirk, und – was noch deutlich schwerer wiegt – ihr teils nervtötendes Verhalten, wie ihr "Herbert Herbert"-Geschrei (eine ziemlich niveaulose und kindische Anspielung auf den früheren ausführenden Produzenten, Herbert F. Solow). Von der Naivität, mit der sie Dr. Sevrin folgen, ganz zu schweigen. In diesen Momenten hatte ich jedenfalls absolut nicht den Eindruck, dass die Hippies als Sympathieträger gedacht waren – sondern vielmehr, dass man sich über sie lustig machen wollte. Letztendlich kann, darf und soll das aber wohl jeder so sehen, wie er will.

Neben ihrem Verhalten an sich waren es aber vor allem die viel zu häufigen und noch dazu viel zu langen Musikeinlagen, die meine Geduld, meine Nerven und meine Ohren weit über Gebühr strapaziert haben. Teilweise hatte ich das Gefühl, der Drehbuchautor hatte als er fertig war nur Material für 35 Minuten, und hat daraufhin einfach "Und sie singen ein Lied" eingefügt, um den Rest zu füllen und auf seine 50 Minuten zu kommen. Jedenfalls: Jedes Mal wenn die begonnen haben zu singen war ich kurz davor, die Blu Ray aus dem Player zu nehmen und gegen die Wand zu pfeffern –oder rituell zu verbrennen, je nachdem. In diesen Momenten hätte ich "Die Reise nach Eden" wirklich am liebsten mit der Höchststrafe von einem halben Punkt abgespeist. Im Vergleich zu "Spocks Gehirn" ist aber halt schon festzuhalten, dass hier die nervtötenden Szenen "nur" rund 10 Minuten ausmachen, und dort die ganze Episode lang anhalten, so gesehen wäre es höchst unfair, "Die Reise nach Eden" auf die gleiche Stufe zu stellen. Was mich ebenfalls gestört hat, waren die überdimensionierten und zu viel Aufmerksamkeit auf sich lenkenden künstlichen Ohren bei Dr. Sevrin. Ich schwöre, ich konnte oftmals seinen Worten gar nicht folgen, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, auf diese Ohren zu starren. Ich empfand sie jedenfalls als sehr unangenehme Ablenkung, und halte sie insgesamt für eine der schlechtesten Maskenleistungen aus der Serie. Auch den Nervengriff, den die Hippies einsetzen, fand ich ziemlich schräg, seltsam, und entbehrlich. Einerseits sah es unfreiwillig komisch aus, andererseits halte ich es für überflüssig, noch einen zweiten einzuführen (den wir weder davor noch danach jemals zu Gesicht bekommen), wenn es eh schon den von Spock gibt. Das hätte man sich in meinen Augen doch sparen sollen. Im Vergleich zu den anderen Kritikpunkten ist dies allerdings wirklich nur eine Lappalie.

Fazit: Image"Die Reise nach Eden" beinhaltet einige der schlechtesten und nervtötendsten Szenen der gesamten Serie – nämlich so ziemlich alles, was das Gesinge betrifft. An diesen Stellen war ich wirklich kurz davor, die Episode abzudrehen und es gut sein zu lassen. Generell hätte man sich das mit den Weltraum-Hippies in meinen Augen sparen sollen – zumal die Handlung wenig interessant oder gar spannend verläuft. Dennoch muss ich so fair sein anzumerken, dass (zum Glück!) nicht die komplette Episode so grauenhaft ist, wie die Musikeinlagen, und sich trotz aller negativer Elemente doch auch der eine oder andere positive Aspekt eingeschlichen hat – allen voran das Wiedersehen von Irina und Pavel Chekov, dass mir doch recht lebensnah erschien (haben wir nicht alle schon mal einen alten Bekannten o.ä. nach Jahren wieder getroffen und waren darüber erstaunt, wo es ihn/sie hinverschlagen hat?), und mir sehr gut gefallen hat. Davon abgesehen ist es aber in erster Linie die Idee des trügerischen, todbringenden Paradieses am Ende, und der damit einhergehende tragische Ausgang des Geschehens, der "Die Reise nach Eden" für mich zumindest ansatzweise zu retten vermag.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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