Mörderspinnen
Kultiger B-Movie-Horror mit William Shatner Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 19 Oktober 2016
 
Halloween-SPECiAL

 
Mörderspinnen
Originaltitel: Kingdom of the Spiders
Produktionsland/jahr: USA 1977
Bewertung:
Studio/Verleih: Arachnid Productions/United Artists
Regie: John 'Bud' Cardos
Produzenten: U.a. Igo Kantor & Jeffrey M. Sneller
Drehbuch: Richard Robinson & Alan Caillou
Filmmusik: Jerry Goldsmith (Archivmaterial)
Kamera: John Arthur Morrill
Schnitt: Igo Kantor & Steven Zaillian
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 29. Juni 1978
Kinostart USA: November 1977
Laufzeit: 97 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: William Shatner, Tiffany Bolling, Woody Strode, Lieux Dressler, David McLean, Natasha Ryan, Altovise Davis, Joe Ross, Marcy Lafferty u.a.


Kurzinhalt: Der plötzliche Tod einer Kuh gibt nicht nur dem betreffenden Farmer, sondern auch Rack Hansen, seines Zeichens Tierarzt von Verde Valley, Rätsel auf. Da er sich auf die Verendung des Tieres keinen Reim machen kann, schickt er eine Blutprobe an eine nahegelegene Universität. Wenige Tage später kommt die Arachnologin Diane Ashley in die Stadt, und offenbart Rack, dass die Kuh an einer hohen Dosis Spinnengift gestorben ist. Anfangs ist Rack noch überaus skeptisch, wäre doch eine große Anzahl Spinnen verantwortlich, um den Tod eines so großen Tieres auszulösen. Zumal Spinnen nicht dafür bekannt sind, derart große Beute anzugreifen. Dann jedoch findet man weitere Tiere, die auf die gleiche Weise verendet sind. In der Nähe der Farm stößt man zudem auf einen Hügel, auf dem es vor Taranteln nur so wimmelt. Diane findet schließlich heraus, dass deren Gift deutlich stärker ist, als das bisher von der Spezies bekannt war. Als ein erster Versuch, sich der gefährlichen Spinnen zu entledigen scheitert, stellt sich die Frage, wie Camp Verde gegen die Tarantel-Epidemie ankommen soll…

Review: Szenenbild. Im Großen und Ganzen bin ich, was meinen Film- und Fernsehkonsum betrifft, sehr behütet aufgewachsen. Dies gilt natürlich insbesondere fürs Elternhaus, aber selbst in meinem Freundeskreis war Horror wenig angesagt. Dort dominierten Actionkracher – gerne auch aus dem B-Movie-Bereich, und je brutaler, desto besser – sowie Science Fiction. Dementsprechend habe ich in meiner Kindheit und Jugend nur sehr wenige echte, reinrassige Horrorfilme gesehen. Eine der wenigen entsprechenden Ausnahmen, an die ich mich auch noch genau erinnern kann, war "Mörderspinnen", über den ich in noch recht jungen Jahren (die Alterszahl war jedenfalls noch einstellig; genauer traue ich es mich aber nicht mehr einzugrenzen) zufällig gestolpert bin. Nun bin ich Spinnen gegenüber eher abgeneigt, auch wenn ich nicht von einer klassischen Phobie sprechen würde. Und bis zum heutigen Tag könnte ich nicht sagen, ob das einfach schon immer so war, einfach weil ich so gepolt bin, oder ob dies zumindest bis zu einem gewissen Grad von "Mörderspinnen" beeinflusst wurde. Wie auch immer: Seit der Kindheit hatte ich ihn nicht mehr gesehen – und so war ich schon sehr gespannt, wie er mir viele Jahre älter, und vermeintlich reifer, gefallen würde.

