Star Trek |
Review zu J.J. Abrams Wiederbelebung der Reihe
Kategorie:
Filme -
Autor: M. Schmidt, C. Siegel - Datum:
Samstag, 09 Mai 2009 |
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Kurzinhalt: Der Romulaner Nero reist zurück in die Vergangenheit und greift in die Geschichte ein, indem er direkt nach seiner Ankunft die USS Kelvin zerstört, auf dem Kirk's Vater George dient. Dieser opfert sich um die Crew, aber vor allem seine Frau und seinen gerade geborenen Sohn James Tiberius, zu retten. Dieser wächst nun ohne seinen Vater bei seinem Onkel auf, bereitet aber seiner Familie immer wieder Kummer. Jahre später, Kirk scheint keinen rechten Platz im Leben zu finden, doch nach einer Barschlägerei, überzeugt ihn Captain Pike in einem ausgiebigen Gespräch, sich bei der Sternenflottenakademie anzumelden. Gesagt, getan. Drei Jahre später besteht er den Kobayashi Maru-Test, was eigentlich unmöglich ist. Des Rätsels Lösung: Er hat geschummelt - wofür Kirk auch umgehend suspendiert wird. Genau in diesem Moment erreicht ein Notruf von Vulkan die Akademie, das von einem geologischen Problem berichtet. Alle Kadetten werden umgehend auf die verfügbaren Schiffe verteilt, und eilen zur Hilfe. Kirk, der nur mit Hilfe von McCoy auf die Enterprise gelangt ist, vermutet allerdings einen ganz anderen Grund für die Probleme von Vulcan: Einen Angriff der Romulaner. Und tatsächlich, als die Enterprise aus dem Warp springt, sieht sie sich Nero's mächtigem Kriegsschiff gegenüber... Review von Max Schmidt: Kritik Trotz aller vorhergehenden Zweifel, kann man nur festhalten, dass J.J. Abrams und Co einen wirklich gelungenen Star Trek-Film geglückt ist! Die Charaktere sind sich treu geblieben, ohne aber auch Raum für eine gewisse Neuinterpretation zu lassen, nach über 40 Jahren und mit neuen jungen Schauspielern kann man die Figuren natürlich nicht vollkommen unangetastet lassen. Ziel war es ja, ein neues Star Trek zu schaffen, und nicht einfach das Alte nachzuahmen. Aber das Wichtigste, die Figuren sind im Kern die gleichen, und auch die Beziehungen zueinander stimmen. Wichtige Gesten, Bewegungen, Sprüche und andere Eigenheiten der Figuren wurden mit übernommen, Kirk hat immer noch dieses besondere verschmitzte Lächeln in den richtigen Situationen, und auch wie er auf dem Captain-Stuhl sitzt schreit Kirk. Uhura singt, Scotty hat seinen schottischen Akzent, und Pille reist ungern durchs All, ist dem Alkohol nicht abgeneigt und hat gerne ein „Damn it“ auf den Lippen. (Dieses Review bezieht auf die englischsprachige Version, deswegen wird Scottys Akzent wohl geschluckt, und aus Pilles „Damn it, Jim“ hoffentlich ein „verdammt, Jim“). Im Gegensatz zu so manchem bisherigen Star Trek-Film, insbesondere denen der Next Generation, hat jede der Hauptfiguren ihren Platz im Film, ohne dass es aufgesetzt oder bemüht wirkt. Jeder bekommt da seine Screentime, und es passt wunderbar zusammen. Wenn man da an "Nemesis" denkt, kann man die Sätze von Worf, Geordi und Beverly Crusher ja jeweils fast an einer Hand abzählen… Die Geschichte ist auch gut erzählt, es kommen keine wesentlichen Längen drin vor, es ist weitgehend spannend, auch wenn man als Fan zum Beispiel den Ausgang des Kobayashi Maru-Testes von Kirk bereits weiß, während er noch läuft. Und dank der klasse Kameraarbeit ist man immer mittendrin im Geschehen, statt wie bei früheren Filmen lediglich ein Betrachter von Außen. Lediglich die übertrieben eingesetzten Lens Flare-Effekte stören da etwas das Bild. Die Jungs von ILM haben mit den Special Effects bewiesen, warum ihre Firma als Nonplusultra für Effekte gilt. Die Sequenzen mit den Raumschiffen sind spitze (übers Design der Schiffe kann man streiten), die Raumkämpfe sind gelungen, die Narada (Neros Schiff) überzeugend. Auch das Spiel mit der Perspektive, in der die Enterprise gezeigt wird, ist interessant. Immer wieder sieht man die sie aus absolut ungewohnten Blickwinkeln, während in der Vergangenheit die Perspektiven in der die Schiffe in Szene gesetzt wurden, fest etabliert waren und sich weitgehend nur in der horizontalen befanden, wird hier unkonventionell an das Thema herangegangen. Dann und wann weiß man gar nicht, welchen Teil der Enterprise man da eigentlich sieht. Man ertappt sich dabei, zu denken man sehe den unteren Teil der Untertassensektion, und ist dann überrascht, wenn man stattdessen feststellt, dass die Kamera Kopf steht, und man eigentlich den Oberteil sah. Kanon Was wäre ein Review zu dem neuen Film, ohne auch den Aspekt des Kanons zu berücksichtigen… Ja, vieles in dem Film passt so ohne weiteres nicht in den Kanon, der mit der originalen Serie, den Filmen und auch den neueren Serien etabliert wurde. Aber ein Großteil dieses Bruches lässt sich tatsächlich durch die Schaffung einer alternativen Zeitlinie durch Nero erklären. Eigentlich wächst Kirk ja mit seinem Vater in Iowa auf, später zieht die Familie nach Tarsus IV, auch Autofahren kann er ja eigentlich nicht. Da aber Kirks Vater an Bord der USS Kelvin stirbt, wächst er eben bei seinem Onkel auf, der hat ein Auto, dass er sonst nicht gefahren wäre. Da er vermutlich zu dieser Zeit eben Tarsus IV gewesen wäre. Logisch, oder? Und so lassen sich zahlreiche Differenzen erklären. Nur leider nicht alle. Trotz dessen bleiben viele Ungereimtheiten zurück, die der alten Serie widersprechen. Das Symbol der Sternenflotte ist eigentlich noch das Symbol der Enterprise, das Logo der Föderation sieht auch anders aus, die Kadettenuniformen sind grau-schwarz statt rot (wobei das eine super Anspielung auf „Red Shirt“ ist.) Auch bei der Terminologie scheint man manches Mal durcheinander zu kommen, so redet Pike in der Barszene