Star Trek - TOS: Das Drei-Minuten-Universum |
Stirbt unser Universum den Hitzetod?
Kategorie:
Star Trek (Literatur) -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 30 August 2024 |
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Kurzinhalt: Im Beta Castelli-Sternensytem breitet sich intensive Hitze aus. Schuld daran ist ein Riss im Weltall, in dem sich ein neues Universum ausbreitet. Als die Enterprise der Sache auf den Grund geht, stößt sie auf ein außerirdisches Volk, welches als Beutler oder Plünderer bezeichnet wird. Diese stehen insofern eher im Abseits, als die meisten Lebewesen ihr Aussehen, ihre Geräusche und ihren nicht ertragen können. Nun haben sie eine andere außerirdische Zivilisation angegriffen, die Bewohner eines ganzen Planeten ausgelöscht, und einen sogenannten Baryon-Umkehrer an sich gebracht, mit dem sie den besagten Riss geöffnet haben. So wollen sie die Föderation dazu zwingen, sich ihnen zu ergeben – erst dann wollen sie den Riss wieder schließen. Als Captain Kirk versucht, zu verhandeln, verlangen die Plünderer, dass er zusammen mit zwei weiteren von ihnen bestimmten Offizieren – Chekov und Uhura – an Bord kommt. Will er die Katastrophe verhindern, hat Kirk keine andere Wahl, als der Forderung nachzugeben. An Bord des fremden Schiffes wartet bereits Scotty auf sie, der zuvor von den Beutlern entführt wurde. Kirk und die anderen sind überrascht, als sich herausstellt, dass es sich bei der Crew um Kinder handelt – und der Captain und seine Offiziere ihnen dabei helfen sollen, die Kontrolle über das Schiff zu übernehmen… Review: Für ihren ersten und zugleich einzigen "Star Trek"-Roman hat die Autorin Barbara Paul die sogenannten Beutler oder Plünderer erschaffen – eine außerirdische Spezies, deren Anblick, Geruch und der Klang ihrer Stimmen für die meisten anderen Völker unerträglich ist. Die Idee hat mich ein bisschen an die Dämonen aus der "Invasion"-Quadrilogie (deren erster, bei TOS angesiedelter, Roman von Diane Carey geschrieben wurde), deren Anblick beim Betrachter Angst und Schrecken auslöst. Allerdings geht es zugegebenermaßen bei "Das Drei-Minuten-Universum" noch ein bisschen weiter, da man hier aufgrund der Kombination der verschiedenen, allesamt von ihnen angeekelten Reize mit Übelkeit usw. kämpfen muss. Wie, wenn überhaupt, kann die Verständigung, geschweige denn die Zusammenarbeit, mit so einem Volk gelingen? Dies ist eines der Themen, welches die Autorin hier behandelt. Positiv ist dabei zweifellos, dass sie – für "Star Trek"-typisch – eine optimistisch-hoffnungsvolle Antwort auf diese Frage findet. Es gelingt den Menschen zunehmend, sich daran zu gewöhnen, und auch ohne Schutzvorrichtungen die Anwesenheit der Plünderer – die eigentlich Vinithi heißen – zu ertragen. Ganz so leicht ist der Konflikt aber natürlich nicht zu beseitigen, denn auch wenn die Motivation der Vinithi nachvollziehbar sein mag, und sich die Föderation wohl tatsächlich mehr Mühe hätte geben können, um sie in die Gesellschaft zu integrieren, sind die Taten der Plünderer dennoch nicht zu entschuldigen. Angefangen bei der Öffnung des Risses im Weltraum, über die Erpressung der Föderation, vor allem aber im Hinblick auf die Auslöschung der Bevölkerung eines gesamten Planeten. Was Kirk und die anderen jedoch in moralischer Hinsicht vor eine Herausforderung stellt: Diese Taten wurden nicht von den Vinithi an Bord, sondern den Erwachsenen begannen – die als es auf dem Schiff zu kalt wurde allesamt verstarben. Die jungen Vinithi sind nicht nur unerfahren, sondern