Hotel Royale |
Episodennummer: 2x12 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 27.03.1989 Erstausstrahlung BRD: 13.03.1992 Drehbuch: Keith Mills Regie: Cliff Bole Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Diana Muldaur als Dr. Katherine Pulaski , Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Sam Anderson als Assistant Manager , Jill Jacobson als Vanessa, Noble Willingham als Texas, Leo Garcia als Bellboy, Gregory Beecroft als Mickey D, Colm Meaney als Chief O'Brien u.a. Kurzinhalt: Im Orbit eines bislang unerforschten Planeten stößt die Enterprise auf die Wrackteile eines alten Raumschiffs der NASA. Wie ist dieses dorthin gelangt, und was ist mit der Crew passiert? Als man den – für menschliches Leben ungeeigneten – Planeten genauer scannt, entdeckt man plötzlich eine Gebäudestruktur, die sich in einer Art Sauerstoffblase befindet, die Menschen das Leben ermöglichen würde. Riker, Worf und Data beamen hinunter, um das Gebäude zu untersuchen, und stehen inmitten von Schwärze einer ominösen Drehtür gegenüber. Als sie diese durchschreiten, finden sie sich in einem altmodischen Hotelcasino wieder, dem "Hotel Royale". Nachdem sie sich kurz umgesehen haben versuchen sie, dieses wieder zu verlassen, und der Enterprise – mit der die Verbindung abgebrochen ist – Bericht zu erstatten. Doch als sie durch die Drehtür gehen, landen sie wieder genau dort, wo sie hergekommen sind – in der Hotellobby. Daraufhin beginnen sie, sich näher umzusehen und nach einem anderen Ausgang aus dem Hotel zu suchen. Dabei finden sie einen der Astronauten, der tot im Bett seines Hotelzimmers liegt. Neben ihm finden sie dann ihren ersten großen Hinweis darauf, was hier vor sich geht: Einen alten Schundroman mit dem Titel "Hotel Royale"… Denkwürdige Zitate: "This planet. What do you call it?" "Earth?!" (Der Stellvertreter des Hotelmanagers weiß Worfs Frage nicht so recht einzuordnen.) "There is a certain degree of random fortune involved. I believe that is why they call it gambling." (Gut kombiniert, Data.) "When the train comes in, everybody rides! (Ich hab keine Ahnung, was uns Riker damit sagen will - aber es klingt cool!) Review: Eigentlich würde "Hotel Royale" ja über einige Aspekte verfügen, die ich an "The Next Generation" so mag – und in der Tat ist sie letztendlich keine schlechte Episode. Zugleich ist sie aber auch leider nicht ganz das Highlight, dass sie mit einem leicht überarbeiteten Drehbuch und etwas mehr Charaktertiefe – gerade auch was die Nebenfigurenbetrifft – hätte sein können. Konzentrieren wir uns aber zuerst auf das, was mir gut gefallen konnte. So schafft es "Hotel Royale" sehr schnell, ein faszinierendes Mysterium aufzubauen, das mein Interesse geweckt hat. Das NASA-Wrackteil, die Sauerstoffblase auf dem ansonsten unbewohnbaren Planeten, das Hotel, usw. Dazu wirklich denkwürdige (wenn auch sehr schlichte) Einstellungen wie die Drehtüre mitten im Nichts, umgeben von Schwärze. Hier ist es wirklich gelungen, mit wenigen Mitteln eine geheimnisvolle Grundstimmung aufzubauen, und ich wünschte, man hätte mehr solcher surreal wirkender Bilder eingebaut, um diesen Eindruck noch zu verstärken. Dennoch werten selbst diese wenigen und kurzen Momente "Hotel Royale" für mich schon auf. Die Auflösung hat ebenfalls ein paar interessante und gefällige Aspekte. Ich mag z.B. die Grundidee der Außerirdischen, die diese Umgebung für den einzigen überlebenden Astronauten geschaffen haben, weil sie denken, dass der Roman Hotel Royale die Lebensbedingungen auf der Erde akkurat wiedergibt. Auch die darin versteckten Parallelen zu "2001 – Odyssee im Weltraum" gefallen mir, auch wenn man darüber diskutieren kann, dass es wohl weniger eine Hommage ist, sondern Stanley Kubricks SF-Klassiker vielmehr als Inspirationsquelle gedient hat. Dennoch, jeder Film und jede Serie, die "2001 – Odyssee im Weltraum" (meines Erachtens immer noch der beste Film aller Zeiten) referenziert oder darauf anspielt, bekommt bei mir einen Pluspunkt. Mir gefällt auch grundsätzlich die Art und Weise, wie sich die Folge entwickelt. Anfangs wirkt alles sehr mysteriös, ist jedoch letztendlich nicht viel mehr als eine interessante Kuriosität. Aber dadurch, dass Riker & Co. das Hotel plötzlich nicht mehr verlassen können, entsteht ein echtes Bedürfnis, das Rätsel zu lösen, das über reine menschliche Neugier hinausgeht. Was die Episode ebenfalls aufwertet, ist der eingestreute Humor. Vor allem am Ende, als Riker, Worf und Data erkennen, welche Rolle ihnen wohl in der Geschichte zukommt, gibt es einige amüsante Stellen. Weitere positive Aspekte: Die wieder einmal wunderbare Musik von Ron Jones, der diesmal aufgrund des Settings auch wieder Jazz-Töne einfließen lassen konnte (wie schon bei "11001001"). Die Reaktionen der TNG-Crew auf den Schundroman, und damit verbunden vor