mit Kirk von der Föderation, meint aber inhaltlich eindeutig die Sternenflotte. Die zwei Dinge hängen stark aneinander, sind aber nicht das Gleiche. Um solche und weitere vermeidbare Ungereimtheiten zu verhindern, hätte man meiner Meinung nach jemanden wie Michael Okuda, oder sonst wen, der sich erwiesener Maßen mit dem Kanon auskennt, zumindest als Berater an Bord holen sollen. Letztendlich sind das nur kleine Feinheiten, die einen als Fan stören, der sich „auskennt“, den Filmgenuss trüben sie nur minimal, und ist man nicht wirklich Firm im Kanon, merkt man's gar nicht erst. Produktionsdesign Natürlich kann man das Produktionsdesign auch nicht vollständig außer Acht lassen. Das Design der neuen Enterprise ist sicher diskussionswürdig, funktioniert aber im Film, trotzdem wäre etwas mehr Nähe zum Originalschiff wünschenswert gewesen. Beim Design der Brücke hätte jemand den/die Designer etwas bremsen sollen, irgendwo in Hollywood muss ein Ausverkauf von Halogenspots stattgefunden haben, als das Set gebaut wurde. Überall sind Spots, und wo keine sind, gibt es dennoch zusätzliche Lampen. Das hätte man wirklich deutlich reduzieren können. Ebenso etwas fehl am Platze fühlen sich die zahlreichen Glasscheiben an, auf denen Informationen projiziert werden. Zusammen mit den zahlreichen Konsolen und dem dazugehörenden Personal, wirkt die Brücke so etwas überladen, wenngleich bei einem Film auch ordentlich Action auf der Brücke herrschen muss, und nicht wie bei den Serien man mit einer Hand die Brückenbesatzung abzählen kann. Auch der Speedboatregler für den Warpantrieb stört etwas, wenngleich es eine Anleihe an „Star Trek: Der Film“ ist. Was die Farbgebung angeht, hat man sich an kühles Silber/Weiß/Schwarz gehalten, was zwar im ersten Moment der originalen Serie zu widersprechen scheint, aber wenn man jedoch an die beiden Pilotfilme „The Cage“ und „Spitze des Eisberges“ mit ihrer deutlich geringeren Buntheit, und mehr Grau, Silber und Metallictönen, auf dem Hauptset denkt, passt dieser Aspekt eigentlich wieder ganz gut. Diskussionswürdig ist ebenso die Entscheidung den Maschinenraum in eine Bierbrauerei zu verlagern, einerseits wird er so erstmals seinem Namen gerecht, so ist er doch vollgestopft mit Leitungen, Rohren, Ventilen, riesigen Behältern, und dergleichen, andererseits sieht er eben gar nicht so aus, wie Maschinenräume bisher in Star Trek gezeigt wurden: aufgeräumt, ordentlich, sauber, alles verkleidet und in der Mitte ein großer, leuchtender Warpkern. Wobei festzustellen ist, dass letztgenannter nicht nur im neuen Film fehlt, in der originalen Serie war der auch nicht zu sehen. Was allerdings zweifellos gelungen ist, ist das Design der Props, insbesondere das des Phasers, dieser sieht aus wie ein Phaser aus TOS nunmal auszusehen hat. Die Ohrhörer passen ebenso, nicht so gut beurteilen lassen sich Kommunikator und Tricorder, aber eben nur deshalb, weil sie zuwenig Screentime bekommen, in denen man sie aus nächster Nähe beurteilen könnte. Musik Natürlich ist es schwer, den Soundtrack abschließend zu beurteilen, wenn man ihn noch nicht komplett für sich alleine hören konnte, dennoch ein paar Gedanken dazu. Es handelt sich eindeutig um einen Soundtrack moderner Prägung, ähnlich wie es zum Beispiel Hans Zimmer in den letzten Jahren mehrfach abgeliefert hat. Nicht dass das gut oder schlecht wäre. Wobei allerdings das orchestrale, epochale und zeitlose Gefühl fehlt, das frühere Soundtracks mit sich brachten. Was auch wichtig ist, jedenfalls für Liebhaber der bisherigen Musik ist, dass das Star Trek-Thema nicht vollends vergessen wurde, auch wenn es erst in den End Credits ertönt. Ansonsten hat der Film sein eigenes Hauptthema, das an den entsprechenden Stellen ertönt. Star Wars Im Vorfeld des Filmes war öfters zu hören, er solle mehr wie Star Wars sein, natürlich ist es eindeutig ein Star Trek-Film geworden, aber dennoch gibt es ein paar Stellen, bei denen sich der Gedanke an Star Wars aufdrängt. Auf Delta Vega gibt es eine Szene mit zwei Eismonstern, die eindeutig an „Star Wars: Episode I“ erinnert (mit den großen Fischen, bei der Durchquerung des Ozeans). Und das Design der Raumbasis im Orbit um die Erde weckt auch Erinnerungen an diverse Raumgefährte aus Star Wars, was erst recht nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass zum einen die gleiche Special Effects-Firma am Werk war, und zum Anderen auch ein Teil der Designer an beiden Filmen mitgearbeitet hat. Schwächen Es ist nicht alles Gold was glänzt, und so hat auch dieser Film einige Schwächen, die dafür sorgen, dass er zumindest nicht perfekt ist. An einigen Stellen passt die Handlung doch etwas zu sehr zusammen. Delta Vega zum Beispiel, auf einmal liegt der Planet nicht mehr am Rande der Galaxie, sondern zwischen Vulkan und Erde, ist aber auch so nah an Ersteren dran, dass man das schwarze Loch sieht, das Vulkan verschlingt. Und gleichzeitig wird nicht nur Spock dort ausgesetzt, sondern Kirk gleich mit, und Scotty ist auch schon da. Klaro, man kann's mit den passenden Zufällen auch übertreiben! Oder die Spock/Uhura-Sache, dass er ihr Lehrer ist, ist kein Problem, da gibt es sogar ein paar Sätze aus TOS die dazu passen, aber das was darüber hinaus geht … Nun ja, außer einer Szene in der sie etwas über ihn singt, war's das auch schon, zumal immer Schwester Chapel Mr. Spock angehimmelt hat. Nun gut. Eher in einen Marvelcomic hätte vermutlich die Sache mit der roten Materie gepasst, die ist irgendwie ganz fehl am Platze. Schwarze Löcher zu erzeugen ist aus heutiger Sicht natürlich undenkbar, aber in Star Trek sollte das anders gehen als mit einer komischen Substanz von der man noch nie etwas