Renegades: The Requiem
"Star Trek"-Fanfilm ohne "Star Trek" Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 21 Dezember 2020
 
Advents-SPECiAL

 
Renegades: The Requiem
Originaltitel: Renegades: The Requiem
Produktionsland/jahr: USA 2017
Bewertung:
Studio/Verleih: Atomic Studios
Regie: Tim Russ
Produzenten: U.a. Stuart Cornfeld, Marc Boyman & Kip Ohman
Drehbuch: Marc Cushman, Michael Koogler, Susan Templeton & Walter Koenig
Filmmusik: Alastair Adams, Max McGuire & Dennis McCarthy
Kamera: Matthias Schubert & David Desio
Schnitt: John Gilbert
Genre: Science Fiction
Internet-Release: 31. März 2017
Laufzeit: 55 Minuten
Altersfreigabe: keine Einstufung
Ansehen: YouTube (Teil 1)
Mit: Walter Koenig, Adrienne Wilkinson, Terry Farrell, Robert Beltran, Nichelle Nichols, Gary Graham, Aron Eisenberg, Tim Russ, Corin Nemec, Bruce A. Young, Manu Intiraymi, Cirroc Lofton u.a.


Kurzinhalt: Nach dem Angriff auf die Erde, der von der Renegades-Sondereinheit gerade noch so verhindert werden konnte, wird der Admiral auf eine Verschwörung in den Reihen der Konföderation aufmerksam. Offenbar ist ein groß angelegter Angriff auf die Heimatplaneten der Mitgliedsstaaten geplant. Um diesen zu verhindern, greift er neuerlich auf das mittlerweile bewährte Team rund um Captain Lexxa Singh zurück. Doch nicht zuletzt da deren Crew erst kürzlich ein paar schmerzliche Verluste hinnehmen musste, erhält sie bei dieser wichtigen Mission zusätzliche Unterstützung. So schließen sich u.a. ein Klon von Jada – ihr Original wurde vor einigen Jahren getötet – und auch der Barkeeper Cordero – der lange ein Offizier der Flotte und in einem anderen Teil der Galaxis gestrandet war – an. Aber auch Captain Alvarez, den mit Captain Singh eine Fehde verbindet, schließt sich ihnen an. Und, nicht zuletzt: Auch der Admiral selbst beschließt, an dieser wichtigen Mission persönlich teilzunehmen. Doch diese wird von der Crew der Icarus ein großes Opfer erfordern…

Review: Szenenbild. Zwischen der Veröffentlichung des "Star Trek"-Fanfilms "Renegades" und der Produktion von "Renegades: The Requiem" hat sich im Fandom einiges getan. CBS waren die erfolgreichen Crowdfunding-Kampagnen – und dabei insbesondere jene rund um Axanar – in Verbindung mich einem hochprofessionellen Endergebnis (und vielleicht sogar noch mehr, dass diese Fan-Produktionen bei einem nicht unwesentlichen Teil alteingesessener Trekkies – mich übrigens eingeschlossen – wesentlich besser ankamen, als die aktuellen offiziellen Produktionen) ein Dorn im Auge. Weshalb man zuerst die Crew hinter Axanar klagte, und schließlich Regeln für Fanfilme ausgab. Diese besagen unter anderem, dass solche nicht länger als 15 Minuten sein (was dem Begriff "Fanfilm" eigentlich von vornherein ad absurdum führt) und nicht zuletzt auch keine aus "Star Trek"-Produktionen bekannten DarstellerInnen casten dürfen. Damit stand das Team hinter "Renegades" mit einem Schlag vor den Scherben ihres ambitionierten Projekts, von dem sie ursprünglich hofften, CBS dazu bewegen zu können, aus "Renegades" eine offizielle "Star Trek"-Serie zu machen. Vor allem aber machte es im Hinblick auf den zu diesem Zeitpunkt bereits in Vorproduktion befindlichen Nachfolger einige große Änderungen erforderlich.

