Star Trek - TOS: Crisis of Consciousness
Ein Volk lechzt nach Vergeltung – um jeden Preis Kategorie: Star Trek (Literatur) - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 25 Mai 2015
 
Cover (c) PocketBooks
Titel: "Star Trek - The Original Series: Crisis of Consciousness"
Bewertung:
Autor: Dave Galanter
Übersetzung: -
Umfang: 390 Seiten
Verlag: Pocket Books
Veröffentlicht: 28. April 2015
ISBN: 978-1-4767-6260-7
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Gerade erst hat die Föderation ein Abkommen mit den Maabas getroffen, da erscheint ein Schiff der Kenisianer im System, und beansprucht den Planeten für sich. Zwar können die Angreifer vorerst zurückgeschlagen werden, der Versuch von Captain Kirk, eine diplomatische Lösung zu finden, stößt jedoch auf einen fruchtbaren Boden. Die Kenisianer ziehen sich zwar vorerst vermeintlich zurück, dabei handelt es sich jedoch nur um eine Finte. Vielmehr als am Planeten selbst sind sie jedoch an Waffen interessiert, die sie einst dort lagerten, ehe sie vertrieben wurden. Diese sind mächtig genug, um ganze Sektoren der Galaxis zu vernichten. Der Botschafter der Maabas, Pippenge, und Spock werden entführt, um ihnen dabei zu helfen, sie in Gang zu bringen – und den Schaden den sie anrichten können zu begrenzen, ist ihnen doch "nur" daran gelegen, das Sonnensystem jenes Feindes der sie einst vertrieben und dezimiert hat, zu vernichten. Während Spock versucht, den Angriff hinauszuzögern, nimmt die Enterprise die Verfolgung auf…

Review: Es ist alles eine Frage der Dosierung. Die klassische Serie bot ja im Verlauf ihrer drei Staffeln so gut wie keine Rückgriffe auf frühere Ereignisse und die Kontinuität, sondern erzählte eine unabhängige Geschichte nach der anderen. Die ersten Romane, die über sie geschrieben wurden, folgten dem Muster. In den letzten Jahren ging man dann vermehrt dazu über, Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen, die entweder als Fortsetzungen von "Star Trek"-Episoden funktionierten, und/oder versuchten, die Lücke zwischen der Serie und den Filmen bzw. generell in der Biographie der uns bekannten Figuren zu füllen, damit wir mehr über sie und ihr Leben erfahren. Eine Entwicklung, die ich ursprünglich sicherlich begrüßt habe. Allerdings, und da wären wir nun wieder bei meinem Eingangs-Statement: In letzter Zeit war es mir der Rückgriffe auf die Kontinuität innerhalb der "The Original Series"-Reihe schon fast wieder zu viel, schien jeder einzelne Romane sich auf irgendwelche bekannten Ereignisse, Figuren und/oder Völker aus der "Star Trek"-Geschichte zu beziehen, und man die Kunst des unabhängigen Einzelabenteuers entweder vergessen oder verlernt zu haben. Und so kam es, dass mir "Crisis of Consciousness", ein eben solcher Roman, der – mit Ausnahme des Auftritts von Carolyn Palamas (aus "Der Tempel des Apoll") sowie einer kurzen Anspielung auf eine spätere Entwicklung im Epilog – vom "großen Ganzen" gänzlich unabhängig ist, als willkommene Abwechslung (im Vergleich zum momentan dominierenden Trend) wirklich gut gefallen konnte.

Aber selbst von dem Aspekt abgesehen, dass solche Einzelabenteuer zuletzt eher die Ausnahme als die Regel waren, gab es an "Crisis of Consciousness" viel, dass mir sehr gut gefallen konnte. Die Charaktere bzw. auch ihre Interaktionen wurden von Dave Galanter ungemein gut getroffen, weshalb der Roman echtes TOS-Feeling versprühte. Zudem gelang es ihm, fast jeder Figur (eventuell mit Ausnahme von Sulu und Chekov, die sich nur äußerst sporadisch in Szene setzen können) einen Moment zu geben, um zu glänzen. Kirk und Spock mögen den Roman zwar zweifelsfrei dominieren – wobei vor allem letzterer aufgrund seines inneren moralischen Konflikts ob seiner Taten gegen Ende des Romans hervorsticht – aber im weiteren Verlauf bekommen auch McCoy, Scotty und Uhura starke Momente, die für mich hervorstachen. Wie er das gesamte Ensemble hier einbezieht, fand ich jedenfalls großartig. Aber auch die von ihm neu geschaffenen Figuren sind großartig. Der Botschafter der Maabas, Pippenge, stach für mich dabei ganz besonders hervor, da es sich bei ihm um eine Figur handelt, die doch tatsächlich Angst haben und diese auch offen zeigen darf, ohne ihn deshalb zur Witzfigur zu degradieren oder ihn als feig darzustellen. Das war wirklich höchst positiv. Sehr interessant fand ich aber auch Zhatan – vor allem aufgrund ihres inneren Konflikts. Generell fand ich die Idee, dass sich derart viele Persönlichkeiten einen einzigen Geist teilen – und welche Auswirkungen dies hat – sehr interessant.