gehört hat. Paah! Und das Spock Romulus im Alleingang retten soll, klingt doch auch etwas suspekt, die Föderation würde da doch sicher eine ganze Armada von (Forschungs-)Schiffen schicken.Was aber wirklich stört: die Phaser haben auf einmal einen Rückstoß!? Was soll das denn, Phaser haben keinen Rückstoß! Fazit: Auch wenn der Film ein paar Schwächen hat, so gibt es doch nichts, über das man nicht hinweg sehen könnte, wenn man es denn überhaupt bemerkt. Und lässt man diese Kleinigkeiten außer Acht, so hat man einen wirklich gelungenen Star Trek-Film zu bestaunen, der zeigt wie ein Star Trek-Film schon viel früher hätte aussehen sollen. Die Charaktere sind getroffen und haben ihren Platz, die Effekte stimmen, die Geschichte passt. Die Ungereimtheiten im Kanon lassen sich größtenteils durch die Handlung im Film erklären, den Rest kann man leicht ignorieren. Abgesehen davon, gab es ja immer wieder mal Brüche im Kanon, an diese hat man sich ja auch gewöhnt, so sie einem den aufgefallen sind. Oder man hat sich eine mehr oder weniger passende Erklärung zusammengeschustert. Aber auch wenn Abrams, Orci und Konsorten mehrfach betonen, der Film sei Kanon und kein Reboot, so ist er es natürlich doch! Der Bruch mit dem Kanon ist aber wirklich vernachlässigbar, aber eben dennoch mehr oder weniger auf verschiedenen Ebenen vorhanden. Und wollte man wirklich einen Reboot verhindern, so hätte J.J. Abrams kurzer Hand sich die Sets von James Cawleys „New Voyages“ bzw. „Phase 2“ leihen sollen. Ohne diese Projekte runterzumachen, sie haben absolut ihre Berechtigung, aber das breite Publkum, auch die der Star Trek-Fans, will sowas doch nicht wirklich als neuen Star Trek-Film nach sechs Jahren Pause im Kino sehen. Von daher: Beschwerden runterschlucken und den Film genießen. Lieber einen guten Film haben, bei dem man was zu meckern hat, als einen Film bei dem zwar nichts auszusetzen ist (im Fansinne jetzt) der aber für sich genommen eher schlecht ist. Bleibt als Fazit die Empfehlung in den Film reinzugehen, nicht nur wenn man Star Trek-Fan ist, Science Fiction mag, sondern überhaupt, ist er doch ein absolut gelungener Film, der es lohnt gesehen zu werden. Ein wirklich würdiger Neustart für Star Trek. Wertung:9 von 10 Punkten
Max Schmidt
Review von Christian Siegel: Ok, bevor wir mit dem Review beginnen ein "Geständnis": Trotz meiner großen Leidenschaft für Babylon 5 war ich und werde es immer sein: Ein Vollblut-Trekkie. Bereits als Kind haben mich die Abenteuer von Kirk & Co. begeistert, später bin ich dann mit Captain Picard in fremde Galaxien vorgedrungen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Deep Space Nine konnte mich zwar schon immer weniger überzeugen (ich habe die Serie bis heute nicht komplett gesehen), Voyager verlor auch schnell an Reiz (wenn ich da auch bis zum bitter-überfallsartigen Ende drangeblieben bin), und Enterprise sorgte nach den ersten beiden extrem schwachen Staffel mit der Episode "Brutstätte" in Season 3 schließlich für das vorläufige Ende meiner Trekkie-Laufbahn. Wobei das so nicht ganz richtig ist: Auch wenn ich bei Enterprise an dieser Stelle ausgestiegen bin, so hörte ich doch nie auf, ein Trekkie zu sein. Ausgewählte Folgen schaue ich mir immer wieder gerne auf DVD an (die Filme sowieso), während die bereits vor Jahren gestarteten kompletten Durchläufe bei TOS und TNG jeweils immer an der mangelnden Zeit gescheitert sind. Doch nicht nur den alten Star Trek-Abenteuern blieb ich treu, dank einiger durchaus fähigen Autoren konnte ich auf Papier auch neue Geschichten mit den Helden meiner Kindheit und Jugend erleben. Der Literatur-Schiene von Star Trek bin ich also selbst in den letzten Jahren treu geblieben, und habe fast jeden neu erschienenen Roman kurz nach Veröffentlichung verschlungen. Was J.J. Abrams Wiederbelebung des Universums betrifft, so gebe ich unumwunden zu, dass ich zu Beginn eher skeptisch war. Auch wenn mir natürlich bewusst war, dass neue Abenteuer mit Kirk & Co. nur dann erzählt werden können, wenn diese Figuren neu gecastet werden, sträubte sich mein nostalgisches Trekkie-Herz gegen solche "Blasphemie". Und auch was den Kanon betrifft hatte ich so meine Sorgen – immerhin lag genau dort auch bei den späteren Serien, und insbesondere Enterprise, eins der größten Probleme. Zugleich gab es da aber auch eine andere Seite, der bewusst war, dass dieses klammern ans Altbekannte nichts anderes ist als die Angst vor Veränderung, vor etwas Neuem. Und das solch ein Neubeginn auch eine große Chance darstellt. Der erste Trailer hatte mich zwar – mit dem völlig unpassenden Kirk-Einstieg – noch nicht im geringsten überzeugt, und bis zuletzt war ich was Chris Pine betrifft äußerst skeptisch, doch der grandiose zweite Trailer sowie der interessante Prequel-Comic schürten schließlich auch bei mir die Vorfreude auf die Rückkehr des "Star Trek"-Universums auf die große Leinwand. Und so bin ich dann – wie viele andere Trekkies auch – sogar in die Vorpremiere gepilgert (was für einen "Star Trek"-Film das erste Mal war; zur Erinnerung: "Nemesis" hatte ich auf der großen Leinwand sogar überhaupt gleich ausgelassen). All dies zeigt also, dass ich durchaus optimistisch und hoffnungsfroh war, und es mir zunehmend gelungen ist, meine skeptisch-nostalgische Seite – von der dieses Requel (Mischung aus Remake und Prequel) wohl von vornherein keine faire Chance bekommen hätte – in den Hintergrund zu drängen. Einen großen Anteil daran, dass meine Vorfreude in den letzten Wochen ständig gewachsen ist, hatte wohl auch die positive Berichterstattung. Ganz egal wohin man sah, J.J. Abrams "Star Trek" schien bei allen, die das Glück hatten den Film vorab