Für den Zuschauer bedeutet dies einiges an Umgewöhnung. Weil: Es sind natürlich immer noch die gleichen Figuren, nun aber teilweise mit geänderten Namen, und vor allem, ohne erkennbaren Bezug zu "Star Trek" mehr. Und trotzdem wissen wir halt genau genommen, dass der namenlose Admiral natürlich Pavel Chekov ist, es sich bei Kovok um Tuvok handelt, und so weiter. Gleiches gilt natürlich für so manche neue Figur, die hier hinzukommt. Jada ist ganz eindeutig Jadzia, Cordero in Wahrheit Chakotay, und so weiter. Und doch ist das ganze irgendwie sehr irritierend, und reißt einen auch irgendwie ständig aus der Illusion und der Geschichte raus. Praktisch jede Sekunde schreit uns der Film an "Wir wissen, dass ihr wisst, wer das eigentlich ist, auch wenn er anders heißt und vielleicht auch ein bisschen anders aussieht, aber wir dürfen den echten Namen halt nicht mehr nennen, zwinkerzwinker". Und ja, ich weiß auch nicht, wie man das anders/besser hinbekommen können, aber komisch ist es halt irgendwie schon. Wobei, das sollte ich auch gleich sagen, ich da echt eher CBS einen Vorwurf mache, weil diese Fanfilmregeln letztendlich praktisch den Tod von solchen Fanproduktionen bedeuten. Und das, obwohl diese gerade auch in der "Star Trek"-freien Zeit (soweit es das Fernsehen betrifft, spricht die drei Kelvin-Timeline-Filme jetzt mal außen vor gelassen) zwischen "Enterprise" und "Discovery" maßgeblich dazu beitrugen, die Franchise-Fahne hochzuhalten. Aber egal wem man nun daran die Schuld gibt, das Ergebnis ist ein ziemlich seltsamer Hybrid, da es einerseits kein "Star Trek"-Fanfilm, andererseits aber halt auch (noch) keine gänzlich eigenständige Produktion ist. Darauf muss man sich einlassen können.

Szenenbild. Schafft man dies, erwartet einen auch mit "Renegades: The Requiem" wieder eine beachtliche Fan- bzw. Independent-Produktion. Zwar hatte ich den Eindruck, dass man diesmal – möglicherweise, weil das Geld nicht ganz so "locker" saß wie beim Vorgänger – noch stärker als dort schon auf digitale Sets setzte. Und natürlich muss man bei so einem Film was die Produktionsqualität generell immer gewisse Abstriche machen. Etwas schade auch, dass man sich gewisser Charaktere, deren DarstellerInnen für die Fortsetzung nicht mehr zur Verfügung standen, auf doch eher unzeremonielle Art und Weise entledigt. Der Plot, wo diesmal überhaupt gleich das Schicksal aller Völker der Konföderation auf dem Spiel steht, ist um nichts einfallsreicher und/oder mutiger als der letzten Kinofilme (Muss es echt unbedingt immer ein derart groß angelegtes Bedrohungsszenario sein?) Vor allem aber: mit einer Laufzeit von unter einer Stunde wird "The Requiem" eher wie ein etwas längerer Epilog zu "Renegades", als wie eigenes, vollwertiges Abenteuer. Sieht man über diese Dinge hinweg, wird man jedoch auch hier wieder mit einem kurzweiligen Film belohnt, der mit einigen "Star Trek"-Alumni, beachtlichen Effekten, einem im Vergleich zum Vorgänger wesentlich besseren Score, sowie einem heroischen Abschluss der Geschichte von Pavel Chekov – sorry, ich meine natürlich, des "Admirals" – aufwartet.

Fazit: So gut wie der Vorgänger ist "The Requiem" leider nicht mehr. Aufgrund der geringen Laufzeit wirkt das Ganze doch eher wie ein Epilog/Nachschlag zu "Renegades", als wie eine eigene Geschichte. Dass selbst in den Fanfilmen ausgelutschte Bedrohungsszenarien dominieren, enttäuscht mich ebenfalls ein bisschen. Vor allem aber leidet das Ganze unter den geänderten Fanfilm-Regeln, die seitens CBS zwischen der Produktion beider Filme herausgegeben wurden, und die nun dazu führten, dass alle Referenzen auf "Star Trek" entfernt werden müssten. Da einem als Trekkie aber dennoch bewusst ist, dass es sich eigentlich ja eben um Jadzia, Chakotay, Tuvok, Chekov usw. handeln soll, gibt es eine gewisse Dissonanz zwischen Intention und Inhalt. Schafft man es jedoch, darüber hinwegzusehen, und trotz leicht verändertem Aussehen und anderen Namen die guten alten "Star Trek"-Figuren darin zu sehen, lässt sich auch mit "The Requiem" durchaus wieder Spaß haben – wobei man selbst dann festhalten muss, dass "Star Trek: Renegades" der rundere und bessere Film war. So oder so finde ich es jedenfalls schade, dass es CBS für notwendig erachteten, solchen beherzten Fanproduktionen in Form der Fanfilm-Regeln gleich mehrere Knüppel zwischen die beide zu werfen – weswegen auch die weitere Zukunft von "Renegades" momentan noch in den Sternen steht.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Atomic Studios)


Weiterführende Links:
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