Was Dave Galanter ebenfalls wunderbar gelingt, ist spannende Weltraumschlachten zu schreiben, die zudem stark taktisch geprägt sind, und wo Captain Kirk mit der einen oder anderen ungewöhnlichen, originellen Strategie aufwarten darf. Ich hab keine Ahnung, wie Galanter auf all diese Ideen gekommen ist, aber ich fand es ungemein faszinierend, Kirk dabei zuzulesen, wie er sich eine interessante Taktik nach der anderen überlegt, um sich gegen die Angriffe – insbesondere durch über zweihundert Raketen, die von den Kenisianern abgefeuert werden – zu wehren. Die letzte wesentliche Stärke ist dann die Story selbst. Einerseits, da sie durchaus wendungs- und abwechslungsreich daherkommt, und andererseits, da sie nicht einfach nur oberflächlich und gut unterhalten will, sondern durchaus auch eine Message transportiert, die sich im Wesentlichen mit der Frage nach dem Erbe von langjährigen Konflikten und verheerenden Kriegen auseinandersetzt. Mit den Maabas und den Kenisianern präsentiert Dave Galanter im Umgang mit solchen gesellschaftlichen Traumata zwei Philosophien, wie sie gegensätzlicher nicht sein können: Während erstere dazu bereit sind, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, klammern sich die Kenisianer an ihrem Hass und ihrem Schmerz fest, und vergiften den Geist der jüngeren Generation mit ihren Rachegelüsten. Hieraus lässt sich auch so manche klare – und wichtige – Aussage zu ähnlichen Konflikten in der realen Welt ableiten.

Ein paar kleinere Kritikpunkte habe ich dann aber doch auch noch vorzubringen. So fand ich, dass "Crisis of Consciousness" doch ein bisschen braucht, um in Fahrt zu kommen, und der Roman insgesamt vielleicht eine Spur zu lang ist. Zudem ist die Unabhängigkeit vom Rest der "Star Trek"-Kontinuität natürlich nicht nur eine Stärke (weil ich es eben als willkommene Abwechslung empfand), sondern insofern auch eine Schwäche, als die Ereignisse hier keinen übermäßig großen Bezug zur Serie haben, und der Roman dadurch im Vergleich zu anderen Erzählungen (wie, um nur ein Beispiel zu nennen, "Feuertaufe – McCoy: Die Herkunft der Schatten") etwas an Gewicht verliert. Und auch, dass es gleich wieder einen halben Quadranten zu retten gilt, fand ich entbehrlich. Dem hohen Unterhaltungswert des Romans taten diese kleineren Makel jedoch zumindest in meinem Fall kaum einen Abbruch.

Fazit: "Crisis of Consciousness" ist ein fantastischer Roman, der eine vom Rest der "Star Trek"-Kontinuität zwar weitgehend losgelöste Geschichte erzählt, aber nichtsdestotrotz vermochte, mich zu faszinieren und stellenweise sogar richtiggehend zu begeistern. Als wesentliche Stärken erweisen sich dabei die interessante und vielschichte Geschichte an sich, die mit einer wichtigen Message aufwarten kann, Dave Gallanters Gespür für die Figuren und die immer stimmige Schilderung ihres Verhaltens, ihrer Gedanken, und der Interaktionen zueinander, sowie die packend beschriebenen Weltraumkämpfe, die mit zahlreichen originellen Einfällen und außergewöhnlichen Taktiken seitens Kirk aufwarten können. Der Anfang mag sich noch ein bisschen ziehen, der Roman insgesamt eine Spur zu lang sein, und der eine oder andere mag Erzählungen die stärker mit der bekannten Kontinuität verbunden sind vorziehen, aber abseits dieser kleineren Mankos hat mich "Crisis of Consciousness" absolut überzeugt, und kann ich ihn allen Fans der klassischen Serie nur wärmstens empfehlen.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel


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