So finster die Nacht |
Origineller Horrorfilm aus Schweden
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 31 Oktober 2009 |
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Kurzinhalt: ![]() Review: Auf "So finster die Nacht" wurde ich das erste Mal vor ca. einem Jahr durch einen Artikel im Filmmagazin Empire aufmerksam, und sofort wurde mein Interesse geweckt. Während man in Deutschland Ende letzten Jahres Gelegenheit bekam, sich selbst ein Bild davon zu machen, ob die Vorschusslorbeeren angebracht waren oder nicht, schien es lange Zeit so, als müssten wir Österreicher wieder einmal auf eine Kinoveröffentlichung verzichten. Erst im Frühjahr dieses Jahres, ca. 2 Wochen vor jenem Termin, an dem eigentlich bereits auch hierzulande der DVD-Release geplant war, hatte der Filmverleih doch noch ein Einsehen und brachte den Film – wenn auch nur für kurze Zeit und mit sehr wenigen Kopien, aber immerhin – in die Kinos. Und wer saß gleich am ersten Abend im Kinosaal? Richtig – meine Wenigkeit. Eine Entscheidung, die ich auch nicht im geringsten bereut habe. Eines muss ich jedoch gleich noch vorausschicken: "So finster die Nacht" ist kein Film für jedermann. Er ist kein reiner, klassischer Horrorfilm, sondern ein sehr origineller Genre-Mix, der Horror-, Romanzen- und vor allem Jugenddramaelemente in sich vereint. Wer sich hier einen beängstigenden, bluttriefenden Horrorfilm voller Schockmomenten und atmosphärisch dichter Szenen erwartet, wird enttäuscht werden, und sich hier wohl eher langweilen. Hier regiert der psychologische Horror, den "So finster die Nacht" vor allem aus der perfiden Grundidee und seinem bestechenden Realismus bezieht. ![]() Die zweite zentrale Figur des Films ist natürlich Eli, die über 200 Jahre alte Vampirin, die für immer im Körper eines jungen Mädchens gefangen ist. Mit der Idee, ein solches Monster, dass Blut trinken und damit Menschen töten (oder töten lassen) muss, um zu überleben, in den Körper eines jungen, unschuldig aussehenden Mädchens zu stecken, treibt man das faszinierende Grundkonzept der Vampire (Monster in schöner, harmloser Verkleidung) auf die Spitze. Gleichzeitig vermittelt Eli aber auch eine gewisse Traurigkeit, da sie nach all ihren schrecklichen Taten und trotz ihres jungen Aussehens die kindliche Unschuld natürlich schon lange verloren hat. Nicht minder interessant ist die Figur von Hakan – vor allem auch, da uns die genauen Hintergründe seiner Beziehung zu Eli verborgen bleiben. Ist sie für ihn der Ersatz einer Tochter, die er nie hatte, oder ist er ihr aus deutlich abscheulicheren Motiven (Stichwort Pädophilie) hörig? Worin genau die Anziehung auch bestehen mag (und schon allein in dieser Frage findet sich mehr Anspruch und Tiefgang als in 90% der Horrorfilme aus Hollywood), es wird im weiteren Verlauf des Films nur allzu deutlich, dass Hakan Eli abgöttisch liebt, und alles für sie tun würde, während uns im Gegenzug Eli's Gefühle für ihn – nutzt sie seine Liebe nur aus, oder hat sie vielleicht zumindest früher einmal ähnlich für ihn empfunden? – völlig verborgen bleiben. Neben der im Zentrum stehenden Handlung rund um Oskar ist Hakan's Geschichte jedenfalls die mit Abstand interessanteste und gelungenste des Films. ![]() Die größte Stärke des Films ist aber ohne jeden Zweifel die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen diesem seltsamen 12-jährigem Einzelgänger und dem jungen Vampir-Mädchen. Nicht nur, dass diese Idee sehr originell ist, und ähnliche Romanzen wie aus "Twilight" ungemein kitschig und verharmlost wirken lässt. Es ist zudem trotz aller romantischer Untertöne doch irgendwie beunruhigend und etwas unheimlich mitzuerleben, wie Oskar und Eli sich langsam näher kommen. Was mir aber an dieser Lovestory am besten gefällt, ist die Fülle an Interpretationsspielraum, die sie bietet. Ist Eli wirklich in Oskar verliebt, oder sieht sie ihn nur als Mittel zum Zweck und als Ersatz für Harkan, dessen Nützlichkeit sich dem Ende zuzuneigen scheint? Sehen wir in Harkan Oskar's zukünftiges Schicksal? Was genau spricht Eli an Oskar an, seine Unschuld, oder seine dunkle Seite? Über all diese Fragen kann man geteilter Meinung sein – und genau das ist das Schöne daran. Jeder wird die Liebesgeschichte anders empfinden und anders verstehen. Tatsächlich gibt es darüber hinaus sogar noch eine weitere Interpretation, die der ganzen Handlung noch einmal deutlich mehr Vielschichtigkeit verleiht. Es handelt sich hierbei um einen Twist, der im Roman einen großen Stellenwert einnimmt, im Film jedoch nur zu erahnen ist. Und auch wenn ich persönlich die kurze Andeutung lieber ignoriere, da ich es zumindest für die Filmversion vorziehe, es einfach "nur" als Liebesgeschichte zwischen einem Jungen und einer Vampirlady zu sehen, könnte diese Wendung für andere durchaus auch eine zusätzliche Stärke darstellen. ![]() Fazit: "So finster die Nacht" ist eines dieser raren Horrorjuwele, die nicht literweise Blut, billige Schockmomente oder explizite Gewaltdarstellung benötigen, sondern ihren Schrecken in erster Linie aus der der Beziehung zwischen den Figuren – in diesem Fall Oskar und Eli – beziehen. Zugegeben, "So finster die Nacht" ist kein Film, der den Zuschauer die ganze Zeit über in Angst und Schrecken versetzt und dafür sorgt, dass man sich fingernägelkauend hinter der Decke versteckt. Hier regiert der psychologische Horror, zumal "So finster die Nacht" auch starke Elemente eines Jugenddramas beinhaltet – und sich damit wohl am ehesten mit Stephen King's Roman "Es" vergleichen lässt. Dennoch verleiht schon allein die perfide Grundidee "So finster die Nacht" eine Art von Biss und einen fiesen Touch, den Horrorfilme aus den USA zumeist schmerzlich vermissen lassen. Die im Zentrum stehende Liebesgeschichte ist sowohl süß und unschuldig als auch unheimlich, die Figuren sind angenehm komplex und vielschichtig, die schauspielerischen Leistungen teilweise sensationell, und die Handlung sehr originell und wendungsreich. Die schaurig-schöne Filmmusik von Johan Söderqvist sowie Tomas Alfredson's sehr stilsichere, ruhige Inszenierung runden das positive Gesamtbild ab. Kurz und gut: Wer vom x-ten Teenieslasher oder Asia-Geisterhorrors die Schnauze voll hat und endlich wieder einen originellen, beunruhigenden Horrorfilm sehen will, dem kann ich "So finster die Nacht" nur wärmstens ans Herz legen! Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Ascot Elite Home Entertainment)
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