zu sehen, eine Welle der Begeisterung auszulösen. Egal ob relativ unbedarfter Neuling oder alter "Star Trek"-Hase, alle zeigten sich von dieser Neuinterpretation sehr angetan. Alle... außer mir. Nun bin ich es durchaus schon gewohnt, mit meinem Geschmack hin und wieder gegen den Strom zu schwimmen – man denke nur an mein äußerst wohlwollendes Review zum Remake von "Der Tag, an dem die Erde still stand", einem Film, der überwiegend negativ aufgenommen wurde. Aber dass dies gerade bei "Star Trek" wieder passieren musste, finde ich schon äußerst schade - denn glaubt mir, mir wäre nichts lieber gewesen, als wenn mich dieser Film umgehauen und all meine Bedenken Lügen gestraft hätte. Bevor ihr mich jetzt falsch versteht: "Star Trek" ist kein schlechter Film – bei weitem nicht. Tatsächlich zählt er was die "Star Trek"-Reihe betrifft ganz klar zu den besseren Vertretern. Aber... so ganz kann ich die Begeisterungsstürme, die ihm vorauseilen, leider nicht teilen. Und dabei hat alles so vielversprechend begonnen: Die ersten 10 Minuten, mit Nero's Angriff auf die U.S.S. Kelvin, sind sowohl optisch als auch dramaturgisch eine Wucht, und zählen ganz klar mit zum besten, was das Franchise bisher auf die große Leinwand gebracht hat. Wie hier der Tod einer Person mit der Geburt einer anderen kombiniert wird und sowohl Freude als auch Tragik zu einer höchst eigenwilligen Mischung verschmelzen, das hat was. Der Hauptgrund, warum mir diese Szene so gut gefallen konnte, ist aber, dass es ihr als eine der wenigen des Films gelungen ist, mich emotional zu berühren. Es ist ein absolut wundervoller, bewegender Einstieg – schade nur, dass es dem Rest des Films meines Erachtens nicht einmal mehr ansatzweise gelungen ist, an diese vielversprechenden ersten Minuten heranzukommen. Unmittelbar danach folgte dann leider auch schon eine der schlechtesten Szenen des Films, nämlich Kirk's Spritztour im "Oldtimer", die ja ansatzweise bereits aus dem Trailer bekannt war (und mich dort schon nicht im geringsten überzeugen konnte). Gut, ok, durch den Tod seines Vaters ist selbst dieser früher Kirk schon anders als jener aus der unveränderten Zeitlinie, aber seine Darstellung als Adrenalinjunkie, der mit Vollgas auf die Schlucht zufährt, um in letzter Sekunde abzudrehen und sich aus dem Auto zu stürzen, ist mir einfach viel zu übertrieben. Mal ganz abgesehen davon, dass es schon auch irgendwie seltsam wirkt, dass Kirk hier ein ganz normales Automobil steuert. Die darauffolgende kurze Szene mit einem Spock als Kind, der von den anderen aufgrund seiner Herkunft gehänselt wird, ist zwar schon wieder deutlich besser, der Vulkanier in mir stellt jedoch die Logik der Anpöbler in Frage. Haben solche Aktionen nicht immer den Zweck, bei dem anderen und auch sich selbst eine emotionale Reaktion auszulösen – nämlich Schadenfreude aufgrund des Schmerzes des anderen? Nicht sehr vulkanisch, oder? Danach springen wir ein paar Jahre in die Zukunft, und ab hier dreht der Film aus meiner Sicht noch einmal deutlich auf. Kirk's Gespräch mit Captain Pike nach seiner Bar-Schlägerei ist ein weiteres Highlight des Films, wie auch sein kurz darauf stattfindendes erstes Zusammentreffen mit McCoy. Danach machen wir einen weiteren Zeitsprung, diesmal 3 Jahre, und erleben wie Kirk den Kobayashi Maru-Test bezwingt – was ihm allerdings kein Lob einbringt, sondern fast dazu führt, dass er aus der Akademie geschmissen wird. Einer hat es dabei besonders auf Kirk abgesehen: Spock. Zu Beginn herrscht zwischen den beiden nämlich absolute Antipathie, was sich erst nach und nach ändert. Hier bewegt sich "Star Trek" also in sehr konventionellen "Buddy Movie"-Bahnen... Die nächsten Minuten sind noch recht spannend und unterhaltsam: Wie McCoy Kirk an Bord der Enterprise schmuggelt, als die Rekruten einberufen werden, um bei einem Notfall zu assistieren. Kirk's Vermutung, was es mit diesem Notfall auf sich hat, und wie er diese Captain Pike vorträgt. Die darauffolgende Action ist wieder recht packend, wenn auch – was leider für alle Actionszenen des Films gilt – für meinen Geschmack etwas zu schnell und unübersichtlich geschnitten. Leider vermochte es das kurz darauf folgende, durchaus tragische und in seiner Drastik im Star Trek-Universum beispiellose Ereignis nicht im geringsten, mich zu berühren. Ja nicht einmal sonderlich überrascht hat es mich, wobei ich auch nicht wirklich sagen kann, woran das liegt. Jedenfalls war das wieder einmal – wie schon in einigen Filmen zuvor – ein viel zu sauberer (Achtung, Spoiler!)Massen-Exodus(Spoiler Ende), der mich noch dazu viel zu kalt gelassen hat. Ansatzweise bewegen konnte mich nur Spocks Verlust, aber selbst dieser wirkte irgendwie sehr berechnend, so als würde man verkrampft versuchen, dadurch dieses in seiner Größe kaum fassbare Ereignis greifbarer zu machen. Leider aber wurde es dadurch für mich irgendwie reduziert – denn statt sich lange damit auseinander zu setzen, dass hier (Achtung, Spoiler!)6 Billionen Wesen(Spoiler Ende) ihr Leben verloren haben, konzentriert sich der Film fast ausschließlich auf Spocks persönliche Tragödie. Nach ein paar kurzen, überzeugenden Szenen, in der Spock versucht mit seinen Gefühlen der Wut und Trauer klar zu kommen, fällt der Film leider kurzfristig in ein ziemlich großes schwarzes Loch. Von einigen logischen Schwächen und sehr unglaubwürdigen Zufällen mal ganz abgesehen (zu diesen komme ich später gleich) fand ich Kirk's Aufeinandertreffen mit den Eismonstern ätzend, langweilig und einschläfernd. Für mich ganz klar der schlechteste Moment des Films. Der kurz darauf folgende erste Auftritt von Leonard Nimoy zählt dann, aufgrund der Wärme die er im