Die Schöne und das Biest
Optisch imposante Neuverfilmung des Märchens Kategorie: Filme - Autor: Björn Flügel - Datum: Donnerstag, 18 Dezember 2014
 
 
Die Schöne und das Biest
Originaltitel: La belle et la bête
Produktionsland/jahr: F 2014
Bewertung:
Studio/Verleih: Pathé/Concorde Filmverleih
Regie: Christophe Gans
Produzenten: U.a. Richard Grandpierre & Frédéric Doniguian
Drehbuch: Sandra Vo-Anh & Christophe Gans
Filmmusik: Pierre Adenot
Kamera: Christophe Beaucarne
Schnitt: Sébastien Prangère
Genre: Fantasy/Romanze
Kinostart Deutschland: 01. Mai 2014
Kinostart Frankreich: 12. Februar 2014
Laufzeit: 112 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 6
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Vincent Cassel, Léa Seydoux, André Dussollier, Eduardo Noriega, Myriam Charleins, Audrey Lamy, Yvonne Catterfeld u.a.


Kurzinhalt: Ein wohlhabender Kaufmann verliert sein gesamtes Vermögen und flieht mit seinen drei Söhnen und drei Töchtern aufs Land. Während eines Unwetters verirrt er sich und rettet sich in ein verwunschenes Schloss. Als er für seine jüngste Tochter, Belle, eine Rose pflückt, erscheint ihm der Schlossherr, eine bedrohliche Bestie, und fordert für die Rose sein Leben. Der Kaufmann darf sich jedoch noch von seiner Familie verabschieden. Als Belle davon erfährt, entschließt sie sich, ihren Vater zu schützen und an seiner Stelle auf das Schloss zurückzukehren…

Review: Szenenbild. In den vergangenen Jahren hat die eine oder andere Märchenverfilmung die Kinokassen ordentlich klingeln lassen. Jüngste Beispiele sind "Maleficent - Die dunkle Fee" (2014) aus dem Hause Disney sowie Universals "Snow White an the Huntsman". Diese hatten jedoch mit den ursprünglichen Märchen kaum noch etwas zu tun, sondern waren in erster Linie moderne Fantasy-Spektakel. Insofern ist die vorliegende deutsch-französische Adaption des Märchens "Die Schöne und das Biest" nach Gabrielle-Suzanne de Villeneuve eine willkommene Abwechslung, denn Regisseur Christophe Gans ("Der Pakt der Wölfe") hält sich insgesamt sehr eng an die Vorlage, wobei er sich inszenatorisch deutlich an Jean Cocteau orientiert, der den Stoff 1946 verfilmte. Diese Fassung ist hierzulande unter dem Titel "Es war einmal" bekannt und gilt gemeinhin als die beste Adaption des Märchens. Und auch wenn Christophe Gans daran nicht zu rütteln vermag, ist ihm doch eine ausgesprochen ansehnliche Verfilmung gelungen.

In der Tat ist "Die Schöne und das Biest" ein visueller Leckerbissen. Dabei stechen die berauschenden, gemäldeartigen Bildkompositionen am meisten hervor. In unzähligen Einstellungen zeigt Gans eine fantastische und geheimnisvolle Märchenwelt, die einfach herrlich anzusehen ist. Angesichts der Masse der CGI-Effekte ist es auch bemerkenswert, dass man sie keinerzeit als aufdringlich oder gar erschlagend empfindet. Gans gibt dem Zuschauer jederzeit ausreichend Gelegenheit, die prachtvollen Aufnahmen auf sich wirken zu lassen und dadurch in die mythische Atmosphäre einzutauchen. Auch die opulenten Kostüme und Bühnenbilder faszinieren. Sie sind mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und fügen sich nahtlos in Gans' Märchenwelt ein. Alles in allem sieht man dem Film in jeder einzelnen Szene an, wohin das satte Budget von knapp 35 Mio. Euro geflossen ist, und ich kann es nur wiederholen: "Die Schöne und das Biest" ist ein wahrer Augenschmaus! Der exzellente Cast steht dem in nichts nach. Vor allem die als neues Bond-Girl gehandelte Léa Seydoux und der insbesondere in Frankreich gefeierte André Dussollier ("Diplomatie", 2014) gefallen. Erst durch ihre ausgezeichnete Performance gewinnen ihre Figuren so richtig Profil, und unter dem Strich sind sie schließlich die glaubwürdigsten Charaktere in diesem Märchen. Vincent Cassel ("Black Swan", 2010) spielt zwar als verwunschener Prinz solide auf, jedoch kann er als per Motion-Capture-Technik (vgl. "Planet der Affen - Revolution") realisiertes, haariges Biest nur bedingt überzeugen. Im Detail offenbaren sich einige Unzulänglichkeiten in der Animation, weshalb das Biest in den Nahaufnahmen ganz deutlich als künstlich erzeugtes Wesen erkennbar ist. Ohnehin wirkt das Biest gerade in denjenigen Szenen am besten und am effektivsten, in denen es sich in der Dunkelheit hält und sein Äußeres lediglich erahnbar ist. Sicher wäre es ein reizvoller Ansatz gewesen, das Biest mehr im Verborgenen zu belassen und sich auf wenige Nahaufnahmen zu beschränken. Ich denke, die Wirkung auf den Zuschauer wäre famos gewesen, hätte es dadurch noch weitaus furchterregender gewirkt, was der Liebesgeschichte deutlich mehr Würze gegeben hätte.

