Die Heilerin |
Episodennummer: 1x21 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 17.08.1994 Erstausstrahlung D: 10.12.1995 (Pro7) Drehbuch: J. Michael Straczinsky Regie: Lorraine Senna Ferrara Hauptdarsteller: Michael O'Hare als Cmdr. Jeffrey Sinclair, Claudia Christian als Lt. Comdr. S. Ivanova, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari Gastdarsteller: June Lockhart als Dr. Laura Rosen, Mark Rolston als Karl Mueller, Kate McNeil als Janice Rosen, Jim Norton als Ombudsmann Denkwürdige Zitate: Franklin: „If you could start by taking off your clothes...“ Ivanova: „Not without dinner and flowers.“ Kurzinhalt: Dr. Franklin betreibt seit einiger Zeit in den unteren Ebenen eine geheime Praxis, in der er die dort lebenden Menschen, die sich normalerweise keine Gesundheitsversorgung leisten können, gratis behandelt. Doch seit kurzem verliert er mehr und mehr seiner Patienten an eine geheimnisvolle Wunderheilerin, die in den unteren Ebenen operiert. Er beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Anfangs hält er Dr. Rosen für eine Schwindlerin, doch als er das außerirdische Gerät, dass sie zur Heilung benutzt, näher untersucht, wird ihm klar, dass es funktioniert, und dass darin großes Potential steckt – aber auch eine große Gefahr, war es doch ursprünglich zur Ausführung der Todesstrafe konzipiert. Passt man nicht auf und transferiert zu viel Lebensenergie, könnte dies den Spender umbringen. Währenddessen bereitet sich Talia auf die unangenehme Aufgabe vor, einen zur Persönlichkeitslöschung verurteilten Serienmörder zu scannen, ehe er sich dieser Prozedur unterzieht. Und Londo nimmt Lennier unter seine Fittiche, um ihm die verruchteren Gegenden der Station zu zeigen... Synchro-Fehler: Review: Nach dem recht guten "Angriff der Aliens" und dem tollen "Verloren in der Zeit" ist "Die Heilerin" wieder ein Rückschritt in (unter)durchschnittlich unterhaltsame Season 1-Tage, die leider trotz einiger Highlights diese Staffel deutlicher dominiert haben als ich das in Erinnerung hatte. Trotz gleich dreier Handlungen, von denen zwei schließlich ineinander laufen, will nicht so recht Spannung aufkommen. Irgendwie wirkt "Die Heilerin" auf mich auch ein wenig hilflos und will sich in zu viele Richtungen zugleich strecken. Einerseits will sie spannend und dramatisch sein, mit der Mörder-Story, dann moralisch-faszinierend mit der Heilerin und zuletzt witzig mit Londo und Lennier. Von den drei Zielen erreicht die Episode meines Erachtens nur letzteres so wirklich, alles andere ist zwar nicht schlecht, hat ein paar gute Momente und bietet annehmbare Unterhaltung, aber da wäre aus meiner Sicht deutlich mehr Potential drin gewesen - wie spätere Episoden mit teils ähnlicher Thematik ja noch aufzeigen werden. Das beste an dieser Folge ist noch die Story rund um Londo und Lennier's gemeinsamen Streifzug durch die diversen Vergnügungsmöglichkeiten der Station. Bill Mumy und Peter Jurasik bekamen bisher ja noch relativ wenig Gelegenheit, gemeinsam vor der Kamera zu agieren, ergänzen sich hier jedoch wirklich perfekt – vor allem das komödiantische Timing und Talent der beiden sorgt für einige witzige Momente. Unvergesslich, wie Londo beim Poker schummelt, und dann eines seiner... ähm... "Anhängsel" unter einem kalten Wasserkrug festgeklemmt wird. Weniger gelungen ist die Handlung rund um die Heilerin. Zwar von June Lockhart sehr gut dargestellt, erinnert die dort behandelte moralische Thematik doch sehr an Star Trek, und ist für B5-Verhältnisse ungewohnt schlicht und simpel. Vom Grundgedanken her zwar nicht uninteressant und mit einigen gelungenen Ansätzen (wie die Tatsache dass ein Gerät dass ursprünglich zur Durchführung der Todesstrafe gedacht war nun dazu verwendet wird, Leute zu heilen), aber leider mit der Trockenheit eines blassen wirtschaftlichen Vortrages vorgebracht. Und auch die angedeutete Liebesgeschichte zwischen dem Doktor und ihrer Tochter ist ziemlich hanebüchen und wenig überzeugend. Der schwächste Teil der Handlung ist aber ganz klar die Geschichte rund um Rolf Müller. Zwar erhalten wir hier einige interessante und wichtige Informationen zum Rechtssystem auf Babylon 5, aber musste man diesen Kerl gar so eindimensional und oberflächlich anlegen? Rolf Müller ist schlicht und ergreifend ein Monster, aber unheimlich unoriginell und langweilig angelegt, ohne interessante Schichten oder irgend etwas, dass ihn zu einem denkwürdigen Schurken machen würde. Ob JMS dadurch etwa Garibaldi's recht "radikale" Haltung zur Todesstrafe ein wenig entschuldigen bzw. relativieren wollte? Denn bei so einem Monster fällt es natürlich deutlich leichter, sich auf seine Seite zu schlagen, als bei anderen, nicht ganz so durch und durch bösen Verbrechern. Den