Umgang mit Kirk ausstrahlt, zu den Highlights des Films – nicht zuletzt auch aufgrund einiger bekannter Zitate ("Ich war es, und werde es immer sein: Ihr Freund") – aber selbst das kann nicht gänzlich über die logischen Schwächen, die hier besonders stark zu Tage treten, hinwegtäuschen. Danach begibt man sich dann auch langsam aber sicher Richtung Showdown. Dieser ist längst nicht so packend und spektakulär wie die Weltraumschlacht der ersten Minuten, und da der Ausgang bis auf eine kleine Unsicherheit rund um Christopher Pike eigentlich feststeht, hält sich auch die Spannung in Grenzen. Der Showdown ist zwar nicht schlecht und hat noch einige gute und überzeugende Momente zu bieten, an solch denkwürdige Konfrontationen wie Kirk gegen Khan kommt er aber natürlich bei weitem nicht heran. Nach einer kurzen Szene auf der Erde endet "Star Trek" dann auf die einzig logische Art und Weise. Es ist ein höchst passender und gelungener Abschluss, der das Trekkie-Herz erfreuen wird. Nach dieser – bewusst etwas oberflächlich gehaltenen – Betrachtung der Handlung (ich will ja nicht zu viel verraten) nun ein paar Worte zur Besetzung: Wie schon erwähnt, war ich was Chris Pine betrifft sehr skeptisch. Von seinem Aussehen her schien er nicht wirklich auf Kirk zu passen, und in den Trailern sah ich auch sonst nichts dass mich davon überzeugt hätte, dass er der richtige Mann für diese Rolle ist. Nun, ich will zwar nicht ausschließen, dass es vielleicht noch eine bessere Wahl gegeben hätte, aber alles in allem macht Pine seine Sache sehr gut, und hat mich sicherlich positiv überrascht. Er ist zwar kein zweiter William Shatner, d.h. es fehlt ihm dann doch ein bisschen an dessen Charme, dennoch liefert er eine mehr als anständige Performance ab. Was sowohl bei ihm als auch bei einigen anderen der Schauspieler angenehm auffällt, sind kleine Anleihen bei Gestik und Mimik, die an ihre jeweiligen Vorgänger erinnern, wodurch selbst wenn diese ein wenig anders aussehen mögen ein Gefühl der Vertrautheit entsteht. Gerade auch Chris Pine versteht sich darauf gut – er passt sich immer wieder an die bekannte Körpersprache von William Shatner an, jedoch ohne zu einer reinen Kopie von ihm zu werden. Noch um eine ganze Ecke besser konnte mir allerdings Zachary Quinto als Spock gefallen. Nach den ersten Photos und Trailern war zwar auch nichts anderes zu erwarten, trotzdem ist seine Leistung absolut beeindruckend. Hierbei darf man auch nicht vergessen, dass er sich einer besonderen Herausforderung gegenüberstand, ist er doch der einzige der jungen Schauspieler, der neben dem Original bestehen muss – was ihm mit Bravour gelingt. Er sieht nicht nur wirklich wie ein junger Leonard Nimoy aus, er versteht es auch gekonnt, die innere Zerrissenheit der Figur darzustellen, und seinen verzweifelten Versuch, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten – was ihm nicht immer gelingt. Quinto profitiert hier auch davon, dass das Drehbuch eine deutlich anspruchsvollere Performance von ihm erwartet, als sie Nimoy in der Rolle je zeigen durfte. Auch wenn sich der Film auf Kirk mindestens genau so stark konzentriert wie auf Spock, letzterer ist definitiv das Herz des Films. Die größte Überraschung war für mich allerdings Karl Urban als Pille, den ich in der Rolle einfach nur herausragend fand. Ich gebe zu, dass mich auch sein Casting ursprünglich nicht unbedingt überzeugt hat, aber er hat mich wirklich eines besseren belehrt. Von allen Schauspielern erinnert er was Mimik und Gestik betrifft am deutlichsten an sein Vorbild, und wirkt in der Tat wie ein junger DeForest Kelley. Schade nur, dass er vor allem im späteren Verlauf des Films stark in den Hintergrund rückt und nicht wesentlich mehr oder weniger präsent ist als Sulu, Chekov, Uhura und Scotty. Dadurch wird das aus der Serie bekannte Trio leider ein wenig auf ein Duo reduziert – und Pille ist der Leidtragende. Von den Nebendarstellern tritt vor allem Zoe Saldana positiv hervor – was jedoch auch an ihrer Figur liegt, bekommt doch Uhura im Vergleich zur Serie und den bisherigen Filmen deutlich mehr zu tun. Saldana ist dabei nicht nur unverschämt sexy, sie meistert auch emotionalere Szenen mit Bravour. Es gibt im Film was Uhura betrifft eine Offenbarung, welche die Fans überraschen und einige davon vor den Kopf stoßen wird – mir hat es allerdings sehr gut gefallen, vor allem auch da es die Figur deutlich aufgewertet hat. Ebenfalls eine etwas größere Rolle als von mir erwartet hatte Anton Yelchin als Chekov. Zwar übertreibt man es meiner Ansicht nach – insbesondere zu Beginn – etwas mit dem russischen Akzent, aber davon abgesehen fand ich auch seine Leistung durchaus ansprechend. Sulu hat vor allem zu Beginn in einer recht witzigen Szene sowie dann kurz darauf bei der Außenmission seinen großen Auftritt, bekommt danach aber nur mehr erstaunlich wenig zu tun, aber auch hier fand ich die Darstellung von John Cho recht gelungen. Leonard Nimoy hat zwar nur einen recht kurzen Gastauftritt, aber jede Szene mit ihm zählt ganz klar zu den Highlights des Films. Er ist einfach Spock, und so gut Quinto auch sein mag, Nimoy bringt eine Eleganz, Leichtigkeit und Subtilität in sein Spiel ein, die sein junger Kollege einfach (noch) nicht erreicht. Ein weiterer alter Hase der Schauspielkunst, der den Film deutlich aufwertet, ist Bruce Greenwood als Captain Christopher Pike, der vor allem in den ruhigen Szenen mit Kirk überzeugt. Nicht ganz so zu glänzen vermag Eric Bana, was jedoch weniger an ihm liegt als an der dürftigen Rolle, die man für ihn geschrieben hat. Obwohl uns Nero in einer Szene kurz über seine Vorgeschichte aufklärt, kann man seinen Hass und