Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen |
Paul Schraders ursprüngliche Version des Prequels
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 21 Oktober 2016 |
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Kurzinhalt: Während des Zweiten Weltkriegs musste Pater Merrin mit eigenen Augen ansehen, zu welchem Grauen die Menschen fähig sind – und hat dadurch seinen Glauben an Gott verloren. Mittlerweile arbeitet der ehemalige Priester als Archäologe, und bereist als solcher die ganze Welt, um historische, und oftmals auch religiöse Stätten auszugraben. Sein jüngster Auftrag führt ihn nach Ostafrika, wo man nach einem Sandsturm auf das Dach einer alten Kirche gestolpert ist, die scheinbar vor langer Zeit verschüttet wurde. Als man jedoch die ersten Steine freilegt, zeigen sich diese noch überraschend gut erhalten. Fast wirkt es so, als wäre sie nicht von Sandstürmen bedeckt, sondern vielmehr kurz nach der Fertigstellung ganz bewusst und absichtlich vergraben worden. Nachdem man sie nun freigelegt hat, mehren sich die seltsamen Vorfälle, und fast scheint es so, als wäre das Dorf vermehrt vom Wahnsinn befallen. Welches Übel hat man hier nur freigelegt? Um den Dämon zu verbannen, der von einem einheimischen Jungen Besitz ergriffen hat, muss Merrin seinen Glauben wiederfinden… Review: ![]() Als jemand, der sich vorsichtig ausgedrückt nicht gerade zu den größten Fans der Reihe zählt, und gerade auch den hochgelobten und vielgeschätzten ersten Teil für heillos überbewertet hält, bin ich vermutlich nicht der Richtige, um ein Urteil darüber zu treffen, inwieweit das Studio recht hatte, als sie Schraders Film ablehnten (wobei es ihnen zugleich hoch anzurechnen ist, dass sie ihm schließlich doch noch die Gelegenheit gaben, ihn ansatzweise abzuschließen und das Ergebnis dann quasi als Gegenentwurf dank eines DVD-Releases auch einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen, so dass sich jeder sein eigenes Bild machen kann) – denn auch wenn ich ihn nicht wirklich gut fand, fand ich ihn immerhin noch etwas besser als das öde Original. Am besten konnte mir dabei der wirklich ungemein düstere Einstieg rund um sein einschneidendes Erlebnis während des zweiten Weltkriegs gefallen. Das war absolut erschütternd. Nach diesem starken Beginn schläft der Film jedoch eher ein, und wird mit der Zeit doch ziemlich zäh. Zwar gibt es vereinzelte ganz nette Momente und gelungene Szenen, wie z.B. der Zusammenschnitt zwischen der Geburt des (toten) Kinds des Häuptlings, der plündernden Soldaten und der Operation an Cheche, oder auch rund um den langsam um sich greifenden Wahnsinn im Dorf, mit dem durchdrehenden Major, oder dem Angriff auf die Schule. Und auch zwischen Merrin und Lesno gab es den einen oder anderen netten Moment, z.B. wenn sich diese an ihre Zeit im Konzentrationslager erinnert. Zwischen diesen gelungenen Szenen dominiert jedoch die Ödnis, und vor allem im Mittelteil beginnt er sich doch ordentlich zu ziehen. Darüber hinaus leidet der Film darunter, dass man Schrader zwar die Möglichkeit gab, seine Version soweit als möglich fertig zu stellen, dafür jedoch praktisch kein Geld mehr zur Verfügung stellte, worunter insbesondere die wenigen CGI-Szenen leiden. Das Rudel Kojoten oder auch die Schlange zählen zu den schlechtesten Tricks, die ich je in einem Hollywood-Film gesehen habe, und lassen selbst den berühmt-berüchtigten Hirsch aus "Ring 2" lebensecht erscheinen. Und auch die Mischung aus Kritik an der Menschheit, und zu welchem Bösen wir fähig sind, mit einem Plot über dämonische Besessenheit – wo das Böse ja quasi nicht von innen, sondern von außen kommt – hat für mich nicht wirklich funktioniert, da dies die gesellschaftskritische Message des Films unterminierte. ![]() Fazit: Als jemand, der "Der Exorzist" für den meistüberschätzten Horrorfilm aller Zeiten hält, bin ich wohl der falsche, um zu beurteilen, inwiefern es sich bei "Dominion" um ein würdiges Sequel handelt, und das Studio somit die richtige oder eben falsche Entscheidung traf, als sie diesen ablehnte und von Renny Harlin praktisch einen völlig neuen Film inszenieren ließ. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich kann es einerseits verstehen, da "Dominion" eher in die Kunstfilm als in die kommerzielle Richtung geht; und besonders gut ist er in der Tat nicht. Sooooo ungemein schlecht dass man ihn gleich erst gar nicht ins Kino bringt und lieber einen neuen Film drehen lässt, fand ich ihn jetzt aber auch nicht wirklich. Da ist aus Hollywood sowohl davor als auch danach deutlich schlimmeres auf die Welt losgelassen worden. Sehr gut gefallen konnten mir dabei vor allem Merrins erschütternde Vorgeschichte während des zweiten Weltkriegs, sowie seine finale Konfrontation mit dem Dämon. Zwischen diesen beiden Höhepunkten ist "Dominion" jedoch teilweise sehr zäh, und hatte nur vereinzelte gute, hervorstechende Momente zu bieten. Gruselig fand ich ihn persönlich zudem zu keinem Zeitpunkt – allerdings ist das in meinem Fall ein Kritikpunkt, den er sich mit dem Original teilt, weshalb ich mir schwer damit tue, ihm einen Strick daraus zu drehen. Letztendlich halte ich "Dominion" aber in erster Linie aus filmhistorischer Sicht für interessant, da sich in Verbindung mit "Exorzist: Der Anfang" die seltene Gelegenheit ergibt, eine ähnliche Geschichte aus der Sicht zweier konträrer Regisseure bzw. Visionen zu erleben. Das allein macht ihn für alle Exorzist-, Horror- oder auch einfach nur Film-Begeisterte schon sehenswert. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2005 Warner Bros.)
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