Dass man als filmerfahrenerer Erwachsener deutlich kritischer auf ihn blickt, wird dabei wohl kaum überraschen. Als Kind stört man sich einfach an gewissen Dingen nicht, gerade auch was bestimmte billige und/oder trashige Aspekte betrifft. Wobei man diesbezüglich auch gleich sagen muss, dass sich "Mörderspinnen" angesichts des niedrigen Budgets ausgesprochen wacker schlägt. Störender fand ich da schon die klischeehafte Liebesdreiecks-Geschichte, sowie den Mittelteil, in dem sich der Film dann doch ordentlich zu ziehen begann. Grundsätzlich weiß ich ja einen langsamen, gemächlichen Aufbau durchaus zu schätzen, und fand diesbezüglich auch das erste Drittel von "Mörderspinnen" durchaus gelungen, mit dem ersten Spinnen-Angriff (inkl. Einsatz einer Spinnen-Cam), der nachfolgenden Szene mit den Spinnweben in der Tankstelle, die Tarantel im Hotelzimmer, und so weiter. Im Mittelteil rückt dann nur halt leider die sehr klischeehafte Love-Story zwischen Rack und Diane in den Mittelpunkt, und man wähnt sich kurzzeitig in einer Seifenopfer und/oder einer Romanze. Da die Beziehung zwischen den beiden ohnehin nie glaubhaft ist, hätte man das wenn schon nicht streichen doch zumindest wesentlich kürzen können. Schauspielerisch ist "Mörderspinnen" auch nicht unbedingt ein Highlight. Selbst William Shatner scheint seine Rolle eher nur routiniert herunterzuleiern. Der Titelsong ist auch eher peinlich als sonst etwas. Und aus Tierschützer-Sicht ist zweifellos auch bedenklich, dass bei den Dreharbeiten unverkennbar ein paar der Titelhelden für dieses trotz allen Unterhaltungswerts künstlerisch jetzt nicht übermäßig anspruchsvolle Werk unfreiwillig ihr Leben gaben.

Szenenbild. Trotz dieser Kritikpunkte hat mir der Film insgesamt aber auch knapp 30 Jahre später immer noch gut gefallen. Angesichts des niedrigen Budgets ist das, was man hier auf die Beine gestellt hat, mehr als respektabel, wobei neben der Szene rund um den Flugzeugabsturz vor allem die Chaos-Massenszenen am Ende hervorstechen. Wie der Film überhaupt nach nettem Beginn und dann etwas zähen Mittelteil im letzten Drittel – beginnend mit dem Start des Flugzeugs – noch einmal so richtig aufdreht. Regisseur John Cardos beschert uns den einen oder anderen coolen Einfall (wie z.B. die Spinnen-Cam, oder auch die Kamera auf dem Flugzeug) sowie ein paar nette Einstellungen (z.B. die weggeschossenen Finger, oder auch die im Hintergrund aus der Lüftung in der Küche fallenden Spinnen), und vor allem die Masse an Spinnen, die hierfür herangekarrt wurde, ist teilweise wirklich beeindruckend. Der Soundtrack besteht zwar überwiegend aus – von Jerry Goldsmith komponiertem – Archivmaterial, passt jedoch wie die Faust aufs Auge. Und vor allem das Ende stach dann für mich hervor. Heutzutage mag sehr deutlich erkennbar sein, dass es sich um ein reines, statisches Matte-Painting handelt, aber die Idee dahinter finde ich selbst heute noch grandios, und damals als Kind hat mich dieser Ausgang definitiv beeindruckt (und verstört).

Fazit: Mit "Mörderspinnen" hat John Cardos eine gelungene Hommage an Monster-B-Movies der 50er Jahre geschaffen, der sich gerade auch angesichts des – bemerkbar – geringen Budgets absolut sehen lassen kann. Ja, das Drehbuch, die platten Figuren und die mittelmäßigen bis maximal soliden schauspielerischen Leistungen werden wohl kaum Preise gewinnen, die Romanze könnte klischeehafter nicht sein (und kann insgesamt nicht wirklich überzeugend), der Mittelteil ist doch ein wenig zäh, und dass beim Dreh damals tatsächlich einige Spinnen dran glauben mussten, ist aus Tierschutz-Sicht bedenklich. Aber der nette, sich zuspitzende Aufbau der Handlung, Cardos' sehr gute Inszenierung, die beeindruckende Anzahl an echten und Attrappen-Taranteln (die plausibel den Eindruck einer Spinnen-Epidemie vermitteln), das packende letzte Drittel, vereinzelte denkwürdige Momente, ein paar clevere Einfälle und nette Kamera-Einstellungen, sowie vor allem das düstere Ende sorgten dafür, dass mir "Mörderspinnen" auch nach all den Jahren immer noch sehr gut gefallen konnte – wenn ich auch zweifellos als Kind von ihm noch eine Spur beeindruckter und verstörter war. Die kleine Kult-Gemeinde, die das "Königreich der Spinnen" (so der englische Original-Titel) in den knapp 40 Jahren seit seiner Veröffentlichung um sich scharren konnte, hat er sich aber redlich verdient.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Koch Media)


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