seinen Wunsch nach Rache nie wirklich nachvollziehen. Die Figur kommt jedenfalls über den Status eines uninteressanten Comicbuch-Bösewichts nie hinaus und bietet Bana so gut wie nichts, um sich schauspielerisch darin zu vertiefen. "Star Trek" ist in erster Linie ein Film über zwei Helden, ihr Gegenspieler ist da nur Mittel zum Zweck. Und so wird Nero den beiden extrem untergeordnet, und eine potentiell interessante Figur wird zu einem reinen Stichwortgeber für die Handlung reduziert. Die größte Enttäuschung war für mich allerdings Simon Pegg als Scotty. Scotty war für mich bei der Original-Serie schon immer der heimliche Held und meine absolute Lieblingsfigur, insofern tut es mir in der Trekkie-Seele weh, was man hier aus ihm gemacht hat. Mal ganz abgesehen davon, dass er erst erstaunlich spät auftritt und man sich zwischendurch doch des öfteren zu fragen beginnt "Wo ist eigentlich Scotty?", ist Simon Peggs Darstellung viel zu eigenwillig. Ich weiß nicht, welche Figur er darstellt, aber der Scotty, den ich aus der Serie und den Filmen kenne, ist es jedenfalls nicht. Er spielt einen völlig anderen, mir gänzlich unbekannten Charakter, der zufällig den gleichen Namen hat, und damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon wieder. Aus meiner Sicht leider ein Totalausfall, und eine echte Schande. Wenden wir uns nun den optischen Aspekten zu. Das Design der "neuen" Enterprise ist eine etwas durchwachsene Angelegenheit. Von außen kann mir das Schiff ja noch recht gut gefallen – wenn ich mich auch frage, warum man die Warpgondeln unbedingt so stromlinienförmig machen musste – aber das Innere der Enterprise hat mich nicht wirklich überzeugt. Die Brücke ist mir dann doch einen tick zu ultra-modern, etwas zu geräumig, vor allem aber viel zu überladen. Überall stehen Glasscheiben = Schirme herum, alles wirkt ein wenig konfus und lässt die klare, leicht verständliche Struktur aus früheren Versionen vermissen. Einen ähnlichen Kultfaktor wie die anderen Brücken wird jene aus diesem neuen Enterprise-Modell jedenfalls meines Erachtens nie erringen. Noch deutlich schlimmer finde ich allerdings den Maschinenraum, dem es völlig an jeglicher Eleganz und optischen Finesse mangelt – stattdessen wirkt er eher wie eine Fabrik. Überhaupt wirken viele Räume dieser Enterprise sehr geräumig, wie riesige Hallen, was dann doch einen sehr starken optischen Bruch darstellt, der mir überhaupt nicht gefallen hat. Zumal die sehr auf realistisch getrimmten Sets wie z.B. der Maschinenraum im starken Kontrast zur hyperstylischen Brücke stehen, was sogar soweit geht dass mir mitunter das Gefühl fehlte, noch auf dem gleichen Schiff zu sein. Ein etwas durchgängigeres Konzept im Design wäre hier aus meiner Sicht wünschenswert gewesen. Die Effekte sind grundsätzlich was die Qualität betrifft natürlich über jeden Zweifel erhaben, hier hat ILM wirklich (wieder einmal) großartige Arbeit geleistet. Zumal die CGI mittlerweile an einem Punkt angelangt ist, an dem man kaum mehr einen Unterschied zu "echten" Modellen erkennen kann. Allerdings... mit der Zeit wurde es mir doch etwas zu viel, und ich wurde der Effekt-Orgie langsam aber sicher etwas überdrüssig. "Star Trek" ist einfach voll von Effekten, teilweise wird man förmlich damit erschlagen. Vor allem im starken Kontrast zur vergleichsweise dünnen Handlung (dazu gleich mehr) muss sich der Film hier den Vorwurf gefallen lassen, zu viel wert auf Äußerlichkeiten und Spektakel zu legen, und die "inneren Werte" zu vernachlässigen. Gut gefallen konnte mir dafür das Sounddesign. Zwar hat man natürlich auch hier einiges erneuert und verändert, und ein paar bisher unbekannte Soundeffekte eingefügt, allerdings finden sich auch viele bekannte Töne wieder, die entweder leicht adaptiert oder gar völlig unverändert übernommen wurden, und trotz des starken optischen Bruchs insbesondere auf der Brücke zumindest ansatzweise Retro-Feeling aufkommen lassen. Die Synchronisation zu bewerten fällt mir immer schwer, wenn ich das Original noch nicht kenne. Die Auswahl der Stimmen erscheint mir grundsätzlich gelungen zu sein, und auch bei der Übersetzung hat man sich ganz offensichtlich große Mühe gegeben, um bestimmte aus der Serie bzw. den Filmen bekannte Sätze wieder genau so wie damals zu übersetzen – auch wenn dies bedeutet, dass man eine eigentlich falsche Übersetzung übernimmt. Leider fallen gerade aufgrund der Sorgfalt, die man sonst hat walten lassen, jene Momente wo die Übersetzung von früher abweicht (so heißt "Leben Sie lange und in Frieden" plötzlich "Mögen Sie lange und in Frieden leben") um so deutlicher auf. Wo wir schon bei den akustischen Aspekten sind: Michael Giacchino's Soundtrack fand ich ebenfalls recht gelungen, wenn auch mit kleineren Schwächen. So verwendet er fast immer die gleichen Instrumente bei seinen Soundtracks bzw. bleibt teilweise halt doch dem für ihn irgendwie typischen Stil treu, weshalb man sich gelegentlich an Melodien aus z.B. "Lost" erinnert fühlt. Außerdem verwendet er das neue Maintheme, so gut es grundsätzlich auch klingen mag, doch ein wenig zu inflationär. Zwar wird das Stück von ihm ständig variiert, aber dennoch... mit der Zeit kennt man die Melodie einfach auswendig, und auch wenn dies gewährleistet dass man nach dem Kinobesuch unweigerlich das neue "Star Trek"-Thema im Kopf hat, so wird es dann doch ein wenig langweilig. Dies gilt natürlich insbesondere für die Szenen gegen Ende des Films, wo man die entsprechende Melodie schon zahlreiche Male gehört hat – und ist genau an dieser Stelle natürlich besonders problematisch, da das Thema gerade dort besonders triumphal gespielt wird, und dadurch an Wirkung beim