allem, wie köstlich man "It was a dark and stormy night" eingebunden hat (inklusive Picards Kommentar eines wenig vielversprechenden Beginns, und Trois hoffnungsvollem "Vielleicht wird es ja besser"). Sowie die wirklich gut geschriebene und ansatzweise unter die Haut gehende Nachricht des Astronauten. Jedoch: Jedes Mysterium ist letztendlich nur so gut wie seine Auflösung – und genau dort fangen die Probleme von "Hotel Royale" an. Denn allzu viel darf man über diese nicht nachdenken – da sich sonst unweigerlich ein paar Fragen aufdrängen, welche die Freude an der Folge nicht unwesentlich trüben. Wie zum Beispiel: Warum sollten die Außerirdischen die Simulation (oder was immer es war) des Hotels, die ja nur für den Astronauten geschaffen wurde, auch nach dessen Tod noch aufrechterhalten, und über 200 Jahre lang weiterlaufen lassen? Was für einen Grund könnten sie dafür haben, Riker, Worf und Data in ihrer Simulation zu fangen, und zu verhindern, dass sie diese einfach durch die Drehtür wieder verlassen können? Und überhaupt: Um diese Simulation und all ihre Figuren aufzubauen, müssen die Außerirdischen die englische Sprache, in der es verfasst ist, verstanden haben. Warum haben sie dann nie mit dem Astronauten kommuniziert, auf seine Hilferufe geantwortet, etc.? Und all diese Fragen kratzen erst an der Oberfläche, und sind gerade mal die Spitze des Eisberges. Mit ein bisschen Überlegen lassen sich noch einige mehr finden. Noch bedauerlicher als diese logischen Schwächen finde ich aber, wie halbherzig die Grundidee rund um einen zum Leben erweckten "Schundroman" umgesetzt wurde. Letztendlich ist die Handlung von Hotel Royale, so wie sie sich uns in der Episode darbietet, nichts weiter als eine schlecht ausgearbeitete Skizze eines Schundromans, zwar mit vielen Klischees, jedoch insgesamt zu wenig durchdacht und bei weitem nicht clever genug, um als Hommage oder von mir aus auch ironische Auseinandersetzung mit diesem Literaturzweig durchzugehen. Vergleicht "Hotel Royale" z.B. mit "Kiss Kiss Bang Bang", und ihr werdet verstehen, was ich meine. Die Handlung des Romans, so wie man sie uns hier schildert, ist einfach sterbenslangweilig, und de facto auch kaum existent. Das, was dort passiert, ließe sich locker auf 3 Seiten unterbringen. Hinzu kommt, dass die Handlung leider nicht im Entferntesten spannend oder zumindest ansatzweise interessant ist. Damit verkommt alles rund um die im Hotel Royale spielenden Geschichte leider zu reiner Augenauswischerei, und trägt letztendlich nichts zum Unterhaltungswert der Folge bei. Auch die darin enthaltenen Figuren offenbaren sich als reine eindimensionale und klischeehafte Karikaturen, und sind leider völlig uninteressant. Wie toll hätte "Hotel Royale" erst sein können, wenn die Geschichte des Romans selbst auch gut und packend gewesen wäre, und man wirklich mit diesen Romanfiguren mitgefühlt hätte? Es wäre sogar ein "Griff in die Geschichte"-artiges Szenario möglich gewesen, in dem das Außenteam den Pagen sterben lassen oder gar selbst töten muss, um das Hotel wieder verlassen zu können. Ja, natürlich ist er nicht echt, sondern nur eine Art Hologramm – doch mit ein bisschen mehr Charakterisierung hätte sein Tod dennoch Wirkung entfalten und eine tragische Wendung sein können. So verfehlt "Hotel Royale" leider jegliche emotionale Wirkung, und ist somit eine Folge, die rein meine linke Gehirnhälfte anspricht (und selbst die kommt nicht umhin, die eine oder andere logische Schwäche zu monieren), während es meiner rechten etwas an Futter fehlt. Fazit: Die größte Stärke von "Hotel Royale" ist das zugrundeliegende Mysterium, dass über einige denkwürdige Momente verfügt, wie die Drehtür im Nichts, oder auch die Leiche des Astronauten sowie sein "Abschiedsbrief". Gut gefallen haben mir auch die ironischen Anspielungen an "Schundliteratur", und dank des hohen Humoranteils ist die gesamte Episode ziemlich unterhaltsam. Leider aber ist die Auflösung längst nicht so gut gelungen wie das Rätsel an sich, und offenbart doch einige logische Schwächen. Das größte Problem ist letztendlich die Handlung von Hotel Royale (dem Roman bzw. der Geschichte innerhalb der Episode, meine ich jetzt) selbst. Diese ist einfach nicht interessant, was auch daran liegen könnte, dass man sich kaum mit ihr beschäftigt und diese daher nur grob skizziert scheint. Auch die Figuren sind leider eindimensionale Karikaturen und konnten nicht mein Interesse wecken. Mit einer spannenden Handlung im Hotel Royale selbst, hätte die Episode – trotz der logischen Schwächen – ganz groß werden können. So bleibt der bittere Nachgeschmack, dass mit einem besseren Drehbuch aus dieser interessanten Grundidee viel mehr herauszuholen gewesen wäre. Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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