Szenenbild. Womit ich zu meinem ersten wirklichen Kritikpunkt komme. Mir ist natürlich klar, dass die Disney-Version von 1991 stark romantisiert ist. Aber Gans' Fassung leidet extrem darunter, dass Belles aufflammende Liebe zum Biest kaum nachvollziehbar ist. Während sie ihm in einer Szene noch unmissverständlich ihre Abscheu deutlichmacht, fühlt sie sich schon in der darauffolgenden Szene unsäglich zu ihm hingezogen. Ohne Erklärung, ohne ersichtlichen Beweggrund. Man fragt sich an dieser Stelle, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Ich kann nur spekulieren, dass hier eine signifikante Szene der Schere zum Opfer gefallen ist, die doch Licht ins Dunkel gebracht hätte. Darunter leidet dann auch schließlich nahezu die komplette zweite Filmhälfte, da die Dramatik der weiteren Geschehnisse für den Zuschauer kaum greifbar ist. Auch die Rückblenden, welche die Vergangenheit des Biestes aufrollen, fallen im Gesamtbild störend auf. Klar, sie sind zum Verständnis des Films notwendig, jedoch sind sie zum Teil so willkürlich eingestreut, wobei gerade der erste Rückblick ist auch noch so lang geraten, dass der Erzählfluss massiv behindert wird.

Schlussendlich wirkt dann auch noch der große Showdown extrem aufgesetzt. Mit den gewaltigen Steinkolossen, die alles niedertrampeln, kann ich mich leider überhaupt nicht anfreunden, denn einerseits erhält Belle nun ein völlig anderes Motiv, zum sterbenden Biest zurückzukehren, und andererseits begibt sich der Film damit zu sehr in Fantasy-Gefilde, wo er gar nicht hingehört. Es ist schade, dass der Film damit seinen ansonsten konsequenten Kurs verlässt. Die Schlussszene, in der dann aufgelöst wird, wer die Gute-Nacht-Geschichte vorträgt, hat mich auch nicht sonderlich umgehauen. Das war arg vorhersehbar und letzten Endes auch völlig überflüssig. Denn was will Monsieur Gans mit dieser Szene bezwecken? Sie erscheint mir eigentlich nur als öder, längst abgegriffener Gag.

Fazit: "Die Schöne und das Biest" überzeugt vor allem durch seine traumhafte Optik. Die Bildgestaltung ist phänomenal, die Ausstattung geradezu opulent. Regisseur Christophe Gans erzeugt eine insgesamt stimmungsvolle Märchenatmosphäre, die dem Stoff in jeder Hinsicht gerecht wird. Die brillante Besetzung macht den Film schließlich erst recht sehenswert, auch wenn ich inhaltlich den einen oder anderen Kritikpunkt hervorzubringen habe. Am schwersten wiegt jedoch, dass die Liebe zwischen Belle und dem Biest den Zuschauer nicht erreicht. Dadurch wird die Dramatik der Geschehnisse kaum spürbar. Der Showdown, speziell als die Steinkolosse lostrampeln, ist aus meiner Sicht nicht nur eine stilistische Entgleisung, sondern auch eine inhaltliche Verfälschung, da Belle im weiteren Verlauf ganz andere Motive erhält, um zum Biest zurückzukehren. Das ist insofern bedauerlich, als sich der Film ansonsten eng an das ursprüngliche Märchen hält.

Wertung:6 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2014 Concorde Filmverleih)


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