Zuschauer (oder –hörer) verliert. Bezeichnend: So nett sein Score grundsätzlich auch ist (ich habe ihn mir mittlerweile sogar schon zugelegt), der beste Moment des Soundtracks ist der Abspann, wo die gute alte Star Trek-Melodie von Alexander Courage - mit großem Orchester eingespielt - zu hören ist. Eine der größten Probleme des Films waren für mich die zahlreichen logischen Schwächen, die der Vulkanier in mir wieder einmal ausgemacht hat. Da ich diese einfach nicht besprechen kann, ohne in Spoiler-Territorium vorzudringen, ersuche ich alle die den Film noch nicht gesehen haben den nachfolgenden Absatz zu überspringen! (Aber keine Sorge, ich verrate nichts allzu wesentliches): Nero sitzt also tatsächlich 25 Jahre tatenlos herum, mit einem derart mächtigem Schiff, dass allem was sonst im Quadranten herumschwirrt technologisch um mehr als 100 Jahre voraus ist, bloß um auf Spock und seine rote Materie zu warten? Das ist ja wohl'n Witz. In den 25 Jahren hätte er die Erde 10x zerstören können! Viel schlimmer als das sind aber die unzähligen glücklichen Zufälle, ohne die der Film ganz anders ausgegangen wäre. Vor allem rund um die Handlung auf dem Eisplaneten sind diese so zahlreich, dass sie meines Erachtens eigentlich nicht zu übersehen sind: Kirk wird just auf dem Planeten ausgesetzt wird, auf dem auch Nimoy-Spock zurückgelassen wurde (und auf dem sich noch dazu rein zufällig auch Scotty befindet) - ja, klar. Nimoy-Spock muss sich auch die Frage gefallen lassen, worauf er eigentlich gewartet hat - er konnte ja wohl kaum wissen, das Kirk auftauchen würde, oder? Man fragt sich doch unweigerlich, was passiert wäre, hätte Quinto-Spock Kirk nicht dort ausgesetzt (was übrigens auch eine extrem seltsame und unlogisch wirkende Entscheidung war. Gibt's auf der "neuen" Enterprise etwa keine Arrestzellen mehr?). Wäre Nimoy-Spock ewig in seiner Eishöhle hocken geblieben, statt sich selbst zum Föderationsposten aufzumachen? Wo wir schon dabei sind... wenn es nicht gerade Scotty gewesen wäre in dieser Basis, wären Kirk und Spock aber mächtig im A...llerwertesten gewesen. Was mich ebenfalls nur bedingt überzeugt hat, ist der Humor. Einige Gags haben zwar auch bei mir gezündet, aber insgesamt betrachtet viel zu wenige. Mir persönlich war der Humor stellenweise doch ein wenig zu plump, bzw. fand ich auch einige der Pointen sehr vorhersehbar. Einer der Rohrkrepierer war z.B. alles rund um den in den Röhren gefangenen Scotty – ich weiß nicht, ob es lustig oder spannend sein sollte, jedenfalls hat die besagte Szene beide Ziele verfehlt. Um fair zu bleiben sollte ich jedoch zugeben, dass bei vielen Momenten, die mich persönlich nicht einmal zu einem Lächeln bewegen konnten, der halbe Kinosaal herzhaft gelacht hat. Dies ist also definitiv wieder einmal eine Frage des persönlichen Geschmacks, die jeder anders beurteilen wird. Was jedoch aus meiner Sicht selbst die größten Fans des Films nur schwer abstreiten können, ist die sehr dünne Handlung, die für mich den größten Schwachpunkt von "Star Trek" darstellt. Nun mal ehrlich, die im Zentrum stehende Bedrohung ist alles andere als originell: Ein Verrückter möchte die Erde ausradieren - das ist ja mal ganz was neues! Noch dazu ein Romulaner mit mächtigem Schiff *hust*Nemesis*hust*. Zwar findet sich der eine oder andere Charaktermoment im Film, aber aufgrund der übermächtigen Effekte und der extrem rasanten Inszenierung, die kaum Raum zum durchatmen bietet, wirkt "Star Trek" dann doch vergleichsweise inhaltsarm. Etwas mehr Tiefgang und Zeit für eine Handlung, statt einfach nur von Actionszene zu Actionszene zu hetzen, hätte dem Film jedenfalls meines Erachtens gut getan. Mir ist natürlich bewusst, dass gerade diese flotte Inszenierung vielen gefallen wird, die frühere "Star Trek"-Filme als zu langsam und langweilig empfunden haben, aber mal abgesehen davon dass ich gegen etwas langsam erzähltere Filme ohnehin nichts habe, stellt "Star Trek" wieder genau das andere Extrem dar. Da muss es doch noch einen gesunden Mittelweg geben, oder nicht? Was mich ebenfalls unangenehm überrascht hat, ist der Mangel an berührenden Szenen. Von den bereits positiv hervorgehobenen ersten 10 Minuten mal abgesehen gab es keinen weiteren Moment, der mich emotional berührt hätte – und trotz meiner Angewohnheit, sehr auf Logik in Filmen zu achten würde ich mich jetzt nur bedingt als Kino-Vulkanier einschätzen. Es passieren im weiteren Verlauf der Handlung durchaus noch einige dramatische Dinge, sowohl positiv als auch negativ – doch woran auch immer es gelegen haben mag, keiner davon konnte mich erreichen. Vielleicht war mir das hier neu erfundene "Star Trek"-Universum doch ein wenig zu fremd, als dass ich emotional dazu eine Bindung hätte aufbauen können. Auch das hohe Tempo wird wohl einen großen Anteil daran gehabt haben. Fakt ist jedenfalls: Was die emotionale Wirkung des Films betrifft, war "Star Trek" für mich eine ungeheure Enttäuschung – was wohl auch viel zu meinem Eindruck eines platten Popcorn-Films beigetragen hat. Denn genau das ist der letzte Punkt den ich "Star Trek" vorwerfen muss: Er ist ein recht belangloser Popcorn-Streifen, der ähnlich geringe Ansprüche an seine Zuschauer stellt wie z.B. ein "Fast & Furious 4". Statt ein gehaltvolles Mahl bietet der Film Fast Food für die an Aufmerksamkeitsdefizit leidenden (jugendlichen) Massen. Was mich als Kind und Jugendlicher an Star Trek so angesprochen und mich so fasziniert hat, sind die Ideen, die in TOS und TNG noch an erster Stelle standen. Erst danach kamen die Figuren, und an dritter Stelle standen Action und Abenteuer. Mit DS9, Voyager und Enterprise verlagerte sich der Schwerpunkt zunehmend