Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast
Gar fürchterlich-billiges DTV-Sequel zur Reihe Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 26 Oktober 2019
 
Halloween-SPECiAL

 
Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast
Originaltitel: I'll Always Know What You Did Last Summer
Produktionsland/jahr: USA 2006
Bewertung:
Studio/Verleih: Original Film/Sony Pictures
Regie: Sylvain White
Produzenten: U.a. Erik Feig, Nancy Kirhoffer, Amanda Cohen & Neal H. Moritz
Drehbuch: Michael D. Weiss
Filmmusik: John Frizzell
Kamera: Stephen M. Katz
Schnitt: David Checel
Genre: Horror/Thriller
Heimkino-Premiere Deutschland: 24. Oktober 2006
Heimkino-Premiere USA: 22. August 2006
Laufzeit: 92 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Brooke Nevin, David Paetkau, Torrey DeVitto, Ben Easter, Seth Packard, K.C. Clyde, Clay Taylor, Michael Flynn, Britt Leary, Star LaPoint u.a.


Kurzinhalt: Ein Jahr nach Ben Willis Rachefeldzug, und somit zwei Jahre nach jener schicksalhaften Sommernacht, in dem Julie und ihre Freunde bei einem Autounfall diesen überfahren hatten, hat Julie ihr Trauma immer noch nicht überwinden. Vor allem die Tatsache, dass Ben Willis Leiche nie gefunden wurde, setzt ihr zu. Ist er etwa immer noch irgendwo dort draußen, und lauert nur auf seine nächste Chance, um bittere Rache zu nehmen? Sie ist dementsprechend verschreckt, leidet unter schweren Alpträumen, und traut sich kaum aus dem Haus. Mit einem Kurzurlaub auf den Bahamas, den sie über den Radiosender vom College gewonnen haben, wollen ihre Freunde Julie auf andere Gedanken bringen. Keiner von ihnen ahnt, dass es sich um eine Falle handelt, und der Killer nur dafür sorgen will, dass sich Julie und ihre Freunde an einem einzelnen, aufgrund der Sturmsaison von der Außenwelt abgeschnittenen Ort befinden, um sie einen nach dem anderen auf brutale Art und Weise zu ermorden…

Review: Szenenbild. Bevor ich mich über dieses Machwerk auslasse, seien zuerst fairerweise die drei wenigen, aber zumindest ansatzweise gelungenen Momente hervorgehoben: Die Gondelszene litt zwar so wie der gesamte Film am fehlenden Geld, dem furchtbaren Schnitt und dem mangelnden Talent des Regisseurs (und der DarstellerInnen), war aber zumindest vom Gedanken dahinter ganz nett. Der Callback zum ersten – insofern, als man in weiterer Folge den Killer an einer Stelle überfährt – war auch ein netter Einfall. Und der letzte Kill war ebenfalls nicht ganz uninspiriert. Davon abgesehen ist "Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast" ein DTV-Sequel der schlimmsten Sorte: Ein furchtbarer, billiger, und furchtbar billiger Scheißdreck, der abseits des Konzepts hinter und dem Aussehen des Killers über keinerlei Verbindung mehr zur Reihe verfügt, und deren (IMO ohnehin schon nicht überragende) Qualität in keiner Sekunde und in keinerlei Hinsicht auch nur ansatzweise erreicht.

Die billige Optik ist dabei zweifellos eines der größten Probleme des Films. Vor der Jahrtausendwende musste man auch für ein DTV-Sequel eine halbwegs vernünftige Kamera kaufen/mieten, und Filmmaterial beziehen. Sprich: Man merkte ihnen zwar vielleicht von Ausstattung, Besetzung, einer generell kleineren Produktion (weniger Statisten und/oder Spektakel) usw. ihre DTV-Herkunft an, nicht aber rein optisch. Mit den 0er-Jahren entwickelte sich jedoch die digitale Filmtechnik; die war zwar von Anfang an – eine entsprechende Investition in hochwertige Digitalkameras vorausgesetzt – kaum von Film zu unterscheiden (wobei es natürlich auch Ausnahmen gibt, wie z.B. "Public Enemies", wo Michael Mann aus mir unverständlichen Gründen ganz bewusst auf diese an billige Camcorder erinnernde digitale Optik setzte), machte es jedoch zugleich möglich, mit relativ billigen Digitalkameras entsprechend billig (und ohne in Filmmaterial investieren zu müssen) Filme zu drehen – denen man dies aber halt leider auch deutlich ansieht. "Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast" ist nun genau so ein Film: Er sieht aus, als wäre er auf einem Hobby-Camcorder gedreht worden, wie wir ihn wohl alle – bevor sie vom Smartphone ersetzt wurden – früher für z.B. Urlaubsvideos oder zum Festhalten besonderer Ereignisse verwendet haben. Dementsprechend kacke, billig, amateurhaft und un-filmisch sieht das Endergebnis aus. Leider hat man das aufgrund der verwendeten Technik gesparte Geld nicht etwa dafür genutzt, um es in anderen Bereichen einzusetzen. Die sind nämlich nicht minder billig, wobei vor allem die Laiendarsteller auf C-Niveau viel ruinieren. Aber auch sonst sieht man dem Film das nicht vorhandene Geld in jeder Sekunde an. Besonders furchtbar fand ich an "Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast" den teils unnötig hyperaktiven Schnitt, mit dem man dem Film wohl eine ansonsten nicht vorhandene Dynamik verleihen wollte. Auch die ausgewaschenen Farben, die ihn extrem fad aussehen lassen, helfen ihm nicht. In erster Linie ist es aber das Drehbuch, angefangen bei den uninteressanten Figuren, zu denen man keinerlei Bindung aufbaut, über so manch dämliche Aktion der Protagonisten, bis hin zum bescheuerten übernatürlichen Twist, der dem Film das Genick bricht. Da hilft es auch nicht, wenn Regisseur Sylvain White als so ziemlich einziger an diesem Machwerk beteiligter da und dort einen Hauch von Talent (welches er ein paar Jahre später in "The Losers" unter Beweis stellen konnte) erkennen lässt. Gegen den billig-dilettantischen Rest des Films kommt er einfach nicht an.

Fazit: Szenenbild. Im gleichen Jahr wie "Ich werde immer wissen, was du letzten Sommer getan hast" ist auch der österreichische Slasher "In 3 Tagen bist du tot" erschienen, der eindeutig von "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" inspiriert war (und diesen aus meiner Sicht sogar nochmal deutlich übertraf). Anstatt den gleichen Weg zu gehen und sich zwar vom 90er-Teenie-Slasher inspirieren zu lassen, das Konzept aber ausreichend umzuwandeln, so dass doch wieder was eigenes und eigenständiges herauskommt, hielt es irgendjemand für eine gute Idee, ein saubilliges DTV-Sequel zu den beiden Kinofilmen zu drehen, das noch dazu abseits der Legende rund um den Killer im Regelmantel mit Hakenhand über keinerlei Verbindung zu diesen verfügt. Wer immer das war: Ich hoffe sehr, er wurde im Jahr darauf mit "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast"-SMS für das bestraft, was er damit dem zwar nie überragenden, bis dahin aber soliden Franchise angetan hat. Denn einzelne nette Ideen – wie die Szene mit der Gondel – sind letztendlich viel zu wenig, um gegen die billig und mit den ausgewaschenen Farben auch fade Optik, das schwache Drehbuch, die laienhaften Darsteller, und vor allem auch dem grauenhaft-hyperdynamischen Schnitt anzukommen.

Wertung:1 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2006 Sony Pictures)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2019





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