Star Trek: A Contest of Principles
Ein Sonnensystem am Scheideweg Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 28 Februar 2021
 
Cover (c) Pocket Books
Titel: "Star Trek: A Contest of Principles"
Bewertung:
Autor: Greg Gox
Übersetzung: -
Umfang: 387 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: 10. November 2020 (E)
ISBN: 978-1-9821-13470-4 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Die Besatzung der Enterprise Enterprise soll bei den ersten demokratischen Wahlen auf dem Planeten Vok als unabhängige Beobachter dienen. Dabei treten zwei sehr unterschiedliche KandidatInnen an: Auf der einen Seite die progressive, einem Beitritt zur Föderation zugeneigte Professorin Ceff, die den Planeten in eine neue Ära führen will, auf der anderen Seite den Autokraten General Gogg, der den alten Werten nachtrauert, und Vok lieber in die – stabile – Vergangenheit denn in eine unsichere Zukunft führen möchte. Aus Sicht der Föderation ist klar, welchen Kandidaten man favorisiert, wobei Captain Kirk und seine Crew natürlich zu Neutralität verpflichtet sind. Doch bereits bei der ersten geplanten Debatte kommt es zu einem Zwischenfall; nur in letzter Sekunde gelingt es, ein Attentat auf Ceff zu vereiteln. Während Kirk die Ermittlungen auf dem Planeten unterstützt, wird Doktor McCoy nach Ozalor entführt, wo er Prinzessin Avomora behandeln soll, die an einer mysteriösen Krankheit leidet. Gefangen zwischen seinem hippokratischen Eid und dem Wunsch, seinen Entführern zu entkommen, findet sich Pille in einer Palastintrige wieder, deren Ausgang Auswirkungen auf das komplette Sonnensystem haben könnte. Die Suche nach dem entführten Doktor führt Spock und Christine Chapel indes nach Braco, wo sie auf den dortigen Widerstand stoßen, und von diesem gefangengenommen werden. Eher zufällig findet der Vulkanier dort einen Hinweis auf die innerhalb des Sonnensystems vorherrschende Streitfrage, auf welchem Planeten ihre Zivilisation einst ihren Ursprung nahm…