auf die Action, während die Ideen, für mich die Kernthematik der SF, auf der Strecke geblieben sind. Statt nun, wie man mit der Handlung andeutet, zurück zu den Wurzeln zu gehen, orientiert sich J.J. Abrams sehr actionorientiertes "Star Trek" viel stärker an den späteren, minderwertigen Auswüchsen des Franchise als an die gute alte Zeit, als gehaltvolle Unterhaltung, die Mysterien des Universums und die eine oder andere brisante Thematik im Mittelpunkt standen. "Star Trek" möchte neue Leute für das Universum begeistern, nur frage ich mich, spricht man mit dieser reduzierten, vereinfachten Version wirklich die richtigen Leute an? Bitte versteht mich nicht falsch – als jemand, der wie viele andere auch sein Leben lang damit zu kämpfen hatte, als Trekkie (in gewissen Breiten sogar ein noch größeren Schimpfwort als "Warmduscher") gebrandmarkt zu sein, sobald man mal sein Interesse für dieses Universum bekundet hat, gibt es einen Teil von mir der sich nichts sehnlicher wünscht als dass ein neuer Film genau diese Leute die einen früher belächelt haben an Bord holt. Ein anderer, rachsüchtiger Teil von mir findet es zudem sehr amüsant, sich vorzustellen, wie jemand, der von "Star Trek" bis jetzt nichts gehalten hat, nun auf einmal neugierig wird, sich den ersten Film der Reihe (von einigen ja als "The Motionless Picture" verschmäht) auf DVD oder Blu Ray zulegt, und die darauffolgenden 2 Stunden einen wahren Kulturschock erlebt. Hinter dieser amüsanten Vorstellung steht aber eine durchaus ernste und wichtige Frage: Werden jene, welche "Star Trek" auf diese sehr actionorientierte und rasante Art und Weise kennen lernen, denn die alten Filme und Serien überhaupt wertschätzen können? Und was das betrifft, bin ich nun mal leider eher skeptisch. Zudem glaube ich, dass die Massentauglichkeit von J.J. Abrams "Star Trek"-Film etwas überschätzt wird. Natürlich wird er die Einspielergebnisse der bisherigen Filme in den Schatten stellen, doch angesichts des kolportierten, sehr hohen Budgets muss "Star Trek" einschlagen wie eine Bombe, um als Erfolg gelten zu können. Und was das betrifft bin ich dann doch eher skeptisch. Doch egal ob ich mich damit nun irre oder ich recht habe, ich kann eigentlich nur verlieren: Wird er ein voller Erfolg, wird J.J. Abrams wohl am Erfolgsrezept nicht viel ändern, und der nächste Film wird ähnlich inhaltsleer werden wie dieser hier. Und gerät "Star Trek" wider Erwarten zum Flop, dürfte dies das endgültige Aus für das Franchise bedeuten. Zuletzt stellt sich mir dann auch noch die Frage, in welcher Zeitlinie zukünftige Abenteuer wohl spielen werden. Bei einer Fortsetzung muss man natürlich davon ausgehen, dass man erneut dieses neu geschaffene alternative Universum – nennen wir es J.J.verse – als Schauplatz auswählen würde. Bedeutet dieser Kniff von J.J. Abrams, der es ihm einerseits ermöglicht hat altes mit neuem zu verbinden, jedoch ohne an das was früher kam gebunden zu sein, dass von jetzt an alle Star Trek-Geschichten – sowohl auf der großen als auch der kleinen Leinwand, und in weiterer Folge eventuell auch auf dem Papier – nur mehr in dieser neu geschaffenen Version der Zukunft spielen werden, und das "alte" Star Trek damit für immer gestorben ist? Wenn ja, dann hat "Star Trek" für mich mehr von einem Todesstoß als von einer Wiedergeburt. Denn dann wäre all das was war, alles was in mehr als 40 Jahren mühsam aufgebaut wurde, plötzlich verloren, und das würde ich dann doch sehr schade finden. Wie auch immer, am Ende kann ich nur feststellen: "Star Trek" bietet kurzweilige, aber eben auch sehr oberflächliche Unterhaltung, und ich kann nur hoffen, dass man bei allfälligen Fortsetzungen den Schwerpunkt wieder stärker auf faszinierende Ideen, Inhalt und Tiefgang legt. Denn so unterhaltsam er auch gewesen sein mag, J.J. Abrams Neuinterpretation ist nicht mehr jenes "Star Trek" mit dem ich aufgewachsen bin und dass ich in meinen mittlerweile fast 30 Lebensjahren doch sehr zu schätzen gelernt habe. Fazit: Trotz meiner teilweise sehr kritischen Worte, hat mir "Star Trek" insgesamt gesehen recht gut gefallen. Aufgrund des hohen Tempo's kam kaum Langeweile auf, die Schauspieler waren überwiegend – trotz einiger Skepsis – sehr gut gecastet und füllen ihre Rollen überzeugend aus. Der Film bietet eine wirklich großartige sowie zahlreiche gute Szenen, die zu gefallen wissen, und das Ende ist grandios und macht Lust auf die Fortsetzung. Dennoch, nach all den Lobeshymnen hätte ich mir weitaus mehr erwartet. Action, Effekte und Spektakel waren mir dann doch etwas zu dominant, der Humor hat meinen persönlichen Geschmack nicht immer getroffen, es gab ein paar mäßige bis richtiggehend schlechte Szenen, und auch einige logische Schwächen haben sich eingeschlichen. Auch der etwas klischeehafte und viel zu wenig beleuchtete Bösewicht hat mich nicht wirklich überzeugt. Abschließend muss ich leider festhalten: "Star Trek" ist eine modernisierte Variante des Universums, die mir aber irgendwie minderwertiger vorkommt als das Original. Alles ist auf die heutige Jugend mit Aufmerksamkeitsdefizit ausgerichtet, dementsprechend rasant ist das Tempo, aber dementsprechend inhaltsleer ist das ganze leider auch. Alles ist höher, schneller, größer, weiter - aber deshalb eben nicht notwendigerweise auch besser. Aufgrund der überwiegend gelungenen Besetzung würde ich einer Fortsetzung aber dennoch wohlwollend gegenüberstehen – in der Hoffnung, dass man dann nicht nur die Figuren, sondern auch den Geist der alten "Star Trek"-Serie wieder aufleben lässt. Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Paramount Pictures)
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