The Voices |
Rabenschwarze Komödie mit Ryan Reynolds
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 30 April 2015 |
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Kurzinhalt: Auf dem ersten Blick ist Jerry ein ganz gewöhnlicher Kerl, der in einer Fabrik die Sanitäranlagen herstellt einem geregelten Job nachgeht. Doch Jerry verbirgt ein düsteres Geheimnis: Denn wenn er in seinen eigenen vier Wänden zu Hause ist, kann er hören, wie seine beiden Haustiere, der Hund Bosco sowie der Kater Mr. Whiskers, zu ihm sprechen. Das allein wäre schon bedenklich genug; zusätzliche Brisanz gewinnt dieser Umstand jedoch dadurch, dass ihn Mr. Whiskers zunehmend dazu animiert, seinen düsteren Trieben zu folgen und schlimme Dinge zu tun. Zuerst scheint es noch so, als würde es Jerry gelingen, sich gegen diese Impulse zu wehren – doch als ihn Fiona, die hübsche Assistentin aus der Buchhaltung auf die er ein Auge geworfen hat, versetzt, scheint die Katastrophe unausweichlich… Review: Auf "The Voices" freue ich mich nun schon länger – weshalb ich die Möglichkeit, ihn im Zuge der Fright Nights als Österreichpremiere zu sehen, dankend angenommen habe. Und zumindest meine Erwartungen wurden von ihm voll und ganz erfüllt. "The Voices" ist eine rabenschwarze, bitterböse Thrillerkomödie die mich gleichermaßen unterhalten wie verstört hat. Zugegeben, als Österreicher hat man wohl von vornherein eine gewisse Affinität zum makaberen, schwarzen Humor, der einem, wenn schon nicht in die Wiege gelegt so doch zumindest schon in jungen Jahren antrainiert wird. Dem einen oder anderen wird so manche Szene vielleicht schon wieder zu finster und/oder zu absurd sein. Für mich hat der Humor aber – mit einer Ausnahme – prima funktioniert. Besagte Ausnahme bezieht sich auf die Musical-Nummer während des Abspanns. Wie für solche Filme üblich, wurde "The Voices" zunehmend düsterer, und vor allem auch der Ausgang des Geschehens war recht finster. Die darauffolgende, gute Laune verströmende Gesangseinlage fand ich daher ein bisschen als störend, da sie mich aus dieser schönen melancholischen Stimmung herausgelassen hat. Aber man wollte den Zuschauer halt wohl mit einem Lächeln aus dem Kinosaal schicken. Von diesem kleinen Manko abgesehen hat mir "The Voices" allerdings sehr gut gefallen. Eine solche Thrillerkomödie, bzw. eine Mischung aus Horror und Humor, ist in meinen Augen ja immer eine ganz besondere Herausforderung – die in diesem Fall aber phantastisch gelungen ist. Zugegeben, ich habe nicht bei allen Szenen gelacht die andere lustig fanden. So fand ich den ersten Mord z.B. eher tragisch, und hatte auf seltsame Art und Weise sowohl mit dem Opfer als auch dem Täter Mitleid. Letztendlich ist es aber ja auch egal, wie man auf eine Szene reagiert – Hauptsache man reagiert überhaupt. Lustig fand ich in erster Linie alles rund um Jerry und seine beiden Haustiere. Bosco und Mr. Whiskers erfüllen dabei die gängigen Klischees über Hunde und Katzen: Ersterer ist der treue Freund und Helfer, der sich bei jedem Klingeln an der Tür mutig dem vermeintlichen Eindringling entgegenstürzt, und seinem Herrl treu zur Seite steht. Mr. Whiskers wiederum ist der egoistische, selbstsüchtige Kater, der regelmäßig vehement sein Essen einfordert und Jerry zunehmend zu bösen Taten verleitet. Die Tatsache, dass sich Jerry seine sprechenden Haustiere natürlich nur einbildet, wird dabei u.a. – zumindest in der Originalfassung – dadurch verdeutlicht, dass Ryan Reynolds auch die beiden spricht. Die dazugehörigen Special Effects sind jedenfalls sehr überzeugend – und vor allem auch das freche Mundwerk von Mr. Whiskers sorgt dafür, dass das ganze trotz sprechender Tiere nie wie ein Kinderfilm wirkt. Aber auch Jerrys Gespräche mit seinen nachfolgenden "Gästen" sind – auf schwarzhumorige Art und Weise – sehr amüsant. Die eine oder andere brutale und/oder erschütternde Szene (wie z.B. Jerry's Apartment nachdem er "aufgewacht" ist) sorgt dabei jedoch dafür, dass dem Zuschauer das Lachen in regelmäßigen Abständen im Hals stecken bleibt. Genau so, wie es bei einer solchen, bitterbösen Thrillerkomödie ja auch sein soll. Ryan Reynolds habe ich zwar grundsätzlich bisher auch schon immer gemocht, aber ich kann nicht behaupten, bislang von ihm als einen wirklich guten Schauspieler gedacht zu haben. In "The Voices" zeigt er als problemgebeutelter Jerry aber eine phantastische, vielschichtige und immer überzeugende Performance. Dabei gelingt es ihm, dass wir trotz seiner Taten mit Jerry bis zu einem gewissen Grad sympathisieren und mitfühlen – was nun wahrlich keine kleine Leistung ist. Besonders grandios fand ich ihn dabei in den Szenen in der Arbeit, wo er zwar immer lächelt und freundlich ist, man jedoch erkennt, dass es sich dabei nur um eine Fassade handelt, die er nach außen hin aufrecht erhält. Seine dunkle Seite schwelt ständig nur leicht unter der Oberfläche. Ebenfalls sehr gelungen fand ich zudem die Leistungen von Gemma Arterton und Anna Kendrick, die ihre jeweiligen Rollen sehr überzeugend und spielfreudig zum Leben erwecken. Und auch Ella Smith und Jacki Weaver haben mir gut gefallen. Dennoch gehört der Film in erster Linie Ryan Reynolds – er trägt "The Voices" und offenbart in dieser Rolle eine Dunkelheit, die ich in seinen früheren Rollen nie wahrgenommen hätte. Seine Leistung allein ist es schon wert, sich den Film anzusehen. Fazit: Wer pechschwarze Komödien mag, dem sei dieser Thriller über seinen Psychopathen und Serienkiller in spe wärmstens ans Herz gelegt. Ryan Reynolds zeigt als Jerry die vermutlich bisher beste Leistung seiner Karriere, und auch die Nebenrollen sind mit u.a. Anna Kendrick, Gemma Arterton und Jacki Weaver hochkarätig besetzt. Die wahren Stars des Films sind jedoch Jerrys beiden Haustiere. Bosco und Mr. Whiskers sind dabei wandelnde Klischees – und wohl genau deshalb so amüsant. Egal ob Hunde- oder Katzenbesitzer, als Tierfreund wird man wohl das eine oder andere von seinen Vierbeinern zu Hause wiedererkennen. Zudem sind die sprechenden Tiere wunderbar getrickst. Die größten Stärken von "The Voices" sind jedoch das Drehbuch und die Regie. Es ist schon lange her, dass ich einen Film gesehen habe, der in einer Sekunde so witzig war, nur um mich in der nächsten derart zu verstörend. Ein Wechselspiel, das sich durch den gesamten Film zieht, und das ich – bis zum tonalen Bruch am Ende mit der übertrieben fröhlichen Musical-Nummer – höchst gelungen fand. Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Ascot Elite Entertainment Group)
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