Mauern der Gewalt |
Klischeehaftes Gefängnis-Drama
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Freitag, 31 Oktober 2014 |
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Kurzinhalt: Wegen seiner Aggressivität wird der 19-jährige Eric aus dem Jugendknast in den Strafvollzug für Erwachsene verlegt. Dort begegnet er seinem Vater Neville, zu dem er praktisch gar kein Verhältnis hat. Nachdem Eric sowohl Mithäftlinge als auch Wärter gegen sich aufgebracht hat, stellt sich Neville seiner Verantwortung als Vater und nimmt seinen Sohn unter seine Fittiche. So bringt er ihn in die Therapiegruppe des Sozialarbeiters Oliver, um seine Aggressionen in den Griff zu bekommen. Doch zunächst ist Eric nicht daran gelegen, sein Verhältnis zu seinem Vater aufzuarbeiten… Review: ![]() Weiterhin bezweifle ich die Authenzität des hier geschilderten Gefängnisalltages. Selbst wenn ich glauben würde, dass die hier dargestellten Aggressionen unter den Gefangenen wirklich an der Tagesordnung wären, dann wäre es erst recht unwahrscheinlich, dass sie sich nahezu frei und ohne jede Aufsicht innerhalb des Gefängnisses bewegen könnten. Ah, nein, denn die Wärter sind natürlich bestechlich und bessern sich ihr Gehalt auf, indem sie bewusst "wegsehen" oder den Insassen den einen oder anderen Wunsch erfüllen. Und so ist es dann auch möglich, dass ein Mitgefangener seinen Geschäften erfolgreich nachgehen und im Knast sowieso alle Strippen ziehen kann. Der Einzige, der an Eric glaubt und ihm einen Weg aus der Gewalt heraus zeigt, ist der gutgläubige Sozialarbeiter Oliver (Rupert Friend), an dessen Therapiegruppe neben Eric - logischerweise - ausschließlich schwarze Häftlinge teilnehmen. Der Film ist sich wirklich für kein Klischee zu schade, und insofern ist es kein Wunder, dass die Gefängnisprämisse, die Regisseur Mackenzie ausgiebig etabliert, den Film nicht zusammenzuhalten vermag. Für die Vater-Sohn-Geschichte nimmt er sich viel zu wenig Zeit, so ist sie kaum nachvollziehbar und erreicht den Zuschauer einfach nicht. Die wenigen gegebenen Hintergrundinfos, die meist nur in Nebensätzen abgehandelt werden, reichen längst nicht dazu aus, um mit den Figuren mitzufühlen und ihre Beweggründe zu verstehen. Das ist schade, wäre die Aufarbeitung des zerrütteten Vater-Sohn-Verhältnisses doch bestens dazu geeignet gewesen, neben der körperlichen Gewalt auch den psychischen Druck der Gefangenschaft zu thematisieren und dem Film als solchen eine Substanz zu geben. Doch so bleibt dieser Aspekt nicht mehr als nur eine Randnotiz. ![]() Fazit: Auf den ersten Blick sieht "Mauern der Gewalt" sehr gut aus. Mit Jack O'Connell präsentiert der Film einen hervorragenden Hauptdarsteller, die Optik ist durchaus ansprechend und verleiht dem Film eine gewisse Ästhetik. Jedoch sei davor gewarnt, ihn als authentisches, realitätsnahes Knastdrama zu betrachten, denn das ist der Film keineswegs! Regisseur David Mackenzie schildert exzessiv den rauhen, harten Knastalltag bzw. das, was er dafür hält, wobei er kaum ein Klischee auslässt und die psychischen Aspekte von vornherein unter den Tisch fallen lässt. Die eigentliche Story, die Vater-Sohn-Geschichte, vernachlässigt er sträflichst, so dass sie kaum nachvollziehbar ist und den Zuschauer emotional nicht erreicht. Spannend ist der Film insofern nicht. Wertung:5 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2014 Ascot Elite Home Entertainment)
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