auch indoktriniert, und folgen unbeirrt dem großen Plan, der ihnen von den Erwachsenen vorgegeben wurde. Wie also mit ihnen umgehen? Auch hier wählt "Das Drei-Minuten-Universum" am Ende einen hoffnungsvollen Ausklang, als diese zwar gefangen genommen werden, jedoch in der Hoffnung, sie in weiterer Folge rehabilitieren zu können. Eingebettet sind diese Entwicklungen in eine zwar nicht sonderlich mitreißende, aber größtenteils kurzweilige Story. Dem Auftakt rund um den Riss im Weltall, das sich daraus ausbreitende Universum, und die dabei entstehende Hitze, gelang es sofort, mein Interesse zu wecken. Sehr erschütternd war dann die Auslösung des kompletten außerirdischen Volkes; hier gab es einige bedrückende Momente. Und generell war der mangelnde Respekt, den die jungen Vinithi anderen Leben als ihrem entgegenbringen – wie sich z.B. beim sinnlosen Tod von Scottys Begleiter zeigt – erschreckend. In der zweiten Hälfte vollzieht "Das Drei-Minuten-Universum" dann einen tonalen Wechsel, der für mich nicht immer funktioniert hat. Angefangen bei den teils albernen Namen für die Vinithi, über deren (oft kindisches) Verhalten, bis hin zu den ganzen Faxen rund um die Versuche von Kirk, Uhura, Chekov und Scotty, Zwietracht unter ihnen zu säen, wird es doch zunehmend albern. Das spießte sich für mich doch etwas mit den sehr düsteren Momenten davor, aber auch danach – wie z.B. rund um Uhuras traumatische Erfahrung mit und daraus resultierenden riesigen Angst vor Feuer, die sich an einer bestimmten Stelle dann überwinden muss. Wie Paul hier diese in der Serie oftmals leider vernachlässigte Figur aufwertete, war zweifellos ein Plus. Insgesamt hat aber die erste Hälfte von "Das Drei-Minuten-Universum" für mich doch etwas besser funktioniert als die zweite, wo der Humor bei mir nicht immer zündete. Fazit: "Das Drei-Minuten-Universum" ist wieder einmal einer jener TOS-Romane, die man sich gut als eine verlorene Episode der klassischen Serie vorstellen kann. Positiv fand ich dabei vor allem die moralischen Ebenen, angefangen bei der instinktiven Reaktion der Abscheu auf die Plünderer, die es zu überwinden gilt, bis hin zu deren Verbrechen – bei denen die indoktrinierten Kinder jedoch "nur" in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Daraus ergibt sich durchaus einiges an Stoff, der zum Nachdenken und gegebenenfalls Diskutieren anregt. Ein weiteres Plus ist die Art und Weise, wie Barbara Paul die Gelegenheit nutzt, um Uhura nicht nur etwas mehr zu tun, sondern vor allem auch mehr Profil zu geben. Und vor allem in der ersten Hälfte gab es einige starke Momente, die mir nahegegangen sind. In der zweiten vollzieht "Das Drei-Minuten-Universum" dann ein bisschen einen tonalen Wechsel, und wendet sich stärker dem Humor zu. Dies hat für mich dann nicht mehr ganz so gut funktioniert, zumal ich einige der Gags/Ideen auch eher albern als amüsant fand. Grundsätzlich sind aber auch die diesen Teil dann dominierenden Versuche von Kirk, Chekov, Uhura und Scotty, Zwietracht zu säen und so die Oberhand zu gewinnen, durchaus nett mitzuverfolgen, und zeigen vor allem auch Kirk wieder von seiner taktisch-ausgefuchsten Seite – während die Autorin an Bord der Enterprise wiederum die Dynamik zwischen Spock (der das Kommando über die Enterprise hat) und Pille sehr gut einfängt. Insgesamt ein guter Roman, der jedoch in meinen Augen von einem etwas konsistenteren Ton profitiert hätte. Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
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