Review: Die ersten Seiten waren jetzt nicht unbedingt ein verheißungsvoller Einstieg. Natürlich war "Star Trek" auch schon früher oft von aktuellen Ereignissen beeinflusst, und kann in der Art und Weise, wie man bestimmte Probleme, Situationen oder Herausforderung in einen Science Fiction-Kontext setzt, dies einen neuen, frischen Blick auf diese erlauben. Im vorliegenden Fall waren mir die Parallelen aber zu offensichtlich und aufgesetzt. Zumal hier keine entsprechende Anpassung an einen SF-Kontext stattfindet, sondern eine Szene beschrieben wird, die sich genauso gut letzten Herbst in den USA zugetragen haben könnte (und dies teilweise ja auch tat). Dort wird nämlich der Laden eines Verkäufers angegriffen, bloß weil dieser ein "Vote!"-Schild – ganz unabhängig vom Kandidaten, dem man dort dann die Stimme gibt – ausgehängt hat. Auch von diesem Einstieg abgesehen lässt die Wahl zwischen Ceff und Gogg offensichtliche Parallelen sowohl zu den US-Wahlen im letzten Jahr erkennen; wobei einzelne Entwicklungen für mich ein bisschen was von "wish fulfillment" hatten (wobei ich an dieser Stelle jetzt nicht zu viel über den weiteren Verlauf verraten will, aber wer den Roman gelesen hat, wird wohl jene Seiten erkennen, wo Greg Cox ganz offensichtlich seinen eigenen Wünschen für die – als er den Roman schrieb noch anstehenden – US-Wahlen Ausdruck verlieh). Klar kann man jetzt sagen, dass die hier behandelten Themen letztendlich universell sind, und zu jeder Zeit und auf der ganzen Welt gelten. Mir persönlich war der Wahl-Teil der Geschichte aber eben doch zu sehr vom – damals – aktuellen US-Geschehen inspiriert, was "A Contest of Principles" wesentlich weniger zeitlos macht, als viele andere "Star Trek"-Abenteuer.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich zudem seinen Zugang, Kirk, Spock und McCoy auf voneinander größtenteils unabhängige Abenteuer zu schicken. Auf der einen Seite macht dies "A Contest of Principles" durchaus abwechslungsreich, zumal sich die einzelnen Herausforderungen, denen sich das Triumvirat auf ihren jeweiligen Missionen stellen müssen, stark voneinander unterscheiden. Was zwar bedeutet, dass man wohl nicht jeder davon gleich viel wird anfangen können, aber halt auch dafür sorgt, dass man nicht lange warten muss, bis es mit der jeweiligen, von seinem selbst favorisierten, Geschichte weitergeht. Andererseits fehlt dem Roman damit das typische Zusammenspiel zwischen den Dreien, und damit zugleich eine der größten Stärken der klassischen Serie. Immerhin, die Figuren selbst – wie man sich das bei einem so erfahrenen "Star Trek"-Autoren und Fan wie Greg Cox ja auch gar nicht anders erwartet – sind sehr gut getroffen, und in jenen (eben leider sehr raren) Momenten, wo sie Gelegenheit bekommen, miteinander zu interagieren, weckt dies wohlige Erinnerungen an die meines Erachtens nach wie vor beste und kultigste Trek-Serie; oder auch – im Hinblick auf meine ja doch eher verhaltene Meinung zum aktuellen "Star Trek" – die gute alte Zeit (im Übrigen habe zumindest ich McCoys abschließenden Kommentar als kleinen Seitenhieb auf "New Trek" verstanden; gebe aber zu, dass dies eher an mir als Leser denn an Greg Cox als Autor liegen könnte). Was nun die drei separaten Geschichten betrifft, so muss ich sagen, dass mir jene von McCoy am besten gefallen konnte. Alles rund um Kirk war allerdings auch recht gelungen; lediglich die Story von Spock und Chapel fiel für mich doch etwas ab. Wie ich generell fand, dass der Roman doch ein wenig zu lang war, und ihm im Verlauf der Erzählung ein bisschen die Luft ausging. Und generell sei angemerkt, dass hier doch eher Freunde der kopf- statt der actionlastigen Unterhaltung auf ihre Kosten kommen werden; wobei dies eigentlich angesichts des Titels irgendwie auch von vornherein nicht anders zu vermuten war ;-).

Fazit: "A Contest of Principles" ist ein solider, während Kirks erster Fünfjahresmission angesiedelter Roman, bei dem – wie der Titel schon erahnen lässt – eher der Inhalt denn die Action im Mittelpunkt steht. Greg Cox hat hier, insbesondere in der Handlung auf Vok, doch einiges zu sagen – doch auch wenn ich das grundsätzlich durchaus zu schätzen weiß, waren mir die Parallelen aufs (damals) aktuelle US-Geschehen doch etwas zu ausgeprägt. Ein wenig offensichtlich und damit allgemeingültiger hätte es Cox ruhig machen dürfen; so hingegen wirkt "A Contest of Principles" doch sehr stark wie ein Kind seiner Zeit, und wie ein Roman, den er wohl vier Jahre früher oder später in dieser Form nicht geschrieben hätte. Etwas zwiespältig sehe ich auch, dass Kirk, Spock und McCoy größtenteils voneinander getrennt sind. Auf der einen Seite schafft es Greg Cox sehr gut, jedem von ihnen seine eigene Aufgabe mit auf den Weg zu geben, und machen diese parallelen Handlungsstränge den Roman durchaus abwechslungsreich. Andererseits vermisste ich aber das typische Zusammenspiel dieses ungeschlagenen "Star Trek"-Triumvirats. Und ein bisschen zu lang geraten ist "A Contest of Principles aus", wobei ihm meinem Empfinden nach dann vor allem in der zweiten Hälfte ein bisschen die Luft ausging. Dafür besticht der TOS-Roman mit Cox' Gespür für die Figuren, dem klassischen Setting in der meines Erachtens immer noch besten "Star Trek"-Ära, sowie einer interessanten und abwechslungsreichen Handlung. Insgesamt mag "A Contest of Principles" zwar nicht perfekt sein, wen es jedoch wieder mal nach klassischer(er) "Star Trek"-Unterhaltung dürstet, der sollte bei Greg Cox' jüngstem Streich durchaus auf seine/ihre Kosten kommen.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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