Vogel schießt aber wieder einmal die Sicherheit ab, als man diesen Kerl doch tatsächlich entwischen lässt. Hier wirken Garibaldi und seine Leute wirklich wie Dilettanten, denn nun mal ehrlich: Mit so einem Fluchtversuch musste man doch nun wirklich rechnen. Das Friede Freude Eierkuchen-Ende (der böse Deutsche ist tot, und Dr. Rosen geheilt) gibt "Der Heilerin" schließlich den Rest... Fazit: Angesichts des kurz bevorstehenden grandiosen Staffelfinales würde Gandalf "Die Heilerin" wohl als "Das tiefe Luftholen vor dem Sprunge" bezeichnen. Die Story rund um Dr. Rosen bietet nur (mageres) Futter fürs Hirn, schafft es aber leider nicht, auch emotional zu berühren. Die Serienkiller-Handlung leidet vor allem unter einer eindimensionalen Konzeption und Darstellung des Täters, und kann maximal noch ein paar interessante Einblicke in das Rechtssystem für sich verbuchen. Doch der einzig wirklich positive Aspekt, der zumindest zwischendurch immer wieder kurzfristig für gute Unterhaltung sorgen kann, ist die Londo-Lennier-Geschichte. Alles in allem ist "Die Heilerin" damit eindeutig zu den schwächeren Episoden der ersten Staffel zu zählen. Wertung: 2 von 5 Punkten Christian Siegel
Produktionsnotizen: Vom Skript zur Folge: Wie für die Drehbücher von JMS üblich gibt es nur sehr wenige Unterschiede im Vergleich zur fertigen Folge. Wieder mal wurde ein kurzer Flashback gestrichen (so hätte sich Talia kurz vor ihrem Scan an ihre schlechten Erfahrungen beim Scan eines anderen Mörders erinnern sollen – siehe "Die Todesbringerin"), und auch auf eine interessante Dialogzeile aus ihrem Gespräch mit Garibaldi musste man in der Episode verzichten: "Das Problem ist, wenn du so tief in einen Geist eindringst, lässt du einen Teil von dir zurück... und nimmst einen Teil der anderen Person mit dir mit. Von jetzt an wird ein Teil von ihm immer in meinem Kopf sein." Um dies zu untermauern, folgt ganz am Ende der Episode noch eine kurze Szene, wo sie sich erneut sowohl an den früheren Mörder als auch an Müller erinnert. „Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 2” Hintergründe zur Produktion der Episode: „Quellen: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 2” „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents” Das sagen die Schauspieler: Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents” Kommentare von JMS Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents” „Konversation“ „Man muß sich tatsächlich mit vielen Themen beschäftigen, wenn man das alles abdecken will. Was ist wirklich die Person - der Geist, die Seele oder der Körper? Wenn eine Person einen Unfall hat und das Gedächtnis verliert, wodurch ihre gesamte Persönlichkeit ausgelöscht wird, ist diese Person dann so gut wie tot? Gibt es keinen Unterschied zwischen Amnesie und Tod? Wenn nicht, warum tötet man dann nicht einfach die Person mit der Amnesie? Aber augenscheinlich gibt es einen Unterschied. Was also ist die Person? Was macht den Tod aus? Wir halten den Tod des Gehirns durch das Aufhören der Gehirnwellen für den Beweis für den eingetretenen Tod. Aber was ist, wenn man die Wellen einfach nur neu anordnet? Außerdem gibt es da noch die Frage der Gerechtigkeit. Wenn die Person tot ist, kann sie nicht mehr viel tun, um den Schaden, den sie in der Gesellschaft angerichtet hat, wiedergutzumachen. Das ist einfach Materialverschwendung. Warum nimmt man also nicht jemanden, der in jeder normalen Gesellschaft zu Tode verurteilt worden wäre, oder gezwungen wäre, den Rest seines Lebens in einer winzigen Zelle zu verbringen, und gibt der Seele und dem Körper eine neue Chance, indem man der Person eine neue Persönlichkeit gibt und sie, wie der Ombudsmann sagt, "der Gemeinschaft dienen läßt, der durch ihre Handlungen Schaden zugefügt wurde"? Schließlich: Wenn die Person tot ist, ist sie tot: vielleicht findet fünf Jahre später jemand einen Beweis für ihre Unschuld. Dann gibt es wenigstens die Chance die ursprünglichen Erinnerungen und das Persönlichkeitsprofil zumindest teilweise wiederherzustellen. Nochmal, bei all dem darf man nicht vergessen, daß wir über eine Raumstation mit begrenztem Platz und Ressourcen reden. Mann kann auf einer so kleinen Station nicht jeden, der jemanden umbringt "einlagern", dann ginge einem praktisch sofort der Platz aus (wenn man auch noch allgemeine Schwerverbrecher und Mordversuche mit einbezieht). Was macht man dann also mit ihnen? Wie erwähnt, wollte die Erde sie nicht und wird auch nicht für ihren Rücktransport zahlen... was bleibt also? Das ist das Dilemma, das ich in dieser Episode aufzeigen wollte... was kann man tun? “ Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt von Christian Siegel
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